Prüfungsfragen Flashcards
Fall 1: Keine Fall-Vignette
Unterschied drogeninduzierte Psychose (F1x.5) DD: schizophrene Psychose (F20.0)
1 ) Diagnosekriterien:
Drogeninduzierte Psychose
Schizophrene Psychose
2 ) Therapie mit Clozapin:
Dosierschema: Einmaldosis/d
Initial 12,5mg 0-0-1, bis Ende der 2. Woche max. TD 50mg;
Max. 2x/Woche Erhöhung um je 12,5mg
Durchschnittl. empf. TD: 25-37,5mg, max. TD 50mg, selten 100mg
Kontrolluntersuchungen:
Vor Therapiebeginn: BB, Diff.-BB, BZ-TP, HbA1c, CRP, Trop-T, TG, EEG
Woche 1-16: wöchentlich BB, Diff.-BB, CRP, Trop-T
Ab Woche 17: monatlich BB, Diff.-BB
Halbjährlich bei stabilem Pat.: Clozapinspiegel, HbA1c, BZ-TP, TG
Nebenwirkungen: Agranulocytose, Krampfanfälle, Myokarditis, Gewichtszunahme, DM, Hypersalivation, Müdigkeit, kaum EPS.
Keine Kombination mit Carbamazepin und BZO (Synkopen, Atemstillstand)
4 ) Extrapyramidal motorische Symptomatik:
Verursacht durch die Blockade der postsynaptischen Dopamin-D2-Rezeptoren.
Bei atyp. Neuroleptika ist das Risiko sehr gering oder wie bei Clozapin gar nicht vorhanden.
Klinische Symptomatik EPS:
Akathisie: Unvermögen ruhig zu sitzen, die Patienten laufen unruhig hin und her oder
zeigen eine eigenartige Trippelsymptomatik. Marching-in-place-Syndrom. Pseudoakathisie.
Parkinsonoid: Tremor, Rigor, Akinese. Rabbit-Syndrom (Mümmeln, Ruhetremor Mund, Kinn, Kiefer).
Dystonie: kurz anhaltende oder auch fixierte abnorme Körperhaltungen, v.a. in der
Mundgegend, Augen, Hals und Rücken. Ursache sind unwillkürliche Muskelkontraktionen. Bsp.: oromandibulär, pharyngeal-laryngeal, lingual, zervikal (Torti- Antero-, Laterokollis), okulogyre Krise,
Blepharospasmus, generalisierte Dystonie.
Dyskinesie: unwillkürliche hyperkinetische Bewegungen, meist im Mundbereich, oft auch leichte Bewegungen an den Fingern, Armen, Zehen oder Beinen.
Je nach Zeitpunkt des Auftretens unterscheidet man:
Frühdyskinesien: in der 1. Behandlungswoche
Spätdyskinesien: tardive Dyskinesien, nach längerer Behandlungsdauer
5 ) Therapie:
Neuroleptikum absetzen
Biperiden (Anticholinergikum) i.v. akut und p.o. in weiterer Folge für einige Tage
BZO bei Gegenanzeige für die Gabe eines Anticholinergikums
ad Fall 1) Allgemeine ICD 10 Kriterien der Schizophrenie (paranoid, hebephren, kataton, undifferenziert)
G1.: mindestens eines der Symptome, unter 1. oder mindestens zwei unter 2. sollten in der meisten Zeit während einer psychotischen Episode von mindestens einem Monat Dauer vorhanden sein (oder während einiger Zeit an den meisten Tagen).
-
Mind. 1 von (=1. Rangsymptome):
a) Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug oder -ausbreitung (ICH-STÖRUNG)
b) Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten (deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen); Wahnwahrnehmung (INHALTLICHE DENKSTÖRUNG)
c) Kommentierende oder dialogische Stimmen (die über das Verhalten des Patienten reden oder untereinander über ihn diskutieren), oder Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen (AKUSTISCHE HALLUZINATIONEN)
d) Anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer und völlig unrealistischer WAHN, wie der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu stehen. -
Oder mind 2 von:
a) Anhaltende HALLUZINATIONEN jeder Sinnesmodalität, täglich während mindestens eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlichen ausgebildeten Wahngedanken ohne deutlichen affektiven Inhalt oder begleitet von langanhaltenden überwertigen Ideen.
b) Neologismen, Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt (FORMALE DENKSTÖRUNG)
c) KATATONE SYMPTOME wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit (Flexibilitas cerea), Negativismus, Mutismus oder Stupor
d) NEGATIVSYMPTOME wie Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte (nicht durch eine Depression oder eine neuroleptische Medikation verursacht)
G2.: Ausschlussvorbehalte der allgemeinen Schizophrenie
1. Wenn auch die Kriterien für eine manische Episode oder eine depressive Episode erfüllt werden, müssen die unter G1.1. und G1.2. aufgelisteten Kriterien VOR DER AFFEKTIVEN STÖRUNG aufgetreten sein.
2. Die Störung kann nicht einer organischen Gehirnerkrankung oder einer Alkohol- oder Substanzintoxikation, einem Abhängigkeitssyndrom oder einem Entzugssyndrom zugeordnet werden.
ad Fall 1 F1x.5 Psychotische Störung
A. Beginn von psychotischen Symptomen während des Substanzgebrauchs oder innerhalb von 2 Wochen nach Substanzgebrauch
B. Dauer der psychotischen Symptome länger als 48h.
C. Dauer der Störung NICHT länger als 6 Monate.
- Stelle:
F1x.50 schizophreniform
F1x.51 vorwiegend wahnhaft
F1x.52 vorwiegend halluzinatorisch
F1x.53 vorwiegend polymorph
F1x.54 vorwiegend depressive Symptome
F1x.55 vorwiegend manische Symptome
F1x.56 gemischt
abrupt (Beginn innerhalb v. 48h)
akut (Beginn nach mehr als 48h, aber innerhalb von 2 Wochen)
Ausschluss: F10.7-F19.7 (durch Alkohol oder psychoakt. Substanzen bedingter Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung)
Begriffe: Alkoholhalluzinose
alkoholischer Eifersuchtswahn
alkoholische Paranoia
Alkoholpsychose, n.n.b.
Alkoholischer Eifersuchtswahn
* am häufigsten (sonst Verfolgungswahn mit paranoid-ängstl. Stimmung)
* unkorrigierbare Überzeugung v. Untreue des Partners
* Behandlung: Unterstützung Abstinenz, Antipsychotika
Fall 2 Patientin, ca. 55 Jahre, in Begleitung des Gatten (62, Pensionist), beide wirken etwas verwahrlost. Langjährige Alkoholanamnese, Pat. bagatellisiert Problematik; BZD-Missbrauch (unterschiedlichste Substanzen), Entzugserscheinungen in Anamnese. Kurzzeitgedächtnisstörungen, erzählt von
Dingen, die 15 Jahre zurückliegen (Tod des einzigen Sohnes)
Befunde: multiple körperliche, durch C2 bedingte Erkrankungen (Steatosis hep., Gastritis, PNP…)
Diagnose: Amnestisches Syndrom bei Alkoholabhängigkeit (F10.6, F10.2), Benzodiazepin-Abhängigkeit (F13.2)
1 ) Diagnosekriterien (psychiatrisch): Amnestisches Syndrom, Alkoholabhängigkeit, Benzodiazepin-Abhängigkeit
2 ) Folgeerkrankungen eines chronischen Alkoholkonsums:
Körperlich: chronisch entzündliche Prozesse des GIT (Gastritis, morgendliches Erbrechen, Diarrhoe), Unfähigkeit Nahrung aufzunehmen, allgemeine Schwäche, geringe Immunabwehr, Leberschäden (Fettleber, Zirrhose, Hepatitis, Spider naevi, Aszites, Gynäkomastie, ikterisches Hautbild
und Skleren), Pankreatitis, alkohol. CMP, Optikusatrophie, Potenzprobleme, Amenorrhoe, DM, Hypertonie, alkoholtoxische Embryopathie.
Psychisch-neurologisch: Delirium tremens, Alkoholhalluzinose, organ. Psychosyndrom, PNP, Wernicke-Korsakow-Enzephalopathie.
3 ) Komorbiditäten: Angststörung, Depression, Hypomanie oder Manie
Therapievorgehen: Ambulant vs. Stationär (Adhärenz, Gefahr der Entwicklung einer ausgeprägten Entzugssymptomatik und Delirentwicklung bei langjähriger Abhängigkeit, Mehrfachabhängigkeit,
Risiko für epilept. Anfall (Alkohol und BZO), Suizidhandlungen, soziale Einbettung,
verkehrstechnische Anbindung, Therapiemotivation.
4 ) Medikamentöse Therapie:
rasch einleiten und ausreichend dosieren, ausschleichend im Verlauf absetzen,
Behandlung komorbider Störungen.
BZO mit mittellanger HWZ und ohne aktive
Metaboliten wegen besserer Steuerbarkeit und geringer Gefahr der Akkumulation (Lorazepam, Oxazepam), Antidot: Flumazenil.
Weitere Medikamente: GHB, Antiepileptika, Neuroleptika, Clomethiazol, Meprobamat, Tiaprid.
Rückfallprophylaxe: Anti-Craving Substanzen (Naltrexon, Acamprosat), Alkoholdehydrogenaseblocker, Aversionsbehandlung (Disulfiram, Calciumcarbamid).
ad Fall 2: ICD Kriterien Alkoholabhängigkeit
Drei oder mehr der folgenden Kriterien sollten zusammen mindestens einen Monat lang bestanden haben; falls sie nur für eine kürzere Zeit aufgetreten sind, sollten sie innerhalb von zwölf Monaten wiederholt bestanden haben.
1. Starkes Verlangen (Craving) oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren.
2. Kontrollverlust über Beginn, Beendigung oder Menge aber auch über geplanten Zeitraum
des Substanzkonsum oder diesen zu verringern oder zu kontrollieren.
3. Entzugssymptome, wenn Substanz reduziert oder abgesetzt wird
4. Toleranzentwicklung mit Dosissteigerung
5. Einengung auf Substanzgebraucht mit Interessensverlust an alltäglichen Aktivitäten.
6. Anhaltender Substanzgebrauch trotz deutlicher und bewusster Folgeschäden
ad Fall 2: Alkoholfolgeerkrankungen (bzw. somatische Komorbiditäten)
-> Oropharynx, Ösophagus, Magen, Darm, Leber, Pankreas, Herz-Kreislauf, Krebs, Stoffwechselerkr., Knochenödem, Muskelatrophie, ZNS, PNP
ZNS: Alkoholhalluzinose, Wernicke-Encephalopathie, Korsakow-Syndrom (Thiaminmangel), Delirium tremens, Kleinhirndegeneration, Alkoholbedingte Persönlichkeitsänderung und Demenz, zentrale pontine Myelinolyse, hämorrhagischer/ischämischer Insult
Hirnentwicklungsstörung: Alkoholembryopathie
PNS: Polyneuropathie
Pankreas: Akute Pankreatitis; chron. kalzifizierende Pankreatitis
Leber: Fettleber, Fettleberheptatitis, äthyltox. Leherzirrhose, hepatozell. Karzinom, Aszites
GI: morgendliches Erbrechen, Durchfall, zirrhosebed. Ösophagusvarizen, akute Erosive Gastritis, Ulcus, Mallory Weiss Syndrom, Stomatitis, Gingivitis, Zungen-/Pharynx-Ca, Refluxösophagitis, Ösophaguskarzinom
Traumen - Frakturen
COPD
Mangelernährung
Augen: Tabak-Alkohol-Amblyopie (ernährungsbed. Schädigung des Sehnervs)
Muskeln/Knochen: Myopathie, tox. Knochenödem
Herz: äthyltox. Kardiomyopathie, Herzrhythmusstörungen (u.a. Holiday Heart), art. Hypertonus, KHK? stumme Infarkte (wegen PNP)
Endokrin: Hyperkortisolismus, Hodenatrophie, sek. DM, metabol. Syndrom,Störung von Glukose- und Lipidstoffwechsel, Hyperlipidämie, Hypetriglyceridämie, Hyperurikämie, Libidoverlust, Impotenz, Oligo- und Amenorrhö
Blut: Folsäuremangel mit hyperchromer Anämie, Leukozytose, Thrombozytopenie
Neoplasien: Darm, Brust, Mundboden, Kehlkopf, Ösophagus, Magen, Colon, Leber
PROGNOSE:
hohe Mortalität wegen somat. und psychischen Folgeerkrankungen, hohe Suizidrate
ad Fall 2: F1x.6 Amnestisches Syndrom (Korsakow-Syndrom)
A. Gedächtnisstörungen in beiden Bereichen:
1. Störung des Kurzzeitgedächtnisses (vermindertes Lernen v. neuem Material) in einem Ausmaß, der das tägliche Leben beeinträchtigt.
2. verminderte Fähigkeit, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern. (Langzeitgedächtnis)
B. Fehlen (oder relatives Fehlen) folgender Merkmale:
1. Störung des Immediatgedächtnisses (z.B. mit Nachsprechen v. Zahlenreihen z-N. 6 Ziffern vorwärts)
2. Bewusstseinstrübung und Aufmerksamkeitsstörung, wie unter F05, Kriterium A. beschrieben.
3. allgemeiner intellektueller Verfall (Demenz).
C. Kein objektiver Nachweis (anhand körperlicher, neurologischer und laborchemischer Untersuchungen) und/oder Anamnese einer Störung oder Erkrankung des Gehirns (insbesondere einer, die bilateral diencephale und mediotemporale Strukturen betrifft) außer einer substanzbedingten Störung, die für klinische Symptome, wie unter A. beschrieben, verantwortlch gemacht werden kann)
Begriffe: nicht n.b. substazbedingtes Korsakow-Syndrom
bei assoziiertem Wernicke-Syndrom zusätzlich E51.2
Ausschlus: nicht alkoholbedingtes Korsakow-Syndrom oder Korsakow-Psychose (F04)
DD:
Hirnverletzung
CO-Vergiftung
Infektionen
ad Fall 2: Wernicke-Korsakow-Syndrom
->. früher 2 Diagnose, heute nur mehr 1 (?)
-> schwerste Alkoholfolgeerkrankung
-> bei bis zu 10%b der chronischen alkoholabhängigen Pat.
-> durch Fehlernährung Mangel an Vitamin B1 (Thiamin)
-> Typisch: Störung von Kurzzeitgedächtnis (neue Inhalte) + Langzeitgedächtnis
TRIAS:
1. Zerebelläre Ataxie
2. Bewusstseins-/Orientierungsstörungen (66%)
3. Störung der Okulomotorik (Nystagmus, bilat. Abduzensparese, 40%)
(Wernicke-Korsakow-Encephalopathie = schweres amnestisches Syndrom mit Delir, Ophthalmoplegie, Ataxie, Verwirrtheit)
Bildgebung:
- spongiöser Gewebezerfall Aquädukt, III/IV Ventrikel
- Kapillardilatation
- petechiale Blutungen
Therapie:
- Vitamin B1 Kurzinfusion für 5 Tage (100-200mg i.v/d für 4 Tage) -> Prophylaxe auch bei Verdacht
- Residualzustand: Korsakow
- CAVE: bei zu schnellem Ausgleich v. Hyponatriämie: zentrale pontine Myelinolyse (max 10mmol/24h)
CAVE: Glukoseinfusion -> Verstoffwechselung v. Glukose verbraucht Vit.B1 (erhöhter Bedarf!)
ad Fall 2: Wernicke Encephalopathie
akuter lebensbedrohlicher Zustand
Symptome:
* Augenbewegungsstörugen (Nystagmus, Ophthalmoplegie, Diplopie)
* Ataxie
* Verwirrung (Desorientierung, Bewusstseinsveränderungen, kogn. Beeinträchtigung)
ad Fall 2: Korsakow Syndrom
chronische irreverible Schädigung aus der Wernicke Encephalopathie heraus wenn diese nicht adäquat behandelt wird
Symptome:
* anterograde Amnesie (Speicherung neuer Informationen)
* retrograde Amnesie (Verlust v. Erinnerungen vor Beginn der Erkrankung)
* Konfabulationen (Erfinden von Details um Erinnerungslücken zu schließen)
* Apathie und Desorientierung
Ursache: schwerer Thiaminmangel
Fall 3: Keine Fall-Vignette
Diagnose: Benzodiazepin-Intoxikation (F13.0)
Diagnosekriterien (psychiatrisch): Akute Sedativa- oder Hypnotika-Intoxikation
Therapie: Überprüfung Vitalfunktionen (RR, Puls, SpO2, BZ), Atmung (Cave: Atemdepression), Flüssigkeit i.v., Antidot Flumazenil ad KI (Cave: HWZ etwa 30min, deshalb regelm. nachdosieren),
Intensivmedizinische Überwachung, Esmarch Handgriff, Guedeltubus ggf. Intubation, EKG.
Fall 3 F1x.0 Akute Intoxikation (Akuter Rausch)
G1 Deutl. Nachweis des kürzlich erfolgten Konsums einer oder mehrer psychotroper Substanzen in ausreichend hoher Dosis für die vorliegende Intoxikation
G2 Symptome oder Anzeichen v. Intoxikation vereinbar mit bekannter Wirkung der betreffenden Substanz und von ausreichendem Schweregrad (klinisch relev. Störung v. Bewusstsein, Kognition, Wahrnehmung, Affekte oder Verhalten)
G3 NICHT erklärbar durch von Substanzgebrauch unabhängiger körperlicher Erkrankung oder andere psychische oder Verhaltensstörung
bei Vorliegen zusätzlich Kodieren: Schädlicher Gebrauch, Abhängigkeitssyndrom oder psychotische Störung
5. Stelle für Komplikationen:
F1x.00 ohne Komplikationen (Symptome wechselnden Schweregrads, meist dosisabh.)
F1x.01 mit Verletzungen oder anderen körperlichen Schäden
F1x.02 mit anderen medizinischen Komplikationen (z.B. Hämatemesis, Aspiration v. Erbrochenem)
F1x.03 mit Delir
F1x.04 mit Wahrnehmungsstörungen
F1x.05 mit Koma
F1x.06 mit Krampfanfällen
F1x.07 pathologischer Rausch (gilt nur für Alkohol)
ad Fall 3 F13 akute Sedativa- oder Hypnotika-Intoxikation
A. Allgemeine Kriterien f. akute Intoxikation sind erfüllt.
B. Funktionsgestörtes Verhalten, Mind.1 von:
1. Euphorie und Enthemmung
2. Apathie und Sedierung
3. beleidigendes Verhalten oder Aggressivität
4. Affektlabilität
5. Aufmerksamkeitsstörung
6. anterograde Amnesie
7. gestörte Psychomotorik
8. beeinträchtigte persönliche Leistungsfähigkeit
C. Mind. 1 von:
1. Gangunsicherheit
2. Standunsicherheit
3. verwaschene Sprache
4. Nystagmus
5. Bewusstseinsminderung (z.B: Stupor, Koma)
6. erythematöse Hautschädigungen oder Blasen
-> schwere Sedativa-/Hypnotikaintoxikation kann mit Hypotonie, Hypothermie und einem abgeschwächten Würgereflex einhergehen (T42 kodieren)
ad Fall 3 Therapie der akuten Sedativa-Intoxikation
Überdosis v. Barbituraten und Clomethiazol rascher -> geringere Therapeutische Breite
Symptome: Somnolenz bis Koma, Hypotonie, Atemdepression bis -Stillstand
Therapie:
1) Sicherung der Vitalfunktionen
2) Giftelimination
bei Benzos: Flumazenil Anexate® i.v., HWZ 60 Min., kompetetiver Benzodiazepinantagonist
Flumazenil mit 0,1mg i.v. alle 60s bis max. 1(-2)mg verabreichen)
NW: massive Entzugssympt. mit Delir und Krampfanfällen
Fall 4 Alkoholabhängigkeitssyndrom (typ. Fallbeispiel) Fall 1: Mann, welcher von Familie (Frau und Tochter) motiviert kommt; erfüllt auch Kriterien für depressive Episode
1 ) ICD-10 Kriterien Alkoholabhängigkeit:
A: Drei oder mehr der folgenden Kriterien sollten zusammen mindestens enen Monat lang bestanden haben; falls sie nur für eine kürzere Zeit aufgetreten sind, sollten sie innerhalb von zwölf Monaten wiederholt bestanden haben.
1. Starkes Verlangen (Craving) oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren.
2. Kontrollverlust über Beginn, Beendigung oder Menge aber auch über geplanten Zeitraum des Substanzkonsum oder diesen zu verringern oder zu kontrollieren.
3. Entzugssymptom, wenn Substanz reduziert oder abgesetzt wird.
4. Toleranzentwicklung mit Dosissteigerung
5. Einengung auf Substanzgebraucht mit Interessensverlust an alltäglichen Aktivitäten.
6. Anhaltender Substanzgebrauch trotz deutlicher und bewusster Folgeschäden
2 ) Diagnostik (somatisch)
- Traditionelle Biomarker: GGT, CDT; MCV, GOT, GPT (weniger spezifisch als GGT). Sind alles indirekte Zustandsmarker für potenziellen Leberschaden zum Nachweis chronischen Alkoholkonsums.
- Zur Erhöhung der Sensitivität und Spezifität können Antilla-index oder Alc-Index berechnet werden (aus GGT und CDT)
- Direkte Stoffwechselprodukte: Ethylglucuronid (EtG) im Harn oder in den Haaren, Ethylsulfat (EtS), Phosphatitylethanol (PEth), Fettsäureethylester (FAEEs). Haben hohe Sensitivität und Spezifität. Decken komplementäre Zeitfenster des Konsumnachweises ab (EtG, EtS -> 1-3 Tage) (PEth -> 2-4 Wochen). EtG und FAEEs sind monatelang in Haaren nachweisbar.
PEth ist einziger Biomarker, zu dem Korrelation zwischen Trinkmenge und Höhe des Wertes besteht.
- Direkte Zustandsmarker: EtG in Haaren und PEth im Blut
- Typische körperliche Symptome: reduzierter AZ, Inappetenz, Gewichtsverlust, Muskelatro-
phie (primär der Waden), gerötete Gesichtshaut mit Teleangiektasien, Spidernävi, Gastroenteritiden, Magen- und Duodenalulzera, vermehrte Schweißneigung, feuchte/kühle Akren, Schlaf- und Potenzstörungen
3 ) Diagnostik (psychiatrisch)
- AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification Test): Erkennen von riskantem Konsumverhalten in Frühphase; AUDIT-C als Kurzversion (3 Frage)
- MALT (Münchner Alkoholismus Test)
- LAST (Lübecker Alkoholabhängigkeits- und missbrauchs-Screening-Test)
- CAGE-Test: einfaches Screening-Instrument für hausärztlichen Alltag
- SMAST (Short Michigan Alcoholism Screening Test)
4) Differentialdiagnosen (psychiatrische Komorbiditäten)
- Affektive Störungen
- Angststörungen
- Schizophrenien und akute psychotische Störungen
- Persönlichkeitsstörungen (v.a. antisoziale PS bei Männern, Borderline-PS bei Frauen)
- Suizidversuche
- Abhängigkeit von anderen Substanzen bei 10% (v.a. Tabak, Medikamente)
- Hyperaktivität
5 ) Komorbiditäten (körperliche Folgeerkrankungen)
- Gastrointestinal, metabolisch: Refluxösophagitis, Ösophagusvarizen, Gastritis, Mallory-Weiss-Syndrom, Pankreatitis (akut und chronisch), Diabetes mellitus, Leberfunktionsstörungen, Hepatopathie, Fettleber, Zirrhose, Aszites, maligne Neoplasien (Mundboden, Kehlkopf, Ösophagus, Magen, Colon, Leber), Hypertriglyzeridämie, Hyperurikämie,
Hypoglykämie, Folsäuremangel, Thiaminmangel mit Wernicke-Korsakow-Syndrom
- Kardiovaskulär: art. HAT, KHK, Insult, dilatative CMP, Myokardinsuffizienz, Erregungsleitungsstörungen (z.B. Holiday Heart), stumme Myokardinfarkte (wegen PNP)
- Sonstige: PNP, Myopathie, zentrale pontine Myelinolyse, Frakturen bei Stürzen, Libidoverlust, Impotenz, Oligo- und Amenorrhö, Alkoholambryopathie
6 ) Psychopharmakotherapie
- Entzugsbehandlung: Ersatzmedikation (BZOs, Tiaprid, Chlomethiazol), evtl Anfallsprophylaxe (Valproinsäure, Carbamazepin, Oxcarbamazepin, Caroverin); zusätzlich parenterale Thiamnin-Gabe, evtl. Magnesium
- Rückfallprophylaxe: Disulfiram (Aversionsbehandlung), Acamprosat und Naltrexon (Anti-Craving), Nalmefen (Trinkmengenreduzierende Behandlung)
Psychotherapie/psychosoziale Therapie
- Unterstützung bei Selbstmanagement (Rückfallprophylaxe, kontrolliertes Trinken)
- Motivierende Gesprächsführung
- Psychoedukation
- Entspannungs-/körperorientiertes Training
- Soziales Kompetenztraining
- Ergo-/Arbeitstherapie
- Sozialtherapie
- Psychotherapie im engeren Sinne (iVT, Psychodynamik, systemisch, humanistisch)
- 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker
7 ) Komplikationen des Abhängigkeitssyndroms (psychiatrisch, neurologisch und internistisch – es wurden möglichst viele Krankheitsbilder gewünscht)
- Laborwerte (MCV, GGT, andere LFP, Cholesterin, CDT → wurde genau nachgefragt, was das ist und
über welchen Zeitraum der Parameter Aussagekraft gibt)
8 ) depressive Episode (Schweregrad? Aussagekraft? → erst nach ausreichend langer Periode der Abstinenz endgültig beurteilbar, ob echte Komorbidität vorliegt)
9 ) Anticravingsubstanzen (Revia, Antabus, Campral)
ad Fall 4 Diagnostik der Alkoholabhängigkeit
- Anamnese, Fremdanamnese
- Atemalkohol
- Labor:
- GGT (erhöht bei tgl. Alkohol über 4-6 Wo.)
- GOT (ASAT, geringe Sens. und Spezifität)
- GPT (ALAT)
- MCV (bei ca. 50% erhöht, Normal bei Absetzen innerhalb von 2-4 Mo.)
- Ammoniak
- Blutalkohol
- CDT (höhere Spezifität, HWZ 14 Tage)
-
Ethylglucuronid (hohe Sensitivität + Spezifität! Konsummarker -> 72h Nachweis, Urin + Haar + Serum -> Stoffwechselprodukt v. Alkohol)
-> erh. Leberwerte sind indirekte Zustandsmarker bei chron. Alkoholkonsum mit Leberschädigung
(Cholesterin???) - Phosphatidylethanol im Blut (Wert korreliert mit Trinkmenge), Phosphatidylethanol (PEth) und Fettsäureethylester (FAEEs) (Konsensus, noch aktuell?)
- EtG und FAEEs in Haaren monatelang nachweisbar
- Screening:
- MALT Münchner Alkoholismustest
- CAGE Test
- AUDIT Alcohol Use Disorder Identification Test
- AUDIT-C (Kurzform)
- FAST Test
Beurteilung des Schweregrads der Abhängigkeit
- CIDI (Composite INternational Diagnosis Interview)
- SKID IV
- Trierer Alkoholismus Inventar
- Göttinger Abhängigkeitsskala
ad Fall 4 Psychiatrische Komorbiditäten der Alkoholabhängigkeit
- ADHS
- Affektive Störungen (unipolar + bipolar)
- Angststörungen
- PTBS
- Schizophrenien und akute (einmalige) psychotische Störungen
- Persönlichkeitsstörungen (v.a. antisoziale PS bei Männern, Borderline-PS bei Frauen)
- Suizidversuche
- Abhängigkeit von anderen Substanzen bei 10% (v.a. Tabak, Medikamente)
30-60% der Frauen und 20-40% der Männer haben psychiatrische Komorbidität
Diagnostik psychiatrischer Komorbiditäten außerhalb der Exazerbationsphasen
Therapie der psychiatrischen Erkrankungen parallel zur Alkoholtherapie
ad Fall 4 Depressive Episode und Alkoholabhängigkeit
Schweregrad? Aussagekraft? → erst nach ausreichend langer Periode der
Abstinenz endgültig beurteilbar, ob echte Komorbidität vorliegt
ad Fall 4 Medikamentöse Behandlung des Alkoholentzugssyndroms
Ziel: sichern Vitalfunktionen, Reduktion vegetativer Entzugssymptome, Vermeidung schwerer Komplikationen
1. Wahl Benzodiazepine
-> Benzodiazepine wirksamer als Antiepileptika zur Prävention v. Entzugsanfällen, Beginn bei <1,5%. oder sobald Entzugssymptome beginnen, mittellange HWZ + keine akt. Metaboliuten
Oxazepam Praxiten® 75-150mg (50-500mg), z.B. Praxiten 50mg 4xtgl. und 4x 1/2 bei Bedarf
oder Diazepam wegen antikonvulsiver Wirkung oder erwartbarer schwerer ES, 10mg 1/1/1/1/2 + 4x1/2 bei Bedarf, bei multiplem Substanzgebrauch, reine Medikamentenabh., CAVE: Kumulationsgefahr
oder Lorazepam Temesta® (eher nicht wegen höherem Suchtpotential), 5-7,5mg (max. 20mg)
-> Ausschleichen der Benzodiazepine über 10 Tage
-> evt. zusätzlich Tiaprid Delpral® 200-400mg (keine Daten für Monotherapie, v.a. bei vegetativen NW)
Antiepileptika zur Vorbeugung von Entzugsanfällen -> nur in begründeten Fällen zusätzlich (SHT, Meningitis, Epilepsie, zu erwartenden schweren Entzug)
- -> Levetiracetam Keppra® v.a. bei Leberschädigung
ansonsten:
- Carbamazepin (CAVE WW, belastet Leber)
- Valproinsäure 600-2000mg
- Oxacarbamazepin 600-2400mg
- Caroverin 160-240mg/d
zusätzlich bei unzureichender Benzodiazepinwirkung:
- Quetiapin
- Tiaprid
zusätzlich parenterale Thiamin-Gabe
(lt. Konsensus Ersatzmedikation neben BZOs auch Tiaprid und Chlomethiazol), evt. Anfallsprophylaxe (Valproinsäure, Carbamazepin, Oxcarbamazepin, Caroverin), evtl. Magnesium))
ad Fall 4 Medikamentöse Behandlung zur Rückfallprophylaxe
1) Disulfiram (Aversionsbehandlung) = Antabus®, irreversible Inhibition Aldehyddehydrogenase -> Vergiftung durch Verhinderung des Alkoholabbaus (Akkumulation Acetaldehyd -> Übelkeit, Kopfschmerz, Erythem, RR-Schwankung, Synkopen, Herzfrequenzschwankungen)
DAS = Disulfiram-Alkohol-Reaktion
Second line bei fehlender Response auf Acamprosat, Naltexon
zur Aufrechterhaltung des Abstinenzverhaltens
KI: KHK, schwerwiegende Herzrhythmusstörungen, CMP, cerebrale Durchblutungsstörungen, Hypothyreose, Ösophagusvarizen, Leberzirrhose, Asthma bronchiale, Major Depression, schizophrene Psychose
Dosierung: 1. Tag 1,5g; 2. Tag 1,0g; 3. Tag 0,5g (Erhaltungsdosis)
2) Acamprosat = Campral®
Anti-Craving-Substanz
mind 6 Monate Behandlungsdauer,
3x2Tbl. tgl.
Wirkweise: red. Craving (relief craving)
Wirkung über glutamaterges System (Bindung an NMDA Rezeptor) -> wirkt Überaktivität entgegen und blockiert extrazelluläres Dopamin, (auch Wirkung an GABA?)
KI: schwere Leberinsuff!, SS, Stillzeit, Niereninsuff. (Krea >120mcmol/l)
NW: initial GI-Beschwerden, Diarrhoe, Juckreiz, Kopschmerz
Dosis: 3x2 Tbl. à 333mg
3) Naltrexon = Dependex® (Anti-Craving)
mind. 6 Monate Behandlungsdauer
Wirkweise: kompetetiver Opioidrezeptor-Antagonist (Endorphine), reduziert alkoholinduzierte Belohnungserlebnisse (Hemmung v. endorphonvermittelten angenehmen Effekte von Alkohol), reduziert Verlangen, nur für die Behandlung exzessiven Cravings (reward craving)
negativer Naltrexon-Provokationstest vorher notwendig
verträgt sich mit Alkohol -> Trinkmengenreduktion möglich
antagonisiert Opiate -> Harntest vorher
KI: schwere Leberinsuffizienz, akute Heptatitis, Opioidanalgetika
Dosis: 25 mg für 1 Woche, dann 50mg/d, abendliche Einnahme
NW: Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, GI-Beschwerden, Kopfschmerz
4) Kombination Acaprosat + Naltrexon bei Versagen der EInzelsubstanzen
(5) Nalmefen Selincro® (Trinkmengenreduzierende Behandlung), nicht am Markt
Wirkung: Opioid-System-Modulator (Antagonist am my-Rez., Agonist am kapa-Rez.)
Indikation: Alkoholabh. mit Konsum auf hohem Risikoniveau ohne ENtzugssyptome
KI: Opioidanalgetika, schwere Leber/Nierenfunktionsst.
Dosis: 18mg/d (1 Tbl.))
(6) GHB Gammahydroxybuttersäure = Alcover® off Label, keine Empfehlung, Senkung Krampfschwelle, hohes Suchtpotential
(7) Baclofen = Lioresal®, erhöhte Krampfschwelle?)
(8) Topiramat als Anti-Craving Substanz)
9) SSRI oder Trazodon zur Behandlung der Begleitsymptome, 2-3 Wochen nach Entzug ggf. Antidepressiva
ad Fall 4 Psychotherapie/ psychosoziale Therapie der Alkoholabhängigkeit
- Unterstützung bei Selbstmanagement (Rückfallprophylaxe, kontrolliertes Trinken)
- Motivierende Gesprächsführung (MI)
- Psychoedukation
- Entspannungs-/körperorientiertes Training
- Soziales Kompetenztraining
- Ergo-/Arbeitstherapie
- Sozialtherapie (soziale Integration, Arbeitsfähigkeit)
- Psychotherapie im engeren Sinn (iVT, Psychodynamik, systemisch, humanistisch), auch weiter im ambulanten Setting
- Selbsthilfegruppen (12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker)
Ziel:
- Schaffung der Änderungsmotivation, Alkohol als Störfaktor
- Erlernen von alternativen Verhaltensweisen zum Konsum
- Beeinflussung innerpsychischer Faktoren
- Erhöhung sozialer Kompetenz
- Veränderung des Erlebens der eigenen Persönlichkeit
- Einbezug v. Angehörigen
- Lebensneugestaltung, autonom, freudvoll
- Basis: vertrauensvolle wertschätzende Beziehung
ad Fall 4 Psychotherapie bei Alkoholabhängigkeit
KVT, psychodymaische Kurzzeittherapie
* Einzel und Gruppentherapie
* Gruppe: Informationsvermittlung, Entspannungsverfahren
* Gruppe+Einzel: Techniken zur Rückfallprävention
* EInzel: Verhaltensanalyse und kognitive Umstrukturierung
* Paar-, Angehörigenarbeit
* Selbsthilfeliteratur
Fall 5 50-Jähriger Mann kommt mit Notarzt, „verwirrt“ aber kontaktierbar […], leicht ablenkbar, Tremor, Hyperhidrosis, […] anamnestische gibt der Pat. auch regelmäßigen Alkoholkonsum an, der seit ca.
3 Tagen pausiert scheint.
Diagnose: Alkoholentzugssyndrom/Delir
1 ) ICD-10-Kriterien
1 a) Allgemeine Kriterien für Entzugssyndrom:
- G1: Nachweis des Absetzens oder Reduzierens einer Substanz, nach wiederholtem Konsum dieser Substanz, der meist lang anhaltend und/oder in hoher Menge erfolgte
- G2: Symptome und Anzeichen, die den bekannten Merkmalen eines Entzugssyndroms der betreffenden Substanz entsprechen.
- G3: Die Symptome und Anzeichen sind nicht durch eine vom Substanzgebrauch unabhängige körperliche Krankheit zu erklären und nicht besser auf eine andere psychische oder Verhaltensstörung zurückzuführen.
1 b) Diagnostische Kriterien für Alkoholentzugssyndrom:
- A: Die allgemeinen Kriterien für ein Entzugssyndrom sind erfüllt.
- B: Drei der folgenden Symptome:
1. Tremor der vorgehaltenen Hände, der Zunge oder der Augenlider
2. Schwitzen
3. Übelkeit, Würgen und Erbrechen
4. Tachykardie oder Hypertonie
5. Psychomotorische Unruhe
6. Kopfschmerzen
7. Insomnie
8. Krankheitsgefühl oder Schwäche
9. Vorübergehende optische, taktile oder akustische Halluzinationen oder Illusionen
10. Krampfanfälle
1 c) Entzugssyndrom mit Delir:
- A: Die allgemeinen Kriterien für ein Entzugssyndrom sind erfüllt.
- B: Die allgemeinen Kriterien für ein Delir (F05) sind erfüllt.
2 ) Diagnostik (somatisch)
Erste Stufe (Diagnostische Maßnahmen bei einem Delir):
1a.: Anamnese und Befund, v.a. Fremd- und Medikamentenanamnese; klinische
Untersuchung (Vitalparameter!) einschließlich internistischen und neurologischen Status
und kurzer kognitiver Testung
1b.: Notfalllabor (BZ, BSG, BB, Diff., Elyte, Leber, Quick, Albumin, Krea, Harnstoff),
Infektionssuche (Harn, Th-Rö.)
- Zweite Stufe:
2a.: Labor (Ammoniak, Blutgase, Blutkulturen, Magnesium, SD-Werte, Vit-B12, Thiamin),
Toxikologie in Abhängigkeit von Anamnese (Alkohol, Digitalis, Lithium)
2b.: EKG
2c.: CT/MRT
2d.: EEG
2e.: Liquoruntersuchung
Diagnostik (psychiatrisch)
- MMSE, kurze Tests wie Zahlennachsprechen, Subtraktionsaufgaben
- Confusion Assessment Method for the ICU (CAM-ICU)
- Intensive Care Delirium Screening Checklist (ICDSC)
- Nursing Delirium Screening Scale (Nu-DESC)
- 3D-CAM
- CAM-S
- DOS (Delirium observation scale)
3 ) Differenzialdiagnosen
- ZNS-Erkrankungen (bakterielle oder virale Meningitis, Insult, hypertensive Enzephalopathie, Subarachnoidalblutung, Lupus erythematodes, Disseminierte intravasale Gerinnung, thrombotische thrombozytopenische Purpura)
- Systemische Erkrankungen (Hypo-/Hyperglykämie, Hypo-/Hyperthyreose, thyreotoxische Krise, Hypoadrenalismus, Morbus Addison, Hypo-/Hyperkalzämie, Hyponatriämie, Disäquilibrium-Syndrom)
- Psychiatrisch: Demenz, Wernicke-Krosakow-Syndrom, Alkoholhalluzinose, Schizophrenie
4 ) Komorbiditäten
- Atrophie des Kleinhirnoberwurms (Intentionstremor, Dysarthrie, Ataxie, Nystagmus) und Großhirnatrophien (Einbußen der psychischen Leistungsfähigkeit, kognitive und visuomotorische Defizite
- Wernicke-Enzephalopathie: durch Thiaminmangel; Leitsymptome sind Bewusstseinseintrübung, Ataxie und Augenmuskelstörungen (Ophthalmoplegie, konjugierte Blicklähmungen, Pupillenstörungen, Nystagmen). Häufig gehen dem Magen-Darm-Störungen und
Fieber voraus.
- Korsakow-Syndrom: Leitsymptome sind Störungen des Alt-und Neugedächtnisses (mit Konfabulationen), Konzentrations- und Orientierungsstörungen. Häufig entstehen ausgedehnte Symptome einer PNP.
- Wernicke-Korsakow-Syndrom: wird auch alkoholbedingte amnestische Störung genannt.
- PNP
- Schlafstörungen
5 ) Psychopharmakotherapie
- Neuroleptika (Haloperidol, Risperidon, Quetiapin, Olanzapin)
- BZOs (Diazepam, Lorazepam, Oxazepam) nur beim Alkoholentzugsdelir
- Anfallsschutz -> Entzugsdelir erhöht Wahrscheinlichkeit eines Entzugskrampfanfalls.
Psychotherapie/psychosoziale Therapie
- Allgemeine therapeutische Maßnahmen bei Delir: stationäre Aufnahme (Mortalitätsrate bis zu 25%), Reduktion einer Selbst- oder Fremdgefährdung (Beschränkungsmaßnahmen), Zuwendung durch Vertrauensperson mit ruhiger Gesprächsführung, Einbeziehen von Angehörigen, Erleichterung der Orientierung (Brille, Hörgerät), freundliche, gewohnte Umgebung, gute Beleuchtung
- Phasen der Veränderungsbereitschaft (Prochaska, DiClementi aus „Suchtmedizin
kompakt“): Vorbesinnungsphase, Besinnungsphase, Vorbereitungsphase = Entscheidungsphase (Stadium der Entscheidung und Planung der Veränderung), Handlungsphase (konkrete Handlungsgestaltung in Richtung Konsumreduktion oder Abstinenz), Stabilisierungsphase (Aufrechterhaltung), Beendigungsphase (diese wird hier nur der Vollständigkeit halber angeführt, da es dann häufig als Rückfall auftritt).
- Motivierende Gesprächsführung über alle Therapiephasen hinweg (Frühintervention, Entgiftung, Qualifizierter Entzug, Entwöhnung, Nachbetreuung).
1 ) Diagnose: Alkoholentzugsyndrom mit Delir (Begründung anhand der ICD 10 Kriterien)
3 ) DD: organische
– z.B.: traumatische Raumforderungen wie Subduralhämatom; obwohl Sturz verneint wird, kann dies nicht sicher ausgeschlossen werden;
- Entzugssyndrom weiterer Substanzen, Metabolische Entgleisungen
2 ) Diagnostik: (Fremd)-Anamnese, Internistischer und neurologischer Status, Drogenharn/Labor (Paramenter: BB, Leber, Niere, Pankreas, Elektrolyte, Blutfette, Vit. B 12, Folsäure, TSH, BZ) CCT (cMRT).
5 ) Therapie: Entzugstherapie, Entwöhnung und Rückfallsprophylaxe in Abstimmung vom
motivationalen Stadium des Pat. (Prohaska und Di Clementi: Precontemplation. Kontemplation … siehe Consensus Alkohol).
- Medikamentös in erster Linie Benzodiazepine vorzugsweise mit mittlerer HWZ: Oxazepam, Lorazepam, (Cave Kumulation bei Diazepam). Antiepileptikum primär nicht lt. Guidlines empfohlen.