2 Wissenschaftstheorie (Sedlmeier) Flashcards

1
Q

Wahrnehmungspsychologe Donald Hoffman

A

„Wir werden wohl nie wissen, wie die Welt tatsächlich aussieht; was wir wahrnehmen ist nur die „Benutzerschnittstelle“ zwischen uns und der Welt.“

  • Benutzerschnittstelle: festgelegt durch Möglichkeiten und Grenzen unseres Wahrnehmungssystems
  • Hoffman lässt Frage offen, ob es eine von uns unabhängige Welt gibt oder nicht
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Ontologie

A

= Seinslehre

Was ist die Wirklichkeit?

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Epistemologie

A

= Erkenntnistheorie

Wie können wir diese Wirklichkeit erkennen?

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Das Leib-Seele-Problem

A
  • > Ontologie
    1. Alles ist Materie: Menschliches Verhalten und Erleben ist also in seiner Gänze zurückführbar auf Gehirnzustände und -prozesse. (Westen)
    2. Alles ist Seele: Was wir wahrnehmen und mental verarbeiten, ist nicht die letzte Wirklichkeit – wir schaffen uns die Welt in unserer Vorstellung. (Asien & konstruktivistische Ansätze)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Dualistische Leib-Seele-Position

A

Bezüge zwischen gehirnphysiologischen Prozessen und Erleben und Verhalten

  • Materie und Geist interagieren miteinander (weiter verbreitet)
  • Materie und Geist existieren parallel – koordiniert oder unabhängig voneinander
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Induktion

A

Beobachtung -> Erklärung

(Beobachtung)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Deduktion

A

Erklärung -> Beobachtung (Überprüfung)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Ist die wissenschaftliche Methode induktiv oder deduktiv?

A
  • Wissenschaftliche Methode hauptsächlich deduktiv
    • rein deduktive Vorgehensweise in der Praxis aber selten
    • Modifikation der Hypothese nach Durchführung -> induktiv
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Was hat in der Wissenschaftstheorie einen höheren Stellenwert: Deduktion oder Induktion?

A
  • In der Wissenschaftstheorie hat Deduktion höheren Stellenwert
    • Sehr gut formalisierbar
    • Ursache-Wirkungs-/ Wenn-Dann-Beziehung können deduktiv besser untersucht werden
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Wo stehen in der wissenschaftlichen Methode Induktion und Deduktion?

A

Am Anfang steht Induktion, aber je weiter Theorie ausgearbeitet ist, desto gewichtiger wird Deduktion

(Bei Modifikation der Hypothese/Theorie nach Durchführung wieder Induktion)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Was sind die konventionellen wissenschaftstheoretischen Ansätze, was beinhalten sie und wovon gehen sie aus?

A
  • Es gibt eine unabhängig von unseren Vorstellungen existierende Welt
  • Logischer Empirismus: Regeln, wie Theorien auszusehen haben
  • Kritischer Rationalismus: Regeln, wie man Theorien sinnvoll überprüfen kann
  • Historisch-soziologische Analyse: Was in der Wissenschaft täglich geschieht
  • Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme: Regeln, wie man Theorien sinnvoll überprüfen kann
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Wie stehen die wissenschaftstheoretischen Ansätze zueinander?

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Logischer Empirismus

A
  • auch: Logischer Positivismus
  • Entstanden als Gegenbewegung zur Psychoanalyse
  • Beobachtungen oder Erfahrung als Grundlage von Wissenschaft
  • Begründer: Rudolf Carnap, Hans Reichenbach, Herbert FeiglAttach Images
  • Erfahrungen oder Beobachtung werden als Protokollsätze (B1, B2, … Bn) bezeichnet
  • Wenn sich eine theoretische Aussage (H) aus mehreren Protokollsätzen ableiten lässt, gilt sie als empirisch verifiziert
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Kritik am logischen Empirismus und logischer Empirimus heute

A
  • Induktives Vorgehen
    • Verifizieren einer Theorie durch Induktion logisch nicht haltbar
  • Durchgehende Axiomatisierung von Theorien praktisch nicht möglich
  • Theoriefreie Beobachtung sehr schwierig bis unmöglich
    • Beobachtungsbegriffe nicht mehr eindeutig anwendbar, weil durch subjektive Theorien des Beobachters verfälscht
  • Spielt heutzutage in seiner Reinform keine bedeutende Rolle mehr
    • Großer Einfluss auf spätere Ansätze
    • Idee, Theorien in möglichst eindeutiger (logischer) Sprache auszudrücken aktuell
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Kritischer Rationalismus

A
  • Begründer: Karl Popper
  • Man kann Theorien nicht verifizieren > Prinzip der Falsifizierbarkeit
  • Theorien und Hypothesen sind immer nur Vermutungen
  • Aussagen müssen präzise und überprüfbar sein
  • Modus Tollens: H → B, ¬B, ¬H (→ = Implikation, ¬ = Negation)
  • Wann ist eine Theorie T2 besser als eine Theorie T1?
  1. T2 erklärt alles, was T1 erklärt
  2. T2 erklärt einiges, was T1 nicht erklärt
  3. T2 erlaubt weitgehende Prüfungen
  4. T2 bewährt sich in diesen Prüfungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Kritik am kritischen Rationalismus

A
  • Theorien und daraus abgeleitete Hypothesen sind selten völlig deterministisch (=Wirkungen sind eindeutig durch die Ursachen bestimmt, keine Zufallseinflüsse), Messungen menschlichen Verhaltens sind immer fehlerbehaftet, wissenschaftliche Hypothesen über menschliches Erleben und Verhalten sind nahezu immer Wahrscheinlichkeitsaussagen
    • Popper: „probabilistische Falsifizierung“: Theorie ist „praktisch falsifizierbar“ durch wiederholte, stark abweichende Beobachtungen
  • Problem der Spezifizierbarkeit, Messung psychologischer Variablen kann fast nie 100%ig erfolgen
  • Wenn Ergebnis nicht eintrifft: Hypothese falsch oder Zusatzannahmen falsch?
  • Basissätze (empirisch fundierte Beobachtungsaussagen) sollten sicheres Wissen ausdrücken, können aber auch unsicheren hypothetischen Charakter haben > wenn man aufgrund von Basissätzen Theorie überprüfen möchte, muss man sich zunächst über deren Gültigkeit einigen
17
Q

Historisch-soziologische Analyse

A
  • Begründer: Thomas Kuhn, Wie funktioniert Wissenschaft?
  • Wissenschaft findet in Spezialistengruppen, den wissenschaftlichen Gemeinschaften, statt
  • Paradigma: charakteristische Gemeinsamkeiten zwischen den Mitgliedern
    • allgemein akzeptierte theoretische Annahmen, Gesetze und empirische Generalisierungen
    • erfolgreich bewertete Anwendungen
    • häufig eingesetzte Hilfsmittel und Apparaturen
    • allseits akzeptierte Methoden und Begriffsbildungen
  • Wissenschaftliche Gemeinschaften
    • Mitglieder kommunizieren intensiv miteinander
    • Stimmen in ihren Urteilen über Aspekte ihres wissenschaftlichen Untersuchungsgegenstandes in hohem Maße überein
    • Viele gemeinsame Elemente in der Ausbildung des Nachwuchses und in Kenntnissen der Mitglieder
  • Wissenschaftler folgen nie strikt Falsifikationsprinzip und verwerfen Theorien, sondern versuchen zunächst sie durch Zusatzannahmen und -erklärungen zu retten
  • Wissenschaft wird nicht kumulativ betrieben (neue Erkenntnisse bauen auf alten auf), sondern in Sprüngen > „wissenschaftliche Revolutionen“
    • Bei Anomalien werden Paradigmen solange modifiziert, bis Anomalien sich nicht mehr auflösen lassen („normalwissenschaftliche Forschungsperioden“)
    • Dann „wissenschaftliche Revolution“ = altes Paradigma wird durch neues ersetzt
18
Q

Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme

A
  • Begründer: Imre Lakatos (1974)
  • Versuch, Poppers Grundidee der Falsifizierbarkeit von Theorien so zu erweitern, dass sie mit Kuhns Paradigmenkonzept vereinbar wird
  • Nicht sinnvoll Theorie zu falsifizieren, solange keine bessere vorhanden ist
  • Theorien sind immer in Kontext eingebettet und treten als Theoriereihen T1, T2, T3, … auf, jeweils nächste Theorie entsteht als Reaktion auf Anomalie
    • Betrachtung isolierter Theorien wenig sinnvoll
    • Theoriereihe wird durch Kontext zu wissenschaftlichem Forschungsprogramm
  • Wann soll Forschungsprogramm zugunsten anderem aufgegeben werden?
    • Wenn ein Programm stagniert
      • Erklärungskraft wächst nicht mehr
      • Forschungsprogramm mit größerer Erklärungskraft existiert
  • Möglich, verworfene Forschungsprogramme wieder zu reaktivieren und zu erweitern
  • „Junge“ Theorien sollten nicht vorschnell aufgegeben werden
19
Q

Konstruktivistische Ansätze

A

Positivismus

Diskursive Psychologie

20
Q

Positivismus

A
  • Grundlage des logischen Empirismus, von allen anderen konventionellen Ansätzen mehr oder weniger geteilt
  • „Positives“ (Gegebenes, Tatsächliches, unbezweifelbar Vorhandendes) wird zum Prinzip allen wissenschaftlichen Wissens gemacht
  • In der Erkenntnistheorie Mittelstellung zwischen Materialismus (alles ist Materie und unsere Sinne spiegeln Außenwelt getreu wieder) und Transzendentalphilosophie (wir können über Dinge an sich nichts sagen, sie bleiben jenseits der Sinneswahrnehmung)
  • Es gibt eine einheitliche reale Welt, in der die Ereignisse, die für die Psychologie interessant sind, stattfinden
  • Individuum ist Teil dieser realen Welt, genauso wie Gedächtnisprozesse, Emotionen und Gedanken; und alle diese Vorgänge haben überdauernde Eigenschaften
  • Zweck von Wissenschaft ist experimentelle Situationen zu erzeugen, in denen sich die Eigenschaften psychologischer Prozesse offenbaren; erlaubt, Prozesse zu modellieren
  • Welt als Gefüge von messbaren Variablen, die miteinander auf gesetzmäßige Weise interagieren können
  • Modelle (wenn möglich mathematisch formuliert) sollen zeigen wie Variablen zusammenwirken, insbesondere in Ursache-Wirkungs-Beziehung
  • Zweck der Forschung ist Hypothesen testen, wie Variablen zusammenwirken und –durch immer engere Approximation – zu Theorien zu gelangen, die nach und nach als wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten betrachtet werden können
21
Q

Kritik am Positivismus

A
  • Es gibt keine unabhängig von uns existierende Welt, jeder konstruiert sie selbst
    • Aufgabe der Wissenschaft, diese zu entdecken
      • Wie sieht diese Welt aus? Wodurch wird sie erzeugt? Wie und wodurch wird sie beeinflusst und gesteuert?
  • Welt als „Variablenstruktur“ wird Verständnis von menschlichem Erleben und Verhalten nicht gerecht
  • (Konstruktivisten (Kritiker) sind mit konventionellem Methodenspektrum nicht zufrieden
    • Spezialisieren sich auf qualitative Methoden)
22
Q

Diskursive Psychologie und Kritik

A
  • Relativ junger Ansatz, steht in Tradition der „Diskursanalyse“ > Begründer: Wittgenstein
  • Zentrale Annahme diskursanalytischer Ansätze:
    • Sprache –in weiterem Sinn– konstruiert unterschiedliche Versionen sozialer Realität, wird zum Erreichen sozialer Absichten eingesetzt
  • Diskursive Psychologie: Wie gebrauchen Menschen Sprache (Diskurs), um ihre Interessen in sozialer Interaktion durchzusetzen? Was tun Menschen mit Sprache? Worauf zielen sie ab?
  • Kritik der diskursiven Psychologie an allgemein akzeptierten Ansichten:
  • Kognitionen basieren auf Wahrnehmungen (Kognitionen=Repräsentationen realer Objekte, Ereignisse und Prozesse)
    • Kritik: Objekte und Ereignisse werden durch Sprache erst konstruiert
  • Objektive Wahrnehmung der Realität ist theoretisch möglich (Fehler werden durch zeitsparende, aber im Prinzip kontrollierbare Heuristiken erzeugt)
    • Kritik: Sprache konstruiert soziale Realität, aber repräsentiert sie nicht unbedingt; objektive Wahrnehmung der Realität ist prinzipiell nicht möglich
  • Es herrscht Konsens über Existenz von sozialen Objekten und Ereignissen
    • Kritik: Soziale Ereignisse und Objekte werden durch Sprache konstruiert
  • Es gibt relativ überdauernde kognitive Strukturen
    • Kritik: Vorurteile, Identität, Gedächtnis, Vertrauen usw. ist etwas was Menschen tun, nicht was sie haben
23
Q

Latente Variablen

A
  • Inhalte immer vorläufig, können sich ändern
  • Bestimmbar mit Faktorenanalyse
24
Q

Probleme: Verhältnis zwischen Forscher und „Erforschten“

A
  • Problem in der psychologischen Forschung: prinzipielle Austauschbarkeit der Rollen von Forscher und Erforschten und die Möglichkeit der „Messobjekte“ (und des Forschers) auf Messung zu reagieren (Erwartungen etc.)
25
Q

Spezialprobleme der Psychologie

A
  • Latente Variablen
  • Verhältnis zwischen Forscher und „Erforschten“
26
Q

Woher kommen Theorien?

A
  • Bed, Bathroom, Bicycle
  • Intuition
    • Viel Lesen, Gespräche mit Menschen, die sich auf Gebiet gut auskennen
  • Induktion
    • Von etwas Besonderem auf Allgemeines (Daten > Theorien) schließen
    • Alltagspsychologie und Vorurteile
    • Vorhandene Theorien als Ausgangsbasis für neue
    • Interessante Idee > kleine Erkundungs-, Pilotstudien > Verbesserung/Präzisierung der Theorie
  • Metaphern
27
Q

Die systematische Suche nach Theorien

A
  • Beobachtung > Schritt zurück > zu den „Sachen selbst“ gelangen
  • Geleitete Induktion: Arbeitsschritte
  • Grounded Theory von Glaser & Strauss (2005/1967)
    • Theorien sollen immer auf Daten gründen
    • Durch sukzessives Kodieren von Texten (aus Interviews) zu immer abstrakteren Kategorien > deren systematische Verbindung = Theorie
    • In Psychologie wenig Anwendung, in SoWi relativ weit verbreitet
28
Q

Wie sehen Theorien der Psychologie aus?

A
  • Bemühungen in Richtung umfassende Theorien wie in Naturwissenschaften
    • Evolutionspsychologie
      • Knüpft an Evolutionstheorie an und versucht, alle Aspekte menschlichen Verhaltens und Erlebens als Resultat evolutionärer Variations- und Selektionsprozesse zu erklären
      • Mehrere unterschiedliche bereichsspezifische Mechanismen
    • Informationsverarbeitungs-Ansatz im weiteren Sinne
      • Allgemeine, bereichsunabhängige Mechanismen der Interaktionsverarbeitung, auch emotionale und motivationale Prozesse
      • Erfolgreichste Ansätze münden meist in Computermodelle
        • Sehr präzise Theorien, die versuchen, Gedächtnis, Lernen, Motivation, Emotion, Aktion und soziale Prozesse in gemeinsames theoretisches Modell zu integrieren