Schwindel und Kleinhirn Flashcards
Funktionen des Kleinhirns
Regulation von Stützmotorik,
Zielmotorik,
Blickmotorik.
Bei zerebellärer Funktionsstörung:
Zusammenspiel der Muskeln gestört,
Maß und Geschwindigkeit der Bewegung außer Kontrolle,
Zielbewegung, Haltung, Stand und Gang unsicher!
Zerebelläres Syndrom
Stand-, Gang- und Extremitätenataxie + Dysmetrie + Skandierten Blickfolge + Intentionstremor + Dysdiadochokinese.
IMMER ipsilateral zur Läsion, auch bei Läsionen der Kleinhirnstiele im Hirnstamm!
Kliniksche Untersuchung:
1. Zerebelläre Ataxie: Romberg- und Unterbreche-Tretversuch,
2. Dysmetrie und Intentionstremor (Zieltremor):
Finger-Nase-Versuch,
Finger-Folge-Versuch,
Knie-Hacke-Versuch.
3. Dysdiadochokinese.
4. Dysarthrie.
5. Rebound-Phänomen (Rückprallphänomen).
6. Muskelhypotonie.
7. Nystagmus (bei Läsionen des Vestibulocerebellums).
Gründe für symptomatische Kleinhirnerkrankungen
Akut: viral, bakteriell.
Parainfektiös.
Chronisch: MS.
Alkohol/toxisch.
Paraneoplastisch.
Vitamine/Metabolisch.
Multisystematrophie/cerebellärer Typ?
Friedreich-Ataxie?
Episodische/paroxysmale Ataxien?
Spinozerebelläre Ataxien?
Schwindel - Facts
Neben KS eines der häufigsten Symptome für eine notfallmäßige Vorstellung! Die Anamnese ermöglicht in bis zu 75% der Fälle die richtige Diagnose!
Schwindel ist ein multisensorisches Syndrom!
Zentral vestibulär vrs. peripher.
Systematisch vrs. unspezifisch.
Schwindel - DD
Vaskulär: Insulte, Synkope, HRS.
Infektiös: Meningoenzephalitis, viral, Neuroborreliose.
Traumatisch: SHT, posttraumatisch.
Autoimmun: MS.
Metabolisch: Hypoglykämien, Alkohol, Medikamente, Dehydratation.
Idiopathisch: BPLS, Morbus Menière, vestibuläre Migräne.
Neoplastisch: Neurofibromatose/Meningeome, Hirnstammgliome.
Epileptisch: Vestibularisparoxysmie.
VITAMINE!
Vestibulärer Schwindel
System bestehend aus den drei Bogengängen, dem N. vestibulocochlearis und den Nuclei.
Störungen in diesem System führen zu: Drehschwindel, Nystagmus, Fallneigung, Übelkeit und Erbrechen.
Drehschwindel - Neuritis vestibularis
Aus völliger Gesundheit heraus akut:
Heftiger Drehschwindel, plötzlicher Beginn bis mehrere Tage anhaltend + Übelkeit und Erbrechen!
KEINE kochleären Symptome!
Ätiologie: Grippaler Infekt der oberen Atemwege?
Was zeigt sich?
Spontannystagmus zur gesunden Seite, Fallneigung zur kranken Seite! Halmagyi (Kopfimpulstest) ipsilateral positiv.
Nystagmus und Drehschwindel gehen zum aktiveren Vestibularorgan, also dem gesunden. UMGEKEHRT beim BPLS, da übererregt.
Kalorische Testung zeigt eine Untererregbarkeit des betroffenen Gleichgewichtsorgans.
Audiometrische Untersuchungen sind unauffällig.
Therapie:
Symptomatisch Antivertiginosa: Bspw. Dimenhydrinat.
Kurzzeitig Glucocorticoide: Bspw. Prednisolon.
Gleichgewichtsübungen mit steigender Intensität nach Anleitung durch Physiotherapeuten.
Nur bei ausgeprägter Angst (bspw. vor physiotherapeutischen Übungen) Sedativa: Bspw. Diazepam.
Meist spontane Heilung innerhalb von 2–3 Wochen.
Drehschwindel - Morbus Menière
Symptomtrias: Drehschwindel mit Übelkeit/Erbrechen (Minuten bis Stunden) +
Hörminderung (im weiteren Verlauf pankochleäre Schwerhörigkeit bis zur Taubheit) +
Tinnitus meist tieffrequent, rauschend.
Pathophysiologie:
Endolymphhydrops: Lässt sich bei nahezu jedem Betroffenen nachweisen!
Definition: Pathologische Zunahme der Endolymphe, die zu Dehnung und Riss der Reissner’schen Membran führt -> Mischung der Endolymphe mit Perilymphe -> erhöhte Kaliumkonzentration in der Perilymphe -> spontane Depolarisation der Hörnervenfasern.
Diagnostik:
Horizontaler Spontannystagmus, oft mit rotatorischer Komponente, die Richtung kann wechseln. Fallneigung zur kranken Seite, Halmagyi positiv, Hypakusis.
Diagnostische Kriterien der Bárány Society (2015):
Wenn folgende Kriterien vorliegen, spricht das eindeutig für einen Morbus Menière:
- ≥2 spontane Schwindelattacken über eine Dauer von 20 Minuten bis 12 Stunden.
- Fluktuierende Symptomatik am betroffenen Ohr: Hörminderung, Tinnitus, Druckgefühl.
- Audiometrisch erfasste Hörminderung.
- Ausschluss anderer Ursachen.
Akuttherapie:
Symptomatische Therapie: Bettruhe, Antivertiginosa (z.B. Dimenhydrinat).
Prophylaktische Therapie:
Medikamentös:
Zur Prophylaxe der Anfälle: Histaminanaloga (Batahistin, durchblutungsfördernd!).
Interventionell:
Einlage eines Paukenröhrchens, evtl. zusätzlich je nach Stadium.
Gentamicin-Applikation transtympanal.
Glucocorticoid-Applikation transtympanal.
Sakkotomie: Eröffnung des Schädelknochens im Bereich des Saccus (Teil des Gleichgewichtsorgans), sodass dieser sich ausdehnen kann.
Operative Verfahren in Einzelfällen: Neurektomie des Nn. vestibularis im inneren Gehörgang; Labyrinthektomie.
Physiotherapie: Bspw. Gleichgewichtstraining und Gangschulung.
Drehschwindel - Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
Allgemein:
Plötzliche, rezidivierende, lagerungsabhängige Attacken für wenige Sekunden (meist <60 Sekunden) mit Drehschwindel, rotatorischem Spontannystagmus und Übelkeit.
Pathophysiologie:
Lösen von Otolithenfragmenten +
bewegungsabhängige Auslenkung der Cupula durch Einwirkung der Otolithen -> Störung des Gleichgewichtssinns.
Betroffen sind in 95% der Fälle die hinteren (vertikalen) Bogengänge!
Klinische Untersuchung:
Provokationstest durch rasches Hinlegen des Patienten
z.B. Hallpike-Manöver.
Befreiungsmanöver nach Epley:
Indikation: Bei Lagerungsschwindel der hinteren (vertikalen) Bogengänge.
Ziel: Otolithen durch koordinierte Bewegungen und Unterstützung der Schwerkraft aus den Bogengängen entfernen.
Alternative: Befreiungsmanöver nach Semont.
Ggf. chirurgische Obliteration des betroffenen Bogengangs, wenn keine Besserung durch Repositionsmanöver.
Schwankschwindel - Phobischer Schwankschwindel
Spezifische Situationen wie bspw. enge Räume, Menschenmassen. Vegetative Begleitsymptome wie Herzrasen, Schweißausbruch o.ä.;
Häufige Komorbidität: Depression.
Anamnese: Körperliche Untersuchung unauffällig!
Therapie:
Psychotherapie, ggf. Antidepressiva, Physio- und Ergotherapie.
Schwindel - Warnsymptome
Warnsymptome sind Bewusstseinsstörungen, Schock, Bradykardie, Hypotonie, Paresen, sensible Ausfälle, Diplopie, Schluck-/Sprachstörungen, Heiserkeit, Ptosis, Schmerzen im Kopf-, Hals-, Nackenbereich, vorangegangene Traumata.
Sie sollten eine zügige Diagnostik nach sich ziehen!
Schwankschwindel - Orthostatische Dysregulation
Benommenheitsschwindel, Sekunden bis Minuten anhaltend, “Schwarzwerden vor Augen”, Ohrenrauschen,
Schwitzen.
Diagnostik:
Schellong-Test: > 20 mmHg im Stehen, Kipptisch-Test. EKG zum Ausschluss Bradykardie.
Therapie:
Salzige Kost, langsames Aufstehen, evtl. Sympathomimetika.
Schwankschwindel/ungerichteter Schwindel - zentrale Läsion
Hirnstammläsionen, Kleinhirnläsionen.
Klinik:
Je nach Art der Läsion und bei ischämischer Läsion akuter Beginn:
Kleinhirn: Ataxie und weitere Kleinhirnsymptome (siehe auch Kleinhirnsyndrom).
Hirnstamm: Ataxie, Dysarthrie, Hemi- oder Tetraparese.
Diagnostik:
Neurologische Untersuchung , MRT, kardiovaskuläre Diagnostik.
Schwindel - Nystagmus
Nystagmusprüfung:
Nystagmus beim geradeaus Blicken = Spontannystagmus:
Horizontal-rotierend mit Zunahme bei Blick in Richtung des Nystagmus: Typisch für peripher-vestibuläre Störung (Vestibularorgan, N. vestibularis).
Vertikaler Nystagmus: Eher bei zentral-vestibulären Störungen wie bspw. Hirnstammläsionen!! ALARMZEICHEN!
Blickrichtungsnystagmus → Hinweis auf eine zentral-vestibuläre Störung.
Nystagmus durch Lageänderung auslösbar:
Z.B. bei Benignem paroxysmalen Lagerungsschwindel, Perilymphfistel (Ursache ist eine Ruptur des Ligamentum anulare stapediale, bei der eine Verbindung zwischen Mittelohr und Labyrinth entsteht).
Nystagmus beginnt mit einer Latenz und ist von der Seite der Lagerung abhängig → eher peripher-vestibuläre Störung.
Nystagmus beginnt (fast) ohne Latenz und die Richtung ist unabhängig von der Seite der Lagerung → eher zentral-vestibuläre Störung.
Schwindel - DD nicht vergessen!
Vestibuläre Migräne, Subclavian-Steal-Syndrom, Vertebralisdissektion, medikamentös/toxisch, akute Alkohol-/Drogenintoxikation, Polyneuropathie, Fehlsichtigkeit, Störungen der Augenmotilität, Herzrhythmusstörungen (z.B. TAA, AV-Block III°), funktionelles HWS-Syndrom („zervikogener Schwindel“), multimodaler „Altersschwindel“, Kinetosen, Höhenschwindel.