Wahlen, Parteien, Parteisysteme Flashcards

1
Q

Mehrheitswahlreicht (Majorz): reiner Majorz

A
  • Einerwahlkreise, Kandidat mit relativer Stimmenmehrheit gewisst
  • “first-past-the-post”, “the winner takes it all”
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2
Q

Mehrheitswahlreicht (Majorz): Variationen

A
  • mehrere Wahlgänge
    • FR: wenn Kandidat bei erstem Mal nicht > 50% erhält → Stichwahl
  • Präferenzwahlsystem
    • AU: Wähler geben Reihenfolge an
  • etc.
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3
Q

Verhältniswahlrecht (Proporz): reiner Proporz

A
  • gesamtes Land ist ein Wahlkreis
  • Listen gewinnen Sitze im Verhältnis zu erhaltenen Stimmen
    • geschlossene Liste, nicht veränderbar durch Wähler
  • z.B. Israel, Niederlande
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4
Q

Verhältniswahlrecht (Proporz): Variationen

A
  • CH:
    • panachieren: eigene Liste aus Kandidaten erstellen
    • kumulieren: Kandidaten mehrmals aufschreiben → mehr Gewicht
  • Sperrklauseln (DE: 5% Hürde)
  • spezielle Sitzzuteilungsverfahren für “Reststimmen” durch Kommazahlen
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5
Q

Duverger’s Gesetz

A

Majorz → Zweiparteiensystem
Proporz → Vielparteiensystem

wird in CH bestätigt (Einführung Proporz 1919):
→ besonders SP & SVP haben profitiert

1918:
- FDP > 50%
- CVP ca. 20%
- SP ca. 10%

1920
- FDP ca. 30%
- CVP ca. 20%
- SP ca. 20%
- SVP ca. 15%

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6
Q

Konfliktlinien nach Lipset & Rokkan (Cleavage-Theorie): Überblick

A

Kirche vs. Staat
Zentrum vs. Peripherie
Stadt vs. Land
Kapital vs. Arbeit

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7
Q

Konfliktlinien nach Lipset & Rokkan (Cleavage-Theorie): Kirche vs. Staat

A

Soll politisch Macht durch Religion legitimiert werden?
→ Mittelalter

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8
Q

Konfliktlinien nach Lipset & Rokkan (Cleavage-Theorie): Zentrum vs. Peripherie

A

Zentralismus oder Föderalismus? Einmischung des Staats?
→ Verfassungsgeschichte DE, CH

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9
Q

Konfliktlinien nach Lipset & Rokkan (Cleavage-Theorie): Stadt vs. Land

A

verschiedene Lebenswelten & Ansichten
→ Industrialisierung

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10
Q

Konfliktlinien nach Lipset & Rokkan (Cleavage-Theorie): Kapital vs. Arbeit

A

Kapitalismus: Spaltung in arbeitende und besitzende Klasse

→ Industrialisierung

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11
Q

Lipset & Rokkan: Fazit

A

“frozen party system”, da Konflikte immer nachwirken werden

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12
Q

FDP:

A

Staat, Zentrum, Stadt, Kapital

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13
Q

CVP:

A

Kirche, Peripherie, Land, Kapital

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14
Q

SVP:

A

Staat, Peripherie, Land, Kapital

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15
Q

SP & Grüne:

A

Staat, Zentrum, Stadt, Arbeit

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16
Q

“Dealignment”

A
  • abnehmende Parteibindung
  • mehr Wechselwähler
  • Issue- und Kandidatenorientierung

Abweichungen in CH heute von Lipset & Rokkan’s Theorie

17
Q

wichtigste Konfliktlinien heute nach (Ingleheart):

A

links vs. rechts
sozioökonomischer Konflikt
(weiterhin Arbeit vs. Kapital)
-> Bsp: Staatseingriffe in Wirtschaft?

Materialismus vs. Postmaterialismus
z.B. Ökonomie vs. Ökologie
(1980er Aufstieg der Grünen)
-> Bsp: Umweltschutz vor Wirtschaftswachstum?

Gewinner vs. Verlierer der Globalisierung
Öffnung vs. Abgrenzung
(1990er Aufstieg der SVP, später AfD, UKIP…)
-> Bsp: EU-Mitgliedschaft?

18
Q

Nationalrat: Wahlsystem

A
  • seit 1919 Proporz
  • Kantone bilden Wahlkreise
  • Sitzzuteilung nach Hagenbach-Bischoff
  • Kantone mit nur einem Sitz → faktisch Majorz
    • AI, AR, UR, GL, NW, OW
19
Q

Ständerat: Wahlsystem

A
  • Wahlverfahren ist je nach Kanton unterschiedlich
  • i.d.R. Majorz mit Stichwahl
  • Ausnahmen
    • JU, NE: Proporz
    • AI: Landsgemeinde
20
Q

(fehlende) Wahlbeteiligung

A

in CH ca. 25% tiefer als im restlichen Europa

  • 1919: 80%
  • 2019: 45%
21
Q

Erklärungen für tiefe Wahlbeteiligung: Überblick

A

Erklärung 1: Konkordanz statt Konkurrenz (Konsens in Forschung)
(Erklärung 2: spätes Frauenwahlrecht)
Erklärung 3: Direkte Demokratie → “low salience” Wahlen (umstritten in Forschung)

22
Q

Erklärung 1: Konkordanz statt Konkurrenz (Konsens)

A

geringer Wettbewerb zwischen Parteien, da am Ende sowieso immer gleiche, übergroße Koalition herauskommen wird

23
Q

(Erklärung 2: spätes Frauenwahlrecht)

A
  • dadurch haben ältere Frauen nie Interesse für Politik entwickelt
  • gleicht sich in jüngeren Generationen aber aus
24
Q

Erklärung 3: Direkte Demokratie → “low salience” Wahlen (umstritten)

A
  • Wähler können Gesetze in Referenden “korrigieren”, daher wenig relevant, welche Partei sie in den Nationalrat wählen
  • ABER: Direkte Demokratie fördert Interesse für Politik
    • Kantone: hohe direkte Demokratie → hohe Wahlbeteiligung
25
Q

individuelle Gründe für Wahlbeteiligung

A

Ressources
Verständnis, politisches Wissen, Informiertheit
→ Ausbildung, Erfahrung (Alter)

Motivation
Interesse für Politik
→ Lebensabschnitt, Persönlichkeit, (Geschlecht)

Mobilisation
Kampagnen, Vereinsmitgliedschaft

26
Q

Kategorien von Nichtwählern

A
  • zufrieden Dessinteressierte
  • Inkompetente
  • sozial Isolierte
  • Politikverdrossene
  • abstimmende Nichtwähler → stimmen bei Referenden ab, nicht aber bei bspw. Nationalratswahlen
  • unkonventionell Partizipierende (Demonstrationen etc.)
27
Q

Funktionen von Parteien

A
  1. Bindeglied zwischen Bürger und Staat
  2. repräsentieren Werte und Interessen der Anhänger
  3. Artikulation und Aggregation (Bündelung) politischer Probleme
  4. mobilisieren Wähler
  5. rekrutieren politisches Personal, Auslese, Bürger haben Chance auf Politik-Karriere
28
Q

Parteiengeschichte CH

A
  • Regenerationszeit: Bürgervereine
  • im 19. Jahrhundert
    • Liberalismus
      • “freisinnige Großfamilie” → reagieren bis 1890 allein
    • Sozialismus
    • Konservatismus
  • Anfang 20. Jahrhundert
    • 1917 Gründung SVP
    • Spaltung zwischen Bürgertum & Linken bedeutendster Konflikt
    • SP 1931 stärkste Partei im Nationalrat, aber von Regierung ausgeschlossen
    • rechtsradikale Frontbewegung, sympathisiert mit Hitlertum & Faschismus
  • nach WWII
    • 1959: Regierungskonkordanz von FDP, CVP, SP, SVP
29
Q

Aktuell: tripolares Kräftesystem

A

links: Grüne & SP

mitte: CVP, FDP

rechts: SVP
- Aufstieg der SVP
- politisiert, legt sich mit allen an, verweigert Kompromiss
- 2015 stärkste Partei der Schweiz seit 1919

30
Q

Problem für alle Parteien

A

schwindende Parteiidentifikation

  • agilere Positionierung
  • Personalisierung der Politik
  • ergänzende Artikulationsformen
    • Friedens-, Umwel- oder Frauenbewegung
    • integrationsfeindliche Aktion (AUNS)
31
Q

Parteienvielfalt in der Schweiz

A
  • bilden sich in Bevölkerungsreichen Kantonen, da dort Chancen größer sind
  • direkte Demokratie: Parteien als Einthemenbewegungen
32
Q

Parteiorganisation

A
  • auf nationaler Ebene sehr gering
  • geringe Kompetenzen
  • keine staatliche Parteienfinanzierung
    • Spenden müssen nicht deklariert werden

Ausnahme SVP:
- Christian Blocher hat Zentralisierung der Partei gegen alle Widerstände erreicht
- eigene TV-Sendungen und Zeitungen
- intensive Basisarbeit

Probleme:
- Wettbewerbsverzerrung durch ungleiche finanzielle Mittel
- fehlende Transparenz