3. Herz Kreislauferkrankungen Flashcards
Häufige Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
• Koronare Herzerkrankungen (KHK) Herzinfarkt
• Arterielle Hypertonie
• Herzinsuffizienz
• Lungenembolie
(Erkrankung des Herzkreislaufsystems und des Atemsystems)
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Synonyma:
Ischämische Herzkrankheit IHK, koronare Herzkrankheit KHK, Koronarsklerose
Definition
KHK ist die Manifestation der Arteriosklerose an den Herzkranzgefäßen
→ Folge sind blutflusslimitierende Koronarstenosen
→ Koronarinsuffizienz (Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und –verbrauch)
→ Sauerstoffmangel im Herzmuskel führt zu Symptomen
Arteriosklerose
= Arterienverkalkung
• Generalisierte Erkrankung der Arterien
• kann grundsätzlich an allen Arterien aller Organe auftreten oft bevorzugt an bestimmten Organen
häufig aber auch an mehreren Lokalisationen gleichzeitig
Arteriosklerose
1. Koronargefäße
KHK
2. Hals- oder Gehirngefäße
Schlaganfall, TIA
3. Beingefäße
Periphere arterielle Verschlußkrankheit („Schaufensterkrankheit“)
Koronare Herzkrankheit - Epidemiologie
Prävalenz und Mortalität
• Prävalenz in Deutschland:
3,7% Frauen, 6% Männer (1,5 Mio Frauen und 2,5 Mio Männer)
stark altersabhängig (unter 45J: < 1%, > 75J: Frauen 16%, Männer 24%) (85% der Patienten, die an der KHK versterben sind > 65 J)
• Lebenszeitprävalenz: m = 30%, w = 15%
• 20% aller Todesfälle in Deutschland durch KHK und Herzinfarkt verursacht
( ca. 130.000/Jahr)
• Erstmanifestation 40% Angina pectoris, 50% akutes Koronarsyndrom, 10% plötzlicher Herztod
Koronare Herzkrankheit - Pathogenese
Einengung der Koronargefäße durch
• Einlagerung von Fett/Schaumzellen in das Endothel der Arterien (Gefäßwand)
• Entstehen von feinen Rissen und Entzündungen der Gefäßwand
• Einlagerung von Bindegewebe und Kalk (Plaque-Bildung)
• Zunehmende Einengung der Gefäße
• Gefahren: Abriß der Plaques, Bildung von Blutgerinseln mit vollständigem Verschluß der Gefäße (Herzinfarkt, s.u.)
Koronare Herzkrankheit - Symptome
• stabile Angina pectoris (40%):
Thoraxschmerz unter körperlicher und psychischer Belastung, zunehmend auch in Ruhe, retrosternal, ausstrahlend in linke Brust linken Arm, Angst, Schmerzen auch im Rücken, Oberbauch, Hals
Dauer 5 – 15 min (mit Nitro-Einnahme 1 – 2 min)
• akutes Koronarsyndrom (50%):
instablie Angina pectoris: zunehmende Schwere der Schmerzen, auch in Ruhe Herzinfarkt:
- STEMI (ST-Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T und persistierender ST-Hebung > 20 min)
- NSTEMI (non ST- Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T),
• Plötzlicher Herztod (Kammerflimmern, Asystolie) (10%)
• Schwäche, reduzierte Belastbarkeit durch ischämische Herzmuskelschädigung
(Herzinsuffizienz)
• Herzrhythmusstörungen
Koronare Herzkrankheit - Risikofaktoren
• Fettstoffwechselstörung (LDL-Cholesterin > 160 mg/dl)
• Arterieller Hypertonus (> 140/90 mmHg)
• Diabetes mellitus (Cave: durch Neuropathie oft ohne Schmerzen)
• Rauchen
• KHK bei erstgradigen Familienangehörigen,
• Lebensalter m > 45, w > 55
(80% der Patienten*innen, die an KHK sterben, sind > 65 J.)
• Körperliche Inaktivität
• (Adipositas): Adipositas-Pardoxon: verringertes Risiko bei Übergewicht bis
BMI 25 kg/m2
Risikokalkulation anhand der Risikofaktoren (PROCAM-, ESC-, CARRISMA- Kalkulator)
Letalität in 10 Jahren:
hohes Risiko 5%, moderates Risiko 1-5%, niedriges Risiko < 1%
Koronare Herzkrankheit und Stress
Stress am Arbeitsplatz – psychosozialer Risikofaktor für KHK
Hohe Anforderung und niedriger Entscheidungsspielraum
–> Chronischer Stress
psychosoziale Anforderungen
gering hoch
Entscheidungsspielraum
gering hoch
psychosoziale Anforderungen
gering
Entscheidungsspielraum hoch
Förster
Handwerker
Zahnärzte
–> geringstes Risiko
psychosoziale Anforderungen
gering
Entscheidungsspielraum gering
Kassiererin
Hausmeister
Wachmann
–> geringes aktives lernen, Motivation neue Verhaltensmuster zu erreichen
psychosoziale Anforderungen
hoch
Entscheidungsspielraum hoch
manager
Banker
Professor
–> viel aktives Lernen, Motivation nur Verhaltensmuster zu erreichen
psychosoziale Anforderungen
hoch
Entscheidungsspielraum gering
Krankenschwester
Pfleger
Kellner
–> Risiko von Arbeit-Überlastung & Erkrankung
Koronare Herzkrankheit - Risikofaktoren
Aktuelle Raucher Diabetes mellitus Bluthochdruck Abdominelle Adipositas Psychosozialer Index Obst/Gemüse - Körperliche Aktivität - Alkohol - ApoB/ApoA1 Outient
Herzinfarkt - Risikofaktoren Prozent Anteil der hierdurch mitbedingten Herzinfarkte
Lipoproteinmuster ApoB/ApoA-1 49% Aktives Rauchen 36% Psychosoziale Faktoren/ Stress 33% Abdominelle Adipositas 20% Hypertonus 18% Nicht täglich Obst/Gemüse 14% Diabetes mellitus 10% Alkoholkonsum 7% gesamt 90%
Das Metabolische Syndrom
Metabolisches Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer Stoffwechselstörungen. Dabei ist das Risiko der Arteriosklerose und KHK um ein vielfaches erhöht. Adipositas BMI ≥ 30 kg/m2 Fett im Bauchbereich Taillenumfang: 94 / 80 cm Zuckerstoffwechselstörung erhöhter Blutzuckerspiegel Nüchternblutglukose: > 100 mg/dl Fettstoffwechselstörung veränderte Konzentration von Blutfetten Triglyzeride: > 150 mg/dl HDL: < 40 / 50 mg/dl Hypertonie systolisch > 130 mmHg diastolisch > 85 mmHg
Koronare Herzkrankheit - Diagnostik
• Klinik (Angina pectoris), Diabetiker/innen > 50% beschwerdefrei
• Ruhe-EKG (50% normal auch bei schwerer KHK)
• Belastungs-EKG (20% falsch negativ)
• Echokardiographie
• Belastungstests: Stressechokardiographie, Stress-MRT
• Bildgebende Diagnostik zur Beurteilung der Koronararterien: - Spiral-CT
- MR-Angiographie
- Koronarangiographie = Goldstandard
• Risikoeinschätzung nach etablierten Scores, davon hängt die weitere, ggf. invasive Diagnostik ab
Koronare Herzkrankheit - Diagnostik
Koronarangiographie („Herzkatheter- untersuchung“)
• ein dünner Katheter wird durch eine Arterie (Leiste, Handgelenk) über die Aorta in die Koronargefäße geschoben
• Darstellung der Koronargefäße mit Kontrastmittel
Kontrastmittelgabe in die Koronargefäße
Befund:
Starke Einengung einer Koronararterie
KHK - Differenzialdiagnostik
• Erkrankungen der Rippen/Wirbelsäule/Nerven • Ösophaguserkrankungen (Refluxkrankheit) • Lungenerkrankungen - Lungenkrebs - Pneumothorax - Lungenentzündung • Abdominalerkrankungen - akute Pankreatitis - Gallensteine, Gallenblasenentzündung - Magen- oder Duodenalgeschwür • Andere Herz-Kreislauferkrankungen - Erkrankungen der Aorta (Dissektion) - Lungenembolie - Perikarditis - Herzinsuffizienz • Psychische Erkrankungen
KHK – Differenzialdiagnosen Psychosomatik
„Broken-Heart-Syndrom“
Stress-Kardiomyopathie = Taku-Tsuba-Cardiomyopathie = broken heart syndrom (ICD: I42.88)
Definition
Akute durch Stress hervorgerufene reversible linksventrikuläre Dysfunktion mit Kontraktionsstörung des Herzmuskels
Symptome:
Brustschmerzen, evt. Dyspnoe, Lungenödem, Infarktähnliche EKG- Veränderungen, Bewegungsstörung des Herzmuskels, Pumpschwäche des Herzens, Anstieg von Herzenzymen (wie bei Infarkt)
aber: Herzkranzgefäße (Koronarien) unauffällig!
Prognose:
Herzfunktion normalisiert sich nach 1 Woche
Mortalität < 3% (deutlich höher als Normalbevölkerung)
„Broken-Heart-Syndrom“
Stress als Auslöser einer organischen Erkrankung (nachweisbare Funktionsstörung des Herzens)
Aber keine Koronarerkrankung nachweisbar
Herzneurose
Psychisch ausgelöste Herzbeschwerden ohne jegliches organisches Krankheitskorrelat
Typische somatoforme autonome Funktionsstörung
Abgrenzung:
Herzneurose – Broken-Heart Syndrom - Herzinfarkt
KHK - Therapie
Nicht-medikamentöse Therapie
= Reduktion der Risikofaktoren • Ernährung Obst/Gemüse, mediterrane Küche, Salzreduktion? • mäßiger Alkoholkonsum • Gewichtszunahme vermeiden (Adipositas-Paradoxon) • Bewegung, Trainingsaufbau • Rauchen einstellen • Psychische Erkrankungen Symptome behandeln
KHK - Therapie
Medikamentös:
• Antithrombotische Therapie (Blutgerinnungshemmung, Verhinderung von
Herzinfarkt): Acetylsalicylsäure, Statine
• Antiischämische Therapie
- Erweiterung der Blutgefäße: Nitrate, Molsidomin
- Reduktion des Sauerstoffverbrauches: ß-Blocker, Kalziumantagonisten
Molsidomin
Revaskularisation
• PCI (= percutane Coronarintervention)
Aufdehnen der Einengung mit Ballon, Plaque wird an den Rand „gepresst“, Stent zum Offenhalten des Gefäßes)
• CABG = Aortokoronarer Bypass
Herztransplantation bei KHK mit terminaler Herzinsuffizienz
KHK – Therapie: Revaskularisation durch PCI
Über eine Arterie (Handgelenk, Leiste) wird ein dünner Katheter bis in das verschlossene/ eingeengte Koronargefäß geschoben. Dr Katheter wird durch die Einengung durchgeschoben, ein Ballon am Katheter wird dann aufgeblasen und erweitert das Gefäß. Zum Offenhalten wird ein Metallröhrchen (Stent) entfaltet und verbleibt im Gefäß.
KHK – Therapie: Revaskularisation durch Bypass-Operation
Herzchirurgie:
Aortokoronarer Bypass
- durch Vene aus dem Bein (links)
- durch eine Arterie aus der brustwand (rechts)
Koronare Herzkrankheit - Prognose
• Lebenserwartung reduziert • Komplikationen - Herzinfarkt - Herzrhythmusstörungen - Herzinsuffizienz • Häufig Arteriosklerose anderer Organe (Schlaganfall) • Lebensqualität reduziert - Leistungseinschränkungen - Reiseeinschränkungen - psychische Erkrankungen
KHK: Komorbidität Psychische Erkrankungen
KHK hat hohe Komorbidität mit psychischen Erkrankungen
▪ Angststörungen
▪ Posttraumatische Belastungsstörungen
▪ Depression
Bei KHK besteht erhöhtes Risiko psychische Erkrankungen zu entwickeln
▪ 20% der KHK- Patienten*innen entwickeln eine behandlungsbedürftige Depression
▪ Herzinfarkt erhöht das Risiko einer Depression um das 2 – 3fache
Die Letalität der KHK und des Herzinfarktes sind bei gleichzeitiger Depression um das 2 – 3fache erhöht
Herzinfarkt
= Myokardinfarkt
Definition
• Akuter Myokardinfarkt =
Akuter Untergang von Herzmuskelgewebe
Ursache
• hochgradige Stenose oder akuter Verschluss einer Koronararterie (KHK)
• Verschluß durch
- Ablösung eines Plaque o. Riss der Intima
- Blutgerinnselbildung (Thrombus = Koronarthrombose (- sehr selten: Koronarembolie)
Inzidenz
• 3/1.000 pro Jahr Deutschland (280.000/Jahr) 1/1.000 pro Jahr Schweden, Belgien
Herzinfarkt – Pathogenese:
2 Ursachen 1. Abriss eines Plaque Einengung durch Fett und Kalk (Plaque) Einriß des Plaques Abriß des Plaque und Verstopfung eines Gefäßes 2.Thrombose auf Plaqueoberfläche Einengung durch Fett und Kalk (Plaque) Verschluß des Gefäßes durch Blutgerinsel (Thrombus)
Herzinfarkt - Symptome
• Vernichtender Brustschmerz, nicht durch Nitroglyzerin beeinflussbar (nur bei 40%)
Cave: 20% der Herzinfarkte ohne Schmerzen („stummer“ Infarkt, insbesondere bei Diabetikern durch diabetische Neuropathie)
• Schwäche, Angst (Todesangst), vegetative Begleitsymptome
• Herzrhythmusstörungen
• Blutdruckabfall
• Labor: Troponin-Anstieg, CKMB-Anstieg
• Ekg-Veränderungen (STEMI, nonSTEMI)
EKG-Veränderungen bei Herzinfarkt
Non-STEMI
(nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt)
SEMI
(ST-Streckenhebungsinfarkt)
Herzinfarkt - Komplikationen
• Frühkomplikationen - Herzrhythmusstörungen (u.a. Kammerflimmern) - Linksherzinsuffizienz durch Myokardialen Funktionsausfall • Spätkomplikationen (nach 48h) - Herzwandaneurysma - arterielle Embolie - Perikarditis - Herzinsuffizienz - Arrhythmien