VL4 Kognitive und Handlungstheorien der Persönlichkeit; Eigenschaftstheorien Flashcards
Was sind die zentralen Annahmen der kognitiven Wende in der Persönlichkeitspsychologie?
Abkehr vom behavioristischen Menschenbild.
Denkvorgänge sind zentral für das menschliche Verhalten.
Verhalten basiert auf vernünftigen Überlegungen, Entscheidungen und vorherigen Erfahrungen.
Der Mensch kann:
Ziele setzen und Wege zur Zielerreichung bewerten.
Handlungspläne erstellen und mögliche Konsequenzen antizipieren.
Erfahrungen nutzen, um zukünftige Entscheidungen zu optimieren.
Was ist das zentrale Menschenbild von Kellys Theorie?
Der Mensch ist ein „Wissenschaftler“, der Hypothesen über die Welt aufstellt und überprüft.
Es gibt keine objektive Realität, sondern viele alternative Interpretationen.
Individuen entwickeln persönliche Konstrukte, um Ereignisse vorherzusagen.
Konstrukte sind individuell, basieren auf persönlichen Erfahrungen und steuern das Verhalten.
Welche Prinzipien beschreiben die Bildung persönlicher Konstrukte?
Konstruktionskorollarium → Menschen antizipieren Ereignisse basierend auf vergangenen Erfahrungen.
Individualitätskorollarium → Jeder interpretiert die Welt auf einzigartige Weise.
Organisationskorollarium → Konstrukte sind hierarchisch organisiert, manche sind wichtiger als andere.
Dichotomiekorollarium → Konstrukte sind meist binär (z. B. gut – schlecht).
Erfahrungskorollarium → Konstrukte können durch neue Erfahrungen verändert werden.
Modulationskorollarium → Konstrukte sind unterschiedlich flexibel und veränderbar.
Was besagt die Verhaltensgleichung von Rotter?
Verhalten wird vorhergesagt durch die Formel:
VP(X,S,V) = f(EX,S,V & VWV,S)
VP = Verhaltenspotential (Wahrscheinlichkeit, dass Verhalten X in Situation S auftritt).
E(X,S,V) = Erwartung, dass das Verhalten zu einem bestimmten Verstärker führt.
VW(V,S) = Verstärkerwert, also subjektive Attraktivität des Verstärkers.
Beispiel:
Ein Schüler überlegt, ob er lernt.
Hohe Erwartung, dass Lernen zur guten Note führt → höhere Wahrscheinlichkeit zu lernen.
Hoher Verstärkerwert (z. B. Belohnung durch Eltern) → ebenfalls höhere Wahrscheinlichkeit.
Welche drei generalisierten Erwartungen gibt es?
Problemlöseerwartung → Fähigkeit, Probleme erfolgreich zu bewältigen.
Interpersonal Trust → Vertrauen in die Ehrlichkeit anderer.
Locus of Control → Glaube daran, ob Ereignisse intern (eigene Kontrolle) oder extern (Zufall, Schicksal) bestimmt werden.
Welche Faktoren beeinflussen laut Bandura die Selbstregulation?
Selbstverstärkung (z. B. Selbstlob, Selbstkritik).
Selbstwirksamkeitserwartung (Glaube an eigene Fähigkeiten).
Ergebniserwartung (Glaube, dass das Verhalten zum gewünschten Erfolg führt).
Beispiel:
Hohe Selbstwirksamkeit + hohe Erfolgserwartung → hohe Motivation.
Hohe Selbstwirksamkeit + niedrige Erfolgserwartung → evtl. kein Verhalten (z. B. Glaube an Betrug im System).
Was sind zentrale Prinzipien der Eigenschaftstheorien?
Persönlichkeit wird durch Traits beschrieben, die stabil sind.
Traits erklären transsituationale Konsistenz (gleiches Verhalten in ähnlichen Situationen).
Traits haben eine hierarchische Struktur.
Ziel: Verhalten vorhersagen, erklären und messen.
Was besagt der lexikalische Ansatz?
Relevante Persönlichkeitseigenschaften sind in der Sprache repräsentiert.
Je wichtiger ein Trait, desto mehr Synonyme existieren.
Allport & Odbert (1936) identifizierten 17.953 Begriffe für Persönlichkeitseigenschaften.
Wie entwickelte Cattell sein 16-Faktoren-Modell?
Reduktion von 4.500 Traits aus Allports Liste auf 171 relevante Eigenschaften.
Faktorenanalyse → 35 Traits → weiter reduziert auf 16 Primärfaktoren.
Datenquellen für Persönlichkeitsmessung:
L-Daten (Lebensdaten, z. B. Schulnoten).
Q-Daten (Fragebögen, Selbsteinschätzungen).
T-Daten (Objektive Tests).
Entwicklung des 16-PF-Persönlichkeitstests.
Was sind die fünf Hauptdimensionen des Big Five Modells?
Neurotizismus → Emotionale Stabilität vs. Labilität.
Extraversion → Geselligkeit, Aktivität, Durchsetzungsfähigkeit.
Offenheit für Erfahrungen → Kreativität, Neugier, Unkonventionalität.
Verträglichkeit → Altruismus, Empathie, Kooperationsbereitschaft.
Gewissenhaftigkeit → Selbstdisziplin, Organisation, Zielstrebigkeit.
Welche Methoden gibt es zur Erfassung der Big Five?
NEO-PI-R (Costa & McCrae, 1992) → 240 Items mit 30 Facetten.
NEO-FFI (Costa & McCrae, 1985) → 60 Items, misst nur 5 Hauptfaktoren.
BFI-10 (Rammstedt, 2007) → 10 Items, ökonomische Kurzversion.
Welche Zusammenhänge gibt es zwischen den Big Five und realen Lebensbereichen?
Studienerfolg → Hohe Gewissenhaftigkeit korreliert mit besseren Noten.
Partnerschaftszufriedenheit → Hohe Extraversion, Verträglichkeit & Gewissenhaftigkeit verbessern Beziehungen.
Berufserfolg → Gewissenhaftigkeit ist der beste Prädiktor.
Depression → Hoher Neurotizismus als Risikofaktor.
Welche Weiterentwicklungen der kognitiven Persönlichkeitstheorien gibt es?
Walter Mischel: Kognitive Affektive Persönlichkeitstheorie (CAPS)
Verhalten ist situationsabhängig und nicht nur durch Traits bestimmt.
Individuelle „Wenn-Dann“-Reaktionsmuster: Wenn Situation X, dann Verhalten Y.
Personality Signatures → Konsistenz in charakteristischen Reaktionsmustern, nicht in generellen Traits.
Mark Snyder: Selbstüberwachung (Self-Monitoring)
Menschen unterscheiden sich in ihrer Flexibilität der Selbstdarstellung.
Hohe Selbstüberwacher: Verhalten ist stark an soziale Situationen angepasst.
Niedrige Selbstüberwacher: Verhalten ist konsistenter, weniger abhängig von der Umgebung.
Was besagt Walter Mischels Kritik an der Konsistenz von Persönlichkeitseigenschaften?
Mischel (1968) stellte fest, dass Persönlichkeitstests Verhalten nur begrenzt vorhersagen.
Korrelation zwischen Traits und Verhalten liegt oft nur bei r = 0.30.
Verhalten ist situationsabhängig → Es gibt keine generelle Persönlichkeitskonstanz, sondern situationsspezifische Konsistenz („Wenn-Dann“-Muster).
Welche drei Datenquellen nutzt Cattell zur Persönlichkeitsmessung?
L-Daten (Life Data) → Beobachtbare Lebensereignisse (z. B. Schulnoten, Führungspositionen).
Q-Daten (Questionnaire Data) → Selbsteinschätzungen über Persönlichkeitsmerkmale.
T-Daten (Test Data) → Objektive Tests, die Verhalten unter standardisierten Bedingungen erfassen.
Was sind persönliche Konstrukte nach Kelly?
Mentale Schablonen, mit denen Menschen ihre Umwelt interpretieren.
Werden aus Erfahrungen gebildet und helfen, Ereignisse vorherzusagen.
Sind individuell verschieden und bestimmen, wie Personen die Welt wahrnehmen.
Beispiel: Eine Person kann „freundlich – unfreundlich“ als zentrales Konstrukt nutzen, während eine andere „intelligent – dumm“ bevorzugt.
Was besagt das Fundamentalpostulat nach Kelly?
Menschen verhalten sich auf Basis ihrer Erwartungen über zukünftige Ereignisse.
Die Erwartungen entstehen durch vorherige Erfahrungen und Konstrukte.
Persönlichkeit = Muster von Konstrukten, die das Verhalten steuern.
Welche zwei Hauptfaktoren bestimmen nach Rotter das Verhalten?
Erwartung (E): Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten zu einem bestimmten Ergebnis führt.
Verstärkungswert (VW): Subjektive Bewertung des Ergebnisses.
Beispiel: Ein Schüler lernt für eine Prüfung:
Hohe Erwartung („Lernen führt zu einer guten Note“) → Wahrscheinlichkeit des Lernverhaltens steigt.
Hoher Verstärkungswert („Gute Noten sind mir wichtig“) → Noch größere Motivation zu lernen.
Was ist der Unterschied zwischen internem und externem Locus of Control?
Interner Locus of Control: Person glaubt, dass sie ihr Schicksal selbst steuert (z. B. „Ich kann Erfolg haben, wenn ich hart arbeite“).
Externer Locus of Control: Person glaubt, dass äußere Faktoren ihr Leben bestimmen (z. B. „Erfolg ist reine Glückssache“).
Was ist Selbstwirksamkeit nach Bandura?
Glaube an die eigene Fähigkeit, ein bestimmtes Verhalten erfolgreich auszuführen.
Hohe Selbstwirksamkeit führt zu:
Höherer Motivation.
Besserer Leistung.
Höherer Stressresistenz.
Vier Quellen der Selbstwirksamkeit:
Eigene Erfahrungen: Erfolgs-/Misserfolgserfahrungen modulieren die Selbstwirksamkeit, falls diese
Erfahrungen intern auf eigene Fähigkeiten attribuiert werden
Stellvertretende Erfahrungen: Erfolge/Misserfolge eines Modells stärken/schwächen die
Selbstwirksamkeitserwartung des Beobachters
Fremd- und Selbstbewertung: pos./neg. Feedback steigert/senkt SWE; ähnliche Effekte:
Selbstbestätigung/Eigenlob vs. Selbstzweifel/Selbstkritik
Emotionale Zustände: z.B. hohe Anspannung/Erregung während der Bewältigung eines Problems
Was sind zentrale Prinzipien von Eigenschaftstheorien?
Persönlichkeit besteht aus stabilen Traits, die das Verhalten beeinflussen.
Traits sind zeitlich und situativ relativ konsistent.
Eigenschaften sind dimensional (nicht entweder-oder, sondern auf einer Skala).
Ziel ist die messbare Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden.
Wie entwickelte Cattell sein Persönlichkeitsmodell?
Faktorenanalyse von tausenden Wörtern → Identifikation von 16 Primärfaktoren.
Entwickelte den 16 PF-Persönlichkeitstest zur Messung dieser Traits.
Kategorien umfassen z. B.:
Wärme
Dominanz
Emotionale Stabilität
Offenheit für Veränderungen
Was sind die drei Hauptdimensionen von Eysencks PEN-Modell?
Psychotizismus (P): Impulsivität, geringe Empathie, Kreativität.
Extraversion (E): Geselligkeit, Aktivität, Suche nach Stimulation.
Neurotizismus (N): Emotionale Labilität, Stressanfälligkeit.
Worin unterscheidet sich das PEN-Modell von den Big Five?
Beide Modelle haben Extraversion und Neurotizismus gemeinsam.
Eysenck verwendet Psychotizismus, die Big Five hingegen Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
Big Five sind differenzierter und haben mehr Anwendungsbereiche.
Welche biologischen Mechanismen beeinflussen Extraversion laut Eysenck?
Extravertierte haben ein niedrigeres Erregungsniveau im ARAS (aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem).
Sie brauchen daher mehr Stimulation (Geselligkeit, Abenteuer).
Introvertierte haben ein höheres Erregungsniveau und vermeiden zu viel Stimulation.
Wie erklärt Eysenck Neurotizismus neurobiologisch?
Menschen mit hohem Neurotizismus haben eine höhere Aktivität im limbischen System.
Erhöhte Amygdala-Aktivierung führt zu stärkerer emotionaler Reaktivität.
Hohe Neurotizismus-Werte sind mit Stressanfälligkeit und Ängstlichkeit assoziiert.
Was besagt Rotters Konzept des Verhaltenspotenzials?
Verhalten ist keine feste Eigenschaft, sondern von Erwartungen und Verstärkungen abhängig.
Je höher die subjektive Erwartung und der Verstärkungswert, desto wahrscheinlicher tritt ein Verhalten auf.
Beispiel: Jemand wird eher lernen, wenn er glaubt, dass es seine Note verbessert (Erwartung) und er gute Noten als wertvoll betrachtet (Verstärkungswert).
Welche Prozesse steuern das Modelllernen nach Bandura?
Aufmerksamkeit → Das Modell muss beobachtet werden.
Behalten → Verhalten wird mental gespeichert.
Reproduktion → Die Person muss in der Lage sein, das Verhalten auszuführen.
Motivation → Die Wahrscheinlichkeit der Nachahmung steigt, wenn Belohnung erwartet wird.
Worin unterscheiden sich Selbstwirksamkeit und Ergebniserwartung?
Selbstwirksamkeit: „Ich kann eine Aufgabe bewältigen.“
Ergebniserwartung: „Meine Handlung führt zu einem positiven Ergebnis.“
Beispiel: Ein Schüler mit hoher Selbstwirksamkeit glaubt, dass er den Stoff lernen kann. Aber wenn er denkt, dass die Prüfung unfair ist (niedrige Ergebniserwartung), wird er trotzdem wenig lernen.
Wie erklärt Eysenck Extraversion und Neurotizismus neurobiologisch?
Extraversion: Unterschiede in der Erregbarkeit des ARAS (Aufsteigendes Retikuläres Aktivierungssystem).
Extravertierte: Weniger Grundaktivierung → Suchen Stimulation.
Introvertierte: Höhere Grundaktivierung → Vermeiden zu viel Stimulation.
Neurotizismus: Unterschiedliche Aktivität im limbischen System.
Hoher Neurotizismus → Stärkere emotionale Reaktionen, höhere Stressanfälligkeit.
Welche neurobiologischen Mechanismen stehen hinter Psychotizismus?
Niedrige Serotoninwerte → Geringere Impulskontrolle.
Erhöhte Testosteronwerte → Zusammenhang mit Dominanz & Aggressivität.
Welche Big Five Merkmale sind mit Berufserfolg assoziiert?
Gewissenhaftigkeit → Höchste Korrelation mit beruflicher Leistung.
Extraversion → Fördert Erfolg in Führungsrollen.
Neurotizismus (negativ korreliert) → Emotionale Stabilität fördert Arbeitsleistung.
Wie unterscheidet sich das HEXACO-Modell von den Big Five?
HEXACO ergänzt eine sechste Dimension:
Honesty-Humility (Ehrlichkeit-Bescheidenheit) → Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Kooperationsbereitschaft.
Personen mit niedrigen Honesty-Humility-Werten sind manipulativer, eigennütziger und neigen zu antisozialem Verhalten.
Wie verändern sich die Big Five über das Leben hinweg?
Neurotizismus ↓ → Weniger emotionale Labilität.
Extraversion ↓ → Weniger soziale Abenteuerlust.
Gewissenhaftigkeit ↑ → Mehr Selbstdisziplin.
Verträglichkeit ↑ → Mehr Kooperationsbereitschaft.
Wie interagieren Gene und Umwelt bei der Persönlichkeitsentwicklung?
Reaktive Interaktion: Individuen interpretieren die gleiche Umgebung unterschiedlich.
Evokative Interaktion: Persönlichkeit ruft bestimmte Reaktionen der Umwelt hervor.
Proaktive Interaktion: Individuen suchen Umwelten, die zu ihrer Persönlichkeit passen.
Wie unterscheiden sich Eigenschafts- und kognitive Persönlichkeitstheorien?
Eigenschaftstheorien → Stabile Traits bestimmen Verhalten.
Kognitive Theorien → Wahrnehmung, Erwartungen und kognitive Prozesse steuern Verhalten.
Handlungstheorien → Ziele, Selbstregulation und Lernprozesse beeinflussen Verhalten.
Erläutern Sie die Basisannahmen der kognitiven und handlungstheoretischen Persönlichkeitstheorien.
Aktive Informationsverarbeitung: Menschen nehmen die Umwelt nicht nur passiv wahr, sondern interpretieren und bewerten sie aktiv.
Person als Wissenschaftler: Menschen testen Hypothesen über sich selbst und die Umwelt, um ihr Verhalten anzupassen (z. B. Kellys Theorie der persönlichen Konstrukte).
Erwartungs-Wert-Prinzip: Verhalten basiert auf der subjektiven Einschätzung über dessen Erfolg und den Wert der Konsequenzen (z. B. Rotters Erwartungs-Wert-Theorie).
Selbstregulation und Selbststeuerung: Menschen setzen sich Ziele und regulieren ihr Verhalten entsprechend (z. B. Banduras Konzept der Selbstwirksamkeit).
Dynamische Persönlichkeit: Persönlichkeit wird nicht nur durch stabile Traits bestimmt, sondern verändert sich durch Erfahrungen, Lernen und soziale Interaktionen.
Beschreiben Sie das Menschenbild und die zentralen Annahmen der Persönlichkeitstheorie von George Kelly.
Mensch als Wissenschaftler: Jeder Mensch entwickelt mentale Konstrukte, um die Welt zu interpretieren und Vorhersagen über zukünftige Ereignisse zu treffen.
Individuelle Konstrukte: Jeder Mensch hat sein eigenes System von persönlichen Konstrukten, mit denen er Erfahrungen ordnet und sein Verhalten steuert.
Subjektive Realität: Es gibt keine objektive Wahrheit – Menschen erleben die Realität basierend auf ihren persönlichen Konstrukten.
Konstruktiver Alternativismus: Menschen können ihre Konstrukte aktiv verändern, wenn sie nicht mehr nützlich sind.
Persönlichkeit = System von Konstrukten: Die Art, wie eine Person ihre Umwelt wahrnimmt, bestimmt ihre Persönlichkeit und ihr Verhalten.
Was versteht man unter Generalisierten Erwartungen nach Rotter? Beschreiben Sie eine Generalisierte Erwartung näher (z. B. Kontrollüberzeugung/Locus of Control).
Generalisierte Erwartungen sind übergeordnete, verallgemeinerte Annahmen darüber, wie sich bestimmte Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen auswirken.
Sie beeinflussen, ob eine Person glaubt, durch ihr eigenes Verhalten bestimmte Ergebnisse erreichen zu können.
Beispiele für generalisierte Erwartungen:
Problemlöseerwartung: Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Interpersonales Vertrauen: Erwartung, ob andere Menschen ehrlich und vertrauenswürdig sind.
Locus of Control (Kontrollüberzeugung):
Locus of Control (Kontrollüberzeugung)
Beschreibt die Überzeugung einer Person, ob sie Ereignisse in ihrem Leben selbst beeinflussen kann oder ob diese durch äußere Faktoren bestimmt werden.
Interner Locus of Control:
Person glaubt, dass ihr eigenes Verhalten direkten Einfluss auf Ereignisse hat.
Beispiel: „Wenn ich hart arbeite, werde ich erfolgreich sein.“
Assoziiert mit hoher Eigenverantwortung, Motivation und Leistungserfolg.
Externer Locus of Control:
Person glaubt, dass ihr Leben durch äußere Faktoren wie Glück, Zufall oder andere Menschen bestimmt wird.
Beispiel: „Erfolg hängt nur von Glück oder Beziehungen ab.“
Assoziiert mit Hilflosigkeit und niedrigerem Antrieb.
Was versteht Bandura unter Selbstwirksamkeit und Ergebniserwartung/Erfolgserwartung – wie wirkt sich deren Zusammenspiel auf das Verhalten aus?
Selbstwirksamkeit (Self-Efficacy) nach Bandura
Glaube an die eigene Fähigkeit, eine bestimmte Handlung erfolgreich auszuführen.
Beeinflusst, ob eine Person motiviert ist, ein Verhalten zu zeigen oder Herausforderungen anzugehen.
Hohe Selbstwirksamkeit:
Person glaubt an ihre Fähigkeit → Höhere Motivation, Herausforderungen anzunehmen.
Beispiel: „Ich kann diese schwierige Aufgabe lösen, wenn ich mich anstrenge.“
Niedrige Selbstwirksamkeit:
Person zweifelt an ihren Fähigkeiten → Vermeidung von Herausforderungen.
Beispiel: „Ich werde sowieso scheitern, also versuche ich es gar nicht erst.“
Ergebniserwartung (Outcome Expectancy)
Erwartung, dass eine Handlung zu einem bestimmten Ergebnis führt.
Unabhängig von der Selbstwirksamkeit – es geht darum, ob man glaubt, dass die Handlung überhaupt einen Effekt hat.
Beispiel:
Hohe Ergebniserwartung: „Wenn ich für die Prüfung lerne, werde ich eine gute Note bekommen.“
Niedrige Ergebniserwartung: „Auch wenn ich lerne, wird die Prüfung unfair sein.“
Beispiel:
Hohe Selbstwirksamkeit + hohe Ergebniserwartung:
Eine Person glaubt, dass sie gut in Mathe ist und dass Lernen ihre Noten verbessert → Sie lernt motiviert.
Niedrige Selbstwirksamkeit + hohe Ergebniserwartung:
Eine Person glaubt, dass Lernen die Noten verbessert, hält sich aber für unfähig → Sie versucht es nicht.
Hohe Selbstwirksamkeit + niedrige Ergebniserwartung:
Eine Person glaubt an ihre Fähigkeiten, denkt aber, dass die Prüfung unfair ist → Sie könnte demotiviert sein.
Niedrige Selbstwirksamkeit + niedrige Ergebniserwartung:
Eine Person glaubt weder an sich selbst noch an das System → Sie unternimmt nichts.
Zusammenfassung der Antworten
Basisannahmen kognitiver und handlungstheoretischer Theorien:
Verhalten basiert auf Informationsverarbeitung, Erwartungen und Zielen.
Menschen sind aktive Gestalter ihrer Persönlichkeit.
Kellys Persönlichkeitstheorie:
Der Mensch als Wissenschaftler, der mit persönlichen Konstrukten arbeitet.
Subjektive Realität und Veränderbarkeit von Konstrukten.
Generalisierte Erwartungen nach Rotter:
Übergreifende Annahmen über Erfolg und Kontrolle (z. B. Locus of Control).
Interner vs. externer Kontrollüberzeugung.
Banduras Selbstwirksamkeit und Ergebniserwartung:
Selbstwirksamkeit = Glaube an eigene Fähigkeiten.
Ergebniserwartung = Glaube an die Konsequenz eines Verhaltens.
Zusammenspiel beeinflusst Motivation und Verhalten.
Was sind die Grundzüge, die Ziele und das methodische Vorgehen der Trait-Theorien?
Grundzüge:
Trait-Theorien gehen davon aus, dass Persönlichkeit aus stabilen, überdauernden Eigenschaften (Traits) besteht.
Traits beeinflussen das Verhalten konsistent über verschiedene Situationen hinweg.
Persönlichkeit kann durch dimensionale Merkmale beschrieben werden (keine Typologien).
Ziele:
Messung und Beschreibung individueller Unterschiede.
Vorhersage von Verhalten auf Basis von Traits.
Entwicklung wissenschaftlich fundierter Modelle, die stabile Eigenschaften systematisch erfassen.
Methodisches Vorgehen:
Faktorenanalyse zur Identifikation von übergeordneten Persönlichkeitseigenschaften.
Lexikalischer Ansatz: Analyse der Sprache zur Ermittlung relevanter Traits.
Fragebögen & Selbstberichte zur Messung individueller Unterschiede.
Beschreiben Sie den lexikalischen Ansatz von Gordon Allport.
Der lexikalische Ansatz basiert auf der Annahme, dass alle wichtigen Persönlichkeitsmerkmale in der Sprache repräsentiert sind.
Je bedeutender eine Eigenschaft, desto mehr Wörter gibt es dafür in der Sprache.
Allport & Odbert (1936) analysierten ein Wörterbuch und identifizierten 17.953 Begriffe für Persönlichkeitsmerkmale.
Kategorisierung der Begriffe:
Persönlichkeitseigenschaften (z. B. ehrlich, mutig).
Zustände und Stimmungen (z. B. wütend, glücklich).
Beurteilungsbegriffe durch andere (z. B. bewundert, berühmt).
Restkategorie (z. B. metaphorische Begriffe).
Der lexikalische Ansatz bildete die Grundlage für spätere faktorenanalytische Modelle (z. B. Cattells 16-Faktoren-Modell, Big Five).
Skizzieren Sie die inhaltliche Unterteilung von Persönlichkeit nach Cattell und erläutern Sie die Grundzüge seines 16-Faktoren-Modells.
Cattell unterteilte Persönlichkeit in drei Kategorien von Traits:
Oberflächeneigenschaften (Surface Traits): Direkt beobachtbare Verhaltensweisen (z. B. Freundlichkeit).
Grundlegende Eigenschaften (Source Traits): Tiefere, stabile Persönlichkeitsmerkmale, die Verhalten steuern.
Dynamische Eigenschaften: Motivationale Faktoren, die das Verhalten beeinflussen.
16-Faktoren-Modell der Persönlichkeit:
Cattell reduzierte mithilfe der Faktorenanalyse die Liste von Allport auf 16 Primärfaktoren.
Diese Faktoren sind grundlegende Bausteine der Persönlichkeit.
Beispiele für Cattells Primärfaktoren:
Wärme
Emotionale Stabilität
Dominanz
Regelbewusstsein
Sensibilität
Offenheit für Veränderung
Basierend auf diesen Faktoren entwickelte Cattell den 16-PF-Persönlichkeitstest, der bis heute in der Persönlichkeitsdiagnostik genutzt wird.
Welche Datenquellen verwendete Cattell für eine umfassende Beschreibung der Persönlichkeit und wie sind diese charakterisiert?
Cattell verwendete drei verschiedene Datenquellen, um Persönlichkeit umfassend zu messen:
L-Daten (Life Data)
Beobachtbare Lebensereignisse und objektive Daten aus dem Alltag.
Beispiel: Schulnoten, beruflicher Erfolg, Anzahl an sozialen Beziehungen.
Q-Daten (Questionnaire Data)
Selbstauskünfte der Person über ihre Persönlichkeit.
Beispiel: Fragebögen zur Selbsteinschätzung (z. B. „Ich bin oft nervös“).
T-Daten (Test Data)
Objektive Tests, die Verhalten unter standardisierten Bedingungen messen.
Beispiel: Reaktionszeiten in psychologischen Experimenten, Verhalten in Stresssituationen.
Ziel:
Die Kombination aus L-, Q- und T-Daten sorgt für eine breitere und objektivere Messung der Persönlichkeit, da Selbsteinschätzungen oft verzerrt sein können.
Was versteht man unter den Big Five (Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit)?
Das Fünf-Faktoren-Modell (Big Five) beschreibt Persönlichkeit anhand von fünf breiten, stabilen Dimensionen:
Neurotizismus (N):
Emotionale Stabilität vs. emotionale Labilität.
Hoher Wert → Ängstlichkeit, Unsicherheit, Stressanfälligkeit.
Niedriger Wert → Gelassenheit, emotionale Ausgeglichenheit.
Extraversion (E):
Geselligkeit, Aktivität, Durchsetzungsfähigkeit.
Hoher Wert → Kontaktfreudig, energiegeladen.
Niedriger Wert → Zurückhaltend, eher introvertiert.
Offenheit für Erfahrungen (O):
Interesse an neuen Erfahrungen, Kreativität.
Hoher Wert → Fantasievoll, intellektuell neugierig.
Niedriger Wert → Konservativ, bevorzugt Routine.
Verträglichkeit (A) (Agreeableness):
Zwischenmenschliches Verhalten, Empathie, Altruismus.
Hoher Wert → Hilfsbereit, mitfühlend.
Niedriger Wert → Konkurrenzorientiert, misstrauisch.
Gewissenhaftigkeit (C) (Conscientiousness):
Selbstdisziplin, Zielstrebigkeit, Organisation.
Hoher Wert → Ordentlich, zuverlässig, leistungsorientiert.
Niedriger Wert → Spontan, weniger planvoll.
Merkmale der Big Five:
Universell → In vielen Kulturen nachgewiesen.
Zeitlich stabil → Bleiben über das Leben hinweg relativ konstant.
Vorhersagekraft → Korrelation mit Berufserfolg, Gesundheit und Sozialverhalten.
Messinstrumente der Big Five:
NEO-PI-R (240 Items, misst 30 Facetten).
NEO-FFI (60 Items, misst nur Hauptdimensionen).
BFI-10 (Kurzversion mit 10 Items).
Zusammenfassung der Antworten
Trait-Theorien → Beschreiben Persönlichkeit anhand stabiler Eigenschaften, nutzen faktorenanalytische Methoden zur Identifikation von Traits.
Allports lexikalischer Ansatz → Sprachbasierte Methode zur Identifikation von Persönlichkeitsmerkmalen, Grundlage für spätere Trait-Modelle.
Cattells 16-Faktoren-Modell → Basierend auf Faktorenanalyse, unterteilt Persönlichkeit in Primärfaktoren.
L-, Q-, T-Daten → Drei Datenquellen zur Messung von Persönlichkeit, um Verzerrungen zu minimieren.
Big Five → Fünf grundlegende Dimensionen der Persönlichkeit mit hoher empirischer Validität.
Raymond Cattell:
Das 16-Faktoren-Modell der Persönlichkeit
Das 5-Faktorenmodell von Costa & McCrae
Hierarchie der Faktoren (Domänen) und Facetten
Das 5-Faktorenmodell von Costa & McCrae
Vergleichbarkeit mit Cattels 16 PF Modell
Beispiel: Erfolgs- und Selbstwirksamkeitserwartung
in einer Prüfungssituation
16 Faktoren Modell der Persönlichkeit
Wie lassen sich nun zentrale
Persönlichkeitseigenschaften identifizieren?