F11 ... durch Opioide (inkl. Therapie bei Entzug und Abhängigkeit) Flashcards
Opioidabhängigkeit - wichtigste Substanzen
- Morphin
- Heroin (Diacetylmorphin)
- Dihydrocodein
- Morphinderivate, Hydromorphon, L-Methadon, Tramadol (kein BtmG), Buprenorphin, Pethidin, Piritramid, Fentanyl
größtes Suchtpotential: Heroin (abh. nach 2-3 Injektionen), meist i.v., alternativ inhalativ, intranasal, oral, subcutan akzidentiell (Abszesse)
-> Beschaffungskriminalität
FA Kurs:
Schmerzmittel
* WHO-Stufe 1: Nichtopioidanalgetika: Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Metamizol, Diclofenac, Ibuprofen..
* WHO-Stufe 2: Niederpotente Opioide: Codein, Tramadol, Dihydrocodein
* WHO-Stufe 3: Stark wirksame Opioide mit Morphin als Leitsubstanz: Buprenorphin, Methadon, Fentanyl, Hydromorphon…
Opiate
Opiate = natürliche Abkömmlinge des Schlafmohns (Papaver somniferum) + (halb-)synthetische Derivate + im Körper gebildet (Endorphine, Enkephaline)
(Roh-)Opium: bräunlich, klebrig, bitter, spezifisch riechend -
Alkaloidgemisch aus Saft der Mohnkapseln gewonnen - aus diesem werden durch chemische Prozesse diverse Alkaloide gewonnen, das wesentlichste ist
Morphium: isolierter Wirkstoff des Rohopium, aus diesem werden
halbsynthetische Derivate hergestellt
Heroin: Diacetylmorphin (Ester der Essigsäure), halbsynthetisch
Ebenfalls halbsynthetisch/synthetisch: Codein, Oxycodon, Oxymorphon, Hydromorphon, Pethidin, Fentanyl, Tramadol, Pentazocin, ….. medizinische Anwendung als (Opioid-)Analgetika
Methadon: synthetisches Opioid, Substitutionsbehandlung!
L-Polamidon: Levomethadon, doppelt so wirksam wie Methadon
Retardierte Morphine: Substitutionsbenhandlung!
Buprenorphin: Substitutionsbehandlung!
Synthetisches Opioid mit partiell agonistischer/partiell antagonistischer Wirkung
Agonist in niedrigen Dosen, in höheren Antagonist!
Kann deshalb Entzugssyndrom auslösen
Sicherer, da schwächeres Entzugssyndrom nach Absetzen und deutlich geringere Atemdepression
Naltrexon / Naloxon: Antagonisten!
Einnahmearten:
schnupfen, rauchen, i.v.-Injektion, s.c.-Injektion, schlucken (bei letzteren medizinische Anwendungen)
Akute Wirkung - zentral:
Psychisch: Euphorie, subjektives Glücksgefühl, Erregung kurz nach Konsum, dann emotionale Distanz, „Kälte“, „psychische Analgesie“, Dämpfung, Müdigkeit, Schweregefühl, Bewusstseinstrübung
Schmerzstillung (Medizin!)
Dämpfung des Atemzentrums (ohne Gefühl von Atemnot)
Dämpfung des Hustenzentrums (Medizin / v.a. Codein)
Kurz nach Einnahme erhöhte Bereitschaft zum Erbrechen, dann
Blockade des Brechzentrums im verlängerten Rückenmark
Stecknadelkopfgroße Pupillen
Komorbiditäten der Opiatabhängigkeit
Psychisch:
* somatoforme Störungen 1-10%
* schizophrene St. 0-14%
* affektive St. 7-74%
* Persönlichkeitsstörungen 26-68%
Somatisch:
Hepatitis B (B und C haben ca. 50-70%)
Hepatitis C
HIV <5%
Wirkweise von Opiaten
Bindung an mü-Opioid-Rezeptoren -> Hemmung v. Neuronen (v.a. Locus coeruleus) d. noradrenergen Systems (Sympathikus)
FA Kurs:
Toleranz/Abhängigkeit
Pharmakologische Toleranz rasch eintretend und hohes Ausmaß erreichend
Psychische und körperliche Abhängigkeit bei fortgesetztem bzw. regelmäßigem Gebrauch ebenfalls in aller Regel rasch eintretend
Allerdings: große individuelle Unterschiede
SchmerzpatientInnen entwickeln häufig keine Zeichen einer Abhängigkeit! Fehlender Wunsch, psychotrope Effekte zu erzielen!
Akute Wirkung - peripher (übriger Körper):
Muskeltonuserhöhung der glatten Muskulatur
Dämpfung der Darmmotilität, Verstopfung, (Darmlähmung)
Harnverhaltung
Koliken, Krämpfe im Magen-, Darm-, Galle-, Harnwegsbereich, Konstriktion von Schließmuskeln
Reduktion der Schweiß- und Tränendrüsenproduktion
Blutdrucksenkung, Blutdruckregulationsstörungen, Kollapsneigung, gestörte Temperaturregulation
Akute Opiatvergiftung:
Tiefes Koma, stecknadelkopfgroße Pupillen, Reduktion von
Atemtiefe und -frequenz, bläuliche Hautverfärbung/Zyanose (O2-
Mangel), niedrige Körpertemperatur, fehlende Muskeleigenreflexe
Tod durch Atemlähmung, Kreislaufschock
Entzugssyndrom
Psychisch:
Gier/Craving (!)
Vegetative Übererregtheit, Unruhe (anfangs)
Stimmungslage dysphorisch, aggressiv-gereizt, depressiv (negative Befindlichkeit, Ängste, Hoffnungslosigkeit, schwankendes Selbstwertgefühl)
Körperlich:
Schmerzzustände (subjektiv quälend erlebt), Kältegefühl (aus dem Inneren des Körpers heraus kommend empfunden)
Schmerzhaftes Muskelziehen/-verspannungen/krämpfe, besonders an (unteren) Extremitäten, Rückenmuskulatur
Mydriasis (weite Pupillen)
Durchfälle, Darmkrämpfe, starkes Erbrechen
Schweißsekretion + Tränenfluss gesteigert, rinnende Nase
Nies- und Gähnanfälle
RR- und Herzfrequenz-Steigerung
Folgen v. Opiatabhängigkeit
Sozial:
* Arbeitslosigkeit
* Verarmung
* Obdachlosigkeit
* soziale Ausgrenzung
* gerichtliche Vorstrafen
Todesfälle
18% reine Opiatintox.
79% Mischintoxikation m. Opiaten (+ andere psychoaktive Subst. +/- Alkohol)
FA Kurs:
Chronischer Gebrauch
Abhängigkeit
Relativ geringe körperliche Folge(erkrankunge)n
Zyklusunregelmäßigkeiten, Amenorrhoe
Analgesie behindert Wahrnehmung von Schmerzen > fördert z.B. erst späteres Realisieren von Zahnschäden
Folgen der Art der Substanzufuhr (nicht der Substanz): Infektionsgefahr: Lokal: (Spritzen-)abszesse, Hautveränderungen, Gewebsnekrosen, HIV-Infektion, Hepatitis B/C, Infektionen an Herzklappen und Herzinnenwand (Endokarditiden, Pilz-), Lymphödeme
Verwahrlosung und Analgesie > behindern Wahrnehmung von
Schmerzen/Erkrankungen/sorgfältigen Umgang mit dem Körper -> Zahnschäden, lokale Infektionen (s.o.), parasitäre Erkrankungen,
Unterernährung, Mangelerkrankungen,…
Therapie bei Opioidabhängigkeit
1) Kontaktaufnahme und Schadensminimierung: niederschwellige Angebote - Streetworker, Kontaktladen, Selbsthilfegruppen, Schulung v. i.v. Konsumierenden, Spritzenautomaten u. -austausch, Impfprogramme, Drogentelefon
2) Qualifizierte Entzugsbehandlung mit aktiver Motivationsfärderung zur Weiterbehandlung
* Kalter Entzug ohne Opioide, abruptes Absetzen, hohe Abbruchrate
Med-Unterstützung:
Clonidin 6x150mcg Catapresan® zur Linderung adrenerger Überaktivität
Doxepin
NSAR
Paspertin
Benzos nur bei begleitender Benzoabh.
-
Opioidgestützter warmer Entzug mit Ersatzstoffen Methadon oder Buprenorphin, Dosisfindung: Aufosieren über 2 Tage bis keine ES mehr, dann über 2(-4) Wochen schrittweise absetzen, Entlassung bei sauberem Harntest (5 Tage nach letzter Substanzeinnahme)
L-Polamidon (linksdehendes Methadon = Levomethadon) ist doppelt so wirksam wie Methadon (Dosis halb so hoch)
3) Langzeitentwöhnungsbehandlung
stat. oder ambulante Entwöhnungsprogramme 6-12 Monate
4) Substitutionsbehandlung
-> wenn völlige Abstinenz nicht erreichbar ist
Ziele:
psychosoz. Stabilisierung d. Abhängigkeit
Entkriminalisierung (red. Beschaffungskriminalität)
Distanzierung v. Drogenszene
Verbesserung der psychischen und körperlichen Gesundheit
Reintegration in Arbeitsprozess
-> idealerweise nach Stabilisierung Dosisreduktion bis zu vollst. Abstinenz
Siehe Psychopharma-Kapitel