VL 2: Kapitel 3 - Soziale Kognitionen: Wie wir über die soziale Welt denken (lm/mb) Flashcards
Erkläre, was bei der Forschung zur sozialen Kognition untersucht wird.
(3 Hauptaspekte)
Forschung zur sozialen Kognition untersucht, wie der Mensch Informationen über sich selbst und seine soziale Welt auswählt (Aufmerksamkeit), beurteilt (Interpretation), abspeichert (Gedächtnis) und zur Urteilsbildung/Entscheidungsfindung sowie zum Handeln einsetzt.
Was sind automatische Denkprozesse und wie werden sie charakterisiert?
nenne 7 Punkte
Automatische Denkprozesse…
- laufen unbewusst ab
- sind unfreiwillig
- geschehen ohne Aufwand oder Anstrengung
- basieren auf Schemata und Heuristiken
- sind überlebenswichtig
- können zu Urteilsverzerrungen und unangemessenem Verhalten führen
- auch “holistisches Denken” genannt
Was sind kontrollierte Denkprozesse, wie werden sie charakterisiert und was setzen sie voraus?
Kontrollierte Denkprozesse…
- dienen dazu, Verzerrungen die durch das automatische Denken geschehen auszugleichen
- geschehen willentlich
- setzen Wollen (Motivation) und Können (kognitive Fähigkeit, Verfügbarkeit von Zeit und Energie) voraus
- sind aufwendige systematische Urteilsprozesse (analytisches Denken)
- sind begrenzt (wir können nur sehr wenige Dinge im Bewusstsein halten)
Definiere den Begriff ,,Schemata’’ und nenne drei verschiedene Kategorien
Schemata (auch: Kategorien) sind Mentale Strukturen, die allgemeines Wissen in unserem Gedächtnis organisieren. Sie basieren auf subjektives Wissen über Konzepte und Kategorien von Personen und Situationen.
- Stereotyp (über soziale Gruppen)
- Selbstkonzept (über eigene Person)
- Script (über Ereignisabfolgen)
Welche Funktionen haben Schemas, und wie beeinflussen sie unsere Wahrnehmung?
- Ein Schema ist ein Hilfsmittel des Menschen, um Informationen, die er über seine Sinnesorgane aufnimmt, eine Bedeutung zuzuordnen. Schemata ermöglichen dem Menschen, sich in jeder Situation schnell und mühelos zurechtzufinden und sinnvoll zu verhalten.
- Schemata beeinflussen die Information, die wahrgenommen wird, über die der Mensch nachdenkt und an die er sich erinnert. –> Schematakonforme Wahrnehmung
Was wird unter ,,kognitiver Geizhals’’ verstanden?
Laut Fiske & Taylor verhalten sich Menschen wie kognitive Geizhälse, d.h. sie nutzen bei Urteilen und Entscheidungen oft nur “hinreichend gute” Strategien.
Dies ist aber nicht die Folge von Faulheit! Der Informationsvielfalt unserer sozialen Umgebung ist enorm gross und zugleich haben wir nur begrenzte kognitive Kapazitäten.
Antworten beruhen auf Konzepten,Skripen,Stereotypen oder Heuristiken
Was haben Tajfel & Turner (1986) bei ihrem Experiment zur Objektkategorisierung festgestellt?
Bei ihrem Experiment haben sie 6 im selben Verhältnis grösser werdende Münzen in eine Reihe gelegt. Wenn man diese Münzen anschaut, ohne eine Kategorisierung vorzunehmen, nimmt man die Unterschiede zwischen den Münzen als konstant wahr. Sobald man aber die Münzen mental in 2 Gruppen aufteilt (3 ,,kleine’’ und 3 ,,grosse’’), scheinen die Unterschiede zwischen den Münzen einer Gruppe kleiner zu werden und die Unterschiede zwischen den zwei Gruppen grösser zu werden.
Nenne drei Funktionen und drei Konsequenzen vom automatischen Denken in Schemata.
Funktionen
- Kategorisierung (Identifizierung der Kategoriezugehörigkeit des Objekts)
- Informationsgewinn (Annahme von Schemakonforme EIgenschaften)
- Schnelle, effiziente Entscheidung (Verhalten gegenüber dem Objekt -> Schema entsprechend)
Konsequenzen
- Selektive Aufmerksamkeit ( Schemakonforme Infos werden eher bemerkt)
- Selektive Interpretation (Falls mehrdeutig –> Schemakonform interpretiert)
- Selektive Erinnerung (Schemakonforme Infos werden besser erinnert. Bsp. Linda Carli (1999))
Wie ging Linda Carli (1999) bei ihrem Experiment zur selektiven Erinnerung vor und was hat sie herausgefunden?
Die Vpn wurdern in 2 Gruppen aufgeteilt und bekamen eine Geschichte, die sie lesen mussten. In dieser Geschichte ging es um Barbara und ihre Beziehung zu Jack. Die Geschichten waren fast identisch, nur das Ende war jeweils veschieden. Beim einen machte Jack einen Heiratsantrag, beim anderen kam es zu einer Vergewaltigung. Zwei Wochen später gab es einen Erinnerungstest. Es hat sich gezeigt, dass sich die Vpn auch an falsche Details erinnert haben, solange diese in die von ihnen konstruierte Schemas passten. (zb. bei der Vergewaltigung: Jack trank sehr gerne Alkohol)
Definiere die Begriffe: Zugänglichkeit und Priming.
Zugänglichkeit: Die leichtigkeit, mit der Gedächtnisinhalte (Schemata, Konzepte etc.) gedanklich abgerufen werden können, einem in den ,,Sinn kommen’’.
Priming: Der Prozess, bei dem gerade Erlebtes/Wahrgenommenes die Verfügbarkeit zu bestimmten im Gedächtnis gespeicherten Informationen erhöht und hierdurch spezifische Reaktionen ,,bahnt’’. => Erleichterung bestimmter Reaktionen auf einen Zielreiz (Target) aufgrund vorheriger Darbietung eines Bahnungsreizes (Prime).
Nenne 3 Formen vom Priming.
Je nachdem , auf welcher Verarbeitungsebene es zur Aktivierung des Targets durhc den Prime kommt, können verschiedene Formendes Primes unterschieden werden.
- Semantisches Priming
- Affektives Priming
- Prozedurales Priming
Beschreibe das Semantische Priming (Prime, Target, Funktion, Anwendung).
Semantisches Priming
Prime/Target: Oft (Aber nicht zwingend!) ein Wort
Funktion: Erleichtert die Verarbeitung all jener Targets, die zum Prime eine semantische oder kategoriale Beziehung aufweisen.
Anwendung: Oft lexikalische Entscheidungsaufgaben
_Bsp.:_Vpn Entscheiden ob ein Wort (Target) real ist (zB. Knarkenschwester vs. Krankenschwester). Wenn Prime mit dem Target semantisch verwandt ist (zB. Spritze) kann auf das Target schneller reagiert werden.
Beschreibe das Affektive Priming (Prime, Target, Funktion, Anwendung)
Affektives Priming
Prime/Target: Wörter, Bilder oder Geräusche die eine gewisse Emotion erzeugen.
Funktion: Erleichtert die verarbeitung eines affektiven Reizes (Target) durch einem diesem Reiz vorausgehenden affektiv konstanten Reiz (Prime).
Anwendung: Zielreiz positiv oder negativ klassifizieren.
Bsp.: Ein positiver Zielreiz (z.B. ein Babybild) wird schneller als positiv klassifiziert, wenn zuvor als Prime entweder das Wort Glück oder ein positives Bild dargeboten wird.(verglichen zu einem negativen Prime)
Beschreibe das Prozedurale Priming (Prime, Target, Funktion, Anwendung).
Prozedurales Priming
Prime/Target: eine bestimmte kognitive Prozedur (Im Gegensatz zu den anderen zwei Formen nicht inhaltlich!)
Funktion: Die geprimed’e Prozedur wird bei einer anderen Aufgabe eher angewendet (auch wenn die Aufgabe eine ganz andere ist/ in einem anderen Kontext steht).
Anwendung: Das Wiederholen einer kognitiven Prozedur in einer anderen Aufgabe.
Bsp. Mussweiler (2001): Zuerst mussten die Vpn zwei Landschaftsbilder vergleichen und entweder nach Unterschieden oder Gemeinsamkeiten suchen. Als zweite Aufgabe mussten sie sich mit einer fiktiven Pers. vergleichen (sie dachten, es sei eine völlig andere Aufgabe ohne relation zur ersten). Je nach Gruppe haben sie hier auch Gemeinsamkeiten oder Unterschiede genannt.
Was ist der Unterschied im Bezug auf die Zugänglichkeit zwischen Priming, Schemata und Konzept?
Priming= zeitweilig zugänglich, wegen des gerade Erlebten.
Shemata= Dauerhaft zugänglich, wegen früherer Erfahrung
Konzept= Vorübergehend zugänglich (in Zusammenhang mit aktuellem Ziel)