Lektion 1 Psychologie als Wissenschaft Flashcards
Warum Psychologie?
- Grundlegendes Bedürfnis des Menschens Gesetzmäßigkeiten in seiner Umgebung zu verstehen
- Gesetzmäßigkeiten erlauben den Abruf von automatisierten Prozessen
Definition von Psychologie
- „Wissenschaftliche Lehre vom Erleben und Verhalten von Individuen in ihrer Umwelt“
- Wissenschaftlich = Erklärungen für Zusammenhänge, die empirisch nachgewiesen wurden
- Lehre = Oberbegriff für Untersuchung
- Erleben = Erleben geht Verhalten voraus/ Geistig ≠ Kognitiv Geistig eher emotional und nicht zeitgemäß
- Verhalten = Automatisiertes Verhalten und aktives Handeln
- Individuen = Umfasst auch Pflanzen und Tiere/ Psychologie nicht zwingend nur auf Menschen begrenzt
- Umwelt = Persönlichkeit wird von Umwelt beeinflusst/ Umwelt kann sozialpsychologisch und physisch sein
Geschichte der Psychologie
- „Psychologie besitzt lange Vergangenheit aber nur eine kurze Geschichte“
- Geschichte wichtig zur kritischen Reflexion
- Ursprung zentraler Forschungsthemen
- Hauptsächlich gestützt von Ideenlehre (Platon) und Körper & Geist Einheit (Aristoteles)
Ideenlehre (Platon)
- Höhlengleichnis = Schatten statt Gegenstände
- Grundgedanke = Was gesehen wird ist verzerrt
- Welt der Erscheinungen ist falsch nur Welt der Ideen entscheidend
- Ideen können nicht neu geschaffen werden sondern existieren bereits alle
- Sokrates Wagenlenker = 1. Pferde sind zwei Tugenden (Mut & Selbstbeherrschung)/ 2. Wagenlenker ist Seelenteil der Weisheit
- Welt der Ideen kann mit kognitiven Schemata verglichen werden
Körper & Geist Einheit (Aristoteles)
- Ideen werden als Gestalt (Seele) verstanden
- Gestalt muss mit Medium (Materie) eine Einheit bilden
- Einheit existiert nur im Hier & Jetzt
- 3 Stufen der Seele = Anima rationales am höchsten
- Anima rationales unsterbliche = Andere Seelenstufen sterben mit Medium
- Unterschied Platon (!) = Sterblichkeit der Seele
Liste von Philosophen vor Psychologie
- Augustinus (Platon)
- Thomas von Aquin (Platon + Aristoteles)
- Rene Descartes
- David Hume
- Immanuel Kant
- Franz Brentano
- Herman von Helmholtz
- Gustav Theodor Fechner
Augustinus (354-430)
- Psychologie der Innerlichkeit
- Seele bedient sich des Körpers zur Wahrnehmung der Außenwelt
- Begründer der Introspektion
- Basiert auf Platons Überlegungen
Thomas von Aquin (1224-1274)
- Greift Ansätze von Platon und Aristoteles auf
- Problem Platon = Bei Ideenlehre fehlt Bedeutung des Körpers
- Problem Aristoteles = Seelenteil des Gedächtnisses stirbt mit
- Lösung = Körper & Geist findet bei Auferstehung wieder zusammen
Rene Descartes (1596-1650)
- Res cogitans (Seele) & Res extensa (Materie)
- Leib-Seele Problem = Was existiert wirklich?/ Was hat Einfluss auf was?
- Unterschied Aristoteles (!) = Seele und Materie getrennt
- Nur der Zweifel über die Seele ist Beweis für die Existenz (Anzweiflung des Christentums)
David Hume (1711-1776)
- Gegenpol zur rationalen Psychologie
- Empirismus der Sinneserfahrungen
- Erkenntnisse nur durch Erfahrungen der Sinneseindrücke möglich (Keine abstrakten Erkenntnisse sondern nur Wahrscheinlichkeiten)
- Unterschied Descartes (!) = Setzt Sinneseindrücke voraus
Immanuel Kant (1724-1804)
- Erkenntnis nur durch Denken und Beobachtung zusammen
- Beobachtungen = Durch Sinneserfahrung wie Hume/ Erkennung durch A-Priori Schemata erforderlich
- Psychologie keine Naturwissenschaft = Wissenschaft benötigt Raum und Zeit/ Denken ist immateriell und besitzt deshalb keinen Raum
Franz Bretano (1838-1917)
- Deskriptive vs. Genetische Psychologie
- Deskriptive = Beschreibung nach Kant
- Genetische Psychologie = Naturwissenschaftliche Komponente
Herman von Helmholtz (1821-1894)
- Grundlegende Arbeiten zur Reizleitung der Nervenbahnen
- Unterschied Kant = Lebewesen können zum Teil mechanisch beschrieben werden
Gustav Theodor Fechner (1801-1887)
- Gesetz der Psychophysik = Fechnersches Gesetz
- 1. Gesetz = Reizintensität ≠ Empfindungsintensität/ Kann in unproportionalen Verhältnis stehen
Liste von Philosophen seit Psychologie
- Leipziger Schule (Wilhelm Wundt)
- Würzburger Schule (Oswald Külpe)
- Grazer Schule (Alexius Meinong/ Christion von Ehrenfels)
- Frankfurter Schule (Max Wertheimer)
Leipziger Schule
- Wilhelm Wundt Gründung des ersten psychologischen Institutes in Leipzig
- Seelische Vorgänge können durch physiologische Veränderungen erklärt werden
- Aufteilung von Gedankengängen durch Introspektion
- Erklärung wie Reizweiterleitung in vorgelagerte Prozesse aufgeteilt werden kann Heute bildgebene Verfahren stattdessen
Würzburger Schule
- Einheit des Seelenlebens
- Akzeptanz des Unbewussten
- Gründer der Gestaltpsychologie
- Fokussiert auf deskriptive und nicht auf genetische Psychologie
Grazer Schule
- Deskriptive Psychologie
- Gestaltpsychologen = „Das Ganze ist mehr als die Summer der Teile“
- Einzelelemente von Gedanken möglich aber Gestalt kann sich ändern mit Lebewesen
Frankfurter Schule
- Gestaltpsychologe
- Komplexere Gestalten auch möglich
- Gestalt kann abhängig sein von Intention (Dodgeball = Kooperativ vs. Gegeneinander)
- Kognitive Fixierung = Das erste was man sieht wird man nicht mehr (vollständig) los
Psychologie heute
- Seelenbegriff und Geist obsolet
- Weniger Lehrväter stattdessen Paradigmen
- Paradigmen = Perspektiven unter denen das Erleben und Verhaltn von Individuen in ihrer Umwelt untersucht wird
Psychodynamisches Paradigma
- Sigmund Freud
- Untersuchungsschwerpunkt = Triebe, Konflikte
- Forschungsthemen = Verhalten als Ausdruck unbewusster Motive
- Deprivation = Verlangen beeinflusst Verhalten
- Verarbeitung innerer Konflikte
Behavioristisches Paradigma
- John Watson & B.F. Skinner
- Untersuchungsschwerpunkt = Spezifisch gezeigte Reaktionen
- Forschungsthemen = Verhalten als Verursachung durch Reize und Folgen
- Radikaler Behaviorismus = Black Box exisitert eigentlich nicht in SOR
- Normaler Behaviorismus = Black Box ist da aber kann nicht untersucht werden
Humanistisches Paradigma
- Carl Rogers & Abraham Maslow
- Untersuchungsschwerpunkt = Menschliches Erleben und Potenziale
- Forschungsthemen = Lebensmuster/ Werte/ Ziele
- Mensch ist aktives Geschöpf das von Grund auf gut ist
- Hauptaufgabe des Menschen ist Selbstverwirklichung und nicht Triebbefriedigung
Kognitives Paradigma
- Noam Chomsky
- Untersuchungsschwerpunkt = Kognitive Prozesse/ Sprache
- Forschungsthemen = Untersuchung von Verhaltensindikatoren für kognitive Prozesse
- Kognitiver Behaviorismus = Black Box hat wichtigen Anteil beim Erklären von Verhalten
- Denken, Erinnern, Verstehen, Aufmerksamkeit, Gedächtnis
Evolutionäres Paradigma
- Charles Darwin
- Untersuchungsschwerpunkt = Evolutionär entstandene psychische Anpassungen
- Forschungsthemen = Psychische Mechanismen als adaptive Funktionen
- Verhalten ist körperliche und kognitive Fähigkeit die sich im Laufe der Evolution entwickelt hat
- Evolution als universeller Erklärungsansatz
Biologisches Paradigma
- Untersuchungsschwerpunkt = Prozesse im Gehirn und Nervensystem
- Forschungsthemen = Biochemische Basis von Verhalten und mentalen Prozessen
- Verhalten resultiert ausschließlich aus biochemischen Prozessen
- Lebenserfahrung kann zu einer Veränderung der biologischen Prozesse führen (Ansonsten wäre es durch Gene determiniert)
Kulturvergleichendes Paradigma
- John Berry & Shalom Schwartz
- Untersuchungsschwerpunkt = Interkulturelle Muster von Handlungen und Verhalten
- Forschungsthemen = Universelle vs kulturspezifische Aspekte menschlicher Erfahrung
- Kollektivistische vs. Individualistische Kulturen
- Kulturbrille prägt die Wahrnehmung der Umwelt und beeinflusst Verhalten
- Beispiel = Aquarium wird komplett wahrgenommen von kollektivistischen Kulturen wegen holistischen kognitiven Stiles vs. Individualistische Kulturen nur einzelne Reize
Paradigmen in einem Satz
- Psychodynamisch = Verhalten aus dem Menschen heraus (negativ)
- Behavioristisch = Wie ist Umwelt dargestellt?
- Humanistisch = Innere Bedürfnisse/ Positive Formulierung
- Kognitiv = Black Box des SOR/ Komplexere Prozesse des Verhaltens
- Biologisch = Prozesse im Gehirn sind verantwortlich für Verhalten
- Evolutionär = Evolution bedingt das Verhalten
- Kulturvergleichend = Interkulturelle Muster?