VL5 Kindheit 1 Flashcards
Was sind Piagets vier Hauptkonstrukte der kognitiven Entwicklung?
- Strukturierung kognitiver Schemata: Kinder bauen zusammenhängende, widerspruchsfreie Wissenssysteme auf.
- Äquilibration: Gleichgewicht zwischen Wahrnehmung und Schema durch Assimilation und Akkomodation.
- Assimilation: Integration neuer Wahrnehmungen in bestehende Schemata.
- Akkomodation: Anpassung der Schemata, um neue Wahrnehmungen zu integrieren.
Wie unterscheidet sich Piagets diskontinuierliches Modell der kognitiven Entwicklung von einem kontinuierlichen Modell?
Diskontinuierliches Modell: Kognitive Entwicklung verläuft in klar abgegrenzten Stufen mit qualitativen Veränderungen und invarianter Abfolge.
Kontinuierliches Modell: Entwicklung verläuft fließend ohne scharfe Abgrenzungen zwischen den Phasen.
Was lernt ein Kind in der sensumotorischen Stufe (0-2 Jahre) nach Piaget?
Wenn-Dann-Schema: Entwicklung von Kausalzusammenhängen, z.B. „Wenn ich an einem Objekt ziehe, bewegt sich ein anderes.“
Objektkonstanz: Verstehen, dass Objekte weiterhin existieren, auch wenn sie nicht sichtbar sind.
Welche Herausforderungen bestehen in der präoperationalen Stufe (2-7 Jahre) nach Piaget?
Egozentrismus: Kinder können noch nicht die Perspektive anderer einnehmen.
Zentrierung: Fokus auf ein Merkmal beim Problemlösen, Schwierigkeiten bei der Berücksichtigung mehrerer Aspekte gleichzeitig.
Was ist das Pendelproblem, und warum scheitern Kinder der konkret-operationalen Stufe (7-12 Jahre) daran?
Pendelproblem: Kinder sollen herausfinden, wovon die Geschwindigkeit des Pendels abhängt.
Herausforderung: Kinder experimentieren oft unsystematisch und können abstrakte Variablen wie Länge und Gewicht schwer einbeziehen.
Welche Kritikpunkte gibt es an Piagets Stufenkonzept in Bezug auf die kognitive Entwicklung?
Inhomogenität: Kognitive Entwicklung ist weniger stufenartig und variiert stärker als von Piaget angenommen.
Unterschätzung der Fähigkeiten: Säuglinge entwickeln z.B. Objektkonstanz früher, als Piaget annahm.
Soziale Einflüsse: Kulturelle und soziale Unterschiede werden nicht ausreichend berücksichtigt.
Was ist die Theory of Mind, und wie entwickelt sie sich bei Kindern?
Theory of Mind: Fähigkeit, die mentalen Zustände anderer Menschen zu verstehen und vorherzusagen.
Entwicklung: Beginnt mit einem intuitiven Verständnis von Wünschen und Absichten; vollständige Perspektivübernahme entwickelt sich erst allmählich, typischerweise im präoperationalen Stadium.
Was zeigt die kulturvergleichende Studie von Callaghan et al. (2005) zum False-Belief-Experiment?
Ergebnisse: Mit 3 Jahren verstehen nur 14% der Kinder das False-Belief-Experiment korrekt; mit 5 Jahren steigt der Anteil auf 85%.
Bedeutung: Die Theory of Mind entwickelt sich universell, jedoch variieren das Tempo und das Alter der Entwicklung je nach kulturellem Kontext.
Was ist die Mentalisierungsfähigkeit, und wie hängt sie mit der Theory of Mind zusammen?
Mentalisierungsfähigkeit: Erweiterung der Theory of Mind im Jugend- und Erwachsenenalter; Fähigkeit, komplexe mentale Zustände anderer zu verstehen.
Anwendung: Wird in der Psychotherapie genutzt, um das Verständnis von eigenen und fremden Gedanken und Gefühlen zu fördern.
Was sind domänenspezifische Kernwissenstheorien, und wie beeinflussen sie die kognitive Entwicklung?
Kernwissenstheorien: Beschreiben, wie Kinder spezifisches Wissen in bestimmten Bereichen wie Physik, Psychologie oder Biologie intuitiv und schnell erwerben.
Einfluss: Kernwissen kann sowohl förderlich als auch hinderlich für das Erlernen neuer Konzepte sein, da es eine Grundlage für weiteres Wissen bildet.
Wie erklären Soziokulturelle Theorien die kognitive Entwicklung?
Erklärung: Kognitive Entwicklung erfolgt durch die Einbindung des Kindes in gemeinsame Aktivitäten mit älteren, erfahreneren Individuen (z.B. durch soziale Unterstützung und kooperatives Lernen).
Beispiele: Arbeiten von Vygotsky und Tomasello betonen die Bedeutung der sozialen Interaktion für die Entwicklung.
Was untersuchen und erklären Theorien dynamischer Systeme in der kognitiven Entwicklung?
Erklärung: Die kognitive Entwicklung wird als dynamisches, integriertes Zusammenspiel von Wahrnehmung, Gedächtnis, Sprache, Emotion und sozialen Einflüssen gesehen.
Entwicklung: Kinder entwickeln sich durch ständige Interaktionen dieser Systeme, die ihre Handlungen und Ziele beeinflussen.
Was sind die sechs Unterstufen der sensumotorischen Stufe nach Piaget und ihre Bedeutung?
Reflexe (0-1 Monat): Neugeborene reagieren auf die Umwelt hauptsächlich durch angeborene Reflexe.
Primäre Kreisreaktionen (1-4 Monate): Wiederholung von Handlungen, die zufällig einen angenehmen Effekt hervorrufen.
Sekundäre Kreisreaktionen (4-8 Monate): Wiederholung von Handlungen, die interessante Effekte in der Umwelt erzeugen.
Koordination sekundärer Kreisreaktionen (8-12 Monate): Absichtliche Kombination von Schemata, um einfache Probleme zu lösen.
Tertiäre Kreisreaktionen (12-18 Monate): Aktives Experimentieren, um neue Ergebnisse zu erzielen.
Mentale Repräsentation (18-24 Monate): Fähigkeit, Handlungen symbolisch im Geist zu repräsentieren.
Wie erklären Informationsverarbeitungstheorien die kognitive Entwicklung?
Erklärung: Diese Theorien analysieren minutiös, wie verschiedene kognitive Prozesse wie Gedächtnis, Enkodierung und Verarbeitung zusammenwirken, um Denken und Lernen zu ermöglichen.
Beispiel: Prozesse wie Aufmerksamkeit, Problemlösung und Schlussfolgerndes Denken werden detailliert untersucht, um zu verstehen, wie sie zur Entwicklung von Fähigkeiten beitragen.
Was sind typische Ergebnisse aus Habituations- und Präferenzwahlstudien mit Säuglingen?
Habituationsstudien: Zeigen, dass Säuglinge auf wiederholte Reize weniger stark reagieren, was auf die Fähigkeit zur Unterscheidung von Neuem und Bekanntem hinweist.
Präferenzwahlstudien: Demonstrieren, dass Säuglinge klare Präferenzen für bestimmte Reize zeigen, wie z.B. für die Stimme der Mutter gegenüber fremden Stimmen.