VL 8 — Kriminalitätsfurcht und Punitivität Flashcards
Bedeutung von Kriminalitätsfurcht?
- Grosses soziales Problem, Auswirkungen stark spürbar!
- Schwächung des Gewaltmonopols Staat
- Einbusse an (individueller) Lebensqualität
- Kriminalitätsfurcht kann Punitivität begründen
Wie wird Kriminalität und Furcht näher definiert?
- Kriminalität immer eine Frage der Defintion!
- opferlose Kriminalität auch erfasst?
- Furcht in Abgrenzung zur Angst
- Furch ist spezifisch
- Angst ist diffus
- Generalisierungsthese: Kriminalitätsfurcht – Ausdruck generalisierter Ängste und schwindender Gewissheiten
- Soziale Kriminalitätsfurcht: Kriminalität als Bedrohung für die Gesellschaft
- Individuelle Kriminalitätsfurcht: Furcht vor dem eigenen Kriminalitätsrisikos
Wie wird Kriminalitätsfurcht gemessen?
- Befragung
- häufig
- Achtung: Kritik an subjektiven Fragen! “Wie sicher fühlen sie sich…”
- aber Standardindikator
- Beobachtung
- selten
- GPS- und Randdaten
- Meideverhalten
Welches sind die drei Indikatoren der Kriminalitätsfurcht?
- Pyramide
- Affektive Komponente: Subjektiv, gefühlsmässig
- Wie stark fürchtet man sich?
- Kognitive Komponente: Objektiv, verstandsmässig
- Wie hoch schätzt man das Risiko ein?
- Konative Komponente: Verhaltensmässig
- Was für Massnahmen trifft man?
Von was hängt Kriminalitätsfrucht ab? Was für Perspektiven/Theorien gibt es?
- Vulnerabilitätsperspektive
- Soziale-Problem-Perspektive
- Social disorder-/broken-windows-Perspektive
- Viktimisierungsperspektive
- Geschlecht
- Alter
Was beinhaltet die Vulnerabilitätsperspektive?
- Starke KF empfindet, wer sich selbst als vulnerabel wahrnimmt
- Opfererfahrung kann nicht ausgeschlossen werden (Viktimisierung)
- Opferefahrung wird als sehr unangenehm eingeschätzt
- Keine Mittel erkennbar, um die Bedrohung abzuwehren bzw. zu entkommen (Bewältigung)
Wer ist vulnerabel? Wie wird die Vulnerabilität (selbst) erfasst?
- Frauen
- “most stable predictor of fear of crime”
- Aber “Platzhaltervariable”?
- Ängstlicher?
- Unterschiedliche Sozialisation?
- Soziale Erwünschtheit?
- Vulnerabler?
- Shadow of sexual assault-Hypthese?
- Ältere Männer
- Behinderte
- Erfassung aufgrund von:
- Selbsteinschätzung
- Physischen Komponenten
- Psychischen Komponenten
- Deeskalierungsfähigkeit
- Auftreten
- Beachte: Vulnerabiliät nur i.B. auf spezifische Delikte
- Unterscheidung zw. Leib und Leben und z.B. Betrugsdelikte!
Was beschreibt die Soziale-Problem-Perspektive?
- Einfluss von Massenmedien auf die Entstehung von KF
- Hypothese: stärkerer Medienkonsum erhöht die KF
- Achtung: Korrelation (wohl keine Kausalität!)
- Generalisierungsthese!
- Kriminalitätsfurcht – Ausdruck generalisierter Ängste und schwindender Gewissheiten
Was für Social disorder/broken windows Theorien gibt es?
-
Broken windows Theorie von Wilson
- Bereits gernigfügige Ordnungsverstösse können zu “Nistplätzen” krimineller Betätigung führen
- Bürger ziehen weg
- Aufgrund KF und diese erhöht sich, da weniger anständige Bürger, weniger anständiger Bürger gleich weniger Kontrolle, gleich objektiv leichter…
- Teufelskreis!
-
Social disorder/social control Theorie von Lewis/Salem
-
Soziale Destabilisierung des Gemeinwesens und Verlust der sozialen Kontrolle führt zu Erhöhung KF
- ähnlich broken windows!
-
Soziale Destabilisierung des Gemeinwesens und Verlust der sozialen Kontrolle führt zu Erhöhung KF
-
Incivilities (Verfallserscheinungen)
- I.S.v. Warnsignalen für Gefahr
- Steuert Risikowahrnehmung und führt zu Erhöhung KF
-
Furcht bezieht sich nicht auf Incivilities selbst!
- ähnlich broken windows!
Was für ein Experiment zu “Incivilities” bzw. dem broken windows Ansatz kennen Sie?
Folie 22 f.
- Fahrrad-Experiment
- Littering mit Graffiti: 69%
- Littering ohne Graffiti: 33%
- Geldbrief-Experiment
- Ausgangslage: 13% gestohlen
- Graffiti: 27% gestohlen
- Littering: 25% gestohlen
Was beschreibt die Viktimisierungsperspektive als Erklärung der KF?
- Furcht steigt mit zunehmender direkter oder indirekter Viktimisierung liniear an
- ABER: empirisch meist nur schwacher Zusammenhang gefunden
- Einfluss vor allem auf kognitive Komponente
- Risikoeinschätzung
- Gründe?
- KF nimmt mit der Zeit wieder ab (Dauer zwischen Viktimisierung und Messung KF
- Erinnerungsfähigkeit?
- Indirekte Viktimisierung nicht berücksichtigt?
- Viktimisierung wird/wurde dramatisiert?
- Opfer waren besonders unvorsichtig und sind jetzt, nach der Viktimisierung auf einem “normalen Niveau”?
- Verdängungseffekt?
- Eigenverschulden “hilft” beim verarbeiten?
- Viktimisierung als seltenes Ereignis
- Qualität der Daten?
- Art der Delikte?
- Schwere Delikte sind meist selten, Umfrage da schwierig durchzuführen…
- KF nimmt mit der Zeit wieder ab (Dauer zwischen Viktimisierung und Messung KF
Wie korreliert die KF mit dem Lebensalter zusammen?
Was beschreibt das Kriminalitätsfurchtparadoxon?
- KF steigt mit zunehmendem Alter
- Teils U-Form
- Jugendlich und ältere Menschen ängstlich
- Teils U-Form
- Kriminalitätsfurchtparadoxon: Steigende KF im Alter mit tatächlich abnehmendem Viktimisierungsrisiko
- (str.)
-
Differenzierung zwischen den drei Komponenten notwendig
- Möglich gehen alte Menschen von einem geringen Risiko aus: Kognitive Komponente
- haben aber eine diffuse Angst: Affektive Komponente
- Abstraktion der Furcht
- Versteckte Viktimisierung?
- Stadt-Land-Unterscheide?
Was für Arten der Punitivität gibt es und was bedeuten sie?
- Objektive Punitivität: Strenge eines Strafrechtssystems
- Subjektive Punitivität: (Subjektive) Ansicht über die gebotene Strenge eines Strafrechtssystems
- Fokus
Was sind die Ursachen punitiver Einstellungen (subjektive Punitivität)?
- Weltanschauung: Koservative Weltanschauung, d.h. zentrale Stellung de Willensfreiheit und individueller Verantwortung, führt zu höherer Punitivität
- Kultur resp. Bestrafungspraxis eines Landes
- Vgl. Studie!
- Konsum von Massenmedien führt zu einer höheren Punitivität
- Korrelation!
Was waren die Forschungsergebnisse der Untersuchung von Kuhn/Villettaz/Willi-Jayet/Wulli zum Vergleich der Punitivität zwischen Richtern und Bevölkerung?
- Bevölkerung war punitiver als Richter
- Härtere Urteile mit Ausnahme des Veruntreuungsfalles
- Geschlecht hat keinen Einfluss
- Alter hatte nur bei der Bevölkerung einen Einfluss
- Keine Unterschiede zwischen Deutsch- und Westschweizer Richter
- Ausnahme des Serieneinbrechers
-
Westschweizer Bevölkerung signifikant punitiver als Deutschschweizer Bevölkerung
- Kultur prägt die Punitivität