Therapieindikation Flashcards
Medizinisches Indikationsbegriffe - Heilanzeigen
- Indicatio causalis
- Indicatio morbi
- Indicatio symptomatica
- Indicatio vitalis
- Kontraindikation
Indicatio causalis
- Aufgrund Ursache des Leidens
- Selten, da psych. Störungen multifaktoriell bedingt sind - Einflussfaktoren probabilistisch statt deterministisch
Indicatio morbi
- Aufgrund der Krankheit selbst
- Krankheitsbegriff oft unscharf/problematisch - Krankheitsbedingte Indikation wenig wert
Indicatio symptomatica
- Aufgrund der Symptome des Leidens
- Größte Bedeutung für VT: Diagnostik an Symptomen orientiert
Indicatio vitalis
- Aufgrund einer Lebensgefahr
- Bei Krisenintervention relevant (Suizidalität/Zwangsernährung)
Kontraindikation
- der Indikation entgegengesetzt (Gegenanzeige)
- Zwingender Grund, ein Verfahren nicht anzuwenden
Entscheidungsablauf bei einer psychotherapeutischen Indikation (4 Stufen)
- Entscheidung durch Laien (Betroffene selbst, Freunde, Bekannte)
- Entscheidung durch Professionelle außerhalb des Gesundheitssystems (Pfarrer, Sozialarbeiter, Lehrer, Juristen)
- Entscheidung durch Angehörige des Gesundheitssystems ohne spezielle psychotherapeutische Qualifikation (Allgemeinärzte, somatische Fachärzte)
- Entscheidung durch Psychotherapeuten vor und während der Therapie
Fragen zur Indikationsstellung der Psychotherapie (3 Main + Extra)
1) Ist eine Psychotherapie angezeigt
2) Welche psychotherapeutischen Maßnahmen sind angebracht
3) Wie können Maßnahmen im Einzelfall angepasst werden
- Therapieziele?
- Welcher Therapeut am besten?
- Welche Patienten wofür geeignet?
- Unabhängige/ergänzende psychosoziale Hilfeleistungen hilfreich/notwendig?
Selektive Indikation
Geeignete Therapieverfahren für bestimmte Patienten oder umgekehrt geeignete Patienten für eine bestimmte Therapiemethode auswählen.
Adaptive (Prozessuale) Indikation
Anpassung des therapeutischen Vorgehens an den jeweiligen Einzelfall - erfolgt häufig im Verlauf des therapeutischen Prozesses
Differenzielle Indikation
Entscheidung zwischen Therapieverfahren - welche am besten geeignet?
Allgemeinere Form der differenziellen Indikationsfrage von Paul (1967):
Welches ist für dieses Individuum mit diesem spezifischen Problem die effektivste Behandlung, durch wen und unter welchen Umständen?
Therapieansätze eingeteilt in drei große Gruppen: psychotherapeutisch, psychopharmakologisch und soziotherapeutisch
Uniformitätsmythos
Die unzulässige Gleichsetzung aller Patienten
Störungsspezifische Therapieansätze bauen auf zwei Wissensquellen auf:
1) Störungswissen: hinreichende Informationen/Modelle über Erscheinung/Verlauf/Bedingungen der Störubg
2) Veränderungswissen: Kenntnisse über Möglichkeiten zum Beeinflussen psych. Störungen (störungsübergreifend oder störungsspezifisch)
Probleme mit differenzieller Therapieindikation
Zu viele Faktoren und Variablen; sogar Metaanalysen würden das nicht schaffen
Kriterien für empirisch validierte Behandlungen: Gut abgesicherte Behandlungen (nach APA 1995): (5)
- Mindestens 2 gute Gruppendesignstudien zeigen Effektivität in einer oder mehr der folgenden Weisen:
–> A: Überlegenheit gegenüber einem Pillen- oder psychologischen Placebo oder einer anderen Behandlung
–> B: Äquivalent mit einer bereits etablierten Behandlung in Studien mit einer angemessenen statistischen Power (ca. N = 30 pro Gruppe) - Eine große Serie von Einzelfallstudien (N ≥ 9) zeigt Wirksamkeit. Diese Studien müssen über die folgenden Merkmale verfügen:
–> A: Gute experimentelle Versuchspläne
–> B: Vergleich der Intervention mit einer anderen Behandlung wie in IA. - Die Studien müssen mit Behandlungsmanualen durchgeführt worden sein
- Die Charakteristika der Patientenstichproben müssen klar spezifiziert worden sein
- Die Effekte müssen von mindestens zwei verschiedenen Untersuchern oder Arbeitsgruppen demonstriert worden sein.
Kriterien für empirisch validierte Behandlungen: Wahrscheinlich wirksame Behandlungen (nach APA 1995):
- Mindestens 2 gute Gruppendesignstudien zeigen (statistisch signifikante) Überlegenheit gegenüber einer Wartelistenkontrollgruppe
- Mindestens 1 gute Gruppendesignstudie erfüllt die Kriterien IA oder IB, III und IV, jedoch nicht V.
- Eine kleine Serie von Einzelfallstudien mit Versuchsplänen, die die restlichen Kriterien II, III und IV für gute Absicherung erfüllen, zeigt Wirksamkeit.
Wenn Indikation rational sein soll:
● Die Entscheidung verfolgt ein bestimmtes, definiertes Ziel
● Die zur Zielerreichung verwendeten Mittel und Methoden werden bewusst ausgewählt
und eingesetzt
● Die Annahmen, die die gewählten Mittel und Ziele miteinander verknüpfen, sind
empirisch, theoretisch oder praktisch begründet
● Die Präferenz für bestimmte Ziele wird durch explizite normative Annahmen begründet
● Es werden alle relevanten Kenntnisse für die Indikationsstellung herangezogen
● Die einzelnen Indikationsentscheidungen sind in eine größere Strategie eingebettet, um
sicherzustellen, dass die Verfolgung verschiedener Ziele nicht zu gegen- seitigen
Behinderungen führt
● Die Entscheidungen werden mittels logischer Prozeduren gültig aus den Vorannahmen
abgeleitet
● Die Entscheidungen erfolgen unter Abwägung von Bedarf, Kosten, Nutzen und
Effektivität aller verfügbaren Alternativen
● Die moralischen und ethischen Dimensionen des Umgangs mit Menschen werden
berücksichtigt
Kriterien zu beachten:
● Individuelle Stärken und Schwächen
● Persönlichkeit
● Motivation
● Lebenssituation
● Therapiesetting
● Mögliche Interaktionen der genannten Faktoren
Zentrale Konzepte und Orientierung über die Symptomatik
o Der Therapeut benötigt Informationen über die allgemeinen Konzepte, Werte und Ziele des Patienten, bspw.
o Wie beurteilt er sich selbst?
o Welche Stärken und Schwächen sieht er bei sich? – Ressourcen, die man benutzen kann, an erste Interventionen denken
o Welche Grundüberzeugungen steuern sein Handeln und den Umgang mit Problemsituationen? – Schemas
o Welche Erwartungen hat er an sich und andere?
o Was sind für ihn zentrale Lebensziele?
o Welche Therapiemotivation ist vorhanden?
o Faktoren, positive und negative Verstärker, die grundsätzlich aufrechterhaltend, dass die Symptomatik der Patientin stehenbleibt