Modelle der Hirnplastizität und Neuropsych. Therapie Flashcards
Auch beim Erwachsenen reagiert das Gehirn auf Läsionen mit Versuchen das Defizit auszugleichen. Hierzu gehören nach Donald Stein et al. (1995):
- Verhaltenskompensation
- Substitution
- “Sparing”
- “Sprouting”
- Denervierungs- überempfindlichkeit
- Disinhibition
- Nervenwachstumsfaktor
- Stille Synapsen
- Bildung neuer Nervenzellen
- Verhaltenskompensation
- Verhaltenskompensation: Anwendung neuer Verhaltensstrategien, um das Defizit auszugleichen (Beispiel: Notizen bei Gedächtnisdefizit, Rollator bei Hemiplegie).
- Substitution
- Substitution: eine andere Region im Gehirn ist in der Lage, die Aufgabe des geschädigten Bereiches zu übernehmen (z.B. Sprache wird meist auf die nicht- dominante Hirnhälfte umtrainiert).
- “Sparing”
- “Sparing”: Aussparung bestimmter Areale im eigentlich geschädigten Gebiet. Zellen mit vielen Synapsen fallen einer transsynaptischen Degeneration seltener zum Opfer als Zellen mit nur wenigen Verknüpfungen. Es entstehen intakte “Inseln” im geschädigten Areal.
4.“Sprouting”
4.“Sprouting”: Aussprossen von Axonkollateralen, die neue Verknüpfungen schaffen. Im ZNS (im Gegensatz zur Peripherie) in der Regel aber nur bis zur nächsten Glia- Grenze.
- Denervierungs- überempfindlichkeit
- Denervierungs- überempfindlichkeit
Zunahme an Rezeptoren, dies führt zu einer verstärkten Reaktion auf die (wenigen) Transmitter.
- Disinhibition
- Disinhibition (Enthemmung): Aufhebung hemmender Einflüsse eines Systems durch die Läsion erhöht die Aktivierung eines Gegenspielers.
- Nervenwachstumsfaktor
- Nervenwachstumsfaktor (NGF): Protein, das in der kindlichen Entwicklung das Wachstum von Axonen leitet. Es wird auch nach Läsionen sezerniert und unterstützt möglicherweise das neuronale Wachstum.
- Nervenwachstumsfaktor
- Nervenwachstumsfaktor (NGF): Protein, das in der kindlichen Entwicklung das Wachstum von Axonen leitet. Es wird auch nach Läsionen sezerniert und unterstützt möglicherweise das neuronale Wachstum.
- Stille Synapsen
- Stille Synapsen: Schaltstellen, die vorher schon vorhanden waren, aber keine besonders einflussreichen Funktionen erfüllten. Durch die Schädigung werden sie plötzlich wichtig.
- Bildung neuer Nervenzellen
- Bildung neuer Nervenzellen: Galt Jahrzehnte lang als ausgeschlossen. Heute weiß man, dass sich zumindest im Hippocampus neue Neurone bilden können.
PROGNOSE
- Jüngere Gehirne besitzen mehr plastische Kapazität als ältere (Kennard-Prinzip).
- Bei Frauen und z. T. auch bei Linkshändern wird aufgrund der geringeren Lateralisierung des Gehirns eine bessere Kompensation durch die unverletzte Hemisphäre angenommen.
- Bei Frauen besteht aufgrund protektiv wirkender Sexualhormone (z.B. Progesteron) oft eine geringere Schädigung.
- Langsam wachsende Tumore haben eine positivere Prognose als plötzliche Schäden.
- Patienten mit prämorbid höheren Fähigkeiten erreichen bessere Fortschritte.
- Optimistische Patienten zeigen besseren Fortschritt als pessimistische oder depressive.
- Je besser der social support durch das soziale Umfeld, umso günstiger ist die Prognose.
TIEFENHIRNSTIMULATION
Nach sechs Jahren bei minimalem Bewusstsein und künstlicher Ernährung kann ein 38-jähriger Amerikaner nun wieder essen und sogar sprechen. Möglich wurde dies durch eine Tiefenstimulation des Gehirns mit elektrischen Impulsen.
Diesen Erfolg vermeldet ein Team von Medizinern und Hirnforschern um den amerikanischen Neurowissenschaftler Nicholas Schiff. Die Forscher hatten dem Patienten, der nach einer schweren Hirnverletzung nahezu unbeweglich im Bett lag und nur schwach auf äußere Reize reagierte, Elektroden ins Gehirn eingepflanzt. Bereits nach den ersten Stimulationen begann sich der Zustand des Patienten merklich zu verbessern.
ZIELE NEUROPSYCH. THERAPIE
- Allgemeine Aktivierung und Motivierung,
- Durchführung von Leistungs- und sozialen Verhaltenstrainings,
- Abstimmung der Trainingseinheiten auf persönliche Anforderungsbereiche,
- Transfer des Trainingsfortschritts auf den Alltag.
- Mit
Kompensationsstrategien
(Substitution) werden dem Patienten
Handlungsalternativen beigebracht, um die Folgen der Hirnschädigung auszugleichen. Beispiele sind Benutzung des Gehwagens bei Halbseitenlähmung, Terminkalender und Tagebuch bei Gedächtnisstörungen oder vermehrte Blickbewegungen in den blinden Raumbereich bei Gesichtsfeldeinschränkungen.