3. Herz Kreislauferkrankungen Flashcards
Häufige Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
• Koronare Herzerkrankungen (KHK) Herzinfarkt
• Arterielle Hypertonie
• Herzinsuffizienz
• Lungenembolie
(Erkrankung des Herzkreislaufsystems und des Atemsystems)
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Synonyma:
Ischämische Herzkrankheit IHK, koronare Herzkrankheit KHK, Koronarsklerose
Definition
KHK ist die Manifestation der Arteriosklerose an den Herzkranzgefäßen
→ Folge sind blutflusslimitierende Koronarstenosen
→ Koronarinsuffizienz (Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und –verbrauch)
→ Sauerstoffmangel im Herzmuskel führt zu Symptomen
Arteriosklerose
= Arterienverkalkung
• Generalisierte Erkrankung der Arterien
• kann grundsätzlich an allen Arterien aller Organe auftreten oft bevorzugt an bestimmten Organen
häufig aber auch an mehreren Lokalisationen gleichzeitig
Arteriosklerose
1. Koronargefäße
KHK
2. Hals- oder Gehirngefäße
Schlaganfall, TIA
3. Beingefäße
Periphere arterielle Verschlußkrankheit („Schaufensterkrankheit“)
Koronare Herzkrankheit - Epidemiologie
Prävalenz und Mortalität
• Prävalenz in Deutschland:
3,7% Frauen, 6% Männer (1,5 Mio Frauen und 2,5 Mio Männer)
stark altersabhängig (unter 45J: < 1%, > 75J: Frauen 16%, Männer 24%) (85% der Patienten, die an der KHK versterben sind > 65 J)
• Lebenszeitprävalenz: m = 30%, w = 15%
• 20% aller Todesfälle in Deutschland durch KHK und Herzinfarkt verursacht
( ca. 130.000/Jahr)
• Erstmanifestation 40% Angina pectoris, 50% akutes Koronarsyndrom, 10% plötzlicher Herztod
Koronare Herzkrankheit - Pathogenese
Einengung der Koronargefäße durch
• Einlagerung von Fett/Schaumzellen in das Endothel der Arterien (Gefäßwand)
• Entstehen von feinen Rissen und Entzündungen der Gefäßwand
• Einlagerung von Bindegewebe und Kalk (Plaque-Bildung)
• Zunehmende Einengung der Gefäße
• Gefahren: Abriß der Plaques, Bildung von Blutgerinseln mit vollständigem Verschluß der Gefäße (Herzinfarkt, s.u.)
Koronare Herzkrankheit - Symptome
• stabile Angina pectoris (40%):
Thoraxschmerz unter körperlicher und psychischer Belastung, zunehmend auch in Ruhe, retrosternal, ausstrahlend in linke Brust linken Arm, Angst, Schmerzen auch im Rücken, Oberbauch, Hals
Dauer 5 – 15 min (mit Nitro-Einnahme 1 – 2 min)
• akutes Koronarsyndrom (50%):
instablie Angina pectoris: zunehmende Schwere der Schmerzen, auch in Ruhe Herzinfarkt:
- STEMI (ST-Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T und persistierender ST-Hebung > 20 min)
- NSTEMI (non ST- Streckenhebungsinfarkt mit Anstieg von Troponin T),
• Plötzlicher Herztod (Kammerflimmern, Asystolie) (10%)
• Schwäche, reduzierte Belastbarkeit durch ischämische Herzmuskelschädigung
(Herzinsuffizienz)
• Herzrhythmusstörungen
Koronare Herzkrankheit - Risikofaktoren
• Fettstoffwechselstörung (LDL-Cholesterin > 160 mg/dl)
• Arterieller Hypertonus (> 140/90 mmHg)
• Diabetes mellitus (Cave: durch Neuropathie oft ohne Schmerzen)
• Rauchen
• KHK bei erstgradigen Familienangehörigen,
• Lebensalter m > 45, w > 55
(80% der Patienten*innen, die an KHK sterben, sind > 65 J.)
• Körperliche Inaktivität
• (Adipositas): Adipositas-Pardoxon: verringertes Risiko bei Übergewicht bis
BMI 25 kg/m2
Risikokalkulation anhand der Risikofaktoren (PROCAM-, ESC-, CARRISMA- Kalkulator)
Letalität in 10 Jahren:
hohes Risiko 5%, moderates Risiko 1-5%, niedriges Risiko < 1%
Koronare Herzkrankheit und Stress
Stress am Arbeitsplatz – psychosozialer Risikofaktor für KHK
Hohe Anforderung und niedriger Entscheidungsspielraum
–> Chronischer Stress
psychosoziale Anforderungen
gering hoch
Entscheidungsspielraum
gering hoch
psychosoziale Anforderungen
gering
Entscheidungsspielraum hoch
Förster
Handwerker
Zahnärzte
–> geringstes Risiko
psychosoziale Anforderungen
gering
Entscheidungsspielraum gering
Kassiererin
Hausmeister
Wachmann
–> geringes aktives lernen, Motivation neue Verhaltensmuster zu erreichen
psychosoziale Anforderungen
hoch
Entscheidungsspielraum hoch
manager
Banker
Professor
–> viel aktives Lernen, Motivation nur Verhaltensmuster zu erreichen
psychosoziale Anforderungen
hoch
Entscheidungsspielraum gering
Krankenschwester
Pfleger
Kellner
–> Risiko von Arbeit-Überlastung & Erkrankung
Koronare Herzkrankheit - Risikofaktoren
Aktuelle Raucher Diabetes mellitus Bluthochdruck Abdominelle Adipositas Psychosozialer Index Obst/Gemüse - Körperliche Aktivität - Alkohol - ApoB/ApoA1 Outient
Herzinfarkt - Risikofaktoren Prozent Anteil der hierdurch mitbedingten Herzinfarkte
Lipoproteinmuster ApoB/ApoA-1 49% Aktives Rauchen 36% Psychosoziale Faktoren/ Stress 33% Abdominelle Adipositas 20% Hypertonus 18% Nicht täglich Obst/Gemüse 14% Diabetes mellitus 10% Alkoholkonsum 7% gesamt 90%
Das Metabolische Syndrom
Metabolisches Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer Stoffwechselstörungen. Dabei ist das Risiko der Arteriosklerose und KHK um ein vielfaches erhöht. Adipositas BMI ≥ 30 kg/m2 Fett im Bauchbereich Taillenumfang: 94 / 80 cm Zuckerstoffwechselstörung erhöhter Blutzuckerspiegel Nüchternblutglukose: > 100 mg/dl Fettstoffwechselstörung veränderte Konzentration von Blutfetten Triglyzeride: > 150 mg/dl HDL: < 40 / 50 mg/dl Hypertonie systolisch > 130 mmHg diastolisch > 85 mmHg
Koronare Herzkrankheit - Diagnostik
• Klinik (Angina pectoris), Diabetiker/innen > 50% beschwerdefrei
• Ruhe-EKG (50% normal auch bei schwerer KHK)
• Belastungs-EKG (20% falsch negativ)
• Echokardiographie
• Belastungstests: Stressechokardiographie, Stress-MRT
• Bildgebende Diagnostik zur Beurteilung der Koronararterien: - Spiral-CT
- MR-Angiographie
- Koronarangiographie = Goldstandard
• Risikoeinschätzung nach etablierten Scores, davon hängt die weitere, ggf. invasive Diagnostik ab
Koronare Herzkrankheit - Diagnostik
Koronarangiographie („Herzkatheter- untersuchung“)
• ein dünner Katheter wird durch eine Arterie (Leiste, Handgelenk) über die Aorta in die Koronargefäße geschoben
• Darstellung der Koronargefäße mit Kontrastmittel
Kontrastmittelgabe in die Koronargefäße
Befund:
Starke Einengung einer Koronararterie
KHK - Differenzialdiagnostik
• Erkrankungen der Rippen/Wirbelsäule/Nerven • Ösophaguserkrankungen (Refluxkrankheit) • Lungenerkrankungen - Lungenkrebs - Pneumothorax - Lungenentzündung • Abdominalerkrankungen - akute Pankreatitis - Gallensteine, Gallenblasenentzündung - Magen- oder Duodenalgeschwür • Andere Herz-Kreislauferkrankungen - Erkrankungen der Aorta (Dissektion) - Lungenembolie - Perikarditis - Herzinsuffizienz • Psychische Erkrankungen
KHK – Differenzialdiagnosen Psychosomatik
„Broken-Heart-Syndrom“
Stress-Kardiomyopathie = Taku-Tsuba-Cardiomyopathie = broken heart syndrom (ICD: I42.88)
Definition
Akute durch Stress hervorgerufene reversible linksventrikuläre Dysfunktion mit Kontraktionsstörung des Herzmuskels
Symptome:
Brustschmerzen, evt. Dyspnoe, Lungenödem, Infarktähnliche EKG- Veränderungen, Bewegungsstörung des Herzmuskels, Pumpschwäche des Herzens, Anstieg von Herzenzymen (wie bei Infarkt)
aber: Herzkranzgefäße (Koronarien) unauffällig!
Prognose:
Herzfunktion normalisiert sich nach 1 Woche
Mortalität < 3% (deutlich höher als Normalbevölkerung)
„Broken-Heart-Syndrom“
Stress als Auslöser einer organischen Erkrankung (nachweisbare Funktionsstörung des Herzens)
Aber keine Koronarerkrankung nachweisbar
Herzneurose
Psychisch ausgelöste Herzbeschwerden ohne jegliches organisches Krankheitskorrelat
Typische somatoforme autonome Funktionsstörung
Abgrenzung:
Herzneurose – Broken-Heart Syndrom - Herzinfarkt
KHK - Therapie
Nicht-medikamentöse Therapie
= Reduktion der Risikofaktoren • Ernährung Obst/Gemüse, mediterrane Küche, Salzreduktion? • mäßiger Alkoholkonsum • Gewichtszunahme vermeiden (Adipositas-Paradoxon) • Bewegung, Trainingsaufbau • Rauchen einstellen • Psychische Erkrankungen Symptome behandeln
KHK - Therapie
Medikamentös:
• Antithrombotische Therapie (Blutgerinnungshemmung, Verhinderung von
Herzinfarkt): Acetylsalicylsäure, Statine
• Antiischämische Therapie
- Erweiterung der Blutgefäße: Nitrate, Molsidomin
- Reduktion des Sauerstoffverbrauches: ß-Blocker, Kalziumantagonisten
Molsidomin
Revaskularisation
• PCI (= percutane Coronarintervention)
Aufdehnen der Einengung mit Ballon, Plaque wird an den Rand „gepresst“, Stent zum Offenhalten des Gefäßes)
• CABG = Aortokoronarer Bypass
Herztransplantation bei KHK mit terminaler Herzinsuffizienz
KHK – Therapie: Revaskularisation durch PCI
Über eine Arterie (Handgelenk, Leiste) wird ein dünner Katheter bis in das verschlossene/ eingeengte Koronargefäß geschoben. Dr Katheter wird durch die Einengung durchgeschoben, ein Ballon am Katheter wird dann aufgeblasen und erweitert das Gefäß. Zum Offenhalten wird ein Metallröhrchen (Stent) entfaltet und verbleibt im Gefäß.
KHK – Therapie: Revaskularisation durch Bypass-Operation
Herzchirurgie:
Aortokoronarer Bypass
- durch Vene aus dem Bein (links)
- durch eine Arterie aus der brustwand (rechts)
Koronare Herzkrankheit - Prognose
• Lebenserwartung reduziert • Komplikationen - Herzinfarkt - Herzrhythmusstörungen - Herzinsuffizienz • Häufig Arteriosklerose anderer Organe (Schlaganfall) • Lebensqualität reduziert - Leistungseinschränkungen - Reiseeinschränkungen - psychische Erkrankungen
KHK: Komorbidität Psychische Erkrankungen
KHK hat hohe Komorbidität mit psychischen Erkrankungen
▪ Angststörungen
▪ Posttraumatische Belastungsstörungen
▪ Depression
Bei KHK besteht erhöhtes Risiko psychische Erkrankungen zu entwickeln
▪ 20% der KHK- Patienten*innen entwickeln eine behandlungsbedürftige Depression
▪ Herzinfarkt erhöht das Risiko einer Depression um das 2 – 3fache
Die Letalität der KHK und des Herzinfarktes sind bei gleichzeitiger Depression um das 2 – 3fache erhöht
Herzinfarkt
= Myokardinfarkt
Definition
• Akuter Myokardinfarkt =
Akuter Untergang von Herzmuskelgewebe
Ursache
• hochgradige Stenose oder akuter Verschluss einer Koronararterie (KHK)
• Verschluß durch
- Ablösung eines Plaque o. Riss der Intima
- Blutgerinnselbildung (Thrombus = Koronarthrombose (- sehr selten: Koronarembolie)
Inzidenz
• 3/1.000 pro Jahr Deutschland (280.000/Jahr) 1/1.000 pro Jahr Schweden, Belgien
Herzinfarkt – Pathogenese:
2 Ursachen 1. Abriss eines Plaque Einengung durch Fett und Kalk (Plaque) Einriß des Plaques Abriß des Plaque und Verstopfung eines Gefäßes 2.Thrombose auf Plaqueoberfläche Einengung durch Fett und Kalk (Plaque) Verschluß des Gefäßes durch Blutgerinsel (Thrombus)
Herzinfarkt - Symptome
• Vernichtender Brustschmerz, nicht durch Nitroglyzerin beeinflussbar (nur bei 40%)
Cave: 20% der Herzinfarkte ohne Schmerzen („stummer“ Infarkt, insbesondere bei Diabetikern durch diabetische Neuropathie)
• Schwäche, Angst (Todesangst), vegetative Begleitsymptome
• Herzrhythmusstörungen
• Blutdruckabfall
• Labor: Troponin-Anstieg, CKMB-Anstieg
• Ekg-Veränderungen (STEMI, nonSTEMI)
EKG-Veränderungen bei Herzinfarkt
Non-STEMI
(nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt)
SEMI
(ST-Streckenhebungsinfarkt)
Herzinfarkt - Komplikationen
• Frühkomplikationen - Herzrhythmusstörungen (u.a. Kammerflimmern) - Linksherzinsuffizienz durch Myokardialen Funktionsausfall • Spätkomplikationen (nach 48h) - Herzwandaneurysma - arterielle Embolie - Perikarditis - Herzinsuffizienz - Arrhythmien
Herzinfarkt Prognose
• Prognose
- 30 - 40% überleben die ersten 48h nicht (2/3 sterben vor Klinikaufnahme)
- ca. 5% sterben während des Krankenhausaufenthaltes)
- 5 – 10% der Patientinnen/en sterben innerhalb der folgenden 2 Jahre an einem plötzlichen Herztod
Herzinfarkt - Therapie
• Allgemeine Massnahmen Notarzt!
(Antithrombozytäre Medikamente, sofortige Einweisung in Zentrum)
• Hospitalphase (Krankenhaus mit Herzkatheterlabor, Kardiologie) Intensivstation
Abschirmung (Valium)
• Reperfusionstherapie
PCI innerhalb 90 min nach Symptombeginn Prophylaxe einer Rethrombose
• Therapie von Komplikationen
• Rehabilitation
Kardiologie
Psychosoziale Risikofaktoren für KHK (und Herzinfarkt)
- gesundheitsbewußtes Verhalten und Risikobereitschaft
- niedriger sozialer Status (Schul-, Berufsbildung, Einkommen)
- Chronischer Stress am Arbeitsplatz
- Mehrjährige Schichtarbeit, exzessive Überstunden, Nachtarbeit
- Depression
KHK – gesundheitsbewußtes Verhalten
Prävention durch
„gesunde“ Ernährung
Gesundheit und Bildung – junge Erwachsene
Bereits im jungen Erwachsenenalter (18 – 29 Jahre) leben die Menschen mit geringer Bildung weniger gesundheitsbewußt, Adipositas und Rauchen sind häufiger, chronische Rückenschmerzen sind mehr als 2x häufiger
Gesundheit und Bildung – Erwachsene
Im Erwachsenenalter (30 – 64 Jahre) leben Personen mit niedrigem Sozialstatus und niedriger Bildung weniger gesundheitsbewußt
Gesundheit und Sozialstatus
Subjektiver Gesundheitszustand bei niedrigem Sozialstatus deutlich schlechter in allen Altersgruppen
Prävalenz chronischer Erkrankungen bei niedrigem Sozialstatus deutlich höher Im höheren Alter wird der Unterschied geringer (die „Gesünderen“
leben auch bei niedrigem Sozialstatus länger)
Gesundheit und Sozialstatus - Erwachsene
Im Erwachsenenalter (30 – 64 Jahre) nimmt die Prävalenz chronischer Erkrankungen mit Abnahme des Sozialstatus zu:
• KHK:3,2x Frauen, 3,7x Männer
• Diabetes mellitus:3,4x Frauen, 2,6x Männer
• Arthrose: 1,6x Frauen, 1,7x Männer
KHK und psychische Erkrankungen
Wechselwirkung Depression und KHK
• Depression erhöht das Risiko an einer KHK zu erkranken (Odds Ratio: 1,6 – 1,9)
• Depression führt zu ungünstigem Verlauf/Prognose der KHK (Odds Ratio: 1,6 – 2,4)
• Depression erhöht die Mortalität der KHK
• Patienten*innen mit Herzinfarkt haben ein 2-4fach gesteigertes Risiko eine Depression zu entwickeln
KHK und Depression
Mortalität der KHK bei Depression erhöht
KHK und Depression - Wechselwirkung
Komorbidität Depression – Wechselwirkungen mit KHK Verhaltensebene - Rauchen Alkohol Sozialer Rückzug Bewegungsverhalten Nonadherence
Diabetes
Adipositas
Hypertonus
HLP
Pathophysiologische Ebene - Thrombozytenaktivierung Zytokinfreisetzung Endotheldysfunktion HHNS Dysregulation ANS Dysregulation HRV; Baroreflex Sensitivität Kardiovaskuläre Reaktiviert
KHK und Depression - Wechselwirkung
Faktoren welche die Entwicklung kardinaler Ereignisse & Diabetes bei Patienten mit Depressionen beeinflussen
Metabolisches Syndrom/Diabetes, Herzinfarkt
HAPASystem Kortisol
Lebensstilfaktoren
- Bewegung
- Ernährung
Alter
Geschlecht
Ethischer Hintergrund
Alkohol
Rauchen
Medikamente ( ua. Antidepressiva)
Zsytokine & Adipokine
Stress und Herz-Kreislauferkrankungen
Emotionaler Stress als Auslöser von tachykarden HRST & lötzlichem Herztod
KHK – psychische Komorbidität
Wechselwirkung der koronaren Herzkrankheit und Psyche
• Herzinfarkt bedeutet Angst vor Tod, Schmerzen, Schwäche, Invalidität, sozialem Abstieg, sexueller Impotenz
• Herzinfarkt löst depressive Stimmung aus durch Verlust der Unversehrtheit, Schwäche und Abhängigkeit, Befürchtungen über Verlust der Anerkennung bei Freunden/Familie und im Beruf
• Prävalenz depressiver Störungen bei KHK:
„major depression“ bei 15-20% der Patientinnen/en mit akutem Infarkt, weitere 20% im ersten Jahr danach
KHK und Depression - Wechselwirkungen
Folgen der Depression und Angst bei Patienten*innen mit KHK
- Mehr Herzbeschwerden
- Weniger Aktivität
- Schlechtere Reha-Ergebnisse
- weniger Rauchabstinenz
- Weniger Stressabbau
- Schlechtere Lebensqualität
- mehr Arztbesuche (Kosten), mehr Untersuchungen, mehr Frühberentungen, höhere Komplikationsrate
Psychosoziale Aspekte der KHK
Zusammenfassung
- Psychosoziale Risikofaktoren des Herz-Kreislaufsystems wirken atherogen und ereignisauslösend
- Pathophysiologie: über neuronale, endokrinologische und immunologische Faktoren
- Niedriger sozialer Status und niedrige Bildung führen zu ungesunderer Lebensführung und erhöhen das Risiko für KHK und Depression
- Psychosoziale Diagnostik und Mitbehandlung ist effektiv und wird von aktuellen Leilinien gefordert
- Depression ist wichtiger Prognosefaktor
- Psychotherapie und Antidepressiva (SSRI) sind bei depressiver Komorbidität wirksam, ob sie die Prognose verbessern ist zur Zeit nicht belegt
Arterielle Hypertonie
(erhöhter Blutdruck) • Arterielle Hypertonie ist die häufigste Herzkreislaufkrankheit • Prävalenz in Mitteleuropa: 40 – 50% • ca. 50% der Hypertoniker*innen wissen nichts von ihrem erhöhten Blutdruck Einteilung (NYHA) Einteilung existiert
Arterielle Hypertonie - Ätiologie
Sekundärer Hochdruck (10%)
• Widerstandshochdruck: bei Nierenerkrankungen (vermehrte Freisetzung von Renin)
• Endokrine Hypertonie (Hyperthyreose, Conn-Syndrom, Cushing-Syndrom)
• Schwangerschaftshypertonie
• Kardiovaskuläre Hypertonie (Aortenstenose, Arteriosklerose)
Primärer Hochdruck (90%)
• Essentielle (idiopathische) Hypertonie
• Initial Volumenhochdruck (Pressorezeptorenverstellung?, erhöhter
Sympathikotonus)
• Diskutierte Ursachen: genetisch, psychosoziale Faktoren (Stress), Ernährung
Sekundärer Hochdruck (10%)
- Widerstandshochdruck: bei Nierenerkrankungen (vermehrte Freisetzung von Renin)
- Endokrine Hypertonie (Hyperthyreose, Conn-Syndrom, Cushing-Syndrom)
- Schwangerschaftshypertonie
- Kardiovaskuläre Hypertonie (Aortenstenose, Arteriosklerose)
Primärer Hochdruck (90%)
• Essentielle (idiopathische) Hypertonie
• Initial Volumenhochdruck (Pressorezeptorenverstellung?, erhöhter
Sympathikotonus)
• Diskutierte Ursachen: genetisch, psychosoziale Faktoren (Stress), Ernährung
Hypertonie - Risikofaktoren
Hypertonie führt zu Arteriosklerose - Risikoerhöhung durch Verhalten
- Bauchumfang
- (Salz)
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Diabetes Melitus, Fettstoffwechselstörung (LDL- Cholesterin erhöht)
- Stress
- ernährung
Hypertonie - Symptome
Erhöhter Blutdruck oft bei Routineuntersuchung entdeckt, da initial oft symptomlos
Unspezifische Symptome
• Schwindelgefühl, Nervosität, Leistungseinschränkung, Nasenbluten, Schlafstörungen
Symptome durch Beteiligung anderer Organe
• Artherosklerose (Verengung und Verhärtung der Gefäße) mit
- Mangeldurchblutung Gehirn (Schlaganfall, TIA), intrazerebrale Blutungen - Mangeldurchblutung Herz: Koronare Herzkrankheit
• Linksherzhypertrophie/Linksherzinsuffizienz
• Zeichen der Niereninsuffizienz
Häufigste Todesursache: Herzinfarkt, Linksherzinsuffizienz zweithäufigste: Mangeldurchblutung Gehirn
Hypertonie
Unspezifische Symptome
• Schwindelgefühl, Nervosität, Leistungseinschränkung, Nasenbluten, Schlafstörungen
Hypertonie
Symptome durch Beteiligung anderer Organe
• Artherosklerose (Verengung und Verhärtung der Gefäße) mit
- Mangeldurchblutung Gehirn (Schlaganfall, TIA), intrazerebrale Blutungen - Mangeldurchblutung Herz: Koronare Herzkrankheit
• Linksherzhypertrophie/Linksherzinsuffizienz
• Zeichen der Niereninsuffizienz
Häufigste Todesursache: Herzinfarkt, Linksherzinsuffizienz zweithäufigste: Mangeldurchblutung Gehirn
Hypertonie - Komplikationen
Die arterielle Hypertonie wird häufig erst durch die Komplikationen bemerkt und diagnostiziert!
- Herz (Angina pectoris, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz)
- Niere (Nierenarterienstenose, Niereninsuffizienz)
- Gehirn (TIA, Schlaganfall, Vaskuläre Demenz)
- periphere Gefäße pAVK (Schaufensterkrankehit)
- Augen
Hypertonie - Verlaufsformen
1.Labile und belastungsabhängige Hypertonie
• Blutdruckwerte nur zeitweilig beziehungsweise bei Belastung erhöht
2.Stabile Hypertonie
• Dauerhaft Erhöhung der Blutdruckwerte
3.Maligne oder akzelerierte Hypertonie
• Schwere Verlaufsform mit einem systolischen Blutdruck von über 180 mmHg und/oder einem diastolischen Blutdruck von
> 110 mmHg→deutliche Symptomatik
4.Hypertensive Krise
• Plötzlich auftretender kritischer Anstieg des Blutdrucks (230/130 mmHg)
5.Hypertensiven Notfall
• Gefahr von akuten Herzversagen, Herzinfarkts
Hypertonie - Therapie 1 Ansatz
Basistherapie (bei 25% der Patienten*innen Blutdrucknormalisierung):
• Gewichtsnormalisierung (BMI < 25 kg/m2)
• Nahrung (Obst, Gemüse, Fisch, Olivenöl) vermindert das HI-Risiko um 50%
• (Kochsalz reduzieren wird überall genannt, aber neuere Studien zeigen keinen Effekt auf den Blutdruck)
• Rauchen einstellen
• Kaffee-, Alkoholkonsum reduzieren
• dynamische Ausdauertraining (3-4x/Woche 30-45 min reduziert HI-Risiko um 50%)
• Beseitigung/Behandlung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren
Hypertonie - Therapie
Medikamentöse Therapie
Stufentherapie: Monotherapie – Mehrfachtherapie • Diuretikum • Betablocker (ß1-Rezeptorenblocker) • Kalziumantagonist • ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor-Blocker Renin --> Angiotensinogen ACE --> Angiotensin 1 Angiotensin 2 --> Aldosteron --> AT1 Rezeptor
Hypertonie - Prognose
• Therapie muss meist lebenslang fortgeführt werden
• Bei konsequenter und regelmäßiger Einnahme kann das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich gesenkt werden→erhebliche Steigerung der Lebenserwartung
Problem: häufig unzureichende Compliance der Patienten*innen über 50% der Patientinnen/en ihre Medikamente nicht regelmäßig ein
Ursachen:
- Fehlender Leidensdruck
- Nebenwirkungen der Medikamente
Gefahren:
- werden Medikamente eigenmächtig abgesetzt, kann
es zu „hypertensiven Entgleisungen kommen
Arterielle Hypotonie - Definition
Arterielle Hpotonie:
RR < 100 mmHg systolisch
Sonderform: Regulatorische Hypotonie bei gut trainierten Menschen
Orthostatische Hypotonie
gestörte Blutdruckregulation
Abfall des systolischen RR um > 20 mmHg im Stehen innerhalb von 3 min
Ursache
Versacken des venösen Blutes beim Aufstehen in den Beinen Fehlende reaktive Sympathikusaktivierung
Orthostatische Hypotonie
gestörte Blutdruckregulation
Abfall des systolischen RR um > 20 mmHg im Stehen innerhalb von 3 min
Ursache
Versacken des venösen Blutes beim Aufstehen in den Beinen Fehlende reaktive Sympathikusaktivierung
Arterielle Hypotonie - Symptome
Hypotonie • Nachlassen der Leistungsfähigkeit • Depressive Verstimmung • Störung der Konzentrationsfähigkeit • Kalte Hände und Füße orthostatische Hypotonie • Schwindel • Schwarzwerden oder Flimmern vor den Augen beim Aufstehen • Plötzliche, spontan reversible Bewußtlosigkeit (Synkope) beim Aufstehen
Arterielle Hypotonie - Synkope
Synkope: reversible Bewußtlosigkeit
Ursachen
• Reflexvermittelt = Vasovagale Synkope (VVS)
Verminderung des Sympathikus (Dilatation der Blutgefäße) und Aktivierung des Parasympathikus (Verlangsamung der Herzfrequenz)
• Orthostatische Synkope (s.o.)
• Kardiovaskuläre Synkope
Herz-/Lungenerkrankungen (z.B. Arrhythmien, Aortenklappenstenose)
Herzinsuffizienz
Definition
Krankhafte Unfähigkeit des Herzens, die vom Körper benötigte Blutmenge (Herzminutenvolumen) bei normalem enddiastolischem Druck zu pumpen
Abnahme der Pumpleistung (Ejektionsfraktion ↓)
Herzinsuffizienz
• Prävalenz: ab 40 LJ 1%, ab 50 LJ 3%, ab 70 LJ 10%
• Unterscheidung nach hauptsächlich betroffener Herzkammer:
Rechtsherz-, Linksherz-, Globalinsuffizienz
• Herzinsuffizienz ist ein Symptom unterschiedlicher Genese
• Ursachen
- Hypertonie (50%)
- Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt (70%)
- Herzklappenfehler
- Perikarditis
- Myokarditis
- pulmonale Hypertonie Lungenerkrankungen (Rechtsherzinsuffizienz)
Herzinsuffizienz Prävalenz
Prävalenz bundesweit (2017) = 3,4 % (fast 2,5 Mio. Menschen in D)
• Altersabhängigkeit:
ab 40. LJ 1%, ab 50. LJ 3%, ab 70. LJ 10%
• Männer sind häufiger als gleichaltrige Frauen betroffen mit einer Geschlechterrelation von etwa 1,5:1
• Prävalenz in ländlichen Gebieten um 40% höher als in urbanen (soziodemografische Faktoren, Lebensstil, Migrationseffekte)
Herzinsuffizienz - Symptome
• Linksherzinsuffizienz:
Blut staut sich vor linkem Herzen
- Lungenödem (Wasser in der Lunge), Luftnot (Asthma cardiale)
- Leistungsminderung
- Zyanose
Herzinsuffizienz - Symptome
• Rechtsherzinsuffizienz:
Blut staut sich vor rechtem Herzen
- Venenstauung (Halsvenen)
- Gewichtszunahme mit Ödemen (Fußrücken, Unterschenkel) - Stauungsleber, Stauungsgastritis
Herzinsuffizienz Gemeinsame Symptome
- Nykturie
- Tachykardie
- Herzvergrößerung
Herzinsuffizienz – klinische Stadien
NYHA (New York Heart Association) teilt die Herzinsuffizienz in 4 klinische Schweregrade ein
NYHA I: diagnostizierte Herzkrankheit ohne Symptome u. o. Einschränkung der Belastbarkeit
NYHA II: leichte Einschränkung der Belastbarkeit; keine Symptome in Ruhe sondern erst bei stärkerer Belastung
NYHA III: starke Einschränkung der Belastbarkeit; keine Symptome in Ruhe, jedoch bereits bei leichter Belastung
NYHA IV: persistierende Symptomatik auch in Ruhe
Herzinsuffizienz - Pathophysiologie
• Parameter der kardialen Pumpleistung
- Kontraktilität (Inotropie)
- Sympatho-adrenerge Aktivierung
- Vorlast (preload)
- Nachlast (afterload)
- Herzfrequenz
• Auswurffraktion (Ejektionsfraktion) = Schlagvolumen/enddiastolisches Ventrikelvolumen
- normal> 55%
- leichtgradig eingeschränkt 45 – 54%
- mittelgradig eingeschränkt 30 – 44%
- hochgradig eingeschränkt < 30%
Die Schwere der Herzinsuffizienz hängt vom Grad der Einschränkung der Auswurffraktion ab.
Kompensationsmechanismen bei Herzinsuffizienz
• Sympathikusaktivierung + Katecholaminausschüttung ➔Steigerung der Herzfrequenz und Kontraktionskraft
• Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems ➔ Angiotensin II ➔ Vasokonstriktion
➔ Aldosteron Na+ und Wasserretention ➔ Vorlast
• Vasopressin-Aktivierung ➔ Wasserretention
• Freisetzung der natriuretischen Peptide
• Herzhypertrophie
• Parameter der kardialen Pumpleistung
- Kontraktilität (Inotropie)
- Sympatho-adrenerge Aktivierung
- Vorlast (preload)
- Nachlast (afterload)
- Herzfrequenz
• Auswurffraktion (Ejektionsfraktion) =
Schlagvolumen/enddiastolisches Ventrikelvolumen
- normal> 55%
- leichtgradig eingeschränkt 45 – 54%
- mittelgradig eingeschränkt 30 – 44%
- hochgradig eingeschränkt < 30%
Kompensationsmechanismen bei Herzinsuffizienz
• Sympathikusaktivierung + Katecholaminausschüttung ➔Steigerung der Herzfrequenz und Kontraktionskraft
• Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems ➔ Angiotensin II ➔ Vasokonstriktion
➔ Aldosteron Na+ und Wasserretention ➔ Vorlast
• Vasopressin-Aktivierung ➔ Wasserretention
• Freisetzung der natriuretischen Peptide
• Herzhypertrophie
Herzinsuffizienz Therapie
Kausal (ursächliche Erkrankungen behandeln)
Symptomatisch - Allgemeinmaßnahmen
Symptomatisch - Medikamentöse Therapie
Herztransplantation als ultima ratio
Herzinsuffizienz - Therapie
Kausal (ursächliche Erkrankung behandeln)
- Therapie einer arteriellen Hypertonie
- Revaskularisierung bei KHK
- Therapie einer Myokarditis, Kardiomyopathie
- Operative Therapie von Herzklappenfehlern
Herzinsuffizienz Therapie
Symptomatisch - Allgemeinmaßnahmen
• Reduktion Risikofaktoren (s. KHK)
• bei bettlägerigen Patienten*innen: Thromboseprophylaxe,
Atemgymnastik, Stuhlregulation
• Weglassen von Medikamenten, die eine Herzinsuffizienz fördern
Herzinsuffizienz therapie
Symptomatisch – Medikamentöse Therapie
• Entlastungstherapie des Herzens
- ACE-Hemmer (senken den Blutdruck, damit die Herzarbeit)
- AT II-Blocker, AT I-Antagonisten (gleicher Effekt wie ACE-Hemmer)
- Betarezeptorenblocker
- Diuretika (Wasserausscheidung):
• Kontraktilitätssteigerung
- Digitalis
Herzinsuffizienz Prognose
je mehr stationäre Behandlungen notwendig sind umso schlechter die Prognose
Je hochgradiger die Herzinsuffizienz umso schlechter die Prognose
5 Jahresüberlebensrate ca 50%
Heute Fokus auf Früherkennung von Verschlechterung & frühzeitige Intervention
Zunehmend wichtige Rolle der Telemedizin
Herzinsuffizienz und Depression
• Prävalenz der Depression ist bei Herzinsuffizienz 2 – 4 mal so hoch wie in der Bevölkerung
• Mortalität der Herzinsuffizienz ist bei gleichzeitiger Depression erhöht
• eine wechselseitige pathogenetische Beeinflussung ist anzunehmen,
wissenschaftliche Belege gibt es zur Zeit keine
• Es gibt zur Zeit keine Evidenz, dass eine antidepressive Therapie bei depressiven Patienten mit Herzinsuffizienz die Morbidität und Mortalität günstig beeinflusst