Klausurthemen - Schwerpunkte Flashcards

1
Q

Wie unterscheidet sich das Hell- und Dunkelfeld der Kriminalität?

A

Hellfeld:
- alle Straftaten, die in Strafverfolgungsbehörden bekannt geworden sind
- Unterscheidung in Verurteilungen, Tatverdächtigungen und Aburteilungen

absolutes Dunkelfeld:
- Gesamtheit der Straftaten, die Unbekannt sind und nicht mittels Forschung erhoben werden können (z.B. Tod von Opfern, schwere Behinderungen, etc.)

relatives Dunkelfeld:
- nicht angezeigte Straftaten, die mittels Forschung erhoben werden kann
- Bsp. Befragung von verurteilten Straftätern / Opferbefragung

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2
Q

Wie sind die Erinnerungshilfen des kognitiven Interviews nach Geiselman & Fisher definiert?

A
  1. Mentales Zurückversetzen in den Wahrnehmungskontext
  2. Aufforderung an die Befragten, alles zu berichten, was Ihnen einfällt
  3. Schilderung in unterschiedlichen Reihenfolgen
  4. Schilderung der Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven
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3
Q

Was ist das Ziel des kognitiven Interviews und wie unterscheidet sich das erweiterte KI?

A

Verbesserung der Gedächtnisleistung (Qualität und Quantität)

Umfang und Zuverlässigkeit eines Zeugenberichts wird von der Effizienz des Gedächtnisabrufes beeinflusst

Erinnerungshilfen + dynamischer Kommunikationsprozess + Gesprächsführung
= “erweitertes kognitives Interview”

“kognitives Interview” definiert durch Erinnerungshilfe von Geiselman & Fisher

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4
Q

Wie sollte das Vernehmungsgespräch im kognitiven Interview gestaltet sein

A

Keine Bewertung von Handlungen

Keine Bewertung von Personen

Keine Vorwürfe an die Befragte Person

Für Bemühungen loben, aber keine Inhalte verstärken

Dynamischer Kommunikationsprozess:
- Blickkontakt
- Vermeidung von Anzeichen von Anspannung
- Langsam sprechen, kurze Sätze
- Pausen zulassen und aushalten
- Gesprächseinstieg mit neutralem Thema
- Erwartungen kommunizieren

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5
Q

Wie ist der Ablauf einer Beschuldigtenvernehmung nach dem PEACE-Modell aufgebaut?

A

Preparation and Planing, Engage and Explain, Account, Closure and Evaluation

Planung und Vorbereitung: Unvoreingenommenheit sicherstellen, umfangreiches Fallwissen aneignen, Hypothesen aufstellen

Einvernehmen herstellen: Arbeitsbeziehung herstellen, rechtliche Belehrung, Vernehmungszweck formulieren,

Rede und Antwort: Informationsgewinnung, KI, aktives Zuhören, Beziehungsgestaltung, verbale und nonverbale Kommunikation beachten

Abschluss: Zusammenfassen, Informieren über Vorgehen, Protokoll unterschreiben lassen

Auswertung: hinsichtlich Inhalten, Bedeutung für die Ermittlungen, eigenes Vernehmungsverhalten analysieren

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6
Q

Wann wird ein Beschuldigter für schuldunfähig befunden?

A

Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung einer Tat wegen einer

krankhaften seelische Störungen
tiefgreifenden Bewusstseinsstörung
Intelligenzminderung
schweren anderen seelischen Störungen

unfähig ist, das Unrecht seiner Tat einzusehen, oder nach dieser Einsicht zu handeln

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7
Q

Welche Störungen können zu den Eingangsmerkmalen der krankhaften seelischen Störungen zugeordnet werden?

A
  • körperlich begründbare Psychosen
  • exogene und endogene Psychosen
  • Alkohol- und Substanzmittelintoxikation
  • körperliche Abhängigkeiten
  • Epileptische Erkrankungen
  • genetisch bedingte Erkrankungen (z.B. Trisomie)
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8
Q

Welche Störungen können zu den Eingangsmerkmalen der Intelligenzminderung zugeordnet werden?

A

Störungen der Intelligenz ohne nachweisbare organische Grundlage

IQ-Wert < 70 (mind. 2 Stdabw unter Mittelwert)

IQ-Wert allein nicht ausreichend

wenn zusätzlich relevante Einschränkung der Funktionstüchtigkeit vorliegt

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9
Q

Welche Störungen können zu den Eingangsmerkmalen der tiefgreifenden Bewusstseinsstörung zugeordnet werden?

A

greift nur dann, wenn zum Tatzeitpunkt keine psychiatrische Störung vorliegt

nur bei psychisch gesunden Menschen

  • Bewusstseinsveränderungen mit erheblicher Einengung der psychischen Funktionsfähigkeit
  • extreme Belastungssituationen
  • massive affektive Belastungen wie Angst oder Wut; extremer Erregungszustand
  • “seelische Gefüge erheblich erschüttert oder zerstört”

Beispiel:
extreme Eifersucht, die plötzlich ausbricht und den Täter “mitreißt”

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10
Q

Welche Störungen können zu den Eingangsmerkmalen der schweren anderen seelischen Störung zugeordnet werden?

A

Sammelbegriff

  • Persönlichkeitsstörungen
  • paraphile Störungen
  • Abhängigkeiten (nicht körperlich)
  • Impulskontrollstörungen

Spezifität zur inkriminierten Tat entscheidend

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11
Q

Was sind die Schritte der Schuldfähigkeitsbeurteilung?

A

Diagnosestellung nach ICD-11 / DSM-5 (keine Voraussetzung)

Beurteilung der Schwere

Zuordnung zu den Eingangsmerkmalen

Beurteilung der Einsichtsfähigkeit

Beurteilung der Steuerungsfähigkeit

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12
Q

Wie wird die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit von Beschuldigten beurteilt?

A

Einsichtsfähigkeit
- reichen kognitive Funktionen aus, um eine Einsicht in das Unrecht eines Handeln zu ermöglichen?

  • in der Regel vorhanden, es sei denn der Beschuldigte leidet unter erheblichen intellektuellen Einbußen oder psychotischer Realitätsverkennung
  • Bei Einsichtsunfähigkeit erübrigt sich jede weitere Prüfung

Steuerungsfähigkeit:
- Hätte der Beschuldigte in der konkreten Tatsituation aufgrund der diagnostizierten Störung überhaupt anders handeln können?

  • Fähigkeit, nach der vorhandenen Einsichtsfähigkeit zu handeln?
  • gestörte Handlungsmöglichkeiten
  • detaillierte Analyse der Tatumstände
  • Die “potenziell-dispositionelle Fähigkeit oder Unfähigkeit” der Täterpersönlichkeit
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13
Q

Wie ist die Unterbringung von Beschuldigten gemäß §63 StGB in psychiatrischen Krankenhäusern geregelt?

A

Die Anlasstat muss für den Zustand des Täters “symptomatisch” sein

Einschränkung der Schuldfähigkeit und zukünftige Gefährlichkeit müssen dieselbe “Defektquelle” haben

weitere Straftaten müssen zum Zeitpunkt der Hauptverhandlung “wahrscheinlich” sein

“… wenn die Gesamtwürdigung der Täters und der Tat ergibt, dass von ihm erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind und er deshalb für die Allgemeinheit gefährlich ist.”

bei verminderter oder vollständiger Schuldunfähigkeit

Unterbringung endet mit:
- Tod des Untergebrachten
- Aussetzung auf Bewährung
- eingetretener Unverhältnismäßigkeit

Voraussetzung für Bewährung: wird festgestellt durch günstige Kriminalprognose/Besserung

alle 3, nach 6 Jahren alle 2 Jahre psychiatrische Gutachten

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14
Q

Wie ist die Unterbringung von Beschuldigten gemäß §64 StGB in einer Enziehungsanstalt geregelt?

A

Hat der Täter den Hang, alkoholische Getränke oder andere berauschende Mittel im Übermaß zu sich zu nehmen?

“… wenn die Gefahr besteht, dass der Täter infolge seines Hanges erhebliche rechtswidrige Taten begehen wird”

Anordnung nur, wenn hinreichende, konkrete Aussicht besteht, dass Person durch Behandlung in einer Entziehungsanstalt zu heilen ist, oder erhebliche Zeit vor dem Rückfall oder Begehung rechtswidriger Taten ermöglicht wird

Schuld unfähig oder vermindert schuldfähig

auf 2 Jahre begrenzt, bei keiner Aussicht auf Heilung folgt Entlassung aus Maßregel

Aber: Freiheitsstrafen können noch angeordnet werden

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15
Q

Wie ist die Unterbringung von Beschuldigten gemäß §66 StGB in der Sicherheitsverwahrung geregelt?

A

“Das Gericht ordnet neben der Strafe die Sicherungsverwahrung an, wenn …”

jemand zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr wegen einer Straftat verurteilt wird, die
- sich gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die persönliche Freiheit oder die sexuelle Selbstbestimmung richtet

Die Gesamtwürdigung des Täters und der Tat ergibt, dass er infolge eines Hanges zu erheblichen Straftaten zum Zeitpunkt der Verurteilung für die Allgemeinheit gefährlich ist

bei voller Schuldfähigkeit

Pflicht zur Bereitstellung therapeutischer Angebote

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16
Q

Wie ist der juristische Rechtsbegriff definiert?

A

Vorwerfbarkeit: Der Beschuldigte muss gegen bestehende Gesetze verstoßen haben

Zumutbarkeit von normgemäßen Verhalten: Der Beschuldigte muss in der Lage sein, sich nach den Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders zu verhalten

Bewusstsein der Rechtswidrigkeit: Der Beschuldigte muss wissen können, dass er mit seinem vorwerfbaren Verhalten zur Verantwortung gezogen wird

Entscheidung, schulhafte Handlung zu verwirklichen: Der Beschuldigte muss zu einem anderen als dem strafbaren Handeln in der Lage gewesen sein

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17
Q

Was bedeutet der Grundsatz “actio libera in causa”?

A

Spezialfall der Schuldfähigkeitsbeurteilung

Tat wurde im Zustand einer verminderte oder aufgehobenen Steuerungsfähigkeit begangen

Aber: Der Entschluss zur Begehung der Straftat wurde gefasst, als keine Einschränkung oder Aufhebung vorlag

vorsätzliches Trinken vor der Straftat, um Rausch zu erzeugen

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18
Q

Was ist das idiographische Prozessmodell zur Delikthypothese nach Dahle?

A

Prozessmodell von Dahle:
–> Diagnostische Datenerhebung (Akten, Exploration, etc.)
–> Rekonstruktion der biografischen und strafrechtlichen Entwicklung
–> Persönlichkeit und Lebenssituation bei Anlasstat
–> individuelle Kriminaltheorie (allgemeine Theorie, empirische Erfahrungen)

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19
Q

Was ist das Ziel der Tathergangsanalyse?

A

Methode zur Herleitung eines Tätertypus, Herleiten einer individuellen Delikthypothese

Wann hat der Täter was, zu welchem Zeitpunkt und warum gemacht?

Die Delikthypothese ist eine individuelle Kriminaltheorie, die sich aus der Analyse der Täterpersönlichkeit, der Tatsituation und des Tatgeschehens ergibt

20
Q

Was sind die Risikofaktoren für Vergewaltigungstäter laut Metaanalyse nach Hanson & Morton-Bourgon (2005)?

A

Alkoholmissbrauch
Intimitätsdefizite
paraphile Interessen
Antisozialität
sexuelle Dranghaftigkeit
Impulsivität
negative Einstellungen

21
Q

Was sind Risikofaktoren für den Konsum / Besitz von Missbrauchsabbildungen?

A

Verurteilung aufgrund der Herstellung von Missbrauchsabbildungen

Konsum von Missbrauchsdarstellungen von Jungen

hohe Anzahl von Missbrauchsdarstellungen der Schwere 7 oder höher auf der COPINE Skala

Unter 24 Jahren bei der ersten strafrechtlichen Verurteilung

gewalttätige Vordelinquenz

Anzahl gewalttätiger Vordelinquenz

Generell: niedriges Risiko für Hands-On Delikte

22
Q

In welche Facetten lassen sich die Items der “Psychopathy Checklist” nach Hare einteilen?

A

Interpersonell:
sprachliche Gewandtheit, oberflächlicher Charme, übersteigerter Selbstwertgefühl, pathologisches Lügen, betrügend-manipulativ

Affektiv:
Mangel an Reue, geringe Empfindungsfähigkeit, Herzlos / Mangel an Empathie, fehlende Übernahme von Verantwortung

Lebenswandel:
Stimulationsbedürfnis, parasitärer Lebenswandel, Mangel an realistisches Zielen, Sprunghaftigkeit, Verantwortungslosigkeit, promiskes Sexualverhalten/viele eheähnliche Beziehungen

Antisozial:
schwache Verhaltenskontrolle, frühe Verhaltensauffälligkeiten, Jugenddelinquenz, kriminelle Vielseitigkeit, Widerruf einer bedingten Entlassung

23
Q

Wie beeinflusst Psychopathie die Rückfälligkeit von Straftätern?

A

Rückfallwahrscheinlichkeit bei einem PCL-R Gesamtwert von > 25 Punkten etwa um das 2 1/2 -fache erhöht (für Gewaltstraftaten)

hoher statistischer Zusammenhang mit Gewalt- und Sexualdelikten

PCL-R erlaubt die Identifikation einer Hochrisikogruppe von Straftätern

24
Q

Was sind Risikofaktoren für weibliche Kriminalität?

A

Hohe Bedeutung von psychiatrischer Vorgeschichte und dissozialem Umfeld

Vergleich Gewalttäter und -Täterinnen

Hohe Werte im LSI-R:
- Familie/Partnerschaft
- Substanzmittelproblematik
- Emotionale Beeinträchtigung
- Freizeitgestaltung
- Freundschaften

Nach FAM:
- Schwangerschaft in jungem Alter (vor 20)
- Prostitution
- Problematische Kindheit
- manipulatives Verhalten
- niedriger Selbstwert
- Viktimisierung nach Kindheit

25
Q

Welches Ziel hat der strafrechtliche Vollzug?

A

Vollzugsziel:
Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen (Vollzugsziel). Der Vollzug der Freiheitsstrafe dient auch dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten

primäres Ziel: Reduzierung des Rückfallrisikos!

26
Q

Wie werden die Grundsätze der Straftäterbehandlung (in Hamburg) geregelt?

A

Vollzugs- und Behandlungsprozess orientieren sich an den persönlichen Erfordernissen von Gefangenen
- Angebot eines therapeutischen Programms, dass auf persönliche Erfordernisse angepasst ist

Chancen zur Förderung ihrer Eingliederung in Leben in sozialer Verantwortung und zur Stärkung der Fähigkeit zur Selbsthilfe, Chance auf Eingliederung erhöhen

Behandlung dient der Prävention und dem Schutz der Opfer von Straftaten

Behandlung richtet sich auf Auseinandersetzung der Gefangenen mit der eigenen Straftat, deren Ursache und Folgen, insbesondere für die Opfer

Leben im Vollzug soll allgemeinen Lebensverhältnissen so weit wie möglich angeglichen werden

Schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken

27
Q

Was ist die Sozialtherapie?

A

angegliedert an JVA - aber abgetrennt von Regelvollzug (anderes Haus)

In Sozialtherapie findet im Schwerpunkt therapeutische Versorgung statt
(Einzel- /Gruppentherapie, z.B. Sport-/Kochgruppen, etc.)

ca. 50% Sexualdelikte vs. Gewalt- und andere Delikte

Indikation für eine Aufnahme in die sozialtherapeutische Anstalt:
- Wiederholungsgefahr gefährlicher Straftaten aufgrund Störung in sozialer und persönlicher Entwicklung
- Bemühen um Änderung ihrer Einstellungen und Verhaltensweisen
- Ausreichende intellektuelle und verbale Fähigkeiten

28
Q

Was ist die Milieutherapie?

A

Ausgestaltung des therapeutischen Milieus als konstant vorhandenes Lern- und Übungsfeld

wichtiger Wirkfaktor der Gesamtbehandlung

soziale Lernprozesse in einer Gruppe von Gleichgesinnten
- Lernen am Modell
- Lernen am Erfolg
- häufiges Wiederholen
- ständige Motivation
- Üben
- soziale Unterstützung und Aktivierung

Strukturgebende Methoden für das therapeutische Milieu:
Verlässlicher Tages- und Wochenplan
- verbindliche Haus-/Stations-/Wohngruppenregeln
- verlässliche Ansprechpartner (Wohngruppenleitung, Bezugspflege)
- Rückzugsmöglichkeiten

Förderung therapeutischer Arbeitsbündnisse:
- Respekt
- Transparenz
- Akzeptanz
- Wertschätzende Grundhaltung
- Definition gemeinsamer Ziele und Aufgaben

29
Q

Was besagt das Risk / Need / Responsivity Prinzip?

A

Das RNR-Prinzip ist Grundlage für therapeutisches Risikomanagement bei Straftätern

Rehabilitationstheorie, basiert auf kognitiv-behavioralem Modell

Risk:
Anpassung der Intensität / Frequenz von Behandlungsmaßnahmen an die Risikokategorie eines Täters (Risikoprinzip)

Need:
Fokussierung auf bedeutsame, dynamische Risikofaktoren in der Behandlung (Bedürfnisprinzip)

Responsivity:
Anpassung therapeutisches Methoden auf die Fähigkeiten des Töters (Ansprechbarkeitsprinzip)

Risiko bestimmt Intensität und Frequenz der Behandlung (Risk)

Risikofaktoren, die das Rückfallrisiko steigern, müssen als erstes behandelt werden (Need)

Therapie sollte “maßgeschneidert” sein (Responsivity)

30
Q

Was sind die Prinzipien des RNR?

A

Strafmaß / Tatbestand sagt nichts über Risikofaktoren aus, Strafrechtliche Sanktionierung hat keinen Einfluss auf die Rückfallwahrscheinlichkeit

Risikoprinzip:
- Hoch-Risiko Täter brauchen intensive und ausgedehnte Therapie um das Risiko signifikant zu reduzieren
- Täter mit geringem Basisrisiko brauchen wenig oder keine Intervention
- Vermeidung von Mischung Hoch- und Niedrig-Risiko Tätern
- knappe / personelle Ressourcen sinnvoll einsetzen

Bedürfnisprinzip:
- Fokus auf dynamische Risikofaktoren und kriminogene Bedürfnisse
- hierarchisch dringende (schwerwiegende) Risikofaktoren werden zuerst behandelt

Ansprechbarkeitsprinzip:
- allgemeine Ansprechbarkeit: Nutzung evidence-basierter therapeutischer Maßnahmen (i.d.R. kognitiv-behaviorale Ansätze)
- spezifische Ansprechbarkeit: Berücksichtigung spezifischer personaler Faktoren wie Intelligenz, Ängstlichkeit, Therapiemotivation etc.

31
Q

Wer bekommt im Rahmen des Vollzugs der Freiheitsstrafe therapeutische Behandlung?

A

Therapiebedürftigkeit:
Beeinträchtigungen in Erleben, Denken, Verhalten aufgrund persönlichen Entwicklungen, die Delinquenz fördern

Therapiefähigkeit:
kognitive und sprachliche Möglichkeiten, ggf. störungsspezielle Beurteilung notwendig, Behandelbarkeit bestimmter Störungsbilder, z.B. Psychopathie auch zu berücksichtigen

Therapiemotivation:
Nicht nur intrinsische, sondern auch extrinsische Motivationen sind zu berücksichtigen, ggf. Methoden wie z.B. “motivational interviewing” einsetzen

32
Q

Was ist die Definition von desistance?

A

“destistance from crime” beschreibt dauerhaften Ausstieg zuvor aktiver Straftäter aus der kriminellen Karriere

desistance-Forschung fragt nach den Ursachen und Bedingungen für das Ablassen vom kriminellen Verhalten

Welche personalen Stärken und Ressourcen einer Person ermöglichen es einer Person, jenseits von Kriminalität zu führen und die “Eigendynamik der Rückfallkriminalität” zu durchbrechen
- Persönlichkeitsvariablen vs. Behandlungserfolge

33
Q

Was ist “primäre desistance” und “sekundäre desistance”?

A

primäre desistance: straffreies Intervall, Umbruchsphase ggf. mit Rückschlägen

sekundäre desistance: weitrechender Identitätswandel mit Rollen- und Identitätsveränderung

tertiäre desistance: Zugehörigkeit, Umgebung erkennt Wandel an, Gefühl der Zugehörigkeit zur Gesellschaft

34
Q

Was ist Viktimisierung?

A

Viktimisierung = Opfererfahrung

primäre Viktimisierung:
unmittelbare Opfererfahrung, Schädigung durch die Straftat selbst

sekundäre Viktimisierung:
negative Folgen durch die Reaktion der Umwelt, wie reagiert die Umwelt darauf, dass jemand zum Opfer geworden ist (bei Überreaktion bspw. Ausbildung depressiver Symptomatik)

tertiäre Viktimisierung:
durch Internalisierung der Opferrolle und Identifikation als Opfer

35
Q

Wie kann Opferforschung Erkenntnisse über das Dunkelfeld der Kriminalität liefern?

A

Opferbefragungen dienen der Aufhellung des Dunkelfeld

Methode: repräsentative vs. Stichprobenbefragungen

Studien zeigen: 40-60% der Delikte werden nicht zur Anzeige gebracht

Männer tendenziell häufiger Opfer von Straftaten, Frauen häufiger Partnerschaftgewalt und Sexualdelikte

50% der befragten Opfer von Körperverletzung, wegen gruppenbezogener Vorurteile

Sexualdelikte größtes Dunkelfeld

36
Q

Welche viktimiserungsfördernden Bedingungen treten in Einrichtungen auf?

A

Personen leben in Einrichtungen, weil
- von ihnen eine Gefahr für andere oder sich selbst ausgeht
- sie eines besonderen Schutzes bedürfen
- ihnen die Fähigkeit zu selbstständiger Lebensführung fehlt

Problem: In zwecksbestimmten Einrichtungen treten diese kritischen Merkmale konzentriert auf

Viktimisierungsfördernde Bedingungen:
- reduzierte Privatheit und Individualität
- Einschränkungen der Bewegungsfreiheit
- Einschränkungen in der Handlungs- und Entscheidungsautonomie
- Beaufsichtigung und Unterwerfung unter hierarchischen Bedingungen
- Herausbildung von Subkulturen

37
Q

Was ist die Leitfrage der Glaubhaftigkeitsbegutachtung?

A

Leitfrage:
“Könnte der Zeuge mit den gegebenen individuellen Voraussetzungen unter den gegebenen Befragungsumständen und Berücksichtigung möglicher Einflüsse von Dritten diese spezifische Aussage machen, ohne dass sie auf einem realen Erlebnishintergrund basiert?” (Volbert, 1995)

Es ist zu prüfen, ob die in Frage stehende Aussage anders als durch einen tatsächlichen Erlebnishintergrund zustande gekommen sein kann

38
Q

Was besagt die Undeutsch Hypothese?

A

Aussagen über tatsächlich erlebte Ereignisse unterscheiden sich von erfundenen Aussagen derselben Person durch eine überlegene inhaltliche Qualität

Falschaussage als Leistungsprodukt:
- eine Falschaussage plausibel konstruieren
- diese ggf. spontan ergänzen
- sich selbst die produzierte Information merken
- keine Informationen erwähnen, die den Zuhörer skeptisch werden lassen
- die eigene Wirkung sowie die Wirkung der Aussage auf den Rezipienten kontrollieren

Zeugen, die ein tatsächlich erlebtes Ereignis berichten, müssen sich nicht explizit auf diese Faktoren konzentrieren

39
Q

Welche Faktoren bilden die Grundlage der Glaubhaftigkeitsbegutachtung?

A

Analyse der Aussagepersönlichkeit (“Aussagetüchtigkeit”)

Analyse der Aussagegenese (“Aussagezuverlässigkeit”)

Analyse der Aussagequalität (“Aussagequalität”)

40
Q

Was ist die Aussagetüchtigkeit?

A

Aussagetüchtigkeit:
Weißt der Zeuge die kognitiven und psychischen Voraussetzungen auf, die zur Erstattung einer verwertbaren Aussage erforderlich sind?
- kognitiv: Wahrnehmung, Erinnerung, Sprache, Aufmerksamkeit, etc.
- psychisch: Störungen, die die Realitätswahrnehmung betreffen

allgemeine und spezielle Aussagetüchtigkeit als Voraussetzung für Begutachtung

bezieht sich auf Fähigkeit einer Person …
- einen spezifischen Sachverhalt zuverlässig wahrzunehmen
- diesen zwischen dem Geschehen und der Befragung im Gedächtnis zu behalten
- das Ereignis angemessen abzurufen
- die Geschehnisse in einer Befragungssituation verbal wiederzugeben
- Erlebtes von anders generierten Vorstellung zu unterscheiden

41
Q

Was ist die Aussagezuverlässigkeit

A

Prüfung der Suggestionshypothese

Gibt es in der Aussageentstehung Störfaktoren, die die Aussage in der vorliegenden Qualität beeinflusst oder verzerrt haben könnten?

Suggestionsfördernde Bedingungen:
- wenig-keine Erinnerung an das Ereignis
- schlechter psychischer Zustand
- Suche nach Erklärung
- enges / vertrauensvolles / abhängiges Verhältnis zu einer Person, die Suggestionsdruck ausübt
- einseitiges Hypothesentesten (“Opfererfahrung”)

Beispiel:
Übernahme induzierter Erinnerungen in einer Therapie (“Pseudoerinnerungen”)

42
Q

Was ist die Aussagequalität?

A

Theoretischer Hintergrund: Undeutsch Hypothese

Analyse der gewonnen Aussage nach sog. “Realkennzeichen” oder “Glaubhaftigkeitsmerkmale”

In erlebnisbegründeten Schilderungen ist häufig ein hohes Ausmaß an Detaillierung und individueller Durchzeichnung festzustellen, d.h. Handlungen und Beteiligte sind nicht austauschbar

Lügende Zeugen greifen nicht auf biographisches Wissen, sondern auf Vor- und Allgemeinwissen (sog. “Schemawissen”)

43
Q

Wie funktioniert die Merkmalsorientierte Inhaltsanalyse?

A

Inhaltliche Glaubhaftigkeitsmerkmale: kognitive vs. strategische Aspekte

Strategische Aspekte
- Zugeben von Unsicherheiten
- Selbstbelastungen
- Erinnerungslücken
- eigene Kompetenz in Frage stellen
- spontane Selbstkorrektur/-ergänzung

Kognitive Aspekte:
- spezifische Gespräche/Interaktion wiedergeben
- Ungewöhnliches/Nicht schemakonformes
- Nebensächliches
- Unverstandene Handlungselemente
- Handlungsabbrüche

44
Q

Was ist die Familienrechtspsychologie?

A

Gegenstand der Familienrechtspsychologie sind Erleben und Verhalten beim Auf- und Abbau familiärer Beziehungen, soweit dabei Konflikte der rechtlichen Einflussnahme bedürfen

45
Q

Was sind die Aufgaben der Familienrechtspsychologie?

A

Aufgaben und Arbeitsgebiete:
- Fokussierung auf soziales Gebilde, die Familie und deren Verhältnis, als sich ständig entwickelndes Beziehungsgefüge mit divergenten Bedürfnisse als Konfliktpotenzial
- Grenzen der Familie, autonom Konflikte bewältigen und Interessen aller Beteiligten, insb. Kinder, zu berücksichtigen

Beziehungen und Bindungen in familiären Rechtskonflikten

Elterliche Sorge nach Trennung und Scheidung

Der Umgang mit dem Kind

Sorgerechtsentzug bei Kindeswohlgefährdung

Erziehungsfähigkeit