Vorlesung 4 - Operative Fallanalyse Flashcards
Was ist die operative Fallanalyse?
Eine Fallanalyse ist ein kriminalistisches Werkzeug welches das Fallverständnis bei Tötungs- und sexuellen Gewaltdelikten sowie bei anderen geeigneten Fällen von besonderer Bedeutung auf Grundlage objektive Daten und Informationen zum Opfer mit dem Ziel, unterstützende Hinweise für die Ermittlungsarbeit zu liefern
Wie ist das Verfahren der Fallanalyse aufgebaut?
Schritt 1: Vorbereitung
- Prüfung der Eignung des Falls für Fallanalyse
- Bestimmung des Moderators, Zusammenstellen des Teams
- Besichtigung des Tatorts
Schritt 2: Durchführung
- Rekonstruktion und Bewertung des Tatablaufs
- Bewertung der Verhaltenseffizienz
- besondere, auffällige Verhaltensweisen, deliktuntypisches Verhalten des Täters
- Strukturiertheit des Täters
- Motivbewertung
- Täterprofil erstellen
Schritt 3: Präsentation der Ergebnisse
- Schriftlicher Bericht
- Präsentation der Ergebnisse an Dienststelle
Was sind die grundlegenden Charakteristika der Fallanalyse?
Fallanalyse als Teamarbeit
- 3-8 Fallanalytiker an einem Fall
Interdisziplinarität
- Kriminalbeamten, Psychologen, Rechtsmediziner
Hypothesengeleitet
- durch die Verknüpfung von sicherem mit hypothetischem Wissen
Ergebnisse als Wahrscheinlichkeitsaussagen
- dienen der Schwerpunktsetzung bei der Ermittlungsarbeit
Wie funktioniert die Erhebung objektiver Falldaten?
Erstbericht zur Auffindesituation
Tatortbefund
Obduktionsbefund
Kartenmaterial
Angaben zum Opfer
Ggf. Opfervernehmungen
Untersuchungsbefunde
Umgebungsvariablen
Tatortbesichtigung durch das ganze Team
Was ist die Tathergangsanalyse?
Versuch aus objektiven Tatbestandsmerkmalen Verhalten zu finden, zu definieren und zu klassifizieren, um Täterentscheidungen festzustellen und so Verhaltensbereiche zu erkennen, die nur für eine Person charakteristisch sind
In welchen Schritten wird der Tatablauf bei einer Fallanalyse rekonstruiert?
Vorbereitung und Planung der Tat:
Fallanalytiker versucht in Erkenntnisse über das Verhalten des Täters vor der Tat zu gewinnen
Tatdurchführung:
Analyse des Ausmaß an Planung und Kontrolle über das Opfer
Täter/Opfer Interaktion
Beseitigung der Leiche:
Muster der Beseitigung, zustand des Körpers / Kleidung, Inszenierung / Positionierung, Lokalisation der Leiche
Verhalten nach der Tat:
Unmittelbare Reaktion des Täters
Was ist der “Modus Operandi”?
Der Modus Operandi beschreibt Verhaltensweisen, die ein Täter mit dem Ziel ausführt, seine Tat effektiv und zielgerichtet durchzuführen
Identifikation des Modus Operandi durch detaillierte Analyse der am Tatort vorhandenen Beweise und Auswertung der Opfer- und Zeugenaussagen
Der Modus Operandi dient folgenden Zielen:
- Erreichen des geplanten Ziels, bzw. Vervollständigung der Tat
- Geheimhaltung der Identität des Täters
- Flucht vom Tatort