Vorlesung 23 - Viktimologie Flashcards
Was ist Viktimisierung?
Viktimisierung = Opfererfahrung
primäre Viktimisierung:
unmittelbare Opfererfahrung, Schädigung durch die Straftat selbst
sekundäre Viktimisierung:
negative Folgen durch die Reaktion der Umwelt, wie reagiert die Umwelt darauf, dass jemand zum Opfer geworden ist (bei Überreaktion bspw. Ausbildung depressiver Symptomatik)
tertiäre Viktimisierung:
durch Internalisierung der Opferrolle und Identifikation als Opfer
Wie kann Opferforschung Erkenntnisse über das Dunkelfeld der Kriminalität liefern?
Opferbefragungen dienen der Aufhellung des Dunkelfeld
Methode: repräsentative vs. Stichprobenbefragungen
Studien zeigen: 40-60% der Delikte werden nicht zur Anzeige gebracht
Männer tendenziell häufiger Opfer von Straftaten, Frauen häufiger Partnerschaftgewalt und Sexualdelikte
50% der befragten Opfer von Körperverletzung, wegen gruppenbezogener Vorurteile
Sexualdelikte größtes Dunkelfeld
Welche viktimiserungsfördernden Bedingungen treten in Einrichtungen auf?
Personen leben in Einrichtungen, weil
- von ihnen eine Gefahr für andere oder sich selbst ausgeht
- sie eines besonderen Schutzes bedürfen
- ihnen die Fähigkeit zu selbstständiger Lebensführung fehlt
Problem: In zwecksbestimmten Einrichtungen treten diese kritischen Merkmale konzentriert auf
Viktimisierungsfördernde Bedingungen:
- reduzierte Privatheit und Individualität
- Einschränkungen der Bewegungsfreiheit
- Einschränkungen in der Handlungs- und Entscheidungsautonomie
- Beaufsichtigung und Unterwerfung unter hierarchischen Bedingungen
- Herausbildung von Subkulturen
Welche Probleme stellen sich bei der Beurteilung von Viktimisierung in Einrichtungen?
“hidden population” “hard to reach population”:
Gruppen mit eingeschränkter Erreichbarkeit und Befragbarkeit
Forschungszugang zu Personen in Einrichtungen erschwert durch sog. “gatekeeper” (Leiter der Einrichtung)
Zudem: Problematik der Operationalisierung des “Opferwerdens” (pflegerische Maßnahmen)
Wie findet Viktimisierung in Gefängnisse statt?
Jugendstrafvollzug stärker betroffen als Erwachsenenverzug (43% aller gemeldeten Gewaltdelikte)
Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung, Erpressung
Aber: großes Dunkelfeld
Befragung von Inhaftierten (Erwachsene):
- 23% Viktimisierung durch körperliche Gewalt
- 2% Viktimisierung durch sexuelle Gewalt
Befragung von Inhaftierten (Jugendliche):
- 49% Viktimisierung durch körperliche Gewalt
- 3% Viktimisierung durch sexuelle Gewalt
Was ist der Täter-Opfer-Ausgleich?
Außergerichtliche Konfliktbewältigung
Wiederherstellung des Rechtsfriedens zwischen Täter und Opfer
Voraussetzung: Freiwilligkeit
Durchführung durch neutrale, unabhängige Person
- auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft oder des Gerichts
Vorteile für das Opfer:
- aktiv und selbstbestimmt seine Interessen und Sicht der Tat einzubringen
- Materielle und immaterielle Folgen verdeutlichen
- Verringerung/Vermeidung negativer Affekte durch “Kennenlernen” des Täters