Vertikale Gewaltenteilung: Föderalismus/Mehrebenensysteme Flashcards
Wie definiert Schultze Föderalismus?
Wenn in einem politischen System die entscheidenden Strukturelemente auf beiden Regierunsebenen vorhanden sind,
ihre Existenz verfassungsmäßig geschützt ist
und durch Eingriffe der jeweils anderen Ebene nicht beseitigt werden kann
Wieso entstehen laut Schultze föderale Staaten?
- Marktintegration
- Sicherheitsgewährleistung nach außen
- Integration kultureller Vielfalt
- effektive Verwaltung großer Territorien
Wie lauten die Kriterien für Bundesstaatlichkeit?
- Gliederung des Staates in territoriale Einheiten
- Teilhabe der Gliedstaaten an der Willensbildung des Zentralstaates
- Finanzielle Eigenständigkeit der Gliedstaaten
- Eigene Entscheidungskompetenzen der Gliedstaaten, garantiert durch die Verfassung
Welche zentralen Merkmale kennzeichnen föderale Staaten in Abgrenzung zu unitarischen Staaten?
- Rechtliche Grundlage:
- Staatenbund auf der Grundlage eines völkerrechtlichen Vertrags
- Bundesstaat auf der Grundlage einer Verfassung - Ausmaß der Autonomie der Einzelstaaten:
- weitgehend gegeben beim Bundesstaat - Austrittsrecht der Einzelstaaten:
- gegeben beim Staatenbund - Normenhierarchie:
- im Bundesstaat ist Bundesrecht höherrangig als Landesrecht
Wozu nutzt man Indizes bei der Messung von Föderalismus?
- Zur Erklärung der Entstehung/Entwicklung föderaler Ordnungen
= Ausmaß des Föderalismus als abhängige Variable (Explanandum) - Zur Erklärung von Policy-Ergebnissen
= Ausmaß des Föderalismus als unabhängige Variable (Explanans)
Welche normativen Gründe sprechen für Föderalismus als Staatsorganisationsprinzip?
- Ethisch: Subsidaritätsprinzip vs Solidaritätsprinzip
- Geographie: Flächenstaaten
- Ökonomisch: Beförderung wirtschaftlicher Entwicklung
- Minderheitenschutz
- Konfliktregulierung für ethnische und soziale Gruppen
- Demokratietheoretisch: Gewaltenteilung, Macht- und Herrschaftsbegrenzung, Partizipationsmöglichkeiten
Welche Typen von Föderalstaaten unterscheidet Schultze?
Staatenbund
konföderaler Bundesstaat
unitarischer Bundesstaat
dezentraler Einheitsstaat
Welche Föderalismusformen unterscheidet Schultze?
Differenzierungs- vs Vereinigungsföderalismus
symmetrischer vs asymmetrischer Föderalismus
Dualer (Trenn-, Wettbewerbs-) vs kooperativer Föderalismus (Beteiligungs-, Exekutivföderalismus)
Was sind zentrale Merkmale des interstaatlichen (dualen) Föderalismus?
- Arbeitsteilung zwischen den Ebenen:
Dualismus staatlicher Strukturelemente
Differenzierung nach Politikfeldern - Beteiligung der Gliedstaaten an Bundespolitik:
Gering, über direkt gewählte Vertreter im Senatsmodell - Kooperation zwischen den Ebenen:
geringer ausgeprägt als im kooperativen Föderalismus
Was sind Vorteile des interstaatlichen (dualen) Föderalismus?
- klarere Verantwortungszuschreibung
- Partizipation leichter möglich als im Verbundföderalismus
- Wettbewerb zwischen Gliedstaaten
Was sind Nachteile des interstaatlichen (dualen) Föderalismus?
- Auseinanderentwicklung der Gliedstaaten möglich
- negative Folgen des Wettbewerbs zwischen Gliedstaaten
Was sind zentrale Merkmale des intrastaatlichen (kooperativen) Föderalismus?
- Arbeitsteilung zwischen den Ebenen:
Funktionale Differenzierung nach Kompetenz (exekutive und legislative Kompetenz) - Beteiligung der Gliedstaaten an Bundesrepublik:
Starke Beteiligung der Länder an Gesetzgebung über Bundesstaat - Kooperation zwischen Ebenen:
starke Kooperationsbeziehungen
- horizontal zwischen Ländern
- vertikal zwischen Bund und Ländern
Was sind Vorteile des intrastaatlichen (kooperativen) Föderalismus?
- stärkere Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse
- Konfliktdämpfung durch Verhandlungssystem
Was sind Nachteile des intrastaatlichen (kooperativen) Föderalismus?
- ineffizientes Entscheiden
- Politikverflechtungsfalle
- Problem-/Innovationsstau
- Partizipatorische Defizite
Was ist die Politikverflechtungsfalle nach Fritz W. Scharpf?
eine zwei oder mehr Ebenen verbindende Entscheidungsstruktur,
die aus ihrer institutionellen Logik heraus
systematisch ineffiziente und problem-unangemessene Entscheidungen erzeugt,
und die zugleich unfähig ist,
die institutionellen Bedingungen ihrer Entscheidungslogik zu verändern
- weder in Richtung auf mehr Integration noch in Richtung Desintegration