6 Experimentelle und nicht-experimentelle Forschungsdesigns (Hussy) Flashcards
Experiment
- Im Experiment werden eine erste, zeitlich bereits vorhandene Variable X und die zeitlich nachfolgende Variable Y unterschieden –> dabei wirkt X auf Y
- Erklärungsbeitrag, den X (explanans) für Auftreten von Y (explanadum) leistet:
- Temporal: Folgt auf X immer Y?
- Konditional: Folgt Y nur, wenn X vorausgeht? –> Ist X Bedingung für Y?
- Final: Tritt X auf, damit Y folgt?
- Kausal: Ist X die Ursache und Y deren Wirkung?
Definition Experiment
Die systematische Beobachtung einer AV unter verschiedenen Bedingungen einer UV bei gleichzeitiger Kontrolle der Störvariablen, wobei die zufällige Zuordnung von Probanden und experimentellen Bedingungen gewährleistet sein muss
-> Unterscheiden sich die Mittelwerte der AV in den verschiedenen Bedingungen, so liegt ein Hinweis für die Wirksamkeit der UV vor
Störvariablen und ihre Kontrolle
- Es gibt neben der UV weitere Einflussgrößen auf die AV –> Störvariablen
- Definition Konfundierung: Andere Einflussgrößen werden erst zu Störvariablen, wenn sie systematisch mit den Stufen einer UV variieren und auf die AV einwirken -> Konfundierung
Zu verhindern ist also die systematische Variation einer potenziellen Einflussgröße mit den Stufen einer oder mehrerer UV - Kontrolle von Störvariablen besteht in der Vermeidung von Konfundierungen
Klassifikation von Störvariablen
- Versuchspersonenmerkmale: z.B. Alter, Geschlecht, Intelligenz, Ausbildung, Religion
- Situationsmerkmale: z.B. Tageszeit, Beleuchtung, Untersuchungsmaterial
- Versuchsleitermerkmale: z.B. Alter, Geschlecht, Zuwendung
Kontrolltechniken
- Konstanthaltung
- Elimination
- Systematische Variation
- Zufällige Variation
- Randomisieren
- Parallelisieren
- Blindversuche
Konstanthaltung
Alle Maßnahmen der Standardisierung der Untersuchungssituation und damit auch Maßnahmen der Versuchsleiterschulung
Elimination
Einflüsse einer Variablen werden auf null gesetzt –> ihr Einfluss auf die AV im Sinne einer Störvariablen wird aus dem Bedingungsgefüge genommen
Systematische Variation
Potenzielle Störvariable wird zu weiterer UV gemacht
Zufällige Variation
VL realisiert möglichst viele Ausprägungsgrade der potenziellen Störvariablen und ordnet Probanden diesen per Zufall zu, damit es nicht zu systematischer Variation mit den Stufen der UV und damit auch nicht zu einer Konfundierung kommt
Bei hinreichend großer Anzahl der VP sind die verschiedenen Ausprägungen der potenz. Störvariablen in den experimentellen Bedingungen vergleichbar vertreten
Randomisieren
VP werden per Zufall experimentellen Bedingungen zugeteilt –> bewirkt im Idealfall statistische Äquivalenz (Vergleichbarkeit) der VP hinsichtlich aller denkbarer Störvariablen: Mittelwerte und Verteilungen aller möglichen Einflussgrößen sind in den realisierten experimentellen Bedingungen vergleichbar -> Voraussetzung: große Stichprobe!
- Randomisieren daher definierendes Merkmal des Experimentierens
Parallelisieren
Interessierende Variable wird vor Experiment gemessen und Probanden werden bezüglich ihrer Ergebnisse in Rangreihe gebracht
- Liegen zwei Versuchsbedingungen vor, nimmt man aus Rangreihe zwei aufeinanderfolgende Personen und teilt sie per Zufall den beiden Bedingungen zu
- Wird v.a. bei kleinen Stichproben eingesetzt
- Nachteil: Störvariablen müssen bekannt sein und nur max. drei können auf diese Weise kontrolliert werden (sonst zu zeitaufwändig)
Blindversuche
VL kennt Untersuchung zugrunde liegende Hypothese nicht -> Kontrolle der Versuchsleitererwartungseffekte
- Doppelblindversuch: VL und VP kennen Hypothese und/oder eigene Versuchsbedingungen nicht
Messwiederholungen
Probanden werden in verschiedenen experimentellen Bedingungen, also mehrfach innerhalb des gleichen Experiments, beobachtet
- Vorteile: geringe Anzahl an VP, erheblich höhere Präzision der Hypothesenprüfung
- Nachteile: Sequenzeffekte: Auswirkungen auf AV aus Abfolge der Beobachtungen: Positionseffekte
Positionseffekte
Ermüdungs-(-), Übungs-(+), Sensibilisierungs-(+) und Erinnerungseffekte(+)
-> Können sich in Abhängigkeit von der Stelle in der Beobachtungsabfolge positiv oder negativ auf AV auswirken
Übertragungseffekte
Inhaltliche Wirkung von zeitlich früheren experimentellen Bedingungen beeinflussen die Werte der VP auf der AV unter zeitlich späteren Bedingungen, unabhängig von der Position einer Versuchsbedingung in der Folge der wiederholten Messungen