5_Learning Flashcards
Wer hat die Grundlagen für Erforschung von Lernen und Gedächtnis gelegt?
Herman Ebbinghaus
Welches Experiment führe Ebbinghaus 1885 durch?
Er ging der Frage auf die Spur, welche Speichereigenschaften das Gedächtnis hat.
Er lernte Listen mit sinnlosen Silben. 2.5 Silben pro Sekunde, hat dies mit einem Metronom gemessen. Jeden Tag lernte er eine Liste und zählte die Silben entweder 8, 16, 24, 32, 42, 53 oder 64 mal auf. 24h später schaute er, wie viel er erinnern konnte. Er wollte auch schauen, wie viele Durchgänge er lernen muss, bis er zum fehlerfreien Abruf kam.
Zu welchen ersten Erkenntnissen kam Ebbinghaus?
Gesamtzeithypothese (total time hypothesis):
Es gibt einen linearen Zusammenhang zwischen Anz. Lerndurchgängen am ersten Tag und der benötigten Lernzeit am zweiten Tag. Je länger man am ersten Tag lernt, desto mehr Information wird gespeichert und desto weniger Zeit benötigt man am nächsten Tag.
Was beschreibt Ebbinghauses “Ersparnismethode” (1885)?
Wie viel Zeit wird gebraucht um wieder eine perfekte Leistung zu erzielen, nachdem eine Liste bereits einmal perfekt gelernt wurde.
Sprich: Wenn eine Liste beim ersten Mal 1 Std. in Anspruch nahm um sie perfekt zu lernen, bei einem zweiten Mal nur noch 30min, dann sprechen wir von einer Ersparnis von 50%.
Je länger das Behaltensintervall (Tage, z.B. 6 Tage später), desto weniger wird eingespart in %.
Welches Experiment führten Young and Salmela (2010) durch?
- Sie untersuchten drei verschiedene Läufergruppen (Clubebene, Provinzebene, nationaler Ebene)
- Sie untersuchten, wie viele km durchschnittlich innerhalb 7 Jahren (Beginn vom Karrierestart) gelaufen wurden
- je kompetitiver die Läufer / je höher die Exepertise, umso mehr Zeit haben sie ins Lauftraining investiert.
Welches Experiment führten Ericsson, Krampe, and Tesch-Römer
(1993) im Zusammenhang mit Expertise durch?
Sie unterteilten Violine-Spieler in die Kategorien:
- Best
- Good
- Teachers
- Professionals
Resultate: die allerbesten Violinisten haben mehr als 10’000 Stunden alleiniges Üben bis zum 20 Lebensjahr investiert haben. Die Teachers haben etwa zwischen 4’000-5’000 Stunden investiert.
Wann kann man von “wahrem Fachwissen” sprechen?
Wahres Fachwissen in einem Bereich erfordert eine enorme Menge an Übung, wobei einige Fähigkeiten im Durchschnitt bis zu 10.000 Übungsstunden fordern.
Was kann zur Expertise im Zusammenhang mit neuronaler Plastizität gesagt werden?
Expertise geht auf der neuronaler Ebene nicht spurlos an vorbei, resp. Veränderungen (neuronale Plastizität) können nachgewiesen werden.
Die Studie von Draganski et al. (2006) zeigte auf, dass bei Medizinstudenten, welche sich auf das Staatsexamen über 3M intensiv vorbereitet haben - dort das Volumen des Hippocampus signifikant zugenommen hat.
Wie kann bewusstes Üben (deliberate practice) beschrieben werden und wofür ist es unerlässlich?
Bewusstes Üben ist ein von Anders Ericsson hervorgehobenes Konzept, das sich nicht auf die bloße Wiederholung einer Fertigkeit bezieht, sondern auf die konzentrierte Teilnahme an einer Trainingsaktivität zur Verbesserung eines bestimmten Leistungsaspekts, mit Feedback und Möglichkeiten zur Verfeinerung und Problemlösung. Ericsson argumentiert, dass diese Praxis notwendig ist, um aus dem
Leistungsplateaus auf sehr hohem Niveau zu durchbrechen.
Welche Erkenntnisse erzielte Ebbinghaus bezügl. verteiltes Lernen?
Unterbrochenes Üben (disturbed practice):
Verteiltes Lernen ist besser für das LZG. Üben in eine Anzahl kurze Sitzungen aufteilen. Also besser eine Stunde jeden Tag üben, dafür einen Monat, anstatt vier Stunden pro Tag eine Woche.
Was ist massierte (gehäuftes) Lernen?
Alles auf einmal Lernen wollen, eine einzige Lerneinheit. (Gegenteil von verteiltes Lernen).
Was beschreibt der “lag effect” in der Studie von Melton (1970)?
- Wortlisten wurden 2x dargeboten
- Zwischen den Darbietungen der Listen wurden verschiedene andere Wörter manipulativ eingeblendet (bspw. 0,2,4,8,20,40 number of events between two presentations)
- Untersuchung, wie sich das auf den Abruf auswirkte
Resultate: je mehr Wörter zwischen dem 1. und 2. Durchgang der Liste eingeblendet werden, desto besser ist die Leistung beim Abruf. Bei 0 Wörter between wurden etwa 30% erinnert, bei 40 Wörter between etwa 60%. Hier scheint auch hinzudeuten, dass verteiltes Lernen einen positiven Impact hat.
Melton (1970) fand heraus, dass die Erhöhung der Anzahl anderer Wörter zwischen zwei Lernversuchen zum selben Wort die endgültige Abrufleistung signifikant erhöhte, und zwar umso mehr, je mehr Wörter zwischen den Wiederholungen lagen. Dies geschah trotz einer konstanten Gesamtlernzeit.
Was zeigte die Studie von Cepeda et. al (2008)?
Zeigte ebenfalls, das verteiltes Lernen dem massierten Lernen überlegen ist. Sie zeigten den “non-monotonic-lag-effect” auf.
- VPN mussten Fakten lernen
- anschl. gab es eine Repetition zwischen 0-105 Tagen
- es gab einen “lag” zwischen dem initialen Lernen und dem Repen
- nach der Repetition gab es eine Testphase (entweder nach 7, 35, 70 oder 350 d getestet).
Resultate: Haupteffekt des Behaltensintervalls, dass Personen, welche nach 7 Tagen getestet wurden, bessere Resultate erzielten als jene nach 350d. Der optimale “lag”, um zu repen, liegt irgendwo zwischen 5 und 20 Tagen. Längere “lags” sind nicht immer besser.
Welches Experiment wurde von Baddeley und Longman (1978) betr. verteiltes Lernen durchgeführt?
Briefträger, welche eine neue Tastatur lernen mussten (wegen Umstellung in England von PLZ von Zahlen zu Zahlen & Buchstaben). Bedingungen:
- 1x 1h Training pro Tag
- 2x 1h Training pro Tag
- 1x 2h Training pro Tag
- 2x 2h Training pro Tag
Resultate: mit zunehmender Übung wurden alle besser in korrekten Anschlägen und Schnelligkeit. Briefträger, die einmal 1-Stunde lernten, lernten die Tastatur mit weniger Stunden und ihre Leistung wurde schneller besser im Vergleich zu den anderen Bedingungen. Die 1x1-Stundengruppe wies in bereits ca. 58h um die 80 korrekte Anschläge aus, die 2x2-Stundengruppe in 80 Stunden. Die 1x1 konnten die Fähigkeiten auch besser behalten als die 2x2. Die 2x2 hatte aber den Standard in 4 Wochen erreicht, die 1x1 brauchte 11 Wochen dafür.
Fazit: Verteiltes Lernen ist effektiv, aber nicht immer praktisch. Es kann länger dauern. Wenn man genug Zeit zur Verfügung hat, ist es besser, in kleinen “Portionen” zu lernen.
Was beschreibt die Studie von Kornell und Bjork (2008) zum verteilten Lernen?
- Studie zum Metagedächtnis
- Stil von 12 Künstlern lernen
- VPN mussten einschätzen, wie sie effizienter lernen (durchmischt oder geblockt)
- durchmischt = mal ein Bild von diesem, mal ein Bild vom anderen Künstler
- geblockt = zuerst alle Kunstwerke von Künstler XY, dann vom nächsten usw.
Resultate: die grosse Mehrheit der VPN gaben an, dass sie ihre Leistung am besten einschätzen, wenn sie massiert resp. geblockt lernen von einem bestimmten Künstler. Die tatsächliche Effektivität gab aber an, dass die Resultate beim verteilten Lernen besser waren als beim massierten Lernen. Die Durchmischung war besser als die geblockte Einheit, obwohl dies von den VPN als schwieriger und mühsamer eingeschätzt wurde.
Was zeigt die Studie von ausserdem noch schön auf betr. eigener Einschätzung zum Lernen?
Dass unsere Selbsteinschätzung und unser Erlebnis beim Lernen uns täuschen kann resp. nicht mit der effektiven Gedächtnisleistung übereinstimmt. Wenn es sich schwierig anfühlt beim Lernen kann dies frustrieren. Bedeutet aber nicht, dass die Lernleistung schlechter ist. Nicht immer der eigenen Intuition vertrauen :-)
Was beschreibt das Metagedächtnis (gemäss Podcast Rothen)?
Inweifern die eigene Lernleistung / Gedächtnisleistung eingeschätzt werden kann.
Was kann aus allen Studien betr. verteiltes Lernen für ein Fazit gezogen werden (gemäss Podcast Rothen)?
- im Lernprozess nicht immer der Intuition trauen (kann täuschen!)
- oft wenig lernen ist besser als einmal viel - auch wenn es nicht immer zweckmässig ist
- Lernplan erstellen ist sinnvoll
Was beschreibt der Generationeneffekt/Testeffekt?
- Man erinnert sich beim Lernen von Fremdwörter besser an ein präsentiertes Item, wenn die Präsentation und der Test getrennt werden.
- Testen führt insgesamt zu besseren Leistung als wiederholtes Lesen.
- Je früher ein Item abgefragt wird, desto eher erinnert man sich daran und desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass es verfestigt wird.
Was beschreibt der erweiterte Abruf (expanding retrieval practice) Methode von Landauer und Bjork?
- neue Items werden nach einer kurzen Verzögerung getestet
- wenn die Items bereits etwas sitzen, wird das Übung-Test-Intervall schrittweise verlängert
- Kombination Vorteile von verteiltem Lernen mit den Vorteilen von Abruftraining (Generationseffekt).
Was untersuchten Pashler et al. und was fanden sie heraus?
- Untersuchten den Effekt von Landauer und Bjork bei verschiedenen Lerninhalten (Fremdsprachen, Math etc.)
- Fanden heraus, dass das optimale Testintervall 10- 20% der Testverzögerung entsprechen (Test in 10 Tagen, Lernepisode alle 1-2 Tage).
- Feedback über die Richtigkeit der Antworten ist sehr wichtig, damit sich falsche Anworten nicht verfestigen.