direktdemokratische Institutionen und Ihre Geschichte Flashcards

1
Q

Trend insgesamt (direkte Demokratie weltweit)

A

weltweit Zunahme direkter Demokratie in letzten 100 Jahren zu beobachten

→ neben CH auch EU-Volksabstimmungen (Verfassung, € etc.)

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2
Q

partizipative, direkte Demokratie

A

> Jean-Jaques Roussseau (volonté générale)
heute: Barber, Pateman, Habermas, Dryzek

  • Kontrolle der Regierenden durch direkte und häufige Beteiligung
  • erzieherische Wirkung politischer Beteiligung
    • nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Beteiligung hat inhärenten Wert
  • verbessert deliberative Qualität der Politik
  • führt zu Integration in Gemeinschaft
    • Identifikation
    • Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen
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3
Q

liberale, repräsentative Demokratie

A

> John Locke
heute: Schumpeter

Kritik an direkter Demokratie:
- Entscheidungen sind zu komplex → Inkompetenz & Überforderung der Bürger
- s. Verrechnungssteuer
- empirisch: 1/3 der Abstimmenden (CH) wissen nicht, worum es geht
- moderne Gesellschaften sind zu groß
- physische Versammlung der gesamten Schweiz unmöglich
→ direkte Demokratie = Utopie

Lösung:
- Delegation der Macht an Eliten
- kompetitive Auswahl der Repräsentanten durch Wahlen

→ „competitive elitism“

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4
Q

Schumpeter (1962): Reaktion auf Funktionieren der direkten Demokratie in CH

A

Probleme seien in CH so simpel, dass sogar die einfachen Bürger sie verstünden

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5
Q

constitutionally required referendums

A

decision controlling: obligatorisches Referendum

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6
Q

facultative referendums, initiated by representatives

A
  • in CH nicht vorhanden
  • Bsp. FR: Präsident veranlasst Volksbstimmung
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7
Q

referendum initiated a number of citizens

A
  • decision controlling: abrogative and rejective
  • desicion-promoting: popular initiative (Volkinitiative)
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8
Q

Obligatorisches Referendum: Anwendungsbereich

A
  • Verfassungsänderungen
  • Beitritt zu supranationalen Organisationen
  • dringliche Bundesbeschlüsse ohne Verfassungsgrundlage (1 Jahr nach Inkrafttreten)
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9
Q

Obligatorisches Referendum: Bedingungen

A
  • automatische Abstimmung
  • doppeltes Mehr → Volk und Stände
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10
Q

Fakultatives Referendum: Anwendungsbereich

A
  • alle Gesetze (auch Veränderungen bereits bestehender)
  • referendumspflichtige Bundesbeschlüsse
  • gewissen völkerrechtliche Verträge
    • unterhalb Supranationalität
    • z.B. Personenfreizügigkeit bei EU-Erweiterung
  • dringliche Bundesbeschlüsse mit Verfassungsgrundlage (1 Jahr nach Inkrafttreten)
    • Corona Gesetz & zweite Revision desselben
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11
Q

Fakultatives Referendum: Bedingungen

A
  • 50 000 Unterschriften in 100 Tagen
  • oder 8 Kantone
  • einfaches Mehr genügt → Volksmehr
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12
Q

Volksinitiative: Anwendungsbereich

A
  • Volksinitiative auf Totalrevision der Verfassung
    • 1935 “Frontisten” → nach Vorbild Nazis
  • Volksinitiative auf Teilrevision der Verfassung
    • z.B. Artikel hinzu oder weg
    • recht häufig
  • formale Gestaltung
    • formuliert: wird so übernommen, falls angenommen (Regelfall)
    • allgemeine Anregung: BR + Parlament sollen ausarbeiten (noch nie angewandt)

→ i.d.R. ausgearbeitete Volksinitiative auf Teilrevision der Verfassung

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13
Q

Volksinitiative: Bedingungen

A
  • 100 000 Unterschriften in 18 Monaten
  • doppeltes Mehr → Volk und Stände
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14
Q

VI: Einschränkung des Bottom-Up Charakters durch Parlament

A
  • Gültigkeitsprüfung
    • Einheit der Form und Materie (nur 1 Thema)
    • Einhaltung zwingender Bestimmungen des Völkerrechts
      • Parlament macht nur selten Gebrauch von Recht, Volksabstimmung für völkerrechtswidrig zu erklären, da politische, nicht juristische Institution
  • Gegenvorschlag
    • direkt: Verfassungsstufe
    • indirekt: Gesetz, in dem Teile der Initiative aufgegriffen werden
    • doppeltes “Ja” seit 1987 → dann Stichfrage
  • Umsetzung
    • Parlament arbeitet Umsetzungsgesetz aus
      • Masseneinwanderungsinitiative: Parlament hat Initiative stark abgeschwächt
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15
Q

Die Entwicklung der Volksrechte: Kontinuitätsthese

A

> Eidgenossen waren schon immer Direktdemokraten
→ Landsgemeindekantone (SZ, UR, OW, NW, ZG, GL, AR, AI, GR)

ABER
- Landsgemeinden = deliberative Demokratien, nicht Abstimmungsdemokratien
(nicht Vorgänger der Volksabstimmungen)
- Abschaffung (überall außer AI & GL)

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16
Q

Die Entwicklung der Volksrechte: Diskontinuitätsthese

A

> Demokratie als Import der französischen Revolution

→ Helvetik 1798: Verfassungsreferendum inkludiert

17
Q

Entwicklung in den Kantonen : 1830er Jahre / liberale Regeneration

A
  • Verfassungsreferendum in meisten Kantonen
  • keine anderen Referenden
  • stark repräsentative Verfassungen
18
Q

Entwicklung in den Kantonen : Mitte des 19. Jahrhunderts

A
  • Vetobewegung: Modernisierungsverlierer verlangen Einführung von Volksveto
  • SG: Vetorecht des Volkes gegen Parlamentsbeschlüsse
19
Q

Entwicklung in den Kantonen : 1860er Jahre

A

“demokratische Bewegungen” führen zu flächendeckender Einführung von Gesetzesinitiativen

20
Q

Entwicklung auf Bundesebene: 1848

A

Verfassungsreferendum + Verfassungsinitiative auf Totalrevision

21
Q

Entwicklung auf Bundesebene 1874

A

+ Gesetzesreferendum fakultativ

22
Q

Entwicklung auf Bundesebene 1891

A

+ Verfassungsinitiative auf Teilrevision

-> entscheidender Schritt

23
Q

Entwicklung auf Bundesebene 1949

A
  • Resolutives Referendum
    • obligatorisch & fakultativ
    • gegen dringliche Bundesbeschlüsse (Reaktion auf WWII-Praxis)
24
Q

Entwicklung auf Bundesebene: irgendwann Mitte/Ende 20th c.

A

Staatsvertrag

25
Q

Entwicklung auf Bundesebene: 2003

A
    • Allgemeine Volksinitiative
      • 2011 wieder abgeschafft!
      • ähnlich Teilrevision der Verfassung aber für normale Gesetze
      • war “Totgeburt”, da zu komplex
26
Q

“halbdirekte Demokratie”

A

> Zusammenwirken von Regierung, Parlament & Volk in einem Gesamtsystem

Volk: Kontrollinstanz für wichtigste Fragen
Parlament: entscheidet über nächstwichtige Fragen
Regierung: zuständig für Fragen geringer Tragweite
→ einzigartig weltweit

27
Q

Nutzung der Volksrechte

A
  • zunehmende Nutzung direktdemokratischer Instrumente
    • v.a. bei Oppositionsinteressen
  • ABER: inzwischen oft “Wahlhilfe” für Regierungsparteien
    • Parteien sind eigentlich gut in Parlament vertreten, lancieren trotzdem Volksinitiative, um Aufmerksamkeit zu generieren
  • stabile Erfolgsquoten bei obligatorischen & fakultativen Referenden
28
Q

Annahmeraten (1848 - 2020)

A
  • obligatorische Referenden: Zunahme (von 48% auf 75%)
  • fakultative Referenden: Zunahme (von 30% auf 68%)
  • Volksinitiativen: Rückgang (von 20% auf 9%)
    • aber: in letzten 10-20 Jahren wieder Zunahme

Grund: Zauberformel (Konkordanz)

→ Verringerung der Blockade-Wirkung (trotzdem noch reelle Gefahr)

29
Q

Kantone sind “Kaleidoskop”

A

stärker ausgebaute Volksrechte

  • Gesetzesinitiativen
  • Finanzreferendum
30
Q

Vergleich zwischen Kantonen

A

Stuzer-Index

  • Ost- und Zentralschweiz: sehr direktdemokratisch
  • Westschweiz: weniger direktdemokratisch
31
Q

Vergleich Kantone mit Bundesebene

A
  • bessere Chancen für Initiativen
  • hohe Annahmerate für obligatorische Referenden

→ Kantone sind direktdemokratischer als Bund