6. Teil Lernen (OLAT) Flashcards
Welche Bedeutung kam den Klöstern als Bildungsinstitution in der Zeit vor dem 12. Jahrhundert zu?
• Klöster und Domschulen stellten einen institutionellen Rahmen für Bildung und Ausbildung dar, also auch für die damalige Beschäftigung mit Normtexten.
Was umfasste die Behandlung von Normtexten bis etwa 11./12. Jahrhundert?
• Behandlung von Normtexten in dieser Zeit bis etwa 11./12. Jahrhundert
– Sammlung und dadurch Verbreitung
– Systematisierung
– Vereinzelt: Glossierung (Erläuternde Randbemerkungen)
– Schwerpunkt liegt eher beim kirchlichen Recht
– typisch etwa:
– Collectio Dionysiana: Um 500 in Rom entstanden, in verschiedenen Versionen in ganz Europa verbreitet
– Sammlungen des Bischofs Ivo von Chartres († 1116), 11./12. Jahrhundert
In welcher Zeit und mit welchen Fakultäten begannen die frühen Universitäten zu entstehen?
wie organisiert?
• Aufstieg von Hohen Schulen (v. a. für Rechtswissenschaft und Theologie) seit 12. Jahrhundert
– Körperschaftlich vielfach verselbständigt insbesondere mit eigener Gerichtsbarkeit.
Wie waren die Beziehungen zwischen Studierenden und Lehrenden an der mittelalterlichen Universität ausgestaltet?
• Studierende wählen den Rektor, die Magistri kommen damit eher Angestellten der Studierenden gleich. In Cambridge (1209) dagegen sind Magistri und Scholaren gleichberechtigte Mitglieder der Universität (Ausgangspunkt des heutigen College-Modells).
Welche Rolle konnten Herrscher bei Universitätsgründungen des Mittelalters spielen?
• Einige Universitäten wurden von Herrschern, auch von Päpsten, gegründet, Bspl.: Neapel durch Friedrich II (1124) oder Rom (heute: La Sapienza) durch Bonifaz VIII (1303)
Welche Bedeutung kam den Universitäten in der Rechtswissenschaft zu?
• Universitäten bilden einen institutionellen Rahmen für die vertiefte Beschäftigung mit Rechtstexten
– Siegeszug der Scholastik als zentraler Methode der Theologie
– Vernunft als Instrument auch des Glaubens anerkannt
– Höhepunkt: Thomas von Aquin (1225-1274)
> versucht mit Präzision und feiner Gliederung Naturrecht, theologisches Recht etc… zu verknüpfen
> neuartige Herangehensweise
Welches waren die methodologischen Schritte für die Analyse von Rechtstexten an der mittelalterlichen Universität, und wie lässt sich dieses Vorgehen bezeichnen?
• Entwickelt aus Scholastik, ging es zunächst um das Auffinden des Inhalts einer Textstelle, anschliessend um die Problementfaltung. Zentrale Zielsetzung dabei:
– Ausgleich mit widersprüchlichen Textstellen
– Dem entspricht auch das Vorgehen in der Lehre, Beispiel Hostiensis († 1271), vgl. Text 11
Welche Bedeutung hatte insbesondere die sog. Distinktion bei der scholastischen Analyse von Rechtstexten?
• Besondere Bedeutung der Distinktion – Unterscheidung von:
– Fällen
– Regelungsebenen
– Begrifflichkeiten
– Argumenten
• Selten dagegen: (Explizite) Argumentation aus Prinzipien und Wertungen
In welcher Form wurden Rechtstexte im gelehrten Recht des Mittelalters zunächst kommentiert?
• Durch sog. Glossen:
– Begriffsbezogene Texterklärungen zu überlieferten Rechtstexten
– Glosse (Glossa: Zunge, Sprache)
– Glossa ordinaria: Zusammenstellung aller vorhandenen Glossen zu einem Text (Glossa ordinaria zum CIC: 97000 Glossen)
– Zunehmende Verbindlichkeit für die gerichtliche Praxis
Wie unterschieden sich Glossatoren und Kommentatoren?
• Im 14. Jahrhundert drangen die sog. Kommentatoren vor:
– nicht mehr allein begriffsbezogene Erklärungen in Glossen
– sondern Produktion zusammenhängender Texte, die auf das Verständnis eines Gesamtzusammenhangs abzielten
– Zusammenstellungen von Lehrmeinungen etwa bei Bartolus († 1357)
Welche Konsequenzen hatte die Entstehung einer universitären Rechtswissenschaft in Europa?
– Entstehung einer europaweit verbreiteten Rechtsschicht, des sog. Ius Comune, des (all-)gemeinen Rechts
– Zunehmendes Wachstum eines europäisch-überregionalen Arbeitsmarktes für gelehrte Juristen
– Übernahme von römischrechtlichen Institutionen und Doktrinen des gelehrten Rechts in neu entstehende Normtexte (Stadtrechte, territoriale Rechtssetzungen)
Welche Möglichkeit war mit dem Studium verbunden und was bedeutete dies für die Universitäten?
– Studium wird zur Möglichkeit sozialen Aufstiegs
– Dadurch abermals verstärktes Wachstum der Universitäten, da grössere Nachfrage nach Ausbildung
Wie wurden lokale Rechte ursprünglich überliefert?
– Überlieferung lokaler Rechte geschah ursprünglich vor allem mündlich (orales Recht)
– Ausnahmsweise, in Einzelfällen, auch schriftlich fixiert, insb bei Aufzeichnungen von zT gerade neu ausgehandelten Rechspositionen und –akten (sog. Weistümer und Offungen)
– Seit dem 13. Jahrhundert jedoch beginnt eine intensive Beschäftigung mit dem lokalen Recht auch darüber hinaus (offensichtlich inspiriert durch das gelehrte Rechtswissen an den Universitäten)
Die Methode des gelehrten Rechts inspierierte die Aufzeichnung lokaler Rechte. Kennen Sie Beispiele dafür?
• Methode des gelehrten Rechts und dessen enorme Verbreitung inspirieren zu Aufzeichnung auch regionaler Rechte, etwa
– Sachsenspiegel
– Schwabenspiegel
– Bracton’s De legibus et consuetudinibus Anglia
Beschreiben Sie den Sachsenspiegel. (4 Punkte)
• Sachsenspiegel:
– Verfasser: Eike von Repgow (1180-ca. 1233) um 1230
– Bündelung des sächsischen Land- und Lehensrechts (damit auch des Verfassungsrechts)
– Im Laufe der Zeit Geltung wie eine institutionell gesetzte Norm – ähnlich wie Glossa ordinaria
– Später Gegenstand selbständiger Glossierung (sog. Buch‘sche Glosse)