9_Incidental Forgetting Flashcards
Was ist “incidental forgetting” (zufälliges Vergessen) - (S. 278)?
Passiert ohne Absicht zu Vergessen (im KZG, episodischem und semantischem Gedächtnis).
Was ist “motivated forgetting” (motiviertes Vergessen) - (S. 278)?
Vergessen, das bewusst absichtlich herbeigeführt wurde ODER unbewusst aber durch Motivation getriggert.
Was ist das “hyperthymestic syndrome” - (S. 279)?
“Unkontrollierte Erinnerungen”, sprich: eine Person kann sich an fast alles erinnern.
Welche Studie führten Parker et al. (2006) durch (S. 279)?
Sie untersuchten bei einer Person (AJ) das “hyperthymestic syndrome”. AJ konnte sich an jeden Tag ihres Lebens seit ihrer Jugend erinnern. Sie erinnerte auch immer negative Erlebnisse, darunter hat sie gelitten (ähnliche wie der Fall Shereshevskii).
Was ist das “highly superior autobiographical memory (HSAM)”(S. 279)?
Die Studie über AJ führte vom “hyperthymestic syndrome” zum “highly superior autobiographical memory (HSAM)”.
- Besagt, dass jemand aussergewöhnliche Erinnerung an Lebensereignisse hat
- kleinste Details werden nicht vergessen
- kann Erinnerungen mit genauem Datum abrufen
Was ist die “forgetting curve / retention function” (S. 280)?
- Zeigt den Zusammenhang zwischen Erinnerung und Zeit
- Die Erinnerungskurve nimmt zuerst stark ab und flacht dann ab (ist logarhytmisch)
Welche Experiment führte Ebbinghaus (2013) im Zusammenhang mit “forgetting curve / retention function” durch (S. 280)?
Pionierleistung: Er zeigte auf, dass Vergessen mit der Zeit wächst. Ebbinghaus lernte wieder sinnlos Silben. Dabei fand er eine klare Beziehung zwischen der Zeit und dem Behalten der Wörter. Am Anfang passierte das Vergessen ziemlich schnell, verlangsamte sich mit der Zeit. Beziehung somit nicht linear, sondern logarithmisch. Zuerst gibt es ein schnelles Vergessen, danach langsam und asymptopisch.
Welche spätere Studie bestätigte die von Ebbinhaus beschriebene Vergessenskurve (S. 280)?
Meeter et al. (2005) testeten eine grosse Stichprobe mit News-Headlines und fanden heraus, dass die Erinnerungsrate in einem Jahr von 60 auf nur 30% zurück ging.
Was fanden Bahrick et al. (1975) über das Vergessen von Namen / Gesichtern heraus (S. 281)?
Sie testeten die Erinnerung an Klassenkameraden nach 30 Jahren. Sie zeigten, dass das Wiedererkennen von Namen und Gesichtern auch 30 Jahre später bemerkenswert hoch blieb. Es zeigte sich aber ein umfangreiches Vergessen bei der Fähigkeit, aufgrund der Gesichter die Namen zu erinnern.
Was fand Bahrick (1984) über das Vergessen von Fremdsprachen heraus (S. 281)?
Er zeigte, dass Menschen, welche an der Hochschule Spanisch gelernt hatten, in den ersten zwei Jahren einiges vergessen haben, in den nächsten 50 Jahren aber fast nichts mehr (klassische Vergessenskurve). Unabhängig davon, ob man die Sprache auf sehr gutem Niveau konnte oder nicht.
Was bedeutet der Begriff “permastore” (S. 281)?
Bahrick (1984) nennt das wenige Vergessen nach einigen Jahren Permastore (in Anlehnung an den Permafrost). Danach sind Erinnerungen ab einem gewissen Punkt unempfindlich für Vergessen. Aber Konsolidierung und Rekonsolidierung führen zu einer Verletzbarkeit/Veränderbarkeit einer Gedächtnisspur.
Was ist die “accessibility/availability distinction” (S. 282)?
Tulving regte an, dass man zwischen Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von Erinnerungen unterscheiden sollte. Nicht zugängliche Erinnerungen sind nicht unbedingt vergessen.
Da man verfügbare Erinnerungen, die nicht zugänglich sind, kaum Messen kann, hat man sich darauf geeinigt, dass bereits Nicht-Zugänglichkeit als Vergessen gezählt wird.
Was besagt “Jost’s Law” (1987) - (S. 282)?
Wenn zwei Erinnerungen zu einem bestimmten Zeitpunkt gleich stark sind, wird die Ältere länger überdauern und die Neuere schneller vergessen.
Was ist “consolidation” (S. 283)?
Der zeitabhängige Prozess, durch den eine neue Spur allmählich in das Gewebe des Gedächtnisses eingewoben wird. Bestandteile und Verbindungen werden verfestigt.
Welches sind Faktoren, die das Vergessen erschweren (S. 283)?
- synaptic consolidation
- systemic consolidation
Was bedeutet “synaptic consolidation” (S. 283)?
Erfahrung braucht Zeit um sich zu verfestigen, weil es strukturelle Veränderungen in der synaptischen Verbindungen zwischen den Neuronen benötigt. Diese Änderung basiert auf einem biologischen Prozess, welcher stunden- oder tagelang dauert. Solange diese strukturellen Veränderungen auftreten, ist der Speicher anfällig.
Was bedeutet “systemic consolidation” (S. 283)?
Bezieht sich auf die Involvierung des Hippocampus beim Festigen von Erinnerungen. Demnach werden neue Erinnerungen zunächst im Hippocampus gespeichert, bis sie in andere Gedächtnisregionen (Neocortex) wandern und von Hippocampus unabhängig werden- dies kann jedoch Jahre dauern. Solange der Speicher abhängig vom Hippocampus ist, ist er auch für die Störung anfällig.
Was bedeutet “reconsolidation” (S. 283)?
Wenn eine konsolidierte Erinnerung wieder hervorgeholt wird und dadurch verstärkt wird.
Was fand Linton (1975) im Zusammenhang mit Abruf und Erinnerung heraus (S. 284)?
Abruf ist ein Schutzfaktor resp. schützt vor Vergessen. Die Wahrscheinlichkeit, sich an etwas zu erinnern, hängt davon ab, wie oft die Erinnerung abgerufen worden ist. Abruf hat eine besondere Wirkung auf Speicherung. Resultate:
- Erinnerungen, die nicht abgerufen wurden, wurden stark vergessen (65% vergessen über 44 Jahre)
- Erinnerungen, die einmal abgerufen wurden, wurden schon viel weniger vergessen
- Erinnerungen, die viermal abgerufen wurden, wurden nur noch zu 12% vergessen.
Welches sind Faktoren, die das Vergessen fördern?
- Spurzerfall (kritischer Faktor Zeit)
- Spurveränderung
- Interferenz (Inhalt-Abruf wegen vorhandenen anderer Inhalten gestört)
Was bedeutet “trace decay” (Spurzerfall) - (S. 285)?
Erinnerungen werden mit der Zeit schlechter - kritischer Faktor Zeit.
Ist Zeit alleine eine ausreichende Erklärung für Spurenzerfall (gemäss Podcast, Folie 16)?
NEIN. Wir können uns bspw. nicht erinnern, was wir vor 2 Monaten zu Abend gegessen haben. Jedoch können wir uns mit Leichtigkeit an Ereignisse erinnern, die Jahre zurück liegen, wenn sie distinkt genug sind - Abrufwettbewerb!
Welche biologischen Erklärungsansätze gibt es dafür, dass Erinnerungen verblassen (S. 285)?
- Neuronen sterben und Verbindungen bauen sich ab, was zu vergessen führt
- Vergessen geschieht durch das WACHSEN von neuen Neuronen, so dass das Kommunikationsmuster sich verändert und nicht mehr abgerufen/Erinnert werden kann
Was ist “neurogenesis induced forgetting” (S. 286)?
Wenn Vergessen dadurch erfolgt, dass neue Neuronen wachsen, sich dadurch die Kommunikationswege veränderen und die Erinnerung / den Abruf erschwert.