Wähler und Wahlverhalten Flashcards

1
Q

Kapital 3 Wähler und Wahlverhalten

  1. Die soziale Zusammensetzung der Wählerschaft
A

welche Schichten in Deutschland besteht die Wählerschaft
-76% aller Bewohner Wahlberechtigt bzw. 83. der deutschen Wohnbevölkerung
—Frauen stellen mit 51,8% etwas mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten

nach der Wählerschaft nur noch zu knapp 60% „Arbeitsgesellschaft“:
-57% berufstätig, 2% arbeitslos, 41% „Nichterwerbspersonen“ (Hausfrau/mann, Schüler/Studierende, Rentner)
- nach Max Weber: große „Erwerbsklasse“ kleine nicht länger strukturbestimmende „Besitzklasse“, wachsende „Versorgungsklasse“
—weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit würde die Versorgungsklasse vergrößern

gemessen am Bildungsstand, Trend zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft:
-18% waren Universitäts- und Hochschulabsolventen (2013), Bürger mit Hochschulreife 20%, mittlerer Reife 33%, Haupt. 22%
-große Mehrheit ist nicht Mitglied einer Gewerkschaft
—gewerkschaftlich organisierte Wähler Minderheit mit 14% (nach wie vor ein beträchtliches politisches Gewicht)

Alter (2013):
-18-29, 15,85
-Ü60, 34,4%
-religiös-konfessionelle Konfliktlinie seit der Wiedervereinigung dreigeteilt: 1/3 römisch-katholisch (Süd/Südwesten), 1/3 (35%) protestantisch-evangelisch (Nord/Nordwesten), 29% konfessionslos (davon 2/3 in den neuen Bundesländern
—3% Mitglied anderer Religionsgemeinschaften (unter ihnen viele Muslime)

Wandel des nichtreligiösen Wertehaushalts:
-Anteil der „Materialisten“ geringer geworden und der Anteil der „Postmaterialisten“ größer
—2012, Anteil der Postmaterialisten im Westen bei 30%, im Osten 24%; Materialisten bei 10% und 14%; Mischtypen bei 60% und 62%

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Q

3

2.Wahlbeteiligung

A

die meisten Wahlberechtigten machen Gebrauch ihres Wahlrechts:
-international überdurchschnittlich, rund 4% drüber
-allerdings sinkt die Wahlbeteiligung der Tendenz nach, noch stärker bei Landtagswahlen (am schlimmsten: Kommunalwahlen und EU-Parlamentswahlen)
—wenn die Wahlbeteiligung das „Fieberthermometer“ der Demokratie ist, dann sind Wahlen bei denen mindestens die Hälfte nicht teilnimmt eine schwere Krankheit

Gründe für die unterschiedliche Wahlbeteiligung:
-Streitwert einer Wahl: wichtige Streitfragen (bei hochkontroversen Themen), polarisierten Wählerschaft, Kopf-an-Kopf-Rennen der Kontrahenten; werden mehr Wähler mobilisiert
-jüngere Wähler gehen seltener zur Wahl
-niedrige Parteienidentifikation und verbreitete Unzufriedenheit dämpfen ab
-Stimmabgabe nicht mehr eine fraglos hingenommene Staatsbürgerpflicht
—vielerlei verantwortlich, nicht zuletzt das Abbröckeln von Pflicht- und Akzeptanzwerten

Wahlbeteiligung größtenteils von Standartdeterminanten politischer Beteiligung abhängig:
-je höher Ausbildungsstand, beruflicher Status, Überzeugung dass die eigene Stimme politisch wirksam sei, desto höher ist die Partizipationsbereitschaft

„Partei der Nichtwähler“ existiert nicht:
-konjunkturelle Protestwähler, Dauer-Nichtwähler, weil sie die Spielregeln des politischen Wettbewerbs ablehne
—nicht zu vergessen konjunkturelle Nichtwähler , die sich von einer anlöten zu einer neuen Parteiidentifikation bewegen

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3
Q

3

3. Die Stimmenverteilung auf die politischen Parteien

A

seit 1949 zwei Parteien mit beträchtlichem Abstand bevorzugt:
-CDU/CSU und SPD, Abstand bei den Stimmenanteile ist größer geworden

mittlerer Fragmentierungsgrad zeichnet sich ab:
-fünf Parteien sind im Bundestag von 2013 vertreten (CDU, CSU, SPD, Linke, Grünen)
-Stimmanteile der kleineren Parteien: kleinere Parteien haben 2013 32,7% der Zweitstimmen geholt (1987 nur 17,4%)
—Zenit der Volksparteien 1976 mit einem Stimmenanteil von 91,2%

Kräfteverhältnisse zwischen Parteien und parteipolitischen Lagern
-bis 1990 hatten die bürgerlichen Parteien (CDU/CSU, FDP) immer mehr als die Hälfte der Zweitstimmen und höheren Stimmenanteil als die wichtigsten Mittellinks- und Linksparteien
—SPD schließt Koalitionen mit der Linkspartei auf der Bundesebene aus

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4
Q

3

4. Wählerverhalten: beweglicher als zuvor

A

Faktoren die auf das Wählerverhalten einwirken:

1) wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen und das nähere Umfeld des Wählers
2) sozialstrukturelle und sozialpsychologische Merkmale der Stimmberechtigten
3) Bewertung der Spitzenkandidaten der Parteien, die innere Haltung der Wähler zu den wichtigsten Streitfragen(„issues“) der Wahl und die Problemlösungskompetenz, sowie Parteiidentifikation

Zusammenhang der Determinanten:
-3) wird durch die Parteiidentifikation geprägt: Gradmesser der psychologischen Parteimitgliedschaft eines Wählers; beeinflusst maßgeblich die Wahrnehmung und Bewertung des parteipolitischen Angebotes
—Abweichungen kommen aber auch zustande, beispielsweise Politik von Partei „A“ von den Erwartungen abweicht oder wenn die Spitzenkandidaten der Partei „B“ größere Ausstrahlung haben

Parteiidentifikation wird von vielen Faktoren geformt:
-insbesondere Verankerung des Wählers in der Sozialstruktur und seine Werteorientierung
-Arbeiter eher Linkspartei, Freiberufler/Selbstständige/Landwirte bürgerliche Partei, kirchliche Anhänger Unionspartei
—Wähler ohne religiöse Bindung stimmen überproportional für eine der nichtreligiöse Mitte-links- oder Linkspartei oder für die Liberale

Werteorientierung:
-Materialisten eher bürgerliche Parteien oder SPD; Postmaterialisten überproportional libertäre/ökologische/pazifistische Parteien (teilweise auch linken Flügel der Sozialdemokraten)

Zahl und Anteil der Wähler mit stabiler Parteiidentifikation nimmt ab:
Wahlverhalten mit geringer oder fehlender Parteiidentifikation wird viel stärker durch individuelle Kalküle, Medieneinfluss, Meinungsklima, Tagespolitik, Stimmung, wirtschaftliche Lage und Ost-West-Unterschiede
—im Osten eher nach links geneigt

zwischen Frauen und Männer nicht groß:

  • CDU/CSU lagen vorne (Merkel)
  • Altersgruppen je öfter desto höher Stimmenanteil der Union
  • auch bei der „Erwerbsklasse“
  • „Versorgungsklasse“: Rentner Union, Arbeitslose die Linke und SPD
  • katholisch eher Union, protestantisch vermehrt Union

ökonomischklassenpolitische Spaltungslinie:
-„Sozialstaatskonflikt“, „zwischen marktliberalen und an sozialer Gerechtigkeit orientierten, statsinterventionistischen Positionen“

ferner wahlkampfspezifische Konstellationen:
-Problemlösungskompetenz wird der Union zugeschrieben

Wahlkampfführung, Vorteile der Union:

  • (2005) statt „Angriffswahlkampf auf Rot-Grün“, eigene Regierungsvorstellung zu detailliert im Zentrum
  • (2009) Konzentration des Wahlkampfs auf die Kanzlerin
  • (2013) noch stärker auf asymmetrische Demobilisierung, durch Annäherung an die SPD

Wahl kleinerer Parteien:

  • überdurchschnittlich hoch Linkspartei im Osten, Grünen im Westen
  • Grünen von in Ausbildung befindlicher Wähler und Wählern mit Gymnasial- oder Universitätsabschluss
  • „policy-voting“, Stimmabgabe nach Sachthemen
  • Schwerpunkte der FDP-Wähler: jüngerer Wähler, ferner bei selbstständigen und Wählern mit Hochschulreife oder höher

AfD Wählerschaft relativ heterogen:
-zwei Wählergruppen: 1/3 Euro-Skeptiker (liberal-konservativen Werten), 2/3 Protestwähler und Wähler mit migrationsfeindlichen Kurs (Rechtspopulismus wächst in der Partei)

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5
Q

3

5. MIlieubindungen und Parteiidentifikation

A

Einfluss klassischer sozialer Millieus auf das Wahlverhalten ist insgesamt schwächer geworden:
-Grund Strukturwandel
—nach wie vor stimmen gewerkschaftliche Arbeiter mit schwacher religiöser Bindung mehrheitlich für Linkspartieen, insbesondere für die SPD, und religiös orientierte für die Union

selbst in Stammwählerschaften kommen größere Abweichungen zustande:
-„class-voting“ und „working class tories“; Klassenwahlverhalten praktiziert und ein beachtlicher Teil der Arbeiter sich als „working ...“ entpuppt (Großbritannien)

Großbritannien und Deutschland der Anteil der Wähler mit schwacher oder fehlender Parteiidentifikation größer als vor zwei/drei Dekaden:
-Anteil der Wähler mit schwacher oder ohne Parteiidentifikation zwischen 1976 bis 2009 von 40 auf 64 Prozent im Westen; mit starker sank von 45 auf 32 Prozent
-Wählerstimmenmarkt ist in Deutschland beweglicher geworden aufgrund von Wählerverhaltns auf die kurzfristige Natur und jenseits der sozialstrukturellen und wertbezogenen Determinanten des Wähelrverhalten
—Wahlkampf und Medien wichtiger für Wählergruppen mit schwacher oder fehlender als für Wähler mit stabiler

Ursache und Trends der Parteibindungen bleiben zufolge wenige Wähler lange ohne Parteiidentifikation:
-Parteiidentifikation demnach keine Konstante, sondern wandelbar
—Trend zur Erosion der Wählerbindungen („dealignment“) in DE geringer als z.B. USA

Wählerverhalten insgesamt weniger berechenbar — größere Beweglichkeit = große Zahl der Wechselwähler

Einfluss von kurz- und mittelfristigen Bestimmungsfaktoren auf das Wählerverhalten stärker als weitverbreitete Parteiidentifikation
-Art der Streitfragen, Präsentation und Wahrnehmung der Spitzenkandidaten, Problemlösungsprofil werden wichtiger
-sowie: Massenmedien
-kan mit größerer Irrationalität einhergehen, mehr Ungewissheit und größerer Stress für alle Wahlkämpfer
—alle Wahkämpfer müssen nun mehr für die Mobilisierung der Wählerstimmen aufwenden

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Q

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6. Bundestags- und Landtagswahlen im Vergleich

A

Wählerstimmenmärkte sind deutschlandweit nicht einheitlich:

  • unterschiedliche Verteilung der Zweitstimmen
  • Beispiel CDU/CSU: bundesweit 2013 41,5%, 41,5% in BaWü, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Pfalz und Sachsen; schwächsten Ergebnis Bremen 29,3%

langfristig Durchschnittswerte:

  • Union dominiert Süddeutschland
  • SPD in der Regierungsbildung in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg., NRW, Pfalz
  • neuen Ländern die Linke

verschiedene Determinanten des Wählerverhaltens ein je nach Bundesland unterschiedliches Gewicht haben
religiöse Bindung in den neuen Bundesländern geringe Rolle

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