Angst und Krisenintervention (PBCo 13&14) Flashcards
Worin liegt die Ambivalenz der Angst?
Angst ist sowohl aktivierend als auch lähmend
Angst ist gemeinhin bekannt als Warnsignal bei Gefahren. Inwiefern enthält sie darüber hinaus auch einen Aufforderungscharakter?
Sie enthält den Impuls, die Angst zu überwinden. Nur wenn wir uns der Angst stellen, sie annehmen und zu meistern versuchen, lässt sie uns auch ein Stück reifen. Zurück- oder Ausweichen hemmt unsere Entwicklung und lässt uns stagnieren
Nenne einige Ausdrucksformen oder Teildefinitionen der Angst nach K.D. Sulz.
- Angst kann vegetative Fehlsteuerungen und in der Folge körperliche Erkrankungen auslösen.
- Angst ist ein unangenehmes Gefühl, das von Ungewissheit und dem Verlust der Sicherheit begleitet ist.
- Angst ist ein Gefühl mit dem subjektiven Erleben von Furcht oder einem verwandten Gefühl wie Schreck, Bedrohung, Panik.
- Angst wird von wahrnehmbaren und messbaren körperlichen Reaktionen begleitet.
- Angst richtet sich auf die Zukunft, es besteht ein Gefühl der Bedrohung ohne Hoffnung auf deren Bewältigung.
- Angst ist dadurch gekennzeichnet, dass die Bedrohung zu der ausgelösten Gefühlsreaktion in keinem vernünftigen Verhältnis steht.
Die vier Grundformen der Angst:
Erläutere die Angst vor der Selbstwerdung
- wird als Angst vor der Ungeborgenheit in der Welt und der Isolierung von der Welt erlebt
- Menschen streben danach, ein einmaliges Individuum zu werden
- Gleichzeitig haben wir aber Angst, aus der Geborgenheit der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden
- Für die Definierung als Person ist es nötig, sich sowohl über die Gemeinsamkeiten mit der Gemeinschaft als auch die eigene Individualität zu definieren
Die vier Grundformen der Angst:
Erläutere die Angst vor der Selbsthingabe
- wird als Angst vor dem Ich-Verlust und vor der Abhängigkeit von der Welt erlebt
- auf der einen Seite verspüren Menschen den Wunsch, sich gegenüber dem Leben und den Mitmenschen vertrauensvoll zu öffnen
- demgegenüber steht die Angst, das eigene Ich zu verlieren, ausgeliefert zu sein oder in Abhängigkeit zu geraten
- dabei spielt auch die Angst davor eine Rolle, seinen Eigensinn angemessen leben zu können und sich nicht für andere aufopfern zu müssen
Die vier Grundformen der Angst:
Erläutere die Angst vor der Wandlung
- wird als Angst vor der Vergänglichkeit und der Unsicherheit des Lebens erlebt
- Menschen streben Verlässlichkeit und Dauer an
- dabei erschafft man sich oft die Illusion von der Unendlichkeit des Lebens
- dennoch ist einem die eigene Vergänglichkeit bewusst
- tagtäglich sollen wir Planungen für eine ungewisse Zukunft anstellen, was starke Angst hervorruft
Die vier Grundformen der Angst:
Erläutere die Angst vor der Notwendigkeit
- wird als Angst vor der Endgültigkeit und Unfreiheit dieser Welt erlebt
- wir sind stetig aufgefordert, auf Veränderungen in der Welt zu reagieren und uns anzupassen (Geschwindigkeit wird immer schneller)
- gerade Erreichtes müssen wir oft wieder hinter uns lassen
- dieser Forderung, uns immer neuen Forderungen zu stellen, steht die Angst gegenüber, im Jetzt festgehalten zu werden, sei es durch Notwendigkeiten und Regeln, durch Verpflichtungen oder Bräuche
Die vier Grundformen der Angst:
Inwiefern stellen die vier Formen Gegensatzpaare dar?
- alle möglichen Ängste sind letztlich immer Varianten dieser vier Grundängste und hängen mit den vier Grundimpulsen zusammen, die ebenfalls zu unserem
Dasein gehören und sich auch paarweise ergänzen und widersprechen - als Streben nach Selbstbewahrung und Absonderung mit dem Gegenstreben nach Selbsthingabe
- Zugehörigkeit; und andererseits als Streben nach Dauer und Sicherheit mit dem Gegenstreben nach Wandlung und Risiko
- zu jeder Strebung gehört die Angst vor der Gegenstrebung (Fritz Riemann)
Welche zwei Arten von Ängsten gibt es?
Kontextunabhängige Ängste
–> generalisierte Angststörungen und Panikstörungen
Kontextabhängige Ängste (sog. Phobien)
–> Platzangst, isolierte Ängste (bspw. Spinnen) und soziale Phobien
Was können Symptome für Angsterkrankungen sein?
- Kräftiges, dem Klienten spürbares Herzklopfen (Palpitation)
- Starke Schweißneigung
- Zittern
- Mundtrockenheit
- Atemnot
- Beklemmungsgefühle
- Thoraxschmerzen (Brustkorb- oder „Herzschmerzen“)
- Übelkeit
- Schwindel
- Unwirklichkeitserleben (Derealisation)
- Das Erleben, überhaupt nicht mehr man selbst zu sein (Depersonalisation)
- Angst vor der Angst
- Angst davor, verrückt zu werden
- Hitze- und Kälteempfinden
- Gefühllosigkeit oder starkes Kribbeln (z. B. Fingerspitzen)
- Angst davor, durch die Angst zu sterben
- Starke Schreckhaftigkeit
- Starke Konzentrationsstörung
- Stark gesteigerte Reizbarkeit
- Schlafstörungen
- Ruhelosigkeit
- „Kloßgefühl im Hals“ (Globusgefühl)
- Chronische Muskelverspannungen usw.
Wie ist zwingend zu reagieren, wenn bei einem Klienten diese Symptome auftreten?
- der Klient sollte mit Nachdruck geraten werden, einen Arzt hinzuzuziehen
- derlei Formen der Angst sind nicht Bestandteil eines Coachings
- je nach Ausprägung der Angst sollte man diesen Part im Coaching vorerst ausblenden oder alternativ das Coaching unterbrechen
Inwiefern stellt der Umgang mit Ängsten dennoch eine Schlüsselqualifikation für einen Coach dar?
- Angst ist alltäglich und somit Teil eines jeden von uns
- sie findet sich in körperlichen Beschwerden und Krankheiten wieder, in Trägheit und Interessenlosigkeit, in Maßlosigkeit und Egoismus, in Blauäugigkeit und alltäglicher Einfalt, in Engstirnigkeit und Pedanterie
- Menschen sind Angst vielfältig ausgesetzt, da sie von Politik und Wirtschaft auch aus Machtkalkül benutzt wird
- Klienten kommen oft mit Ängsten zu uns oder befinden sich sogar in einer Krise
- eine wirkungsvolle Krisenintervention kann nur geleistet werden, wenn wir auf die Ängste eingehen können
- Krisen haben dabei immer individuelle und gesellschaftliche Aspekte
- wir als Coaches sind aber angetreten, einer Person zu helfen
Wie lautet die Definition einer Krise?
- es handelt sich um eine schwere emotionale Gleichgewichtsstörung
- sie ist zeitlich begrenzt
- sie ist mit den verfügbaren bzw. vorhandenen Gegenregulationsmechanismen nicht zu bewältigen
- diese Definition wird in medizinischen und psychologischen Publikationen meist bevorzugt
Welche Präventionsstufen schlägt der britische Psychiater Gerald Caplan vor?
Primärprävention
Primärprävention setzt vor Eintreten der Krankheit ein und zielt darauf ab, eine Erkrankung von vornherein zu verhindern.
Die Primärprävention richtet sich an Risikogruppen, Gesunde und Personen ohne Krankheitssymptome. Beispiele für Primärprävention sind schulische (Setting-)Maßnahmen zur Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung oder Suchtprävention.
Von der Primärprävention kann nach Caplan noch die primordiale Prävention abgegrenzt werden, die noch früher einsetzt. Bei ihr geht es darum, bereits dem Auftreten von Risikofaktoren vorzubeugen.
Sekundärprävention
Sekundärprävention setzt im Frühstadium einer Krankheit an. Sie dient der Früherkennung von Krankheiten und der Eindämmung ihres Fortschreitens (Progredienz) oder der Chronifizierung der Erkrankung.
Zielgruppe sind Personen, die zwar als Gesunde oder Symptomlose an der Präventionsmaßnahme teilnehmen, durch die diagnostische Maßnahme aber zu Patienten werden. Beispiele sind die Massen-Screenings im Bereich Brustkrebs oder Darmkrebs, aber auch Programme für Jugendliche, die bereits Kontakt zu Drogen hatten, um eine Abhängigkeit oder Sucht zu verhindern. Beispiel ist hierfür z.B. die BZgA-Kampagne “Alkohol? Kenn dein Limit”.
Tertiärprävention
Tertiärprävention findet nach einer Akutbehandlung oder der Manifestation einer Erkrankung statt. Mit ihr sollen Folgeschäden und Rückfälle verhindert werden. Sie richtet sich an Patienten mit chronischen Beeinträchtigungen und an Rehabilitanden. Ein Beispiel ist hier die Verhinderung von Nierenversagen bei insulinpflichtigem Diabetes. Der Begriff der Tertiärprävention deckt sich weitgehend mit dem der Rehabilitation, wenn dieser auf ganze Populationen angewandt wird.
Quartärprävention
Die Quartäre Prävention hat die Verhinderung von unnötiger Medizin und von Übermedikation zum Ziel Insbesondere ältere Menschen sind infolge von Multimedikation betroffen.
Findet diese umfassende Prävention in der Praxis statt?
- leider setzt unser Gesundheitssystem erst bei Auftreten einer Krankheit an, eine effektive Prävention findet kaum statt
- demzufolge können sich Krisen zu handfesten Krankheiten im psychischen oder physischen auswachsen (dieser Zusammenhang ist belegt)