VL10 Arbeitsgedächtnis + ist Intelligenz trainierbar? Korrelate von Intelligenz (Life Outcomes) Flashcards
Was sind die Hauptthemen der Vorlesung zu Intelligenz?
Arbeitsgedächtnis (AG) und seine Rolle in der Intelligenz.
Neurokognitive und neurobiologische Grundlagen der Intelligenz.
Trainierbarkeit von Intelligenz.
Korrelate von Intelligenz (z. B. Berufserfolg, Schulnoten, Geschlecht).
Welche Faktoren tragen zu interindividuellen Unterschieden in der Intelligenz bei?
Neurobiologische Faktoren (Hirnvolumen, Myelinisierung, neuronale Effizienz).
Neurokognitive Faktoren (Arbeitsgedächtnis, Mental Speed).
Genetik & Umweltfaktoren.
Welche Strukturtheorien der Intelligenz gibt es?
Einheitliche Fähigkeit (g-Faktor, Spearman).
Fähigkeitsbündel (Primärfaktoren, Thurstone).
Kristallisierte (gc) vs. fluide Intelligenz (gf) (Cattell).
Was ist das Arbeitsgedächtnis und warum ist es wichtig für die Intelligenz?
Kurzfristige Speicherung und Verarbeitung von Informationen.
Ermöglicht komplexe kognitive Prozesse (z. B. Problemlösen, Sprachverarbeitung).
Starke Korrelation mit Intelligenz (g-Faktor).
Welche Komponenten hat das Arbeitsgedächtnis nach dem Baddeley-Modell?
Zentrale Exekutive (Steuerung, Organisation, Koordination).
Phonologische Schleife (Speicherung und Verarbeitung sprachlicher Informationen).
Visuell-räumlicher Notizblock (Verarbeitung visueller & räumlicher Infos).
Episodischer Puffer (Bindung verschiedener Informationen in sinnvolle Episoden).
Welche neuroanatomischen Strukturen sind am Arbeitsgedächtnis beteiligt?
Frontale und parietale Regionen.
Linke Hemisphäre für verbales Arbeitsgedächtnis.
Rechte Hemisphäre für räumliches Arbeitsgedächtnis.
Welche Methoden werden zur Messung des Arbeitsgedächtnisses genutzt?
n-Back-Aufgabe (Erkennen von Mustern in Abfolgen).
Digit Span Test (Zahlen merken und in umgekehrter Reihenfolge wiedergeben).
Reading Span Test (Verknüpfung von Sprachverstehen und Gedächtniskapazität).
Inwiefern ist das Arbeitsgedächtnis mit Intelligenz verbunden?
Starke Korrelation (~0,5–0,7).
Beide Konstrukte überlappen in ihren neuroanatomischen Grundlagen.
Unklar, ob Arbeitsgedächtnis eine Ursache oder nur ein Aspekt von Intelligenz ist.
Ist Intelligenz trainierbar? (Jaeggi et al., 2008)
Training des Arbeitsgedächtnisses (n-back-Aufgaben) führte zu Verbesserungen in fluider Intelligenz.
Training dauerte 8–19 Tage à 30 Minuten.
Signifikante Verbesserungen in Intelligenztests.
Welche Kritik gibt es an Studien zur Intelligenzsteigerung durch Training?
Hawthorne-Effekt (Teilnehmer verbessern sich, weil sie wissen, dass sie beobachtet werden).
Versuchsleitereffekte (unbewusste Beeinflussung durch den Versuchsleiter).
Fehlende aktive Kontrollgruppen in einigen Studien.
Uneinheitliche Langzeiteffekte (unklare Stabilität).
Welche Faktoren sagen den Schul- und Berufserfolg vorher?
Schulnoten hängen stark mit verbaler und numerischer Intelligenz zusammen.
Berufserfolg wird durch allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit (g-Faktor) beeinflusst.
Komplexere Berufe profitieren stärker von hoher Intelligenz.
Wie verändert sich Intelligenz im Laufe des Lebens?
Fluide Intelligenz (gf) nimmt ab ca. 25–30 Jahren langsam ab.
Kristallisierte Intelligenz (gc) bleibt stabil oder steigt bis ins hohe Alter.
Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit beeinflusst den Rückgang von gf.
Welche Faktoren beeinflussen den altersbedingten Intelligenzabbau?
Neuronaler Abbau (v.a. in präfrontalem Kortex).
Verlangsamung der mentalen Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Mangelnde kognitive Stimulation.
Gesundheitsfaktoren (Herz-Kreislauf-Gesundheit, Ernährung, Bewegung).
Gibt es Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz?
Kein genereller IQ-Unterschied zwischen Männern und Frauen.
Männer: Vorteile bei räumlicher Vorstellung (mental rotation).
Frauen: Vorteile in verbaler Intelligenz.
Kulturelle & biologische Faktoren spielen eine Rolle.
Was ist das Konzept des ‘Stereotype Threat’?
Wenn Menschen wissen, dass sie aufgrund eines Stereotyps bewertet werden könnten, beeinflusst dies ihre Leistung.
Beispiel: Frauen schneiden in Mathe schlechter ab, wenn sie vorher darauf hingewiesen werden, dass Männer darin besser seien.
Wie unterscheiden sich Quer- und Längsschnittstudien in der Intelligenzforschung?
Querschnittstudien: Messen verschiedene Altersgruppen zu einem Zeitpunkt (vermengen Alterseffekte mit Kohorteneffekten).
Längsschnittstudien: Verfolgen dieselben Personen über lange Zeiträume (zeigen echte Altersverläufe).
Ergebnisse: Fluide Intelligenz sinkt früher in Querschnittstudien als in Längsschnittstudien.
Welche Rolle spielt Intelligenz in der modernen Arbeitswelt?
Besonders wichtig in Berufen mit hoher kognitiver Flexibilität.
Expertenwissen kann Intelligenz teilweise kompensieren.
Steigende Relevanz durch technologischen Fortschritt und lebenslanges Lernen.
Welche Rolle spielt das Arbeitsgedächtnistraining in der Intelligenzsteigerung?
Training kann kurzfristig fluide Intelligenz verbessern (z. B. n-back-Training). Langzeiteffekte sind umstritten → Manche Studien zeigen dauerhafte Effekte, andere nicht. Transfer auf andere kognitive Fähigkeiten ist begrenzt.
Welche Rolle spielt die neuronale Effizienz in der Intelligenz?
Effiziente Verarbeitung in neuronalen Netzwerken → Intelligentere Personen nutzen Gehirnressourcen optimal. Geringerer Energieverbrauch im Gehirn bei kognitiven Aufgaben (gemessen mit fMRT). Höhere Intelligenz = Schnellere und präzisere neuronale Aktivierung.
Welche Hirnregionen sind besonders mit Intelligenz assoziiert?
Präfrontaler Kortex → Planung, Problemlösung, exekutive Funktionen. Parietaler Kortex → Räumliche Verarbeitung, mathematische Fähigkeiten. Temporallappen → Sprachverarbeitung, Wissensabruf. Neurale Konnektivität zwischen diesen Regionen ist entscheidend.
Welche Methode wird zur Untersuchung neuronaler Effizienz verwendet?
fMRT (funktionelle Magnetresonanztomographie) → Misst Hirnaktivität während kognitiver Aufgaben. EEG (Elektroenzephalographie) → Erfasst elektrische Aktivität des Gehirns. DWI (Diffusionsgewichtete Bildgebung) → Zeigt neuronale Verbindungen und Myelinisierung.
Wie hängt Intelligenz mit der Myelinisierung zusammen?
Bessere Myelinisierung = Schnellere Informationsverarbeitung. Höhere weiße Substanz-Dichte in intelligenten Personen. Myelinisierung beeinflusst Mental Speed und Arbeitsgedächtnis.
Welche genetischen Einflüsse gibt es auf Intelligenz?
Erblichkeit von Intelligenz liegt bei ca. 50–80% (je nach Studie). Umwelteinflüsse spielen eine stärkere Rolle in der Kindheit als im Erwachsenenalter. Polygenetische Natur → Viele kleine genetische Effekte statt einzelner ‘Intelligenzgene’.
Wie wirken sich Umweltfaktoren auf die Intelligenz aus?
Frühe Förderung (z. B. Bildung, Ernährung) kann Intelligenz positiv beeinflussen. Stabile Umweltbedingungen in der Kindheit fördern kognitive Entwicklung. Sozioökonomischer Status (SES) hat signifikanten Einfluss auf IQ-Werte.
Was ist der Flynn-Effekt?
Beobachtung steigender IQ-Werte über Generationen hinweg. Gründe: Verbesserte Bildung. Bessere Ernährung. Höhere kognitive Anforderungen im Alltag. Trend scheint sich in manchen Ländern umzukehren (negativer Flynn-Effekt).
Welche Rolle spielt die Ernährung in der Intelligenzentwicklung?
Omega-3-Fettsäuren fördern kognitive Funktionen. Jod- und Eisenmangel kann IQ negativ beeinflussen. Mediterrane Ernährung wird mit besserer kognitiver Leistungsfähigkeit assoziiert.
Welche Auswirkungen hat Schlaf auf die Intelligenz?
Schlaf ist entscheidend für Gedächtniskonsolidierung. Schlechter Schlaf beeinträchtigt exekutive Funktionen & fluide Intelligenz. REM-Schlaf scheint besonders wichtig für Problemlösen und Kreativität.
Welche Rolle spielt Stress in der Intelligenzentwicklung?
Chronischer Stress beeinträchtigt Arbeitsgedächtnis und Lernfähigkeit. Erhöhtes Cortisol kann die Neuroplastizität negativ beeinflussen. Moderater Stress kann kognitive Leistungen kurzfristig steigern (z. B. Prüfungsstress).
Wie hängen Intelligenz und Kreativität zusammen?
Starke Korrelation bis zu einem IQ von ca. 120 → Danach keine klare Beziehung. Divergentes Denken (viele Ideen generieren) erfordert kognitive Flexibilität. Frontale Hirnregionen sind an beiden Prozessen beteiligt.
Welche Rolle spielen exekutive Funktionen in der Intelligenz?
Arbeitsgedächtnis, kognitive Flexibilität und Inhibition sind zentral für Problemlösen. Exekutive Funktionen korrelieren stark mit fluider Intelligenz. Trainierbar durch kognitive Übungen und Selbstregulationstraining.
Was ist der Unterschied zwischen kristallisierter (gc) und fluider (gf) Intelligenz?
Kristallisierte Intelligenz (gc): Erworbenes Wissen, Wortschatz, Faktenwissen. Bleibt im Alter relativ stabil. Fluide Intelligenz (gf): Fähigkeit, neue Probleme zu lösen, logisches Denken. Nimmt im Alter ab.
Wie beeinflussen Bildungsunterschiede die Intelligenz?
Höhere Bildung ist mit höheren IQ-Werten assoziiert. Bildung stärkt insbesondere kristallisierte Intelligenz. Langfristige Effekte auf Denkfähigkeiten und Problemlösestrategien.
Welche Bedeutung hat die Arbeitsgedächtniskapazität für Intelligenz?
Starke Korrelation mit fluider Intelligenz (gf) (~0,5–0,7). Ermöglicht komplexe kognitive Prozesse (Problemlösen, logisches Denken). Begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses limitiert die Verarbeitung neuer Informationen. Höhere Arbeitsgedächtniskapazität ermöglicht effizientere Problemlösung. Eng verbunden mit exekutiven Funktionen (zentrale Exekutive, Inhibition).
Was sind die zentralen Komponenten des Arbeitsgedächtnisses nach Baddeley?
Zentrale Exekutive: Steuerung und Kontrolle kognitiver Prozesse. Phonologische Schleife: Speicherung und Verarbeitung sprachlicher Informationen. Visuell-räumlicher Notizblock: Speicherung und Verarbeitung visueller Informationen. Episodischer Puffer: Verknüpfung von Informationen aus verschiedenen Quellen.
Würde sich das Training des Arbeitsgedächtnisses zur Steigerung von Intelligenz eignen?
Studien zeigen kurzfristige Verbesserungen in fluider Intelligenz nach Training (z. B. n-back-Training). Langfristige Effekte sind umstritten, insbesondere hinsichtlich Transfer auf andere kognitive Fähigkeiten. Trainierte Personen schneiden besser in spezifischen Aufgaben ab, aber allgemeine IQ-Steigerung bleibt fraglich. Intelligenz ist nicht statisch, aber stark genetisch und umweltbedingt beeinflusst.
Welche Kritik gibt es an Studien zum Arbeitsgedächtnistraining?
Hawthorne-Effekt: Verbesserungen könnten durch erhöhte Aufmerksamkeit während des Trainings entstehen. Placebo-Problem: Kontrollgruppen oft nicht optimal gestaltet, um tatsächliche Effekte zu isolieren. Fehlende Langzeitstudien: Unklar, ob Trainingseffekte langfristig erhalten bleiben. Geringe Transferleistung: Verbesserung meist nur in trainierten Aufgaben, kaum Übertragung auf Alltagsfähigkeiten oder IQ. Motivationseffekte: Hochmotivierte Teilnehmer zeigen stärkere Verbesserungen, was das Ergebnis verzerren kann.
Welche Rolle spielt Intelligenz für den Schul-, Ausbildungs- und Berufserfolg?
Starke Korrelation zwischen IQ und Schulleistungen (~0,5 – 0,7). Intelligenz sagt Ausbildungs- und Berufserfolg vorher, besonders in Berufen mit hoher kognitiver Komplexität. Fluide Intelligenz (gf) ist besonders wichtig für Problemlösung, schnelles Lernen und Anpassungsfähigkeit. Kristallisierte Intelligenz (gc) trägt zum Erfolg in wissensbasierten Tätigkeiten bei. IQ alleine ist aber nicht alles → Motivation, Fleiß, soziale Kompetenzen beeinflussen ebenfalls den Erfolg.
Warum nimmt die Vorhersagevalidität des IQ in höheren Klassen-/Ausbildungsstufen ab?
Selektionseffekt: In höheren Bildungsschichten sind die IQ-Werte bereits relativ homogen, daher weniger Unterschiede. Nicht-kognitive Faktoren gewinnen an Bedeutung: Selbstdisziplin, soziale Kompetenz und Motivation spielen eine größere Rolle. Spezialisierung: Wissen und Erfahrung (kristallisierte Intelligenz) werden wichtiger als reine Problemlösefähigkeit (fluide Intelligenz). Erfahrung & Expertise kompensieren niedrigere Intelligenz in höheren beruflichen Positionen.
Wie entwickelt sich Intelligenz über die Lebensspanne?
Fluide Intelligenz (gf) → Höchste Leistung im jungen Erwachsenenalter (~20-30 Jahre), danach langsamer Abbau. Kristallisierte Intelligenz (gc) → Steigt bis ins hohe Alter, da Wissen und Erfahrung zunehmen. Verarbeitungsgeschwindigkeit nimmt mit dem Alter ab, was insbesondere fluide Intelligenz beeinträchtigt. Neuroplastizität sinkt im Alter, aber kognitive Reserve (lebenslanges Lernen) kann Abbau verlangsamen. Kompensation durch Erfahrung: Ältere Erwachsene nutzen Strategien und Wissen, um fluide Defizite auszugleichen.
Gibt es Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz?
Kein genereller IQ-Unterschied zwischen Männern und Frauen. Männer zeigen Vorteile in räumlicher Vorstellungskraft (z. B. mentale Rotation, Navigation). Frauen haben tendenziell bessere verbale Fähigkeiten (z. B. Sprachverständnis, Wortflüssigkeit). Mathematische Fähigkeiten → Unterschiede sind gering, Männer tendieren zu besseren Leistungen in abstrakter Mathematik, Frauen in rechnerischer Mathematik.
Welche Ursachen könnten Geschlechtsunterschieden in der Intelligenz zugrunde liegen?
Biologische Faktoren: Hormonelle Einflüsse (Testosteron, Östrogen) beeinflussen Gehirnreifung. Strukturelle Unterschiede im Gehirn (z. B. Corpus callosum größer bei Frauen → bessere Vernetzung). Soziokulturelle Faktoren: Erwartungseffekte & Stereotype beeinflussen Selbstvertrauen und Interessen (z. B. „Mädchen sind schlecht in Mathe“). Unterschiedliche Erziehung & Bildung verstärken geschlechtsstereotype Fähigkeiten. Evolutionäre Theorien: Männer entwickelten bessere räumliche Fähigkeiten für Jagd & Orientierung. Frauen entwickelten bessere sprachliche und soziale Fähigkeiten für Kommunikation & Gruppenbindung.