Europäischer Rat Flashcards

1
Q

1 politische Bedeutung einer Schlüsselinstitution

A

Europäischer Rat:

  • Staats- und Regierungschefs
  • Kommissionspräsident
  • Präsident des Europäischen Rates

Grundlegende Funktion:

  • Impulse für die Entwicklung der Union
  • legt die allgemeinen politischen Zielvorstellungen und Prioritäten dafür fest

Zwischen Vertragstext und Praxis große Lücke
Wird als „Schlüssel“ zum Verständnis der Gestaltung des EU-Systems verstanden

Bezeichnungen für den Rat:
-regular convent of the responsible governments (de Gaulle)
-oberster Rat
-gemeinsame Entscheidungszentrum
-oberste politische Institution
-System kollektiver Führung
-hohe Vormundschaft (haute tutelle)
-Gipfel der institutionellen Architektur
-politische Führung aller EU-Angelegenheiten
-informelles Zentrum der großen, strategischen Entscheidungen
-höchstes Entscheidungsgremium
-politische Exekutive der Union 
-new centre of gravity
konstitutioneller Architekt

prägt in Schlüsselmomenten der Europäischen Geschichte:
-wird als Beleg für spezifische theoretische Sichtweisen herangezogen
-kann als das institutionelle Symbol für intergouvernementale Leitidee verstanden werden
-wird dadurch zum obersten Führungsgremium begriffen (besonders in Ausnahmesituationen)
-Gründung wird als bewusster Akt der um den autonomen Spielraum supranationaler Institutionen einzugrenzenden, verstanden
-Vertretung der höchsten nationalen Legitimität und Gipfelinstitution
-Herr der Verträge (Prinzipal) die Arbeit der Vertragsorganen als Handlungsbeauftragter (Agent)
—verschiebt das institutionelle Gleichgewicht zugnunsten einer supranationalen Gemeinschaft

Entgegengesetzte Herangehensweise:
-Einbindung der Staats- und Regierungschefs in der institutionalen Vertretung auf Unionsebene
-als „Oberster Rat“
-würden die Arbeit der andre Zusammensetzungen des Rates koordinieren
—fungiert dann als oberste Ebene der Ratsstruktur im legislativen Dreieck

letzten drei Jahrzehnten:

  • aktiver Träger einer fundamentalen Evolutionslogik des EU-Systems
  • als „Fusionsprozess“ beschrieben und analysiert
  • Verschmelzung der Staats- und Regierungschefs in einem „vertikalen Fusionsprozess“ von nationalen und europäischen Agenden und Zuständigkeiten
  • Trend zur „horizontalen Fusion“ — gemeinsam mit den anderen Vertragsorganen in komplexen Verfahren verbindlichen Entscheidungen trifft
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2
Q

2 Aufgaben

2.1 Geschichte: Vereinbarungen und Vertragsvorgaben

A

Gründung des Europäischen Rates auf der Gipfelkonferenz von Paris 1974:

  • institutionalisierten die Regierungschef die Erfahrungen aus mehreren Gipfelkonferenzen
  • Väter des Europäischen Rates — Valéry Giscard d‘Estaing und Helmut Schmidt
  • Club der Chefs — erfahrene und sachkundige Macher — politische Aktionszentrum
  • Vertragsorganen der EG
  • Gründung signalisiert die zunehmende Bedeutung der damaligen EG und der Europäischen Politischen Zusammenarbeit (EPZ)
  • eröffnet zusätzliche Handlungsmöglichkeiten

Zwang für eine stärke Beteiligung der Chefs:

  • allgemeine Rat (der Außenminister) innenpolitisch zu schwach
  • Installierung, Mischung zwischen eigenen Wunsch auf Mitwirkung (Push-Faktor) und Sog der Brüsseler Architektur (Pull-Faktor)

Status und Funktion des Gremiums:

  • von den Mitgliedern selbst definiert in mehrere Schirtten
  • Leitidee, durch Unschärfe und Mehrdeutigketi geprägt
  • regelmäßige Treffen auf einr vertragsrechtlichen nicht fixierten Vereinbarung
  • notwendig, „Gesamtzusammenhang“ der EG und EPZ-Aktivität „gewährleisten“

Verortung als „Rat der Gemeinschaft“:
-Leerformel
-Präsident der Europäischen Kommission als „Gleicher unter Gleichen“ akzeptiert
-in mehreren Anläufen wurden die Rollen der Staats- und Regierungschefs selbstständig durch Aufgabenzuweisungen näher bestimmt
-„feierliche Erklärung von Stuttgart“ (1983) Aufgabenkatalog wird breiter
—Selbstverständnis einer Liste von Aufgaben ohne eindeutige Begrenzug
—bei erstmaliger Erwähnung, in den Einheitlichen Europäischen Akte (EEA), keine vertragsrechtlich verbindliche Aufgaben

Vertrag über die Europäische Union(Maastricht 1993):
-Reihe von Funktionen wurden festgelegt
-primärrechtliche Formulierung — viele Elemente der institutionellen Leitidee
-Orientierungs-, Leitungs-, und Lenkungsfunktion verfestigt
—Vertrag von Lissabon (2009) integrierte das Gremium der Staats- und Regierungschefs in die Liste der Unionsorgane

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3
Q

2

Institutioneller Steckbrief

A

Aufgaben:

  • Generelle politische Leitlinien- und Agendasetzung
  • Konstitutioneller Architekt
  • Wirtschaftspolitische Koordinierungsinstanz
  • Internationale Stimme
  • Wahl- und Beschlussinstanz

Benennung:

  • Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten
  • Hauptamtlicher Präsident des Europäischen Rates
  • Präsident der Kommission
  • Hoher Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik

Aufbau:

  • Sitz: Brüssel
  • Vorsitz: auf 2 1/2 Jahre gewählter Präsident
  • Mindestens 4 Treffen pro Jahr
  • Ausschluss von Beamten aus dem Sitzungsraum

Beschlussverfahren:

  • Konsens als Regelfall
  • Qualifizierte Mehrheit in bestimmten Fällen
  • Schnürren von Verhandlungspaketen
  • Sozialisation in informeller „Club-Atmosphäre“
  • Rolle führender Staaten(-gruppen)
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4
Q

2
2.1
Dokument 1, Gründungsformel

A

Kommuniqué der Pariser Gipfelkonferenz (1974)

[…] 2. In Anerkennung der Notwendigkeit, die internen Probleme, die der Aufbau Europas mit sich bringt, und die Probleme, die sich Europa von außen stellen, als Ganzes zu sehen, halten es die Regierungschefs für erforderlich, die Entwicklung und den Gesamtzusammenhang der Tätigkeiten der Gemeinschaften und der Arbeitne der politischen Zusammenarbeit zu gewährleisten.
3. Die Regierungschefs haben daher beschlossen, dreimal jährlich und jedes Mal, wenn dies notwendig erscheint, zusammen mit den Außenministern als Rat der Gemeinschaft und im Rahmen der politischen Zusammenarbeit zusammenzutreten.

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5
Q

2
2.1

Dokument 2, Aufgabenkatalog gemäß der „Erklärung von Stuttgart“ vom 19. Juni 1983

A

Feierliche Erklärung von Stuttgart

Der Europäische Rat, der im Hinblick auf die Europäische Union handelt, gibt dem europäischen Aufbauwerk einen allgemeinen politischen Impuls;legt die Ansatzpunkte für die Förderung des europäischen Aufbauwerks fest und erlässt allgemeine politische Leitlinien für die Europäischen Gemeinschaften und die Europäische Politische Zusammenarbeit; berät über Fragen der Europäischen Union unter ihren verschiedenen Aspekten und trägt dabei für deren Übereinstimmung Sorge; eröffnet neue Tätigkeitsbereiche für die Zusammenarbeit; bringt die gemeinsame Position in Fragen der Außenbeziehungen feierlich zum Ausdruck.

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6
Q

2

2.2 Aufgaben nach dem Vertrag von Lissabon

A

Im Vergleich zu den vertraglichen Bestimmungen der anderen Institutionen, bleiben die im Vertrag dem Europäischen Rat übertragenen Aufgaben vage und allgemein

Verabschiedung „erforderlicher Impulse“ und „allgemeiner politischer Zielvorstellungen“ (Art. 15 (1) EUV):

  • schreibt dem Rat eine übergeordnete Rolle zu
  • jedoch, dem Rat ist es untersagt „gesetzgeberisch tätig“ zu werde

Weitere Aufgaben nach dem Lissabonner Vertrag:

  • ordentliche vereinfachte Änderungsverfahren der Verträge (Art. 48 EUV)
  • institutionelle Vertretung der Herren der Verträge
  • wirkungsmächtiger Gestalter und Lenker der Systemgestaltung
  • „konstitutioneller Architekt“
  • de jure — de facto in der Realität — eine Regierungskonferenz einberufen und die weiteren Verfahren gestalten

Beschlüsse:

  • außer in militärischen und verteidigungspolitischen Bereichen
  • Beschluss erlassen mit einer qualifizierten Mehrheit
  • gibt bei Beitritt und Austritt eines Mitgliedstaates die Kriterien und Leitlinien für die anderen Organe vor

Betonte Führungsrolle:

  • bei Besetzung von Spitzenpositionen
  • besitzt das Recht, den Kandidaten für den Präsidenten der Kommission vorzuschlagen — eigentliche Wahlrecht EP
  • Präsidenten und das Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) nominiert
  • gegebenenfalls mit qualifizierter Mehrheit wählen sie den Präsidenten des Europäischen Rates selbst
  • normieren den Hohen Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik

Formen des Regierens (mode of governance):
-Leitliniengeber (als „Obergutachters“) bei der Koordinierung nationaler Wirtschaftspolitik

Auswärtiges Handeln:
-spitze einer Zweisäulenstruktur, GASP und ökonomische Außenbeziehungen umfassen

prä-konstitutionelle Funktion:
-prägt den Raum der Freiheit, der Sicherheit in des Rechts, in dem die Organe der Union Entscheidungen für zentrale Bereiche der Innen- und Justizpolitik treffen können

prä-legislative:
-Vertrag überträgt die Verantwortung für „die strategischen Leitlinien für die gesetzgeberische und operative Programmplanung für den Raum der FReiheit, der Sicherheit und des Rechts“

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7
Q

2
2.2

Dokument 3, Vertragliche Vorgaben (gemäß EUV)
Art. 15 (1) EUV

A

Der Europäische Rat gibt der Union die für ihre Entwicklung erforderlichen Impulse und legt die allgemeinen politischen Zielvorstellungen und Prioritäten hierfür fest. Er wird nicht gesetzgeberisch tätig.

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8
Q

3 Aktivitätenprofil

A

abweichender Befund gegenüber der häufig allgemeinen Formulierungen zur Rolle des Europäischen Rates:#
-Umfang und Intensität der tatsächlichen Aktivitäten und Funktionen sind erheblich breiter, differenzierter und gewichtiger

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9
Q

3

3.1 Konstitutioneller Architekt

A

Gesamtbedeutung für die Union:

  • Schlüsselinstitution für Grundsatzentscheidungen
  • wesentlichen Verfahren und Vorgaben zu diesen Formen der Systemgestaltung sind nicht nur umfassend
  • auch als politisch höchster Vertreter der Mitgliedstaaten auch, de facto verabschiedet und politisch legitimiert
  • Generationen von nationalen Spitzenpolitiker nutzten den Europäischen Rat in Form von Konferenzen der Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaten, Vertragsänderungen zu diskutieren („treaty negotiators“)

Methoden zur Vorbereitung von Regierungskonferenzen:

  • „Dooge Gruppe“ („Ad-hoc-Ausschuss für institutionelle Fragen“)
  • „Delors Gruppe“ („Ausschuss zur Prüfung der Wirtschafts- und Währungsunion“)
  • „Reflexionsgruppe“ (zur Vorbereitung des Amsterdamer Vertrags)
  • mit dem „Grundrechte-Konvents der Europäischen Union“ weiteres Verfahren zur Vorbereitung von Vertragsänderungen vereinbart

Erklärung der Pariser Gipfelkonferenz:

  • „Triebkraft beim Aufbau Europas“
  • Herren der Verträge haben in der Vertragsentwicklung die wesentlichen Änderungen im Hinblick auf Verfahrens und die grundsätzliche Struktur der Union getroffen
  • vertikale Verteilung von Zuständigkeiten zwischen Union und den Mitgliedstaaten
  • horizontaler Beteiligungsrechte zwischen den Institutionen

von Den Haag (1969) über Einheitlichen Europäischen Akte, Unionsverträge von Maastricht, Verträge von Amsterdam und Nizza bis zum Lissabonner Vertrag:
-politischen Führungspersonen der Union haben immer wieder die Probleme Westeuropas als gemeinsame Aufgabe der EU in Vertragsartikeln definiert sowie derer Behandlung

quasi-konstitutionellen Akten der Systemgestaltung:
-Beschlüsse zu Bei- und Austrittsverhandlungen

Hat obwohl es nach den vertraglichen Vorgaben es nicht vorgesehen ist, bei der Erweiterung zentraler Entscheidungen für die Union getroffen:

  • im Primärrecht lediglich das Recht zugeschrieben wird, über die Kriterien der Aufnahme zu entscheiden (Art. 49 EUV)
  • Aktivität, nationale Führungspolitiker verstehen den Rat weiterhin als „Herren des Erweiterungsprozesses“
  • in jeder wesentlichen Phase de facto selbst getroffen
  • auch entsprechenden Verfahrensschritte im Beitrittsprozess

Insgesamt — zentrale Rolle bei der Verknüpfung von Prozessen der Vertiefung und Erweiterung der Union übernommen

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10
Q

3

3.2 Orientierungs-, Leitlinien- und Lenkungsfunktionen

A

Führungspersönlichkeiten nutzen diese Schlüsselinstitution um de facto zu „Herren der Verträge“ zu werden:
-agierten als endgültige Entscheidungsträger und als höchste politische Instanz in kontroversen Fragen — nicht explizit in den Veträgen genannt

Orientierungsfunktion; Themen:

  • hoch angesiedelt
  • „Agenda setting“ von EU-Aktivitäten
  • erhebliche Breite der Themenpalette, die alle Politikfelser staatlichen Handelns abdeckt
  • hat sich zu einem programmatischen Leitliniengeber mit nachhaltiger Wirkung für die Gestaltung mehrer zentraler Politikfelder der EU entwickelt
  • immer wieder neue Tätigkeitsbereiche eröffnet

Pfade:

  • „Korridore“ der Gestaltung
  • Öffnung des Politikfeldes über inhaltlich-programmatische Vorgaben bis zur vertraglichen Verankerung
  • „Stammbaum“ an wegweisenden Entscheidungen beobachtbar seit den früheren Gipfelkonferenzen — Stufen auf einer „Fusionsleiter“

neue Strategien und Methoden der gemeinsamen Problemverarbeitung:

  • Lissabonner Erklärung des Europäischen Rates von 2000 —„Offene Methode der Koordinierung“)
  • akzeptable Form gemeinsamen Arbeitens

Leitlinienfunktion:

  • Erarbeitung und Verabschiedung von „Doktrinen“ zur inhaltlichen Gestaltung weiterer Entscheidungen
  • Grundsatzentscheidungen des Gipfels prägen damit deutlich Folgebeschlüsse

Einfluss auf normale Politikgestaltung:

  • ohne Initiativrecht werden z.B. in mehrjährige Strategieprogramme deutlich und nachhaltige Orientierungspunkte gesetzt
  • Erklärung von Rom: einigten sich auf „ein sicheres und geschütztes Europa“, „ein wohlhabendes und nachhaltiges Europa“, „ein soziales Europa“ und „ein stärkeres Europa in der Welt“

Lenkungsfunktion:

  • intensiv genutzte Vergabe von Aufträgen bzw. Bitten und Anforderungen an die übrigen EU-Organe bzw. Einrichtungen und Gremien
  • Adressaten von Aufträge und Anweisungen
  • Verständnis als oberster Führungsinstanz der Arbeiten anderer Institutionen

Schlüsselorgan:

  • staatsähnliche Agenda entwickelt
  • breites Spektrum von Politikbereichen in unterschiedlicher Intensität
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11
Q

3
3.2

Dokument 4, Überschriften der Strategischen Agenda für die Union in Zeiten des Wandels

A

STRATEGISCHE AGENDA FÜR DIE UNION IN ZEITEN DES WANDELS

  1. Eine Union der Arbeitsplätze, des Wachstums und der Wettbewerbsfähigkeit
  2. Eine Union, die alle Bürger befähigt un schützt
  3. Auf dem Weg zu einer Energieunion mit einer zukunftsorientierten Klimapolitik
  4. Eine Union der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts
  5. Die Union als starker globaler Akteur

(2014)

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12
Q

3

3.3 Oberste Beschlussinstanz

A

entwickelt sich zu einer weitern und höchstens Entscheidungsebene

Zu dieser Rolle können auch Beschlüsse zur Ansiedlung von EU-Einrichtungen oder Eu-Agenturen gezählt werden:
-Festlegung von Straßburg als Tagungsort des EP(1992)
-Ansiedlung der EZB in Frankfurt am Main (1993)
—immer wieder als oberste Berufungs- und Schiedsinstanz aktiv geworden

Lissabonner Vertrag:

  • legt diese Entscheidungsebene für einige Politkfelder fest:
  • kann beraten in Fragen der Innen- und Justizpolitik
  • Sozialpoltik
  • GASP ein Veto gegen eine mögliche Mehrheitsabstimmung im Rat einlegen

Zunächst selbst ernannt und dan vom Lissabonner Vertrag rechtlich ermächtigt als oberste Instanz in der Gestaltung der institutionellen Architektur eingegriffen

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13
Q

3

3.4 Wahlgremium

A
Gremium zur (Aus-)Wahl bzw. Benennung von Personen für die Führungsämter der EU-Organe und -Einrichtungen:
-bis zum Lissabonner Vertrag auch ohne vertragliche Rechte den Kommissionspräsidenten ausgewählt
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14
Q

3

3.5 Krisenmanagement

A

in gravierenden historischen Ereignissen treten sie auch kurzfristig zusammen, um eine gemeinsame Linie für die EU festzulegen — besonders zur:
-Wirtschafts-, Finanz- und Eurokrise 2008
-kurzfristige Maßnahmen die vorweg undenkbar waren
-„Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitäsmechanismus“
-„Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion“
—wurden außerhalb des Lissabonner Vertrags beschlossen

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15
Q

3

3.6 Wirtschaftspolitische Koordinierungsinstanz

A

regelmäßige Nutzung um Maßnahmen zur Bewältigung ökonomischer Herausforderungen zu beschließen:

  • regelmäßige Erklärungen zu wirtschafts- un sozialpolitischen Entwicklungen werden seit 1975 abgegeben
  • prioritäten Aufagbe für die Gründungsväter des Rates
  • vertraglich: Koordinierung der Wirtschaftspolitik und Beschäftigungspolitik selbst zugeschrieben

Trafen Entscheidungen von erheblicher Bedeutung für die Union und ihren Mitgliedstaaten:

  • ist in mehreren solcher Gebiete („Säulen“) des wirtschaftlichen Handels (economic governance) aktiv geworden
  • Entscheidungen über die Grenzen nationaler Verschuldung als „Chefsache“
  • direkter Eingriff in die Arbeit der Finanzminister

Europäische Rat bzw. Eurogipfel beschäftigt sich somit umfassend und intensiv mit Fragen der Wirtschafts-, Finanz- und Beschäftigungspolitik:

  • programmatische Vorgaben
  • konkrete Entscheidungen
  • addieren sich zu einr übergreifenden Koordinierungsrolle
  • lässt den Europäischen Rat zu einer eigentlichen wirtschaftspolitischen „Regierung“ (gouvernement économique) in Krisen
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16
Q

3

3.7 Außenpoltische Akteur: Stimme und Gesicht der Union

A

als „globaler Akteur“ eingeräumte hohe Bedeutung:
-Außenpolitik — Institution mit „strategic leadership“ und „strategic guidance“

als konstitutioneller Architekt:
-„Erklärungen“ und Vertragsbestimmungen zur EPZ und GASP (seit dem Maastrichter Vertrag) und Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (seit Lissabonner Vertrag)

Erschaffung einer Zwei-Säulen-Struktur beim auswärtigen Handeln und Festschreibung als oberste Instanz

Sprachrohr für eine ausgeprägte Rolle im internationalen System seit 1975:

  • verabschiedet regelmäßige Erklärungen zu internationalen Entwicklungen
  • bilden für die Mitgliedstaaten und betroffenen Drittstaaten zentrale Orientierungs- und Referenzpunkte

Präsident des Europäischen Rates und der Präsident der Europäischen Kommission treten regelmäßig gemeinsam in Dialogen gegenüber dem Präsidenten der USA, der Russischen Föderation und weiteren Staats- und Regierungschefs auf internationalen Konferenzen (G20)

Zwiespalt bei nationalen Spitzenpolitkern:

  • grundsätzliches Interesse eigene Stimme durch den Rat auch globales Gehör zu verschaffen
  • grundsätzlichen Souveränitätsreflex bei außenpolitschen Themen Eigenständigkeit zu bewahren
17
Q

3

3.8 Akteur in der Inne- und Justizpolitik: Prä-konstitutionelle und prä-legislative Funktionen

A

ihre Institution wiederholt und verstärkt genutzt um die Innen- und Justizpolitik verstärkt auf europäischer Ebene gestalten bzw. entwickeln zu können

Amsterdamer Vertrag:

  • Raum für Freiheit, Sicherheit und Recht wurde primärrechtlich verankert
  • mehrjährige Initiativen vom „Programm von Tampere“ (1999) bis zur „Festlegung von strategischen Leitlinien für gesetzgeberische und operative Programmplanung verabschiedet (2014)

stärkerer Koordinierung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit:

  • „Der Stärkung der EU als Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts messen die Bürgerinnen und Bürger hohe Priorität zu“ (2008)
  • Aktivitäten weisen auf eine aktive Strategie, Terrorismus und internationale Kriminalität stärker zu bekämpfen

Kompetenzen werden in diesen Räumen kontinuierlich ausgebaut

18
Q

3

3.9 Öffentlichkeitswirksam- und Legitimatinswirkung

A

hohe Aufmerksamkeit bei den Treffen

nach — teilweise während — halten die Regierungschefs Pressekonferenzen für ihre nationale Medienvertreter:
-dessen „Erzählungen“ erlauben einer öffentlichkeitswirksamen Dramatisierung und Personalisierung europäischer Verhandlungen

„Familienphoto“ wird der europäischen Öffentlichkeit eine kollektive Führung präsentiert

mediale Aufmerksamkeit ist höchst relevant:
-den Wählern werden ihre Positionierungen und ihre Erfolge auf europäischer Ebene demonstriert

19
Q

4 Benennung und Zusammensetzung: Der Club der Chefs

A

führenden Vertreter der Mitgliedstaaten und der EU-Organen zusammen
-durch nationale Wahlen legitimiert

Beteiligung des Präsidenten des Europäischen Rates und der Kommission:

  • jeweils von nachhaltiger Bedeutung
  • Hoher Vertreter der Union für GASP — „ständiger Gast“
  • Präsident des Europäischen Parlaments trägt zu Beginn jeder Sitzung die Positionen des EP vor
  • zu bestimmten Abschnitten werden immer wieder Regierungschefs eines Beitrittskandidaten oder besondere Gäste wie der Generalsekretär der UN oder der NATO eingeladen
  • (Präsident der EZB oder der Europäischen Investitionsbank nahmen wiederholt teilgenommen zur Bewältigung der Finanzkrise)

keine Teilnahme:
-Außenminister wie in den vorangegangenen Verträgen
-keine nationalen Beamten erlaubt
-Gründungsväter wollten einen Charakter der vertraulichen, direkten und persönlichen Aussprache unterstreichen
-informeller Charakter der Atmosphäre des „Club der Chefs“ bzw. „esprit de corps“
—„Vorhallen“ in mehreren Sicherheitszonenen bis zu 1000 Beamte gezählt —stellen auf Nachfrage entsprechende Unterlagen zusammen

„Note-taker“ im Saal (Beamter der Generalsekretariats) informiert die „Antici-Gruppe“ (ausgewählter nationaler Beamte) die die Verbindung zwischen den Regierungschefs und den Beamten in den Vorhallen sorgen

20
Q

5 Formale und informelle Beschlussfassungsmodalitäten: Dynamik in einem intergouvernementalen Gremium

A

zu erwarten:

  • immer heterogener werdendes Gremium
  • selbstbewussten und an nationalen Interessen und Gegebenheiten orientierten Politikern
  • mit Vetorecht
  • wenigen Anreizen und Möglichkeiten zu tragfähigen Entscheidungen
  • keine eindeutige Hierarchie
  • ohne Anpassungszwang aufgrund von Mehrheitsabstimmungen
  • geringen Chancen zu politisch akzeptablen Übereinkünfte

Praxis:

  • überraschende Dynamik
  • hoher Produktivität
21
Q

5

5.1 Vertragliche Regeln und Normen

A

Formale Bestimmungen des Vertrags als Ausgangspunkt

Grundregeln ist Konsens:

  • in wenigen Fällen entscheidet der Rat „einstimmig“ (Verletzung der EU-Werte)
  • jeder Regierungschef hat ein Vetorecht
  • entscheidet mit qualifizierter Mehrheit bei Wahlen von Amtsinhabern
  • bei Verfahrensfragen mit einfacher Mehrheit abstimmen
  • nur 3 Mehrheitsbeschlüsse: Verfahrensbeschluss von Mailand (1985), zur Wahl des Spitzenkandidaten für das Amt des Präsidenten der Europäischen Kommission durch das EP (2014), wiederwahl des Präsidenten des Europäischen Rates gegen Polen (2017)
22
Q

5

5.2 Verfahren und Instrumente der Konsensfindung: Muster von Erfolgsformeln

A

hohe Interaktionsfrequenz — de facto kollektive Identität mit einem Satz von Normen als „Club der Chefs“:

  • Gipfeltreffen nicht als Einzeltreffen sondern als Zusammenkünfte einer regelmäßig tagenden Institution zu betrachten
  • neue Regierungschefs sind in der Regel schnell eingebunden

„esprit de corps“: informelle Atmosphäre; Teilnehmer werden beim Vornamen gennant
-oder Bereitschaft, Kompromisse zu suchen (attitude of compromise)

Verhandlungspaketen(package deals) spezifische Form:

  • regelmäßig politisch tragende Eckpunkte für umfassende Kompromisse zwischen den Mitgliedstaaten vereinbart
  • Präferenzen der Mitgliedstaaten werden nicht grundsätzlich verändert
  • mühsamer Austauschprozess für positiven Gesamtvereinbarung(win-win-Situation)

Entscheidungsproduktivität:

  • abhängig von den Personen im Rat
  • Aufschiebung von unangenehmen Beschlüssen nicht möglich
  • erheblicher Zeitaufwand um Ergebnisse zu erzielen
  • intensiv mit konkreter Formulierung auseinanderzusetzen
  • Banalisierung des Gipfels im EU-System dadurch nicht zu vermeiden

hartnäckiges Verhandeln über nationale Interessen und Präferenzen(bargaining) mit gegenseitigen Bemühen zu überzeugen(arguing)

Erfolgsformel Mischung beider Stile:
-hartnäckige Vertretung nationaler Interessen
-kollegial-kompetetives Verhandlungsmuster
—Regierungschefs jeweils Sorgen und Zwänge bis zu einer gewissen Grenze eigener vitaler Interessen berücksichtigen

Präsident des Europäischen Rates:

  • „ehrlicher Makler“
  • hinwirken auf „Zusmamenhalt und Konsens“
  • bereitet Verhandlungen vor durch getrennte Gespräche (Beichtstuhlverfahren)

Risiken unbedachter Folgewirkungen reduzieren (law of unintended consequences):

  • Vorbereitungen von Grundsatzentscheidungen in kleinen Schritten
  • entscheidende Punkte, die auf mehreren Ebenen strittig waren, in letzter Minute selbst entschieden

Dynamik der Abschlussgipfel:
-selbst gesetzter Terminzwang für einen Verhandlungsmarathon
—Vertragsänderungen, Erweiterungsbeschlüssen und Finanzpaketen
-Schaffung von Verhandlungsdruck
-Folge: mehrdeutige Kompromissformeln mit einigen überraschenden Vereinbarungen — Nachtsitzungen ohne Experten

fortdauernden Kontroversen:

  • Verschiebung auf später Zeitpunkte (Rendezvous-Formeln)
  • Vertragsänderungen der Einheitliche Europäische Akte bis zum Gipfel von Nizza ungelöst geblieben (left overs)
  • Lissabonner Vertrag — „vereinfachtes Änderungsverfahren“ (Art. 48 (6) und (7) EUV)

Logik der Risikominimierung:
-Kompromisse häufig erst möglich wenn die Mehrheit abweichende Interessen mit Ausnahmeregeln (opt-out) bzw. Rückfallklauseln entgegen kommen

Beobachtung:

  • einfache Beschlussvorlagen werden im Prozess erheblich komplexer und unverständlicher
  • Merkformel: consensus by nonsense bzw. Komplexitätssteigerung: consensus by complexity
  • „Drei-K“-Regel: Konsens bedarf Kompromsse, die notwendigerweise die Komplexität erhöhen
23
Q

4

Dokument 5, Vertragliche Zusammensetzung

A

Art. 15 (2) EUV
Der Europäische Rat setzt sich zusammen aus den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten sowie den Präsidenten des Europäischen Rates und dem Präsidenten der Kommission. der Hohe Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik nimmt an seinen Arbeiten teil.

24
Q

5

5.3 Macht- und Einflusskonstellationen

A

Cleavages innerhalb der Institutionen:

  • Verhältnis zwischen „großen“ und „kleinen“ Mitgliedstaaten
  • kleine fürchten eine Herrschaft einer Führungsgruppe der größeren
  • Debatten im Europäischen Rat häufig von den Regierungschefs der größeren geprägt
  • Unterschied zwischen großen und kleinen insbesonders bei Vertragsänderungen zur Gestaltung der institutionellen Architektur (kleinere sprachen sich für eine gleichberechtigte Beteiligung aller aus)

besondere Relevanz einzelner Staaten:
-französisch-deutschen Tandem
-besondere Fähigkeiten zugesprochen, andere Partner zu einem akzeptablen Kompromiss zu bewegen
-Macht innerhalb des Tandems zunehmend ungleich — „deutsch-französische Asymmetrie“
-Trend hin zu einer „widerwilligen deutschen Hegemonie“
—nicht alle zeigen dafür Akzeptanz

Einfluss der Präsidenten und kleinerer Staaten nehmen hin und wieder eine einflussreiche Rolle ein

weiterer Cleavage:

  • intergrationsbereite und euroskeptischen Gruppierungen
  • Parteipolitische Differenz (kaum)
  • Nettozahlern und Nettoempfängern — bei den Grundsatzbeschlüssen des Europäischen Rates zu Einnahmen und Ausgaben des EU-Budgets
25
Q

6 Aufbau und Arbeitsweise

6.1 Vorbereitung, Ablauf und Nachbereitung

A
  • wird gründlich vorbereitet
  • Ergebnisse der Tagungen werden dokumentiert —Verfahren zur Verabschiedung wurden mehrfach verändert

Dokumente:

  • regelmäßig und sorgfältig in einem zeitintensiven Prozess vorbereitet — vom Präsidenten und dem allgemeinen Rat sowie Beamtengremien
  • Präsident verschickt vor jedem Gremien Einladungsschreiben — Themen werden nochmals aufgelistet und kommentiert
  • endgültige Formulierung in der Regel schon im Vorfeld abgestimmt
  • kontroverse Punkte werden erst in der Debatte bestimmt

Pressekonferenz:

  • Präsident des Europäischen Rates + Präsident der Europäischen Kommission
  • unmittelbar nach Abschluss der Tagung
  • Ergebnisse werden erläutert ohne in der Regel auf den Verhandlungsprozess im Detail einzugehen
26
Q

6

6.2 Administrative Regelungen

A

bis zur Erweiterung 2004:
-Treffen in der Regel im Land des jeweiligen Vorsitzes statt

Seit 2004:
-Brüssel Tagungsort
—2017 Europa-Gebäude

  • Beratungen werden in jede Amtssprache übersetzt
  • Arbeit des Rates wird vom Generalsekretariat des Rates unterstützt
27
Q

7 Zusammenfassung, Diskussion und Perspektiven
7.1 Die institutionelle Leitideen im Test:
Erwartungen und Befunde

A

Das Wirken und die Wirkungen des Europäischen Rates habe geschrieben wie gelebt die Formen der System- und Politikgestaltung im EU-System grundsätzlich und nachhaltig beeinflusst.
-haben wiederholt de facto die Entscheidungen in zentralen Fragen der Politik- und Systemgestaltung selbst getroffen

intergouvernmentale Leitidee:

  • es wird vielfach erwartet dass dieses Gremium das EU-System zu Gunsten der Mitgliedstaaten verändert
  • müssten das Iniativrecht der Kommission untergraben und es zu einem Generalsekretariat degradieren
  • Ministerrat würde zu einer untergeordneten Beschlusskammer herabgestuft
  • EP‘s Beteiligungsrechte würden de facto unterlaufen
  • Vertrag von Lissabon: verankerte Wahl eines hauptamtlichen Präsidenten des Rates bracht dieser Sicht einen weiteren Auftrieb

Innenleben:
-Annahme: Staaten streben nach Macht zur Durchsetzung ihrer Interessen
-Erwartung: konfrontativer Verhandlungsstil
-(neo-realistischen) Variante kann diese Institution als Verkörperung eines „integrativen Gleichgewichts“ zwischen „Hauptmächten“ verstanden werden
Realität: großen Staaten haben in ihrer nationalen Politik immer wieder Verfahren eingeführt und ausgebaut, die die Rechte supranational angelegter Organe stärken und aug zusätzliche Politikbereiche übertragen

Präsident der Kommission:

  • gewann durch den Rat an Profil und Status
  • vertritt die Spitzengremien
  • kann die Erklärungen des Rates als selbst eingebrachtes „Mandat“ von höchster Seite nutzen
  • Beteiligungsmöglichkeiten in Politikfeldern des Raumes Freiheit, Sicherheit und Recht ausgeweitet und aufgewertet
  • innovative Formen: Offene Methode der Koordinierung
  • Lissabonner Vertrag: Stärkung der Kontrollrechte der Kommission und des Gerichtshofes
  • Amt des hauptamtlichen Präsidenten des Rates verringerte die besondere Stellung des Präsidenten der Kommission als alleiniger „Vollzeiteuropäer“

Folgen für das EP:

  • vertragliche Rechte des EP gegenüber des Rates häufig formal
  • geringe Verhandlungsbereitschaft gegenüber dem Parlament da die nationale Minister durch die Beschlussfassung bereits festgelegt sind
  • Staats- und Regierungschefs haben bei den Vertragsänderungen die Rolle des EP in Richtung einer zweite Kammer entwickelt
  • Beteiligungsrechte des EP bei Grundsatzentscheidungen bleiben begrenzt

Gerichtshof:

  • Zuständigkeit ausgedehnt — etwa der Innen- und Justizpolitik
  • Sanktionsmöglichkeiten gegenüber Mitgliedstaaten gestärkt

„Herren der Verträge“:
-als Prinzipale haben demnach ihre Zugriffs- und Einwirkungsmöglichkeiten gegenüber den Handlungsbeauftragten (agents) selbst reduziert

Stückwerksvorgehen:

  • Regierungschefs —bewusst oder unbewusst— die Monnet-Methode begrenzter, aber realer Integrationsschritte übernommen
  • Dynamik von spill-over Effekten bzw. Sachlogik mitgetragen
  • Verhandlungsstil lässt erkennen das sich der Rat als Institution des kollektiven Regierens versteht

Kontroverse in der Prägung:
-paradoxe Befunde: durch die weitgehend intergouvernmentale Zusammensetzung des Rates hat sie die Rechte der Gemeinschaftsorgane durch die Akte der Systemgestaltung wesentlich ausgedehnt
—damit die supranationale bzw. föderale Ausrichtung der institutionellen Architektur gestärkt

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Q

7

7.2 Langzeitwirkungen: Der Europäische Rat als Träger eines Fusionsprozesses

A

Zwitterformen zwischen intergouvernmentale und supranationaler Ausrichtung:
-Fusionsthese versteht dies als systemischer zu erwartende Reaktion der Mitgliedstaaten auf eine Ebenen- und Entscheidungsdilemma
-Regierungschefs suchen eine wirksame, supranationale Problemlösung wie eine ausreichend intergouvernmentale Beteiligung an zentralen Entscheidung
-Verschränkung und Verschmelzung von Verantwortlichkeiten in Form einer vertikalen und horizontalen Fusion
-de jure- und de facto-Übertragung staatlicher Aufgaben auf die Unionsebene
—wirkt der Europäische Rat als Motor einer vertikalen Fusion von Zustänsdigkeiten

Entwicklung der Gipfelinstanz kein Zufall:

  • unter mehreren Zeichen einer grundlegenden Evolutionsdynamik der Staaten Europas
  • gemeinsamen Nutzung staatlicher Instrumente in einer komplexen institutionellen Architektur geprägt ist

zeitgeschichtliche Perspektive:

  • nachhaltige Rolle des Europäischen Rates
  • letzten 40 Jahren wesentlicher Beitrag zur Gestaltung Europas