Einführung Flashcards
Was bedeutet die Unterscheidung von intra- und interindividuellen Veränderungen über die Zeit?
Intraindividuelle Veränderungen: Diese beziehen sich auf die Veränderungen innerhalb eines Individuums über die Zeit. Die Frage ist, wie sich eine Person im Vergleich zu sich selbst verändert.
Interindividuelle Veränderungen: Diese betreffen Unterschiede in der Entwicklung zwischen verschiedenen Individuen. Die Frage ist, wie sich Personen im Vergleich zu anderen über die Zeit verändern.
Welche vier idealtypischen Grundmodelle gibt es in der Entwicklungspsychologie?
1.Umweltdetermination: Exogenistische Sichtweise, betont die Rolle der Umwelt in der Entwicklung.
2.Endogenistische Modelle: Betonen die angeborenen, genetischen Faktoren, die die Entwicklung steuern.
3.Ko-Produzent/ konstruktivistische Modelle: Menschen sind aktive Mitgestalter ihrer eigenen Entwicklung.
4.Dynamische Interaktionen: Entwicklung ist das Ergebnis ständiger Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt.
Wie lässt sich Entwicklungspsychologie definieren?
EP ist die wissenschaftliche Lehre von der Veränderung des individuellen Erlebens und Verhaltens über die Lebensspanne. Sie untersucht die Bedingungen, Ursachen und Gesetzmäßigkeiten dieser Veränderungen.
Welche praktischen Funktionen erfüllt die Entwicklungspsychologie?
Die EP generiert Interventionsmöglichkeiten, begründet Interventionsziele, plant Interventionsmaßnahmen und evaluiert diese, zum Beispiel in der Entwicklungs- oder Erziehungsberatung.
Inwiefern ist die Entwicklungspsychologie normativ?
Die EP unterscheidet oft zwischen „funktionalen bzw. adaptiven“ und „dysfunktionalen bzw. maladaptiven“ Entwicklungsverläufen, ohne diese direkt als günstig oder ungünstig zu bezeichnen.
Was war John Lockes Sicht auf die Kindheit?
Locke sah das Kind als „unbeschriebenes Blatt“, dessen Charakter durch Erfahrungen und Umwelteinflüsse geformt wird. Diese exogenistische Sicht wurde später als zu einseitig verworfen.
Wie unterschied sich Rousseaus Sicht auf die Kindheit von der Lockes?
Rousseau glaubte, dass Kinder einen angeborenen Plan haben, der ihre Reifung und Entwicklung steuert. Diese endogenistische Theorie wurde später ebenfalls als zu einseitig erkannt.
Welche Beiträge leisteten Johannes Nikolaus Tetens und Friedrich August Carus zur Erwachsenenentwicklung?
Tetens untersuchte interindividuelle Unterschiede in der Veränderbarkeit des Verhaltens im Erwachsenenalter und den Einfluss der historischen Epoche auf die Entwicklung.
Carus erkannte vier Lebensphasen: Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und Alter (Seneszenz), und legte so Grundlagen für eine Entwicklungstheorie der gesamten Lebensspanne.
Wer war Dietrich Tiedemann und was war sein Beitrag zur Entwicklungspsychologie?
Dietrich Tiedemann fertigte Tagebuchaufzeichnungen zur Entwicklung seines Sohnes an, was für die Zeit eine neue Form empirischer Erkenntnisgewinnung war. Diese Arbeit legte den Grundstein für viele spätere Forschungen in der Entwicklungspsychologie.
Was war William Preyers Beitrag zur Entwicklungspsychologie?
Preyer veröffentlichte „Die Seele des Kindes“ (1882), ein Werk, das systematische, experimentell informierte Beobachtungen seiner eigenen Kinder enthielt und als eines der frühesten modernen entwicklungspsychologischen Werke gilt.
Wer führte die ersten modernen Langzeitstudien durch und was war deren Fokus?
In den 1920er und 1930er Jahren führten Forscher wie Lewis Terman in den USA erste Langzeitstudien durch, z.B. mit „hochbegabten“ Schülern, die über 35 Jahre begleitet wurden. Diese Studien untersuchten unter anderem die Zusammenarbeit von Anlage- und Umweltfaktoren in der Entwicklung.
Was war Wilhelm Sterns Sicht auf die seelische Entwicklung?
Stern sah seelische Entwicklung als Ergebnis einer Konvergenz innerer Anlagen und äußerer Entwicklungsbedingungen. Er betonte die Zusammenarbeit von Anlage- und Umweltfaktoren.
Was war Richard M. Lerners Beitrag zur Entwicklungspsychologie?
Lerner betonte, dass das Kind Ko-Produzent seiner eigenen Entwicklung ist. Kinder beeinflussen ihre Entwicklung direkt und indirekt durch ihre Umweltwahlen und die dynamischen Interaktionen zwischen Person und Umwelt.
Welche grundlegenden Fragen werden in der Entwicklungspsychologie untersucht?
Anlage vs. Umwelt: Wie wirken sie zusammen?
Allgemeine vs. individuelle Entwicklungspfade: Gibt es universelle Muster?
Lebensspanne: Ist Entwicklung mit dem Jugendalter abgeschlossen?
Kontinuität vs. Diskontinuität: Wie kontinuierlich ist die Entwicklung?
Intra- vs. interindividuelle Veränderungen: Wie verändern sich Personen im Vergleich zu sich selbst und zu anderen?
Nenne einige Beispiele für entwicklungspsychologische Forschungsprojekte mit Anwendungsbezug.
Untersuchung der Folgen kindlicher Bindungserfahrungen und deren Einfluss auf den frühen Krippenbesuch.
Erforschung der Lebensqualität im hohen Alter und deren Förderung in verschiedenen sozio-kulturellen Kontexten.
Analyse der Entwicklung von Kindern während der Corona-Pandemie.
Was sind Kodeterminationsmodelle in der Entwicklungspsychologie?
Kodeterminationsmodelle betonen, dass die Entwicklung eines Individuums das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen genetischen Anlagen (Anlage) und Umweltbedingungen (Umwelt) ist. Diese Modelle gehen davon aus, dass weder die genetischen Prädispositionen noch die Umwelteinflüsse allein die Entwicklung bestimmen, sondern dass beide Faktoren gemeinsam und gleichberechtigt zur Formung des individuellen Entwicklungsverlaufs beitragen. Ein bekanntes Beispiel ist die Vorstellung von Wilhelm Stern, der sagte, dass seelische Entwicklung das Ergebnis einer „Konvergenz innerer Angelegtheiten mit äußeren Entwicklungsbedingungen“ ist.
