Aussagepsychologische Begutachtung Flashcards

1
Q

Was bedeutet die Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen?

A

Glaubhaftigkeit ≠ Glaubwürdigkeit

eine allgemeine Glaubwürdigkeit im Sinne einer stabilen personalen Disposition gibt es nicht!

Bei Begutachtung der Glaubhaftigkeit wird eine Aussage vor dem Hintergrund wissenschaftlicher, psychologischer Erkenntnisse auf ihren Realitätsgehalt geprüft

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2
Q

Was ist die Grundlage der Glaubhaftigkeitsbegutachtung?

A

Leitfrage:
“Könnte der Zeuge mit den gegebenen individuellen Voraussetzungen unter den gegebenen Befragungsumständen und Berücksichtigung möglicher Einflüsse von Dritten diese spezifische Aussage machen, ohne dass sie auf einem realen Erlebnishintergrund basiert?” (Volbert, 1995)

Es ist zu prüfen, ob die in Frage stehende Aussage anders als durch einen tatsächlichen Erlebnishintergrund zustande gekommen sein kann

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3
Q

Welche Hypothesen werden bei jeder Glaubhaftigkeitsbegutachtung geprüft?

A

Lügenhypothese:
Die Aussage ist das Produkt einer bewussten Falschaussage
–> Der Zeuge weiß um die Falschheit der Aussage

Suggestionshypothese:
Die Aussage ist das Produkt von fremd- oder autosuggestiven Einflüssen
–> Der Zeuge hält seine Aussage für wahr

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4
Q

Was besagt die Undeutsch Hypothese?

A

Aussagen über tatsächlich erlebte Ereignisse unterscheiden sich von erfundenen Aussagen derselben Person durch eine überlegene inhaltliche Qualität

Falschaussage als Leistungsprodukt:
- eine Falschaussage plausibel konstruieren
- diese ggf. spontan ergänzen
- sich selbst die produzierte Information merken
- keine Informationen erwähnen, die den Zuhörer skeptisch werden lassen
- die eigene Wirkung sowie die Wirkung der Aussage auf den Rezipienten kontrollieren

Zeugen, die ein tatsächlich erlebtes Ereignis berichten, müssen sich nicht explizit auf diese Faktoren konzentrieren

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5
Q

Was ist der Einfluss von fremd- und autosuggestiven Bedingungen auf die Glaubhaftigkeit von Zeugen?

A

Aussageentstehung wird analysiert:
- suggestive Befragungstechniken
- wiederholtes Befragen
- “misleading information” Effekt
- Pseudoerinnerungen / “false memories”

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6
Q

Welche Faktoren bilden die Grundlage der Glaubhaftigkeitsbegutachtung?

A

Analyse der Aussagepersönlichkeit (“Aussagetüchtigkeit”)

Analyse der Aussagegenese (“Aussagezuverlässigkeit”)

Analyse der Aussagequalität (“Aussagequalität”)

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7
Q

Was ist die Aussagetüchtigkeit?

A

Aussagetüchtigkeit:
Weißt der Zeuge die kognitiven und psychischen Voraussetzungen auf, die zur Erstattung einer verwertbaren Aussage erforderlich sind?
- kognitiv: Wahrnehmung, Erinnerung, Sprache, Aufmerksamkeit, etc.
- psychisch: Störungen, die die Realitätswahrnehmung betreffen

allgemeine und spezielle Aussagetüchtigkeit als Voraussetzung für Begutachtung

bezieht sich auf Fähigkeit einer Person …
- einen spezifischen Sachverhalt zuverlässig wahrzunehmen
- diesen zwischen dem Geschehen und der Befragung im Gedächtnis zu behalten
- das Ereignis angemessen abzurufen
- die Geschehnisse in einer Befragungssituation verbal wiederzugeben
- Erlebtes von anders generierten Vorstellung zu unterscheiden

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8
Q

Was ist die Aussagezuverlässigkeit

A

Gibt es in der Aussageentstehung Störfaktoren, die die Aussage in der vorliegenden Qualität beeinflusst oder verzerrt haben könnten?

Prüfung der Suggestionshypothese

Suggestionsfördernde Bedingungen:
- wenig-keine Erinnerung an das Ereignis
- schlechter psychischer Zustand
- Suche nach Erklärung
- enges / vertrauensvolles / abhängiges Verhältnis zu einer Person, die Suggestionsdruck ausübt
- einseitiges Hypothesentesten (“Opfererfahrung”)

Beispiel:
Übernahme induzierter Erinnerungen in einer Therapie (“Pseudoerinnerungen”)

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9
Q

Wie funktioniert der Prozess der Suggestion?

A

Voreilige Überzeugung / Festlegung auf eine Hypothese

Suggestive Beeinflussung

(vorläufiges) Eingehen auf den Suggestionsdruck

Implantierung der (vorläufig) akzeptierten Inhalte in das Gedächtnis

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10
Q

Was ist die Aussagequalität?

A

Theoretischer Hintergrund: Undeutsch Hypothese

Analyse der gewonnen Aussage nach sog. “Realkennzeichen” oder “Glaubhaftigkeitsmerkmale”

In erlebnisbegründeten Schilderungen ist häufig ein hohes Ausmaß an Detaillierung und individueller Durchzeichnung festzustellen, d.h. Handlungen und Beteiligte sind nicht austauschbar

Lügende Zeugen greifen nicht auf biographisches Wissen, sondern auf Vor- und Allgemeinwissen (sog. “Schemawissen”)

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11
Q

Wie funktioniert die Merkmalsorientierte Inhaltsanalyse?

A

Inhaltliche Glaubhaftigkeitsmerkmale: kognitive vs. strategische Aspekte

Strategische Aspekte
- Zugeben von Unsicherheiten
- Selbstbelastungen
- Erinnerungslücken

Kognitive Aspekte:
- Gespräche
- Interaktionen
- Unverstandene Handlungselemente

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