VL5: Warum wir machen was wir machen: Motivation allein macht nicht glücklich Flashcards
Intentionen sind
bewusste Verhaltensabsichten, die durch eigenes Handeln realisiert werden sollen
• sind zentral für Verhaltenssteuerung, da sie die Auswahl und Hierarchisierung von Verhaltensweisen lenken
• lenken den Einsatz von Ressourcen wie Zeit, Mittel, Energie, Fähigkeiten
„Ich habe die Absicht, mich an die Hygienemaßnahmen an der MSB zu halten.“
Motivationsmodelle gehen davon aus,
dass Intentionen der beste Prädiktor für Verhalten sind
Motivationsmodelle erklären was uns motiviert, nicht aber
wie wir unsere Ziele realisieren
Intentionen sind eine wichtige, aber
keine hinreichende Bedingung für Gesundheitsverhaltensänderungen
Motivation ungleich verhalten
Die Intentions-Verhaltenslücke beschreibt
die Diskrepanz zwischen Absichten und Verhalten
Gründe für die Intentions-Verhaltenslücke
• soziale Ursachen
• emotionale Ursachen
• äußere Barrieren
• habituelle Ursachen (vgl. implizite Prozesse)
• kognitive Ursachen
(z.B. Rechtfertigungsstrategien, fehlende Selbstregulationskompetenzen)
Motivierte Personen haben
meist ein „volitionales Problem“
Selbstregulation ist
die absichtliche und aktive Steuerung von Gefühlen, Gedanken und Verhalten
Volition bezeichnet
den Prozess, wie Ziele in Verhalten umgesetzt werden
Selbstregulation umfasst verschiedene selbstregulative Strategien
• Zielsetzung
• Planung (z.B. Gollwitzer, 1999)
Selbstbeobachtung/Handlungskontrolle • Regulation emotionaler Reaktionen (z.B. Belohnungsaufschub)
Belohnungsaufschub
ist die Fähigkeit auf kurzfristige Belohnungen zu verzichten (Mischel, 1972, 1996)
• engl. delay of gratification
• Fähigkeit, eine kurzfristig erhältliche, geringe Belohnung (z.B. kurzfristige Entspannung durch Rauchen; sommerliche Bräune) zugunsten einer später eintretenden, aber attraktiveren Belohnung (z.B. Minimierung des Erkrankungsrisikos durch Nichtrauchen; weniger Falten/verringertes Hautkrebsrisiko) auszuschlagen
Marshmallow Test
ist ein experimentelles Paradigma, um die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub zu erfassen (Mischel, 1972, 1996)
• Kindern wird erklärt, dass sie eine attraktivere Belohnung (z.B. weitere Süßigkeit) erhalten, wenn sie warten, bis der/die Versuchsleiter/in zurückkommt (ca. 15 Minuten)
• die Kinder können den/die Versuchsleiter/in vorher mit einer Klingel zurückrufen, erhalten dann aber nur eine weniger attraktive Belohnung
Ab wann Kinder zum Belohnungsaufschub fähig sind (Mischel, 1972, 1996)
• Kindergartenalter (3-5 Jahre):
müssen noch instruiert werden, sich während des Wartens mit angenehmen Dingen zu beschäftigen, haben unzureichenden Wissen über effektive Strategien (z.B. Objekt nicht anschauen)
• Schulalter (5-6 Jahre):
können schon spontan Gebrauch von Selbstkontrollstrategien machen (z.B. Auge zu halten)
• Ab ca. 10 Jahren:
verfestigtes Wissen über Selbstkontrollstrategien, regelmäßiger Erfolg im Belohungsaufschub
Planung und Handlungskontrolle sind
selbstregulative Strategien, die die Intentions-Verhaltenslücke überbrücken
36
Pläne legen fest,
wann, wo und wie ein Verhalten ausgeführt wird
38
Implementierungsintention
(Gollwitzer, 1999)/
engl. implementation intentions
syn. Handlungspläne
(Sniehotta et al., 2005)/ (engl. action plans)
das Formulieren von Implementierungsintention bezeichnet
eine Strategie der Selbstregulation von zielgerichtetem Verhalten
• unterstützt die Zielrealisierung (Volition)
• eine zielführende Reaktion wird mental an Hinweisreize einer antizipierten
Handlungssituation (z. B. Event, Zeit und/oder Ort) geknüpft
• z. B. «Wenn Situation X auftritt, dann werde ich Verhaltensweise Y ausführen»
Pläne können unterschiedliche Formate haben
was wann wo wie Struktur Snihotta Handlungspläne Hewältigungspläne Wenn dann Struktur implementierungsintention Gollwitzer mentale Verknüpfung von Verhalten & situationsspezifischem Hinweisreiz (z.B. Event, Zeit und/oder Ort) →„automatisiertes“ Auslösen des Verhaltens sobald im Plan festgelegter Hinweisreiz auftritt
Handlungskontrolle ist
während einer Handlung relevant
• engl. action control
• Anders als bei der Handlungsplanung ist Handlungskontrolle während der konkreten Handlung zur Umsetzung der Ziele wichtig (z.B. Selbstbeobachtung)
• selbstregulative Strategie, die der Umsetzung von schwer realisierbaren Verhaltenszielen dient, indem sie zielkongruentes Verhalten unterstützt und gegen konkurrierende Handlungstendenzen abschirmt
• Setzt sich aus 3 Facetten zusammen
Handlungskontrolle umfasst 3 Facetten
1) Bewusstheit der eigenen Ziele (engl. awareness of standards)
→das intendierte Verhalten ist mental repräsentiert
„In den letzten vier Wochen habe ich mir immer bewusst gemacht, was mein Aktivitätsziel ist.“
2) Selbstbeobachtung (engl. self-monitoring)
→Vergleich von tatsächlichen mit intendierten Verhalten
„In den letzten vier Wochen habe ich stets beobachtet, wieviel ich trainiere.“
3) Regulationsbemühungen (engl. self-regulatory effort)
→Anstrengung, um das tatsächliche, dem intendierten Verhalten anzunähern
„In den letzten vier Wochen habe ich alles dafür getan, wirklich regelmäßig zu trainieren.“
HAPA Prozessmodell gesundheitlichen Handelns
Health action process approach schwarzer
vereint erstmals motivatonale und volitionale Prozesse
1a. Risikowahrnehmung
1b. Selbstwirksamkeit
2. Intention
3. Planung, Handlungskontrolle
4. Verhalten
4a. Barrieren und Ressourcen
Prämotivationale Konstrukte im Überblick
Risiko- wahrnehmung
Handlungsergebnis- erwartungen
Selbstwirksamkeit
Risiko- wahrnehmung
d.h. die subj. wahrgenommene Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines bestimmten negativen Ereignisses (z.B. Auftreten einer Krebserkrankung; engl. risk perception)
Handlungsergebnis- erwartungen
ist die Erwartung einer Person, dass ein Verhalten bestimmte Konsequenzen zur Folge haben wird (engl. outcome expectancy)
Selbstwirksamkeit
ist die subjektive Gewissheit, neue oder schwierige Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenz bewältigen zu können (engl. self-efficacy)
Planung
Ex-Situ StrategienPlanung findet statt, bevor eine Person in der betreffenden Situation ist
Prospektive Bildung von Situations- Verhaltens-Kontingenzen
Bei Auftreten eines im Plan spezifizierten Situationsreizes soll geplante Handlung leichter erinnert und schließlich ausgeführt werden
Handlungskontrolle
In-Situ Strategien
Handlungsbegleitend und nachbereitend
Person muss sich der Intention bewusst sein (Soll-Zustand)
Man muss über Ist-Zustand informiert sein und diesen mit Soll-Zustand vergleichen
Bei Diskrepanz soll Verhalten so reguliert werden, dass Diskrepanz verringert wird.
Wir werden eher unsere Ziele erreichen, d.h. tatsächlich Verhalten ändern …
• … wenn wir motiviert sind (Intentionen, Ziele)
• … wenn wir davon überzeugt sind, aufgrund unserer eigenen Kompetenz etwas
bewältigen zu können (Selbstwirksamkeit, Verhaltenskontrolle)
• … wenn wir kurzfristigen Belohnungen zugunsten von später eintretenden
Konsequenzen widerstehen können (Belohnungsaufschub)
• … wenn wir unsere Ziele mit konkreten Hinweisreizen verknüpfen
(Handlungspläne/Implementierungsintentionen)
• … wenn wir unser Verhalten beobachten und mit unseren
Zielen abgleichen (Handlungskontrolle)