VL 3: Schweizer Psychodynamisch - Diagnostik und Interventionen Flashcards
Diagnostik
besteht aus:
- Anfangsbefund = > Erstes Bild vom Pat.
- Anamese = Vorgeschichte
- Verlaufdiagnostik
- > Ziel: Diagnose der Erkrankung
• Eingangsdiagnostik: Erstgespräch, Sprechstunde + probatorische
Sitzungen
• Indikationsstellung:
– Ist eine Behandlung notwendig, angezeigt?
– Wenn ja, welche Therapieform, -frequenz?
• Therapieplanung und Durchführung: Behandlungsformen
– Kurzzeittherapie (KZT),
– Langzeitherapie (LZT),
– Akut-/Krisenbehandlung, supportive Gespräche
• Nachsorge (Transfersicherung, Katamnese, Wiedervorstellung)
= Ablauf ambulanter Psychotherapie
Die Operationalisierte Psychodynamische
Diagnostik (OPD)
• Ziel: Systematische, standardisierte und transparente Operationalisierung
psychodynamischer Diagnostik und Behandlungsplanung
• OPD Arbeitskreis : Manfred Cierpka, Harald Freyberger
- Umfasst auch:
• Diagnostisches Interview
• Multiaxiale Struktur
5 Achsen der OPD
I. Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
- > Unabhängig vom OPD
II. Beziehung
III. Konflikt
IV. Struktur
- 2,3,4 Spezifisch OPD
V. Psychische und Psychosomatische Störungen = Befunde
Was findet Ausdruck auf der Beziehungs-, Konflikt- und Strukturebene?
= Psychische Probleme
- Beispiele:
• Beziehungspathologie: Angststörung, Depression
• Konfliktpathologie: Zwangstörung
• Strukturpathologie: Traumafolgestörung, Persönlichkeitsstörungen
Achse 1
= Hier werden zentrale Aspekte der
Erkrankung, subjektive Krankheitstheorien, Veränderungsmotivation, vorhandene Ressourcen
und Hemmnisse etc. erfasst.
- > Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
Achse II Beziehung - Fokus
= Über die Erfassung und Beschreibung eines dysfunktionalen,
habituellen Beziehungsmusters werden typische leidvolle Reaktionsweisen
beschrieben und ein erster Anhaltspunkt für die Behandlung erarbeitet
Achse III Konflikt Fokus
= Der zeitlich überdauernde, psychodynamische Konflikt ist
gekennzeichnet durch festgelegte Erlebnismuster eines Menschen, ohne dass dies
dem Menschen bewusst wäre und ohne dass er sie aus eigener Willensanstrengung
überwinden könnte. Es werden sieben Konflikte mit aktiven und passiven
Verarbeitungsmodi beschrieben.
- > Spezifisch Psychodybnamisch
Achse IV Struktur Fokus
= Die Strukturachse stellt eine Beschreibung basaler psychischer
Funktionen dar. Die Verfügbarkeit dieser basalen psychischen Funktionen wird auf
vier Integrationsniveaus (gut integriert, mäßig integriert, gering integriert,
desintegriert) eingeschätzt. Mit dieser Einschätzung sind wichtige therapeutische
Implikationen verbunden
- Eröffnungsphase: Aktuelles Belastungserleben
- Ermittlung von Beziehungsepisoden
- Objekterleben, erlebte und faktische Lebensgestaltung
- > Konflikt + Struktur - Psychotherapiemotivation, Behandlungsvoraussetzungen,
Einsichtsfähigkeit - Psychische und psychosomatische Störungen
= OPD Interview
Beziehungsdiagnostik
• Alltagsepisoden: Fest gefügte und sich wiederholende
Beziehungserfahrungen
- > Dort & Dann
• Therapeutisches Beziehungsgeschehen
- > Hier & Jetzt - > Übertragungsgeschehen
I. Die Beziehungs-Achse im OPD
- Grundlage
• das beobachtbare und beschreibbare Beziehungsverhalten
• Beziehungsaspekte, „die der Untersucher in der Begegnung mit dem Pat.
erlebt, d.h. im Beziehungsangebot des Pat. und in seiner
Gegenübertragung wahrnimmt“.
• Diagnose dysfunktionaler Beziehungsmuster
• Schnittstelle zwischen intrapsychischer und interpersoneller Ebene
Beziehungs-Diagnostik nach OPD - Beziehungsverhalten
= „Ausdruck der Dynamik zwischen mehr oder weniger bewussten
Beziehungswünschen, den damit verbundenen intrapsychisch wirksam
werdenden Ängsten des Pat. und den Befürchtungen, wie das Gegenüber auf
die Wünsche reagieren könnte“.
Habituelles Beziehungsverhalten: OPD
= überdauernde psychosoziale Kompromissbildung zwischen Wünschen und
Befürchtungen in Beziehungen.
- > Interpersonelle Einstellung, die beim Pat. nach außen hin als dominant
oder mehr oder weniger durchgängig wirksam erscheint
Dysfunktionale habituelle Beziehungsmuster OPD
= spezifische - für die_den Pat. leidvolle - Konstellation, die sich aus dem
habituellen BV und den typischen Reaktionsweisen seiner Sozialpartner ergibt.
OPD-Beziehungsdiagnostik
- Ziel: Habituelle dysfunktionale Beziehungsmuster von Pat. identifizieren
- Perspektiven:
• Erlebensperspektive des Pat.
• Perspektive der Interaktionspartnerin
Analytische Einheiten - OPD-Beziehungsdiagnostik
(1) Wie erlebt sich der_die Pat. im Kontakt (immer wieder / durchgängig)?
(2) Wie erlebt der_die Pat. andere (immer wieder)?
(3) Wie erleben andere den Pat.?
- > Unbewusste Anteile
(4) Wie erleben andere sich gg. dem Pat. (immer wieder)?
- > GÜ-Diagnostik
Beziehungsthemen/-felder (OPD-2)
- Freiraum gewähren – sich frei entfalten
- Andere wertschätzen – den eigenen Wert anderen gg. zur Geltung bringen
- Anderen Zuneigung zeigen – sich einlassen, wenn andere Zuneigung zeigen
- Sich angemessen um andere kümmern – sich bedürftig zeigen, anvertrauen
- Andere angemessen anleiten - sich angemessen einordnen, einfügen (anleiten
lassen) - Andere angemessen verantwortlich machen – eigene Schuld angemessen
anerkennen - Ablehnung und Aggression angemessen zeigen - sich vor Angriffen / Gefahren
schützen - Angemessen zu anderen Kontakt aufnehmen - sich im Kontakt angemessen öffnen
und abgrenzen
II. Die Konflikt-Achse
= „Man spricht in der PA vom Konflikt, wenn sich im Subjekt gegensätzliche innere Forderungen gegenüberstehen.
– Latent oder manifest
– Äußert sich in Symptombildungen, Verhaltensstörungen
• Konflikte sind konstitutiv für den Menschen
– zwischen Wunsch und Abwehr
– zwischen den verschiedenen Systemen/ Instanzen (Ich, Über-Ich, Es)
– ödipaler Konflikt (Wunsch vs. Verbot)
Intrapsychischer Konflikt
= entsteht durch Spannung, die infolge zweier unverträglicher, unvereinbarer,
widerstrebender Tendenzen, Strebungen, Wünsche oder Motive entsteht.
• Zentrum des dynamischen Geschehens
• Neurosen, psychische Störungen als “Kompromissbildungen,
Lösungsversuche, Folgezustände von reaktivierten, unbewussten,
infantilen Konflikten oder Traumen
Grundkonflikte nach G. Rudolf
- Annahme: jeder Mensch muss Grundkonflikte bewältigen
(1) Grundkonflikt der Nähe (Individuation vs. Abhängigkeit): erstes
Lebenshalbjahr (1. LJ)
(2) den Grundkonflikt der Bindung (Versorgung vs. Autarkie, depressiver
Grundkonflikt): 2. HJ. bis 2. LJ
(3) den Grundkonflikt der Autonomie (Unterwerfung vs. Kontrolle,
Schuldkonflikt): 2. – 3. Lebensjahr
(4) den Grundkonflikt der Identität (ödipaler Konflikt, Identitätskonflikt): 3. – 6.
Lebensjahr
Systematik von Konfliktarten - Die Konfliktachse (OPD)
1) Autonomie vs. Abhängigkeit
2) Unterwerfung vs. Kontrolle
3) Versorgung vs. Autarkie (Versorgt zu werden)
4) Selbstwertkonflikte (Nazistischethemen)
5) Schuldkonflikte
6) Ödipal-sexuelle Konflikte
7) Identität vs. Dissonanz
Woran erkennt man den/die zentralen Konflikte?
= Am emotionalen Geschehen: Der Leitaffekt
Abwehrmechanismen
• Definition: „alle diejenigen – zumeist unbewußt, automatisch verlaufenden
Prozesse bzw. Mechanismen, welche der Entlastung des Ichs von
unlustvollen Gefühlen und Affekten(bzw. dazugehörigen kognitiven Inhalten)
dienen.