Schlaganfall Flashcards

1
Q

Schlaganfall - Einteilung und Ätiologie

A

Ischämischer Schlaganfall (ca. 80–85% aller Schlaganfälle): Episode neurologischer Dysfunktion infolge einer fokalen Ischämie des ZNS.

Hämorrhagischer Schlaganfall: Episode neurologischer Dysfunktion infolge einer:
Intrazerebralen Blutung (ca. 10–15% aller Schlaganfälle): Einblutung in das Hirnparenchym,
Subarachnoidalblutung (ca. 5% aller Schlaganfälle): Einblutung in den liquorgefüllten Subarachnoidalraum.

Ätiologie:
Kardial: Vorhofflimmern! Paradoxe Embolie, septische Embolie bei infektiöser Endokardits.
Atherosklerose: Arterioarterielle Embolie (v.a. Carotis), Mikroangiopathie (lakunäre Ischämien).
Dissektion der hirnversorgenden Gefäße.
Fettembolien, Luftembolien, Fruchtwasserembolien, Vaskulitis der hirnversorgenden Gefäße.

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2
Q

Schlaganfall - Risikofaktoren

A

Beeinflussbare Risikofaktoren:
Arterielle Hypertonie: 4-5-fach;
Vorhofflimmern: 5-16-fach;
Diabetes mellitus, Bewegungsmangel, Adipositas,
Stenose der A. carotis interna, Alkoholmissbrauch,
Rauchen, Hyperlipidämie,
Polyglobulie infolge myeloproliferativer Erkrankungen,
psychosoziale Belastungsfaktoren.
Weitere kardiologische Erkrankungen mit Embolierisiko.
Umstritten: Persistierendes Foramen Ovale (PFO).

Nicht-beeinflussbare Risikofaktoren:
Alter: Ab dem 55. LJ doppeltes Risiko alle 10 Jahre.
Männliches Geschlecht: bis zu 30% höheres Risiko.
Genetische Disposition.

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3
Q

Schlaganfall - Infarkttypen TIA

A

Transitorische ischämische Attacke (TIA):
Vorübergehende Episode neurologischer Dysfunktion infolge einer fokalen Ischämie des ZNS ohne Anhalt für zugrundeliegenden Infarkt.

Kein Läsionsnachweis in diffusionsgewichteten MRT-Sequenzen.
Dauer meist einige Minuten, im Einzelfall länger möglich.
Vielfältige Symptomatik, u.a. etwa Störung von Motorik, Sensibilität, Sprache, Koordination, Sehen (Amaurosis fugax).

Pathogenese:
Vermutlich durch Ablösung von Mikroembolien aus Stenosen/Plaques der A. carotis interna.

Schlaganfallrisiko nach TIA:
90-Tage-Risiko für Schlaganfall nach TIA: Ca. 10%!

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4
Q

Schlaganfall - ischämischer Schlaganfall

A

Ischämischer Schlaganfall:
Episode neurologischer Dysfunktion infolge eines fokalen Infarktes des ZNS (Gehirn, Retina, Rückenmark).

Klinisch stummer Infarkt:
Befunde (Bildgebung, Pathologie) vereinbar mit zurückliegendem Infarkt, anamnestisch keine Hinweise auf entsprechende Symptomatik.

Minor Stroke:
Schlaganfall mit gering ausgeprägter Symptomatik (etwa NIHSS <4 und ohne behindernde neurologische Defizite).

Progressive Stroke:
Neurologische Defizite nehmen im Verlauf weiter zu (meist innerhalb von Stunden).

Prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit (PRIND): Rückbildung der Symptomatik innerhalb von 72 Stunden.

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5
Q

Schlaganfall - Infarkttypen nach Morphologie

A

Territorialinfarkt:
Oft großes, keilförmiges Infarktareal mit kortikaler und subkortikaler Ausdehnung -> meist große Arterie betroffen.

Hämodynamisch-bedingte Infarkte:
Unzureichende Perfusion in Kapillargebieten durch einen Blutdruckabfall oder ein vermindertes Herzzeitvolumen.

Untergruppen:
Endstrominfarkt: Infarkt in einem nicht durch Kollateralen versorgten Endstromgebiet einer Arterie, immer subkortikal, als „Ischämie der letzten Wiese“ ODER
Grenzzoneninfarkt: Infarkt an der Grenze von zwei arteriellen Stromgebieten, häufig fronto-parietal oder parieto-okzipital.

Lakunäre Infarkte:
Kleine subkortikale Infarkte (Durchmesser max. 1,5 cm), vereinzelt oder multipel (Status lacunaris).
Meist im Bereich von Stammganglien, Thalamus und Hirnstamm lokalisiert.
Ätiologie: Meist arteriosklerotische Veränderungen kleiner Arterien (Mikroangiopathie).

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6
Q

Schlaganfall - Klinik

A

Leitsymptom des Schlaganfalls:
Akutes fokal-neurologisches Defizit, d.h.
Neurologische Defizite, die sich einem bestimmten arteriellen Versorgungsgebiet zuordnen lassen.

Klassisch:
Hemiparese, Hemihypästhesie, Sprach- und Sehstörungen (z.B. verwaschene Artikulation, Wortfindungsstörungen oder plötzlich aufgetretene Hemianopsie).

Aber:
Auch unspezifische Symptome möglich!
Bspw. „nur“ Bewusstseinseintrübung und Schwindel,
bspw. einseitig gesteigerte Muskeleigenreflexe.

Plötzlicher Beginn (innerhalb von Sekunden).

Hauptäste der A. carotis interna:

A. CEREBRI MEDIA (Mediainfarkt):
Häufigste Infarktlokalisation!
Kontralaterale brachiofaziale (d.h. arm- und gesichtsbetonte) sensomotorische Hemisymptomatik.
Blickdeviation zum Herd („Der Kranke guckt den Herd an“),
Dysarthrie (Sprechstörung),
Aphasie (Sprachlosigkeit), Apraxie (gestörte Willkürmotorik) (wenn die dominante Hemisphäre betroffen ist),
Hemineglect (wenn die nicht-dominante Hemisphäre betroffen ist),
Hemianopsie (wenn die zentrale Sehbahn betroffen ist).
-> Mögliches Residuum: Wernicke-Mann-Gangbild.

A. CEREBI ANTERIOR (Anteriorinfarkt): Selten!
Kontralaterale, beinbetonte Hemiparese, Apraxie.
Bei beidseitiger Läsion: Schwere Antriebsstörung.

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7
Q

Hirninfarkte im vertebrobasilären Stromgebiet (hintere Zirkulation)

A

Betroffene Gebiete:
Hirnanteile der hinteren Schädelgrube, insb. Kleinhirn + Hirnstamm.
Weitere: Teile des Thalamus, Okzipitallappen und medial-inferiorer Temporallappen.

-> A. vertebralis und A. inferior posterior cerebelli.

Klassische Symptome von Infarkten im vertebrobasilären Stromgebiet sind die „4 D“: Dysarthrie, Dysphagie, Diplopie, Dizziness (engl. für Schwindel)!

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8
Q

Hirninfarkte im Basilaris-Stromgebiet

A

A. basilaris (Basilaristhrombose):
Lebensbedrohlicher Notfall mit hoher Mortalität, unbehandelt ca. 80%!

Allgemeine Klinik:
Je nach Höhe des Verschlusses:
Typische Konstellation:
Vigilanzminderung + Zeichen einer Hirnstammschädigung + schwere motorische Störung.

Verlauf:
Häufig mit Prodromi (Nausea, Schwindel, Kopf- und Nackenschmerzen) und fluktuierender, „stotternder“ Verschlechterung (Progressive Stroke).

Unterformen:
Basilarisspitzensyndrom, mittleres Basilarissyndrom, kaudales vertebrobasiläres Syndrom.

Basilaris-Äste:
A. inferior anterior cerebelli (AICA):
Ataxie, Dysarthrie, Schwindel, Übelkeit, Nystagmus.
Hirnnervenausfall VII (kontralaterale faziale Parese) und VIII (vestibulokochleäre Störung).

A. superior cerebelli (SCA):
Ataxie (Extremitätenataxie&raquo_space; Stand- und Gangataxie), Dysarthrie, Schwindel, Übelkeit, Nystagmus.
Bei komplettem SCA-Infarkt (selten): Horner-Syndrom, kontralaterale dissoziierte Sensibilitätsstörung.

A. cerebri posterior (Posteriorinfarkt):
Kontralaterale homonyme Hemianopsie.
Bei Thalamusinfarkt: Vielseitige Symptomatik, u.a. mit neuropsychologischen Defiziten (bspw. Desorientiertheit, Apathie, Gedächtnisstörungen), Hemihypästhesie oder Hemineglect, ggf. auch „Thalamusschmerz“ (kontralaterale Hyperpathie).

Basilarisinfarkte können wegen ihrer stotternden und teils unspezifischen Symptomatik (insb. Schwindel) an andere Ursachen erinnern und werden initial häufig übersehen!

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9
Q

Schlaganfall: Klinik nach betroffenem Hirngebiet

A

Kortikale Areale:
Frontal:
Antrieb verarmt, Störung des Geruchssinns, Broca-Aphasie (Brodmann-Areae 44,45) -> gestörte Sprachproduktion: kurze, langsame, stockende, einfache Sätze.

Temporal:
Ängstliche bis reizbare Stimmung, zu Epilepsien neigend, Wernicke-Aphasie (Bordmann-Areae 22, 39, 40) -> Sprachverständnis gestört -> Logorrhoe, unzusammenhängende Sätze.

Parietal:
Konstruktive Apraxie, Aphasie, Neglect.

Mantelkanten-Syndrom:
Sensomotorische Parese der Beine ggf. mit Blasenstörung.

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10
Q

Dissektionssyndrome

A

Dissektion der A. carotis communis:
Horner-Syndrom + Hypoglossusparese + Mediainfarkt.

Dissektion der A. vertebralis:
Wallenberg-Syndrom (ipsilateral Horner-Syndrom, Gaumensegelparese und Hemiataxie, wohingegen kontralateral unterhalb des Kopfes eine dissoziierte Empfindungsstörung des Körpers) + Nackenschmerzen + Posteriorinfarkt.

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11
Q

Schlaganfall - Diagnostik

A

(Fremd‑)Anamnese:
Fokus auf Symptomatik!
Beginn (genauen Zeitpunkt erfragen),
Thrombolysezeitfenster? (<4,5 h nach Symptombeginn)
Bei nicht bestimmbarem Zeitpunkt, z.B. beim sog. „Wake-up Stroke“ (= Symptombeginn während des Schlafs): Letzten erinnerlichen Zeitpunkt erfragen, an dem keine Symptome vorhanden waren („Last seen well“), dieser wird als Beginn angenommen.
Verlauf,
Ereignissituation/Auslöser.

Medikamentenanamnese, insb. Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmer,
Basisinformationen: Gewicht für Lyse, Alter, Morbidität, Kontraindikationen.

Fokussierte neurologische Untersuchung: 
Fokus auf fokal-neurologische Defizite
FAST (Neurologie): Als schnelles Screening (insb. in der Prähospitalphase):
F („Facial Expression“),
A („Arm Weakness“),
S („Speech Difficulties“),
T („Time is Brain“)!

Erheben des NIHSS (National Institutes of Health Stroke Scale: Vigilanz, Orientierung, Blickparese, Gesichtsfeld etc.),
grobe Einstufung des Behinderungsgrades, i.d.R. mithilfe der modifizierten Rankin-Skala.

Schnellstmöglich muss bei V.a. auf Schlaganfall die (CT‑)Bildgebung erfolgen! Anamnese und Untersuchung sollten bei Patienten, die potentiell im Thrombolyse- oder Thrombektomiezeitfenster sind, nicht länger als 5 Minuten dauern!

Was?
Die cCT ist die wichtigste Untersuchung bei V.a. Schlaganfall und sollte innerhalb von 25 Minuten nach Eintreffen des Patienten begonnen werden!
Nativ-cCT -> ischämisch (später erkennbar) vrs. hämorrhagisch (sofort erkennbar, hyperdense Darstellung von frischem Blut)!
Hyperakute Blutung: Hypodense Raumforderung (vor Eintreten der Blutkoagulation).

Weitere bildgebende Diagnostikmöglichkeiten:
Erweiterte (kontrastmittelgestützte) CT-Diagnostik:
CT-Angiographie oder Perfusions-CT -> bessere Einschätzung der Penumbra.

cMRT:
Frühere Darstellung von Infarktgewebe (DWI-MRT).
Einschätzung des Risikogewebes (Penumbra) durch Mismatch-Bildgebung möglich.
Hohe Sensitivität auch bei kleinen und infratentoriellen Läsionen.

Sequenzen der „Schlaganfall-MRT“:
FLAIR („Fluid-Attenuated Inversion Recovery“): MRT-Sequenz, bei der durch einen zusätzlichen Impuls das Signal von Wasser unterdrückt wird, sodass andere Gewebe besser zur Darstellung kommen.

Diffusions-MRT (= DWI-MRT, „Diffusion Weighted Imaging“): Stellt das Areal des Gehirns dar, in dem die Diffusion eingeschränkt ist (also den „Infarkt-Kern“) → in diesem Areal sind bereits alle Zellen irreversibel geschädigt.

Perfusions-MRT (= PWI-MRT, „Perfusion Weighted Imaging“): Stellt das Areal des Gehirns dar, in dem die Durchblutung eingeschränkt ist → in diesem Gebiet sind die Nervenzellen zum Teil bereits irreversibel, zum Teil aber auch noch reversibel geschädigt.

Blutungssensitive Sequenz (Meist T2*−gewichtete Gradientenechosequenz).

MR-Angiographie:
Stellt das Gefäßsystem dar und kann extra- und intrakranielle Gefäßstenosen zeigen.

Perfusions-Diffusions-Mismatch (PWI-DWI-Mismatch, „Penumbra Imaging“):
Ziel: Abschätzung der Penumbra.

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12
Q

Schlaganfall - Therapie

A

Allgemeine Überlegungen zum klinischen Management von Schlaganfall und TIA:

Die wichtigsten Ziele sind:
Prähospital: Schnellstmögliche stationäre Aufnahme.

Bei Eintreffen im Krankenhaus: Zügige diagnostische Abklärung und Einleitung der Akuttherapie mit Reperfusion minderperfundierter Areale.

Auf der Stroke Unit
Therapie/Vermeidung von Komplikationen.
Etablierung einer Sekundärprophylaxe.

Akuttherapie im Krankenhaus:
Rekanalisierende Therapie des ischämischen Schlaganfalls.
Ziel:
Reperfusion minderperfundierter Areale (sog. Penumbra oder „Tissue At Risk“ ), da hier der Zelluntergang noch verhindert werden kann („Time is brain!“).

Therapieoptionen:
Thrombolysetherapie (Alteplase (= rt-PA, rekombinanter gewebespezifischer Plasminogenaktivator)) und/oder
mechanische Thrombektomie (mechanische Thrombektomie mittels Stent Retriever).

Nach Thrombolysetherapie:
Erneute cCT-Untersuchung 24 h nach Thrombolysetherapie (Kontroll-CT zum Blutungsausschluss).
Danach Beginn einer antithrombozytären Therapie bzw. Antikoagulation in Abhängigkeit von Kontroll-CT, Klinik und ätiopathogenetischen Erwägungen.
Keine gerinnungshemmenden Substanzen innerhalb von 24 h nach Thrombolysetherapie!

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13
Q

Frühversorgung auf der Stroke Unit

A

Monitoring:
Beginn unmittelbar nach stationärer Aufnahme.
Kontinuierliches Monitoring der Vitalparameter: EKG, Herzfrequenz, Blutdruck, Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung.

Regelmäßige Kontrolle:
Neurologischer Befund mit Dokumentation des NIHSS-Scores.
Temperatur und Blutzucker.
Infektparameter (→ Antibiotische Behandlung bakterieller Infektionen, keine antibiotische Prophylaxe).
Dysphagie-Screening („Schluckversuch“) vor erster oraler Kost.

Neuroprotektive Basismaßnahmen bei ischämischem Schlaganfall/TIA:
Blutdruckmanagement:
Antihypertensive Therapie nur bei Überschreitung kritischer Blutdruckgrenzen!
Zielwerte: 180/100 mmHg für bekannte Hypertoniker bzw. 160/90 mmHg für Nicht-Hypertoniker.
Korrektur: ab ≥220/120 mmHg, bei Bestehen einer Thrombolysetherapie oder bei intrakranieller Blutung schon ab >140/90 mmHg.

Blutzuckermanagement:
Normoglykämie anstreben.
Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5 °C).
Ausgleich von Elektrolytstörungen.
Erwägung einer nasogastralen Sonde zur Ernährung.

Thromboseprophylaxe:
Supportiv:
Frühmobilisation und ausreichende Volumentherapie.
Keine Verwendung von Kompressionsstrümpfen.
Medikamentös: Bevorzugt mit niedermolekularen Heparinen.

Frührehabilitative Behandlung:
Hierbei handelt es sich um eine Rehabilitationsmaßnahme, die bereits während der akutmedizinischen Behandlung einsetzt (u.a. physio- und ergotherapeutische sowie logopädische Maßnahmen).

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14
Q

„Stroke Mimics“ DD Schlaganfall

A
Hypoglykämie,
Migräne mit Aura,
epileptischer Anfall,
schwere Infektion/Sepsis,
periphere Nervenschädigung,
Neuritis vestibularis und benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel,
Alkoholintoxikation,
funktionelle Störung.
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15
Q

Karotisstenose - Vorsorge Schlaganfall

A

Stenosegrad gemessen anhand farbkodierten Duplex-Sonographie (FKDS).

Symptomatische Karotisstenose:
Bei einem Stenosierungsgrad >50% nach NASCET-Standard wird eine zeitnahe operative Versorgung empfohlen (meist mittels Thrombendarteriektomie).

Asymptomatische Karotisstenose:
Bei einer Stenosierung von >60% ist eine Thrombendarteriektomie indiziert, wenn die Summe von Mortalität und Morbidität der Behandlung <3% (bezogen auf 30 Tage) und die Lebenserwartung >5 Jahre beträgt – Männer haben einen größeren Benefit von dem Eingriff als Frauen.

In Stadium IV der zerebrovaskulären Insuffizienz und bei gleichzeitiger kontralateraler Karotisstenose (symptomatisch oder asymptomatisch): Indikation zur Operation zur Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls.

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16
Q

Hämorrhagischer Infarkt - Subarachnoidalblutung Lokalisation

A

Subarachnoidalblutung (SAB):
Einblutung in den liquorgefüllten Subarachnoidalraum (zwischen Dura mater und Pia mater).
Entsprechend handelt es sich um eine intrakraniell-extrazerebrale Blutung.

Nicht-traumatisch (spontane Aneurysmaruptur):
Aneurysmatische Subarachnoidalblutung (ca. 85%),
⅓ ereignet sich nach körperlicher Anstrengung, ⅔ spontan in Ruhesituationen.
Traumatisch auch möglich!

Lokalisation: Circulus arteriosus Willisii:
A. cerebri anterior/A. communicans anterior (∼40%),
A. carotis interna (∼30%),
A. cerebri media (∼20%),
A. basilaris/Aa. vertebrales (∼10%).

Nichtaneurysmatische Subarachnoidalblutung (ca. 15%): 
Perimesenzephale SAB: Wahrscheinlich venöse Blutung unbekannter Ätiologie oder Arteriovenöse-Malformation.
17
Q

Subarachnoidalblutung - Einteilung nach Klinik (nach Hunt und Hess)

A

Grad 1: Asymptomatisch oder leichter Kopfschmerz und/oder leichter Meningismus.

Grad 2: Mäßige bis starke Kopfschmerzen, Meningismus, möglich: Hirnnervenausfälle.

Grad 3: Somnolenz und/oder Verwirrtheit und/oder leichte fokal-neurologische Ausfälle.

Grad 4: Sopor, mäßige bis schwere fokal-neurologische Ausfälle, vegetative Störungen.

Grad 5: Koma, Zeichen der Einklemmung.

Einteilung auch nach Fisher-Skala möglich, oder Korrelat zu GCS.

18
Q

Subarachnoidalblutung - Klinik

A

Akute Leitsymptome:
Plötzlicher Vernichtungskopfschmerz, der sich über den gesamten Kopf ausbreitet (holozephal) und in den Nacken und Rücken ausstrahlt.

Vegetative Symptome:
Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbruch, Störungen der Kreislauffunktion.
Beeinträchtigung der Vigilanz (somnolent bis komatös),
Meningismus (Nackensteifigkeit).

Spezifische neurologische Symptome:
Okulomotoriusparese, Sehstörungen, Parese anderer Hirnnerven.
Okulomotoriusparese infolge Subarachnoidalblutung: Meist vollständig.
Psychopathologische Auffälligkeiten (hirnorganisches Psychosyndrom).
Hemi- oder Tetraparese, Spastik, Aphasie, Neglect, selten fokale/generalisierte epileptische Anfälle bei ausgedehnten Blutungen (je nach Lokalisation) und damit einhergehender Hirnparenchymschädigung.

Prodrom:
Warnblutung („Warning Leak“, in ca. 25%).
Heftiges Kopfschmerzereignis Tage bis Wochen vor einer Subarachnoidalblutung durch sog. „Warnblutung“.

19
Q

Subarachnoidalblutung - Diagnostik

A

Methode der 1. Wahl: CT (schnell und universell verfügbar)!
Ggf. MRT: Insb. bei subakuter Symptomatik und zur erweiterten Differentialdiagnose.

cCT nativ:
Nachweis von subarachnoidalem Blut (hyperdens), insb. in basalen Zisternen und Sulci.
Hohe Sensitivität von 95% bei Akutereignis.

CT-Angiographie:
Nach negativer Nativ-cCT kann eine negative CT-Angiographie eine Subarachnoidalblutung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (>99%) ausschließen.
Ergänzend auch zur Darstellung von Aneurysmen >3 mm.

Lumbalpunktion erfolgt nur, wenn die cCT nicht eindeutig ist und keine Zeichen einer Hirndrucksteigerung aufweist (Gefahr der Einklemmung bei Liquorpunktion!).
Sollte ca. 8–12 Stunden nach Symptombeginn erfolgen, um eine Xanthochromie (Folge des Hämoglobinabbaus) von einer iatrogenen Blutung (frisches Blut) abzugrenzen.

Aneurysma-Darstellung:
Digitale Subtraktionsangiographie (DSA):
Innerhalb von 72 Stunden nach Symptombeginn, möglichst früh.

Ziel:
Darstellung der Blutungsquelle,
Darstellung zusätzlicher inzidenteller Aneurysmen (daher komplette Durchführung),
Entscheidung über Therapie:
Coiling (kann ggf. direkt in der gleichen Sitzung erfolgen!),
Clipping.

Weitere Diagnostik:
EKG: Veränderungen sind häufig (CAVE: Mögliches Bild eines Myokardinfarktes!).
Transkranielle Dopplersonographie: Tägliche Verlaufskontrolle bezüglich Vasospasmen.

20
Q

Subarachnoidalblutung - Therapie

A

Intensivmedizinische Überwachung und Stabilisierung:
Bettruhe,
bei schweren SAB i.d.R. Analgosedierung und Intubation erforderlich,
Schmerztherapie, z.B. mit Metamizol oder mit Opioiden bei starken Schmerzen, z.B. mit Piritramid,
Oberkörperhochlagerung um 30°,
Vasospasmusprophylaxe: Calciumantagonist Nimodipin,
Blutdrucksenkung bis zur Aneurysmaversorgung auf 60–90 mmHg (mittlerer arterieller Druck), Vermeidung systolischer Drücke >160 mmHg.

Neuroprotektion:
Normoglykämie,
Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5 °C),
Normovolämie anstreben, Substitution isotoner Lösungen,
Ausgleich von Elektrolytstörungen (insb. Hyponatriämie),
Antiemetische Therapie, z.B. mit Dimenhydrinat oder Ondansetron.
Vermeiden von Valsalva-Manövern mit plötzlichen Blutdrucksteigerungen (z.B. Pressen beim Stuhlgang), ggf. Stuhlregulation.

Aneurysmaversorgung:
Ziel: Vermeidung von Rezidivblutungen.
Zeitfenster: Durchführung schnellstmöglich innerhalb der ersten 72 Stunden nach Symptombeginn.
Mögliche Verfahren:
Coiling: Endovaskuläres Einbringen von Coils in das Aneurysma, ggf. unter Zuhilfenahme eines Stents.
Clipping: Chirurgischer Verschluss mit einem Metallclip um den Hals des Aneurysmas.

Komplikationsmanagement:
Epileptischer Anfall: Antikonvulsive Therapie,
Hydrozephalus: Ableitung mit externer Ventrikeldrainage und/oder Liquor-Shunt (i.d.R. ventrikuloperitonealer Shunt).
Prophylaxe und Therapie von Vasospasmen und sekundären Ischämien fortführen.

21
Q

Subarachnoidalblutung - Komplikationen und Prognose

A

Rezidivblutung:
Ursachen: Körpereigene Fibrinolyse.

Hydrozephalus:
Ursachen: Hydrocephalus malresorptivus/aresorptivus,
Hydrocephalus occlusus.
Therapie: Externe Ventrikeldrainage, ventrikuloperitonealer Shunt.

Vasospasmen und sekundäre Ischämien:
Häufigkeitsmaximum 4.-14. Tag.
Diagnostik: Transkranielle Dopplersonographie (tägliche Verlaufskontrolle): Erhöhte mittlere Strömungsgeschwindigkeit und erhöhte Pulsatilität.
Prophylaxe und Therapie: Calciumantagonist Nimodipin ab Aufnahme.

Epileptische Anfälle (10%).
Elektrolytstörungen.
Glaskörperblutung (20%, bei SAB als Terson-Syndrom bezeichnet).
Kardiale Komplikationen.

Hohe Letalität!
Bis zu 15% der Patienten sterben vor Krankenhausaufnahme.
30-Tage-Letalität: Insgesamt etwa 35–40%.
Ein Drittel der Überlebenden mit dauerhafter Behinderung,
Hälfte der Überlebenden mit neuropsychologischen Defiziten.

22
Q

Intrazerebrale Blutung - Ätiologie

A

Anteil an allen Schlaganfällen: 10–15%.
Inzidenz: 20/100.000 Einwohner pro Jahr,
Geschlecht: ♂ > ♀ (3:2).
Alter: In jedem Lebensalter möglich, mit steigendem Alter zunehmend.

Spontane ICB:
Arterielle Hypertonie (ca. 35%, häufigste Ursache bei Patienten zw. 40–70 Jahre).
Zerebrale Amyloidangiopathie (ca. 20%, häufigste Ursache bei Patienten >70 Jahre).

Hämorrhagische Diathese:
Iatrogen (Antikoagulation und Thrombozytenaggregationshemmung) (ca. 15%).

Gefäßfehlbildungen (ca. 5%, häufigste Ursache bei Patienten <40 Jahre): Kavernome, arteriovenöse Malformation.

Nicht-spontane ICB (traumatische ICB):
Im Rahmen schwerer Schädel-Hirn-Traumata (SHT).

23
Q

Intrazerebrale Blutung - Klinik

A

Symptome/Klinik:
Meist plötzlich auftretende Symptomatik!

Defizite abhängig von Ort und Größe der Blutung.

Stammganglien:
Kontralaterale Hemiparese,
konjugierte Blickdeviation zur Läsionsseite (sog. Déviation conjuguée),
Aphasie (wenn dominante Hemisphäre betroffen),
Homonyme Hemianopsie.

Thalamus:
Vigilanzminderung,
kontralaterale sensomotorische Hemisymptomatik,
vertikale Blickparese.

Kleinhirn:
Erbrechen, Ataxie, Schwindel, Spontannystagmus, Dysarthrie.

Pons:
Koma und Tetraparese,
kontralaterale Hemisymptomatik,
isolierte Hirnnervenausfälle und/oder gekreuzte Hirnstammsyndrome.

Lobärblutung:
Symptomatik abhängig von Ausdehnung und betroffenem Lappen,
fokale sensible oder motorische Defizite,
häufiger epileptische Anfälle.

Okzipital: 
Kontralaterale homonyme Hemianopsie,
Kopfschmerzen,
epileptische Anfälle.
Progression der Symptomatik infolge Hämatomausdehnung möglich.
24
Q

Intrazerebrale Blutung - Therapie

A

Intrazerebrale Blutung - Überwachung und Stabilisierung:
Aufnahme auf Stroke-Unit oder Intensivstation,
kontinuierliche (intensivmedizinische) Überwachung und bedarfsgerechte Versorgung,
Schmerztherapie.

Neuroprotektive Basismaßnahmen:
Normoglykämie anstreben,
Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5°C),
ggf. Stressulkusprophylaxe (etwa bei Beatmung >48 Stunden, Sepsis, Nierenversagen).

Intrazerebrale Blutung - Blutdrucksenkende Therapie:
Frühzeitige Blutdrucksenkung: Zielwert systolischer Druck <140 mmHg.

Normalisierung der Gerinnung bei Therapie mit Antikoagulantien:
Absetzen der Antikoagulation bzw. der Thrombozytenaggregationshemmer.
Normalisierung der Gerinnung bei bestehender Gerinnungsstörung bzw. vorheriger Therapie mit Antikoagulantien:
Vitamin-K-Antagonisten und erhöhter INR: Vitamin K und Gerinnungsfaktorenkonzentrat PPSB.
Heparin: Protaminsulfat.
Dabigatran: Idarucizumab.

Hirndrucktherapie:
Indikation: Intrakranieller Druck (ICP) >20 mmHg.
Maßnahmen:
Oberkörperhochlagerung um 30°,
suffiziente Analgosedierung,
osmotische Hirndrucktherapie.
Externe Ventrikeldrainage (EVD) bei Hydrozephalus.
Hyperventilation -> führt zu geringerem Gefäßvolumen.
Hypothermie,
ggf. Hämatomevakuation.

25
Q

Intrazerebrale Blutung - Komplikationen

A

Intraventrikuläre Blutung (IVH, Ventrikeltamponade):
Häufigkeit:
Häufig (bis zu 50% der Patienten mit ICB).

Klinik:
Kopfschmerzen, Erbrechen, Vigilanzminderung.

Diagnostik: cCT, ggf. MRT.

Komplikationen:
Behinderung des Liquorabflusses → Hydrocephalus occlusus,
Arachnoiditis → Hydrocephalus malresorptivus.

Therapie:
Bei Hydrocephalus externe Ventrikeldrainage bzw. langfristig ventrikuloperitonealer Shunt.

Prognose:
Schlechteres Outcome und höhere Mortalität als bei ICB ohne Ventrikeleinbruch.

Weitere:
Pneumonie (durch Schluckstörung).
Epileptische Anfälle (etwa 10%).
Kardiale Komplikationen: Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte.

Prognose:
Hohe Letalität:
30-Tage-Letalität: 40%.
1-Jahres-Letalität: 50%.

26
Q

Überblick Blutungen - Epiduralhämatom

A

Epidurales Hämatom:
Meist ausgehend von rupturierter A. meningea media nach Schädel-Hirn-Trauma.

Klinik:
Typisches „symptomfreies Intervall“ nach Bewusstseinsverlust: Bewusstlosigkeit → kurzzeitige Wiedererlangung des Bewusstseins → erneute Eintrübung (bedingt durch steigenden intrakraniellen Druck).

Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Unruhe, Beeinträchtigung der Vigilanz (somnolent bis komatös).

Häufig:
Ipsilaterale Mydriasis: Bedingt durch Druckläsion des N. oculomotorius und folglichem Ausfall des parasympathisch innervierten M. sphincter pupillae.
Kontralaterale Herdsymptomatik/Hemiparese: Bedingt durch Druckläsion der Kerngebiete der Großhirnrinde.

Diagnostik:
cCT: Bikonvexe, hyperdense Raumforderung.

Therapie:
Sofortige Entlastung! Operative Trepanation (meist temporal nach Krönlein).

Prognose:
Bei rechtzeitiger Behandlung: 70%-ige Überlebenschance.

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Q

Überblick Blutungen - Subdurales Hämatom

A

Akute, subakute oder chronische venöse Blutung zwischen Dura mater und Arachnoidea nach Riss einer Brückenvene (Verbindung der oberflächlichen Hirnvenen zu den Sinus durae matris).

Akut durch SHT oder chronisch durch Bagatelltrauma.

Klinik:
Akuter Verlauf:
Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Beeinträchtigung der Vigilanz (somnolent bis komatös).
Häufig ipsilaterale Mydriasis (auch beidseitig möglich) und kontralaterale Herdsymptomatik/Hemiparese.

Subakuter oder chronischer Verlauf auch über einen Zeitraum von mehreren Wochen möglich:
Kopfdruck, psychomotorische Verlangsamung und mnestische Funktionseinschränkungen.

Bildgebende Verfahren:
Darstellung: Suturen überschreitende, glatt begrenzte, sichelförmige Blutung.

cCT (Methode der Wahl):
Akut: Hyperdens zum Kortex.
Subakut: Abnehmende Densität, nach ca. 10–14 Tagen isodens zum Kortex.
Chronisch: Hypodens zum Kortex (kann sich isodens zum Liquor darstellen).

MRT (bei V.a. akutes Subduralhämatom ohne Nachweis im cCT):
Darstellung im Verlauf (T1- und T2-Wichtung):
Akut: Hypo- bis isointens zur grauen Substanz.
Subakut: Meist hyperintens.
Chronisch: Mit zunehmendem Alter des Hämatoms meist isointens.

Therapie:
Allgemeine Maßnahmen:
Normalisierung der Gerinnung, Senkung des Hirndrucks.

Operative Therapie, wenn Verschlechterung der neurologischen Symptomatik oder klinische Zeichen einer Herniation/Druckerhöhung.

Therapie:
Bohrlochtrepanation mit Einlage einer Drainage,
Kraniotomie.