VL4: Implizite PROZESSE Flashcards
Metamodell der klassiker
Wertigkeit Fähigkeiten Motivation Möglichkeiten/Umgebung Verhalten
Motivationsmodelle sind aus 3 Gründen „reif für die Rente“
keine impliziten Prozesse
Verhalten wird isoliert betrachtet
Motivation als wichtigster Prädiktor für Verhalten
Allen Modellklassikern
liegt das gleiche Menschenbild zugrunde
Menschen handeln immer überlegt und rational
Implizite Prozesse werden in den klassischen Motivationsmodellen nicht abgebildet
Implizite Prozesse:
Finden meist innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde statt, nachdem ein Reiz wahrgenommen wurde, ohne dass der Person dies bewusst ist
Entscheidend für den Popcornkonsum ist
nicht der Geschmack, sondern wo Personen das Popcorn essen
Gewohnheiten beruhen auf
einer Lerngeschichte
Bildung von Gewohnheiten
• Speichern von Assoziationen im Gedächtnis zwischen
stabilen Kontext-Merkmalen (sog. Hinweisreize) und Verhalten
Typische Auslöser von Gewohnheiten
• Umweltreize
internale Zustände Anwesenheit von typischen Interaktionspartnern
Wodurch sich Gewohnheiten auszeichnen
• automatisch (Bargh, 1994)
• benötigen keine Absicht
(Intentionalität)
• können ohne Aufmerksamkeit
ausgelöst werden
• werden außerhalb von willentlicher Kontrolle ausgelöst (Kontrollierbarkeit)
• benötigen wenig/keine Anstrengung (Mentale Effizienz)
Wie Gewohnheiten entstehen
- erlernt durch Wiederholung ein einem konsistenten Kontext (Lally et al., 2010)
- abhängig vom Auslöser/Hinweisreiz
Gewohnheitsbildung ist das „Gegenteil“ von Habituation
• Habituation = Gewöhnung
• „Gegenteil von Gewohnheitsbildung“
• Allmähliche Abschwächung der Verhaltensreaktion auf einen Reiz
• Tritt auf, wenn ein Reiz wiederholt präsentiert wird
• Beispiel: Aplysia (einfache Meerschnecke)
• Wiederholter Reiz: Berührung Siphon Reaktion: Zurückziehen Siphon/
Kiemen Rückzug in Mantel
Wozu Gewohnheiten messen?
Verhaltensmaße
• Dauer, Frequenz und Intensität des Verhaltens entscheidend
• „Quantität des Verhaltens“
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Gewohnheiten
• Wenn Person Verhalten zu einer Gewohnheit geworden ist = Person fällt es leicht/kostet Person kaum Überwindung Verhalten auszuüben
• „Qualität der Verhaltensausübung“
• Gewohnheitsstärke hat gute Vorhersagekraft für Rückfälle und zukünftiges Verhalten (Gardner et al. 2011)
Wie Implizite Prozesse messen?
• Explizite/direkte Erhebungsmaße beziehen sich auf das, was Personen selbst berichten
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Vorlesung M18GP Gesundheitspsychologie
• Erhebungsmaße, bei denen spontane, evaluative Assoziationen auf ein Objekt erfasst werden, ohne dass dies auf verbalen Angaben beruht
• Indirekte Erhebungsmaße beruhen häufig auf Reaktionszeitmessungen
• z.B. Implizite Assoziationstest (IAT;
Die Bildung von Gewohnheiten lässt sich am besten als
asymptotische Kurve modellieren
Die Dauer der Gewohnheitsbildung
variiert je nach Verhalten
• Für alle Verhaltensweisen: 66 Tage 95% der Asymptote erreicht sindMedian = 91 Tage (44-118) Median = 65 Tage (35-106) Median = 59 Tage (39-75)
• „Verpasste Gelegenheiten“ zeigte
kein Zusammenhang mit Rückgängen in der Gewohnheitsstärke
Gewohnheitsbildung braucht
Geduld und gute Hinweisreize
• Regelmäßigkeit: Regelmäßige Verhaltensausübung (täglich, jede Woche etc.)
• Konsistenz: Verhalten im GLEICHEN Kontext ausüben
• Verhalten an „gute“ Hinweisreize koppeln:
Gewünschtes Verhalten an Hinweisreize koppeln, die salient sind und täglich auftreten in vertrauter Umgebung
• Autonomie unterstützen: Zielverhalten auswählen, das zu einem passt
• Technik der Verhaltensänderung:
Selbstbeobachtung (tägliches Einloggen/Verhaltensreflexion machen: ausgeführt oder nicht?)
• Erwartungsmanagement:
Rückfälle und Dauer der Gewohnheitsbildung „Aussetzer sind ok“
„Je komplexer das Verhalten, desto länger dauert es“
Implizite Prozesse
- Ohne Absicht, Anstrengung oder Bewusstsein
- Stört andere, gleichzeitig ablaufende kognitive Prozesse nicht
- „schnell und impulsiv“ = implizit
- Bottom-up Prozesse
Explizite Prozesse
- Absichtlich, aufwendig und bewusst
- Unterliegt willentlicher Kontrolle, reflexiv
- „abgewogen und genau“=explizit
- Top-down Prozesse
Reflexive und impulsive Prozesse stehen in einem ständigen Konflikt miteinander
472 Informationsverarbeitungs- tendenzen stehen meist im Konflikt: impulsive Tendenz versus reflexive Tendenz
[Die schon bekannten Motivationsmodelle der Gesundheitsverhaltensänderung zielen darauf ab, diese reflexive Tendenz zu stärken]
Welcher der 2 Prozesse „gewinnt“ hängt von
Randbedingungen ab
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Implizite Prozesse können
Potential zur Verhaltensaktivierung zu Ungunsten des intendierten, reflexiven
Verhaltens beeinflussen
Ansätze für Interventionen
Top DOWN
Reflexive Prozesse so stärken, dass impulsive Tendenzen „überschrieben“ werden z.B. Handlungspläne machen
(sog. Implementierungs-Intentionen)
BOOTOM UP
• Implizite Reaktionen auf bestimmte Reize direkt verändern:
• z.B. Priming
• z.B. Unterbrechung der fluiden Handlungssequenz
Priming (sog. Bahnung) =
bezeichnet in der Psychologie die Beeinflussung der Verarbeitung eines Reizes (z.B. Wahrnehmung einer Person/Haus) dadurch, dass ein vorangegangener Reiz (z.B. Kaffeeduft) implizite Gedächtnisinhalte aktiviert hat
Subliminales Priming
• Subliminal = unterschwellige Darbietung bzw. Wahrnehmung von Reizen (nicht bewusst wahrnehmbare Reize)
• Präsentieren eines z.B. visuellen Reizes im Bereich von 10 bis 50ms
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Softdrinkkonsum als Zielverhalten von Interventionen
• Konsum von zuckerhaltigen Getränken führt zu erhöhter Konzentration von z.B. LDL-Cholesterin (Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) im Blutplasma
(Stanhope et al., 2015)
• Führt zu höherer Fettdeposition in Leber, Skelettmuskulatur und Bauchhöhle (Viszeralfett) verglichen mit dem Konsum von Wasser, Milch und kalorienfreien Getränken
Subliminales Priming mit dem Namen
eines durstlöschenden Getränkes
erhöht die Intention, dieses Getränk auch kaufen zu wollen, jedoch nur bei durstigen Teilnehmenden!
erhöht die Wahrscheinlichkeit der Wahl dieses Getränkes, jedoch nur bei durstigen Teilnehmenden!
Fazit Subliminales Priming
kurzfristig Kognitionen und Auswahlverhalten (im Labor!) können beeinflusst werden
unter ganz bestimmten Bedingungen:
wenn subliminaler Prime zielrelevant ist/Bedürfnis entspricht
Duale Prozessmodelle bilden einen ganzheitlicheren Zugang zur Gesundheitsverhaltensänderung ab
- Kombination aus reflexiven und impulsiven Faktoren: ganzheitlicher(er) Zugang zur Gesundheitsverhaltensänderung als klassische Motivationsmodelle
- Noch sehr neu: Bislang eher noch wenig Befunde zu impulsiven Verhaltensprädiktoren
- Neue Interventionszugänge zur Steuerung der Impulse, die mit klassischen reflexiven Techniken kombiniert werden können
- Interventionen zur Impulsveränderung: Generalisierung über das Labor- Reizmaterial hinaus (ins richtige Leben) klappt offenbar nicht immer oder ist begrenzt, aber: vielversprechende Anfänge!