Psychoendokrinologie Flashcards
Psychoendokrinologie
interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich mit Wechselwirkungen von Verhalten und Erleben, Nervensystem und Hormonsystem beschäftigt
Hormone
körpereigene Substanzen, die in endokrinen Drüsen produziert und direkt in das Kreislaufsystem freigesetzt werden.
Hypothalamus und Hypophyse steuern Hormonfreisetzung
—> Hypothalamus setzt Releasing-Hormone frei
—> Releasing-Hormone stimulieren
Ausschüttung von Hypophysenhormonen
—> Hypophysenhormone bewirken
Hormonproduktion in Hormondrüsen
Regulation der Hormonfreisetzung durch:
- Signale von Nervensystem
- Hormonelle Feedbackschleifen
- nichthormonelle Substanzen (Glukose, Natrium, Kalzium)
Endokrinopathien
= Störungen der Hormonfunktionen, die mit verminderter oder vermehrter Hormonproduktion einhergehen
- bei unbehandelten Verläufen können psychopathologische Symptome auftreten
Störung der Glukortikoide
- schwere depression —> erhöhte Cortisol-Konzentration (HHN-Achse)
- Langfristige Gabe von Kortikliden (bei Asthma und rheumatischen Sachen) haben depressive Episoden als NBW
Ein Modell der Depression basiert auf Veränderung der Glukokortikoid-Rezeptor-Funktion
- geringere Feedback-Wirkung —> übermäßige Hypothalamus-Stimulation führt zu erhöhtem Cortisolspiegel
- antidepressive Wirkung von CHR-1- und Glukokortikoid Rezeptorantagonisten
Störungen der Schilddrüsenhormone
Psychische Symptome können sowohl bei Hypo- als auch bei Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) auftreten —> von Antriebsarmut zu Panikattacken und psychotischem Erleben
Hypothyreose: Antriebslosigkeit, Verlangsamung des Denkens, depressive Symptome bis hin zu akuter Suizidalität
—> bei Verdacht auf Depression Schilddrüsenhormone abklären
• Schilddrüsenhormone als „add-on“ (Augmentationstherapie) zum Antidepressivum bei Patienten mit Schilddrüsenstörung (v.a. therapierefraktärer Depression)
Störungen der Sexualhormone
• Hormonschwankungen bei Frauen erhöhen das Risiko für affektive oder psychotische Störung
• Z.B. während Pubertät, Schwangerschaft, Wochenbett, Menopause
—> Theorie: Östrogene wirken auf das Serotoninsystem und bedingen einen anxiolytischen und antidepressiven Effekt
• auch bei Männern: Zusammenhang zwischen Abfall von Testosteron und häufiger auftretenden Depressionen im Alter
—> Intervention durch Hormonersatztherapie mit Östrogenen/Testosteron
Gabe gegengeschlechtlicher Hormone:
wichtiger Schritt vor geschlechts-angleichender OP bei Transsexualität
Melatonin-Störungen
• Melatonin in Epiphyse (Zirbeldrüse) synthetisiert
• wirkt im Hypothalamus schlafinduzierend- und aufrechterhaltend
• synchronisiert zirkadiane Rhythmen
• Produktion steigt gegen Abend an
• Melatonin und Melatoninagonisten als „add-on“ bei Depressionen zur Verbesserung der zirkadianen Rhythmik
• Melatonin selbst - keine antidepressive Wirkung
• Antidepressivum Agomelatin wirkt sowohl auf das Serotonin als auch auf das Melatoninsystem
Appetitregulation
Rückgriff Biopsychologie:
Orexigene und Anorexigene (hemmen Nahrungsaufnahme) sind Hormone, die im Magen gebildet werden und über den Blutkreislauf an das Gehirn vermittelt werden.
• Nucleus arcuatus integriert die eintreffenden Signale
• Weitergabe der Information an die Kerne im Hypothalamus über zwei antagonistische Zelltypen, die unterschiedliche Transmitter senden.
• System kann über viele Transmittersysteme moduliert werden – und damit über Psychopharmaka
Hormonelle Veränderungen bei Anorexie
• langes Fasten und Reduktion von Fettgewebe führen zu hormonellen Veränderungen
• Anstieg von Ghrelin (orexigenes Signal) und Abfall von Leptin (anorexigenes Signal)
Bei Anorexie:
Abfall von Leptin und Anstieg von Ghrelin führt zu:
• Drosselung der Ausschüttung von LH, FSH und
Östrogenen
• Zyklusstörung und Unfruchtbarkeit als Folge
• durch Mangel an Sexualhormonen erhöhte Gefahr für
Osteoporose
• erniedrigte Konzentration von Hormonen, die die
Schilddrüse stimulieren (TSH und T3)
Gewichtszunahme unter Psychopharmaka
Gewichtszunahme als Nebenwirkung von Antipsychotika und trizyklischer Antidepressiva
• metabolische und kardiovaskuläre Gesundheitsrisiken
• Gewichtszunahme senkt Therapiecompliance (Kooperationsbereitschaft von Patienten)
Gewichtszunahme über antihistaminerge Wirkung
• orexigenes Signal im Hypothalamus
• v.a. Clozapin und Olanzapin - + 4/5 kg in den
ersten Behandlungswochen
• bei Antidepressiva v.a. Amitriptylin, Doxepin,
Trimipramin
Diabetes Mellitus unter Psychopharmaka
Bei Schizophrenie, Depression und bipolarer Störung liegt ein höheres Risiko für gestörten Glukosemetabolismus und Entwicklung von Diabetes Mellitus Typ 2 vor.
• erhöhtes Auftreten von Diabetes und diabetischer Ketoazidose unter atypischen Neuroleptika
—> Umstellung auf andere Neuroleptika
(Aripiprazol oder Ziprasidon)
• bei Depression – Überaktivität des HHN-
Systems - hohe Glukokortikoid-Spiegel erhöhen Glukosespiegel
—> Umstellung der Antidepressiva (unter Mitrazapin, Trizyklika und Fluoxetin – Verbesserung der Glukosewerte)
Hormonelle Nebenwirkungen unter Psychopharmakotherapie
Antipsychotika können zu Erhöhung der Prolaktin Ausschüttung führen
• Hemmung der D2-Rezeptoren Enthemmung der
Prolaktin Ausschüttung
• Spannungsgefühle in den Brüsten, Vergrößerung der
Brüste, Milchfluss
• Langzeittherapie: sexuelle Funktionsstörungen,
Amenorrhö, Osteoporose und Erhöhung des
Thromboserisikos
• Regelmäßige Laboruntersuchungen, Umstellung der
Medikation
Nebenwirkung von Antidepressiva (z.B. SSRI) – Syndrom der inadäquaten ADH- Sekretion
• Lethargie, erniedrigte Natriumkonzentration, geringe Flüssigkeitsausscheidung, stark
konzentrierter Urin, evt. Gefahr eines Hirnödems