2 Wissenschaftstheorie (Hussy) Flashcards
1
Q
Induktion
A
- Methode des Schlussfolgerns von Einzelfällen auf das Allgemeine und Gesetzmäßige
- Schwäche: Induktive Schlüsse haben nur Wahrscheinlichkeitscharakter, lassen sich nicht begründen oder beweisen, sollten stets kritisch hinterfragt werden
- Stärke: Zu Beginn eines Forschungsprozesses neue Regelhaftigkeiten zu entdecken
- Wichtige Rolle im Kontext qualitativer Methoden
2
Q
Deduktion
A
- Ableitung des Besonderen und Einzelnen aus dem Allgemeinen (aus Regeln, Gesetzmäßigkeiten, Modellen, Theorien)
- Forschungsprozess geht von zugrundeliegender Theorie aus > enthält alles bisher bestehende Wissen zu einem Thema und damit die Möglichkeit, die aktuelle Frage zu beantworten
- Aus Theorie wird Hypothese abgeleitet > vorläufige Antwort auf eine ganz konkrete Fragestellung, Überprüfung der Hypothese > Rückschlüsse auf Theorie
- Theorie kann nie als „bewiesen“ gelten, sondern nur den Status „geprüfte Aussage“ erhalten
- Geht auf Karl Popper zurück, heute „die wissenschaftliche Methode“
3
Q
Quantitative Verfahren
A
- objektiv messende (standardisierte) Verfahren
- Exakte Messung von Merkmalen oder Zusammenhängen, meist an einer großen Gruppe von Individuen > allgemeingültige Aussagen
- Beim deduktiven Vorgehen kommen meist quantitative Verfahren zum Einsatz
4
Q
Qualitative Verfahren
A
- sinnverstehende (unstandardisierte) Verfahren
- Fokus auf intensiver Untersuchung weniger bzw. einzelner Fälle
- Häufig zu Generierung neuer Forschungsfragen eingesetzt, weniger zum Testen von Hypothesen
- Eng mit induktiver Vorgehensweise verbunden
5
Q
Wann qualitative/quantitative Verfahren?
A
- Auswahl der richtigen Methode richtet sich nach Forschungsgegenstand und Phase des Forschungsprozesses
6
Q
Methodologie
A
- = Methodenlehre
- Theorie der wissenschaftlichen Methoden, die sich insbesondere mit der sachgerechten Anwendung von Forschungsmethoden beschäftigt
7
Q
Methodenkritik
A
- Teil der Methodologie
- hinterfragt die Auswahl von Methoden und die Form der Anwendung in konkreten Situationen
8
Q
Wissenschaft
A
- Gesamtheit von Erkenntnissen, die auf einen Erkenntnisgegenstand bezogen sind und in einem Begründungszusammenhang stehen
- Forschungslogik; ein Problemlöseprozess mit dem Ziel, Wissen zu generieren
- Kennzeichnend: Methodisch begründete Vorgehensweisen, d.h. intersubjektiv nachvollziehbare Prozesse des Forschens und Erkennens
9
Q
Wissenschaftstheorie
A
- beschäftigt sich mit dem Begriff und der Einteilung von Wissenschaften, ihren Erkenntnisprinzipien und Methoden, sowie ihrer Sprache
- Wissenschaftstheorie und ihre Grundbegriffe gehen auf Aristoteles zurück
- Für die Psychologie wichtige wissenschaftstheoretische Ansätze sind u.a.
- Logik, Empirismus, Phänomenologie, kritischer Rationalismus, Strukturalismus, Systemtheorie
10
Q
Beschreiben
A
- Angaben über Erscheinungsformen und Merkmale von mindestens einem Sachverhalt durch:
- Benennen
- Ordnen und Klassifizieren
- Definieren
- Angaben zu Häufigkeit (Auszählen) bzw. Ausprägungsgrad (Messen)
- Beschreibungen können auch durch Operationalisierungen gegeben werden
- Merkmal wird beobachtbar und messbar gemacht
- Es können auch mehrere Sachverhalte und die Beziehung zwischen diesen Sachverhalten beschrieben werden > Zusammenhangsrelation
- Zusammenhangsbeziehung ist ungerichtet und wird meist als Linie ohne Pfeil dargestellt
11
Q
Erklären
A
- Angaben über Bedingungsverhältnisse von Sachverhalten bzw. Angaben über Abhängigkeiten zwischen Sachverhalten; setzen die Beschreibung von mind. 2 Sachverhalten voraus
- Richtung der Beziehung zwischen zwei Sachverhalten bestimmt Ursache-Wirkungs-Gefüge > Kausalrelation (Veränderungen im Sachverhalt A sind ursächlich für Veränderungen in B)
- Sachverhalte werden meist als Variablen bezeichnet (UV und AV)
- Kausalrelation ist gerichtet und wird als Linie mit Pfeil(en) dargestellt (evtl. auch Doppelpfeil)
- Erklärung erster Ordnung: Kausalrelation von der verursachenden Variable bezieht sich direkt auf die beeinflusste (direkte Abhängigkeit=selten)
- Erklärung zweiter Ordnung: Eventuell fehlende Begründung wird durch intervenierende (=dazwischentretende) Variable (gelegentlich auch: hypothetisches Konstrukt) gegeben
12
Q
Vorhersagen
A
- Vorhersagen (Prognosen): vorwärts gerichtete Erklärungen
- Denselben Bedingungszusammenhang, den man annimmt, um einen Sachverhalt zu erklären, dient dazu, das Eintreten eines zukünftigen Sachverhalts zu prognostizieren
- UV > „Prädikator“, AV > „Kriterium“
- Unterschiedliches Gewicht der Prädiktoren durch variierende Pfeilstärke dargestellt
- Kriterium ist meist aufgrund Komplexität menschlichen Erlebens, Verhaltens und Handelns nur aus mehreren Prädiktoren vorhersagbar (multidimensional bedingt)
- Prognosemodell: Schaubild/Modell, das „Geflecht“ aus Prädiktor- und Kriteriumsvarbiablen darstellt
- In Prognose werden Prädiktoren mit höchstem Erklärungswert aufgenommen (ursprüngliches Prognosemodell)
- Ursprüngliches Prognosemodell wird durch nachfolgende Prognosestudien schrittweise verbessert (Genauigkeit erhöht), indem Gewichtung der Prädiktoren an Empirie angepasst werden
- Ziel: Stabilisierung der Prognosegenauigkeit auf hohem Niveau
- Neues Modell wird wieder überprüft, optimiert, usw.
- Statistische Prognosemodelle: beziehen sich auf große Gruppen (Stichproben)
- Individuelle Prognosen: beziehen sich auf konkreten Einzelfall
- Je höher Prognosegenauigkeit eines statistischen Prognosemodells, desto höher die Anzahl korrekter individueller Prognosen aus entsprechender Gruppe (unklar, für welches Individuum Prognose zutrifft)
- Weitere Determinante der Prognosegenaugkeit: Prognosezeitraum
- Bedingungen für die Vorhersagegenauigkeit:
- Präzision der Beschreibung der am Prognosemodell beteiligten Sachverhalte
- Adäquate Auswahl der Prädiktoren (welche unabhängigen Variablen haben einen hohen Erklärungswert)
- Gewichtung der Prädiktoren gemäß ihrer empirischen Bedeutung (welche Prädiktoren haben im vorliegenden Datensatz einen hohen Prognosewert)
- Zeitraum der Prognose (je länger, desto ungenauer)
13
Q
A
14
Q
Verändern
A
- Vor allem im klinischen und pädagogischen Kontext
- Drei Arten von Veränderung:
- Korrektur
- Ausgangszustand: problematisch, gestört, unnormal
- Intervention soll Negatives aufheben, weniger Positives entwickeln
- Schwerpunkt: Therapie, Rehabilitation
- Förderung (oder Optimierung)
- Ziel: höherer, besserer Zustand, ohne dass Ausgangszustand als problematisch gilt
- Schwerpunkt: Erziehung, Unterricht, Ausbildung, Training
- Prävention
- Ziel: Eintreten eines schlechten Zustands verhindern
- Schwerpunkt: Erlernen von Stressbewältigungen, Unfallverhütung
- Korrektur
15
Q
Hypothese
A
- vorläufige (vermutete) Antworten, die Forscher auf ihre Fragen geben
- um Vermutungen handelt es sich so lange, als der wissenschaftliche Nachweis noch aussteht
16
Q
Merkmale wissenschaftlicher Hypothesen
A
- Präzise und widerspruchsfreie Formulierung
- Lässt idealerweise bereits formale Merkmale erkennen: Kausalhypothese, universelle Hypothese, usw.
- Prinzipielle Widerlegbarkeit
- Präzise formulierte Hypothesen lassen leichter erkennen, ob sie widerspruchsfrei sind
- In sich widersprüchliche Hypothesen sind nicht widerlegbar
- Operationalisierbarkeit
- (Abstrakte) Begriffe erfassbar und messbar machen, um Widerlegbarkeit zu gewährleisten
- Begründbarkeit
- Abhängig vom Stand der Forschung zum jeweiligen Fragebereich
17
Q
Drei Hypothesenarten
A
- Universelle Hypothesen
- Beschränkt universelle Hypothesen
- Quasiuniverselle Hypothesen
18
Q
Universelle Hypothesen
A
- „Intelligenz bedingt Ängstlichkeit.“
- Genereller Gültigkeitsanspruch
- Ein gegenteiliger Fall reicht aus, um sie zu widerlegen
- Sie ist nicht endgültig zu bestätigen
19
Q
Beschränkt universelle Hypothesen
A
- „Intelligenz bedingt bei erwachsenen Personen Ängstlichkeit.“
- Raumzeitliche oder personenbezogene Einschränkungen
- Ein gegenteiliger Fall reicht aus, um sie zu widerlegen
- Sie ist nicht endgültig zu bestätigen
20
Q
Quasiuniverselle Hypothesen
A
- „Intelligenz bedingt zumeist Ängstlichkeit.“
- Beziehen sich auf Wahrscheinlichkeit ihres Zutreffens (Ausnahmen werden in Kauf genommen, Forscher begnügt sich damit, Regelhaftigkeit zu erkennen
> Inferenzstatistik)
- Im Bereich der psychologischen Forschung am häufigsten
- Ermöglichen –mit großem methodischen Aufwand- vorläufige Bestätigung oder Zurückweisung (vor Hintergrund der konkreten Untersuchung)
21
Q
Prüfexperiment / Hypothesenprüfende Untersuchung
A
- Hypothesen werden vor der Untersuchungsdurchführung formuliert
- Liefert eine geprüfte Aussage: Entscheidung über Annahme oder Zurückweisung der Hypothese ist möglich
22
Q
Erkundungsexperiment / Hypothesengenerierende Untersuchung
A
- Hypothesen werden nach der Untersuchung auf Grundlage der erhobenen Daten aufgestellt
- Liefert eine ungeprüfte Hypothese: Entscheidung über Annahme oder Zurückweisung der Hypothese ist nicht möglich
23
Q
Schließen Generieren und Prüfen sich aus?
A
- Das gleichzeitige Generieren und Prüfen einer Hypothese in einer einzigen Untersuchung (am gleichen Datensatz) ist nicht möglich!
24
Q
Drei Vorgehensweisen beim Generieren von Hypothesen (meist Mischung)
A
- Deduktive Hypothesengenerierung: Formuliert auf der Grundlage eines generellen Sachverhalts (z.B. aus einer Theorie)
- Induktive Hypothesengenerierung: Formuliert aus einer Reihe spezifischer Sachverhalte (z.B. eine Vielzahl von Einzelbeobachtungen) -> Abstraktionsprozess
- Intuitive Hypothesengenerierung
25
Q
Als was für einen Vorgang kann man den Forschungsprozess bezeichnen?
A
- Gesamter Forschungsprozess ist Vorgang des Problemlösen
- Hintergrundwissen: Wissensbestände, die benötigt werden, um jene Untersuchungssituation zu konstruieren, mit welcher die Hypothese konfrontiert werden soll
