VL10 Flashcards
Wer waren die Kapetinger, und wann begann ihre Herrschaft?
Die Kapetinger waren eine französische Dynastie, die mit Hugo Capet 987 die Königsherrschaft in Frankreich begründete. Sie regierten bis ins Spätmittelalter und legten den Grundstein für die Zentralisierung der königlichen Macht.
Was war die Bedeutung des Vertrags von Verdun (843) für die politische Landschaft des Westens?
Der Vertrag von Verdun teilte das Karolingerreich unter den Enkeln Karls des Großen auf. Er führte zur Entstehung von Westfranken (später Frankreich), Ostfranken (später das Heilige Römische Reich) und einem Mittelreich. Diese Teilung prägte die politische Struktur Europas.
Welche Rolle spielte Reims in der kapetingischen Herrschaft?
Reims war der traditionelle Krönungsort der französischen Könige und ein Symbol göttlicher Legitimation. Die Taufe Chlodwigs in Reims stärkte das religiöse Fundament der Monarchie.
Was waren die Gottesfrieden, und warum wurden sie eingeführt?
Die Gottesfrieden waren kirchlich initiierte Schwureinungen, die Gewalt zwischen Christen regulieren sollten. Sie untersagten Kämpfe zu bestimmten Zeiten und Orten, um den Frieden zu sichern und die kirchliche Autorität zu stärken.
Beispiel: Der Gottesfriede von Arles (1035) legte fest, dass von Mittwochabend bis Montagmorgen Waffenruhe herrschen sollte.
Warum lehnte Bischof Gerhard von Cambrai die Gottesfrieden ab?
Gerhard argumentierte, dass die Durchsetzung des Friedens Aufgabe des Königs sei, nicht der Kirche. Er sah die Gottesfrieden als Eingriff in königliche Rechte und als potenziell gefährlich für die Kirche und die Gesellschaft.
Wie beschrieb Gerhard von Cambrai die drei gesellschaftlichen Stände (ordines)?
Beter (Oratores):
Konzentrieren sich auf das Gebet und die Vermittlung zwischen Gott und den Menschen.
Krieger (Bellatores):
Sorgen für den Schutz und die Verteidigung der Gesellschaft.
Bauern (Laboratores):
Stellen durch ihre Arbeit die Versorgung der Gesellschaft sicher.
Welche Herausforderungen hatten die Kapetinger in den ersten Jahrhunderten ihrer Herrschaft?
Begrenzte Machtbasis:
Die königliche Domäne war klein und wurde von mächtigen Vasallen umgeben.
Schwache Zentralgewalt:
Die Kapetinger mussten ihre Autorität in einem fragmentierten Feudalsystem etablieren.
Politische Rivalen:
Starke regionale Herrscher und Überreste karolingischer Machtstrukturen.
Wie förderten die Kapetinger langfristig die königliche Zentralmacht?
Aufbau von Verwaltungsstrukturen.
Nutzung der Kirche als Verbündete (z. B. durch die Krönung in Reims).
Heiratspolitik zur territorialen Expansion.
Betonung der sakralen Königswürde.
Welche Rolle spielte die Kirche für die kapetingischen Könige?
Die Kirche unterstützte die Kapetinger, indem sie deren Herrschaft als gottgewollt darstellte. Sie legitimierte ihre Autorität und stärkte ihre Position gegen rivalisierende Fürsten.
Welche langfristigen Auswirkungen hatte die kapetingische Herrschaft auf Frankreich?
Die Kapetinger schufen die Grundlage für die spätere Zentralisierung und Territorialisierung Frankreichs. Ihre Dynastie trug dazu bei, Frankreich als einheitliches Königreich im mittelalterlichen Europa zu etablieren.
Welche Herrscher trugen wesentlich zur Zentralisierung der königlichen Macht in Frankreich bei?
Philipp II. Augustus (1180–1223): Erweitere die königliche Domäne erheblich und stärkte die Verwaltung.
Ludwig VIII. und Ludwig IX.: Setzten die Reformen fort und konsolidierten die Macht der Krone.
Wie unterstützte Philipp II. Augustus (1165-1223) die Zentralisierung der Macht?
Effiziente Verwaltung:
Einführung von Beamten wie den Prévôts, die das Krongut verwalteten.
Fiskalisierung des Lehensrechts: Einnahmen durch Gebühren bei der Vergabe von Lehen.
Zunahme von Schriftlichkeit: Einführung von Registern und Dokumentationen in der Verwaltung.
Territoriale Expansion:
Eroberungen und Integration neuer Gebiete in die königliche Domäne.
Welche Bedeutung hatte Paris als Residenzstadt der Kapetinger?
Paris entwickelte sich ab dem 11. Jahrhundert zur politischen und kulturellen Hauptstadt Frankreichs.
Sitz der Verwaltung und des Hofgerichts.
Bau repräsentativer Gebäude wie der Sainte-Chapelle.
Zentrum für Handel und Bildung.
Wie stärkte die Schriftlichkeit die königliche Verwaltung?
Dokumentation von Abgaben und Rechten erhöhte die Kontrolle über das Krongut.
Register erleichterten die Nachverfolgung von Verwaltungsakten.
Schriftliche Kommunikation ermöglichte effizientere Entscheidungen und eine stärkere Durchsetzung von Anordnungen.
Was war die Rolle des Hofgerichts unter Philipp II. Augustus?
Das Hofgericht war eine zentrale Institution, die Streitigkeiten regelte und die königliche Autorität stärkte. Es wurde zu einem Symbol der Rechtsprechung im gesamten Reich.
Welche territorialen Erweiterungen fanden unter Philipp II. Augustus statt?
Rückgewinnung der Normandie von der englischen Krone.
Integration von Gebieten wie Anjou und Maine in die königliche Domäne.
Sieg in der Schlacht bei Bouvines (1214), der die Macht der Kapetinger festigte.
Wie beeinflusste die Fiskalisierung des Lehenswesens die Macht des Königs?
Einnahmen aus Gebühren und Abgaben stärkten die finanzielle Grundlage der Krone.
Abhängigkeit der Vasallen von königlichen Entscheidungen wuchs.
Kontrolle über Lehensvergaben ermöglichte es, loyale Gefolgsleute zu bevorzugen.
Warum war die Sainte-Chapelle in Paris ein Symbol königlicher Macht?
Die Sainte-Chapelle wurde als Palastkapelle auf der Île de la Cité erbaut. Sie beherbergte bedeutende Reliquien, darunter die Dornenkrone Christi, und betonte die sakrale Legitimation der kapetingischen Könige.
Wann und wie entstand das Herzogtum Normandie?
Das Herzogtum Normandie wurde 911 durch den Vertrag von St. Clair-sur-Epte gegründet. Der Wikingerführer Rollo erhielt das Gebiet als Lehen vom westfränkischen König Karl dem Einfältigen, um die Küsten vor weiteren Angriffen zu schützen.
Welche Rolle spielte die Normandie in den französisch-englischen Auseinandersetzungen?
Die Normandie war ein strategisch und wirtschaftlich bedeutendes Gebiet.
Nach der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer (1066) wurde die Normandie Teil des „angevinischen Reiches“ und sorgte für Konflikte zwischen der französischen und der englischen Krone.
Wie kam es zum Verlust der Normandie durch die englische Krone?
1204 eroberte Philipp II. Augustus die Normandie von König Johann von England („Johann Ohneland“).
Der Verlust war eine Folge der Schwäche der englischen Herrschaft und der militärischen Stärke der Kapetinger.
Welche Bedeutung hatte die Schlacht bei Bouvines (1214) für die Normandie?
Die Schlacht bei Bouvines festigte die Macht Philipp II. Augustus. Der Sieg verhinderte englische Rückeroberungsversuche und bestätigte den Verlust der Normandie für England.
Welche Rolle spielte Eleonore von Aquitanien in der französischen Politik?
Als Ehefrau Ludwigs VII. war sie Königin von Frankreich. Ihre Ehe brachte das reiche Herzogtum Aquitanien unter französische Kontrolle, was die Macht des französischen Königs stärkte.
Wie beeinflusste Eleonore von Aquetanien die englische Krone?
Nach ihrer zweiten Heirat mit Heinrich Plantagenet (später Heinrich II. von England) brachte Eleonore Aquitanien unter englische Kontrolle. Dies machte England zum mächtigsten Rivalen der französischen Krone.