Arbeitslosigkeit Flashcards
Führen sowohl Arbeitslosigkeit als auch bereits Arbeitsplatzunsicherheit zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit?
- Arbeitslosigkeit auf jeden Fall
- Arbeitsplatzunsicherheit kann durch Persönlichkeit (v.a. Locus of Control) und sozio-ökonomisches Umfeld gepuffert werden
Sind Trainings mit Arbeitslosen eine vielversprechende Intervention?
Ja, vor allem wenn man dadurch Suchverhalten stärken kann
Welche Rolle spielt das sozio-ökonomische Umfeld nach Debus et al. (2013)?
Negative Effekte der Arbeitsplatzunsicherheit schwächer wenn:
- gutes soziales Netz
- hohe Unsicherheitsvermeidung (klare, umfassende Regeln bezüglich Arbeitsplatzunsicherheit und Arbeitslosigkeit)
Erwerbslosenquote
Nicht-Arbeitende, nicht zwingend beim RAV gemeldet
-> deshalb meist höher
Arbeitslosenquote
beim RAV als arbeitslos angemeldet
Marienthal-Studie
Ganzes Dorf arbeitslos, da Spinnerei wegen Wirtschaftskrise schliessen musste
-> langfristige Effekte von Arbeitslosigkeit untersucht
ABER:
- einzigartige Situation
- Rahmenbedingungen nicht mehr aktuell
Suche nach potentiellen Moderatoren/Mediatoren:
• Ausmass der finanziellen Probleme/Ressourcen
• Kontrollierbarkeit der Situation
• Hoffnung und Enttäuschung
• Länge der Arbeitslosigkeit
• Zentralität der Arbeit für die Person
Ergebnisse der Marienthal-Studie
- soziale und politische Inaktivität (Resignation und Apathie)
- freie Zeit als Belastung -> Freizeitangebote werden nicht mehr genutzt
Marienthal-Studie - Haltungstypen
Ungebrochene (ca. 23%)
Resignierte (ca. 69%)
Gebrochene (ca. 8%)
- die Verzweifelte
- die Apathischen
Ergebnisse der Arbeitslosigkeitsstudie in Wittenberge
- Schlangen vor Bankautomaten am letzten Werktag des Monats
- Hälfte der Bevölkerung pendelt -> überfüllter Bahnhof an Freitag und Sonntage
- Vergangenheitsorientierung zu Zeit vor Arbeitslosigkeit
Phasenmodell der Arbeitslosigkeit (Eisenberg & Lazarsfeld, 1938)
-> aus Marienthal-Studie entstanden
Eintritt der Arbeitslosigkeit
1. Schock (niedrige Aktivität)
2. Aktivismus (erhöhte Aktivität)
3. Pessimismus (niedrige Aktivität)
4. Anpassung
-> nicht replizierbar
Verlust durch Arbeitslosigkeit - physiologische und Sicherheitsbedürfnisse
- Existenzsicherheit
- Ernährerrolle in der Familie
- Tagesstruktur
- finanzielle Mittel und materielle Bedürfnisbefriedigung
Verlust durch Arbeitslosigkeit - soziale Bedürfnisse
- soziale Kontakte mit Berufskollegen (evtl. durch Scham)
Verlust durch Arbeitslosigkeit - Bedürfnis nach Status und Anerkennung
- Karriereperspektiven
- soziale Anerkennung
- gesellschaftliche Bedeutung
- Bedürfnis nach Selbstverwirklichung
- Produktivität und Lebensäusserung
Folgen der Arbeitslosigkeit
- psychologisch
- sozial
- physiologisch/somatisch
Psychologische Folgen der Arbeitslosigkeit
-> Erwerbslosigkeit geht mit schlechter (psychischer) Gesundheit einher
+ Angst
+ Depressivität
+ Alkoholismus
+ Suizidalität
– Selbstwertgefühl
– Kontrollerwartung
Mögliche Gründe für psychologische Folgen der Arbeitslosigkeit (Kausalität?)
- Erwerbslosigkeit führt zu verschlechterter psychischer Gesundheit
- Personen mit schlechter psychischer Gesundheit werden schneller erwerbslos
- Personen mit guter psychischer Gesundheit finden schneller einen Arbeitsplatz
-> keine Effekte, dass Arbeitssuche bei psychisch Gesunden kürzer
Soziale Folgen der Arbeitslosigkeit
+ Isolation
+ Beziehungsprobleme
– soziale Kompetenzen
– Interessen
– Autorität
Physiologische/somatische Folgen der Arbeitslosigkeit
+ Blutdruck
+ Schlaflosigkeit
+ Noradrenalin, Kreatinin, Harnsäure- und Cholesterinspiegel
+ psychosomatische Störungen (Ulkus, Gastritis)
Studie von Kirchler (1992)
- Befragung von 7 Berufsgruppen (Angestellte, Arbeiter, Unternehmer, Hausfrauen, Studenten, Beamte und Arbeitslose)
- Bewertung der typischen Vertreter der eigenen sozialen Kategorie, und der anderen sozialen Kategorien.
Studie von Kirchler (1992) - Ergebnisse
- Angestellte, Arbeiter, Unternehmer und Beamte beurteilen typische Vertreter der eigenen sozialen Kategorien am positivsten
- gemischtes Bild bei Hausfrauen und Studis
- schlechtere Bewertung der eigenen Kategorie bei Arbeitslosen
Jahodas Theorie der latenten Deprivation
Arbeitslosigkeit führt zu Deprivation manifester und latenter Funktionen von Arbeit
-> jegliches bezahltes Beschäftigungsverhältnis ist der Arbeitslosigkeit vorzuziehen
Manifeste Funktion:
- Einkommenserwerb
Latente Funktionen:
- Tagesstruktur
- soziale Kontakte
- Zielstrukturierung
- Status- und Identitätsbildend
- Aktivität
Inkongruenzhypothese (Paul & Moser, 2006)
Bei Arbeitslosigkeit kommt es zu Inkongruenz zwischen Arbeitswerten und persönlicher arbeitsbezogener Lebensrealität
Arbeitsplatzunsicherheit
Sorge über das künftige Fortbestehen der eigenen Anstellung
-> subjektive Wahrnehmung unabhängig von tatsächlicher Gefährdung
Supressormodell (Staufenbiel & König, 2010)
Job insecurity
-> – work attitudes -> + performance
-> + performance (über direkten Weg)
Eine gewisse Arbeitsplatzunsicherheit kann also motivierend wirken.
Arbeitsplatzunsicherheit - Metaanalyse von Cheng & Chan (2008)
– Arbeitszufriedenheit
– Commitment
– psychische und physische Verfassung
– Arbeitsleistung
– Vertrauen
– Job Involvement
+ Kündigungsabsicht
Moderatoren der Arbeitsplatzunsicherheit
- Persönlichkeit (v.a. Locus of Control) (Näswall):
-> Negative Effekte von Arbeitsplatzunsicherheit auf psychische Gesundheit werden durch internen Locus of Control abgemildert - sozio-ökonomisches Umfeld (Debus):
-> Negative Effekte der Arbeitsplatzunsicherheit auf AZ und affektives Commitment sind schwächer, bei hoher Unsicherheitsvermeidung in einem Land und besseren sozialen Netz
-> 87 % der Varianz der Arbeitsplatzunsicherheit gehen auf Persönlichkeit (Locus of Control) zurück und nur 13 % auf Unternehmenserfolg
Wege aus der Arbeitslosigkeit
Einflüsse auf Arbeitssuchverhalten:
- Motivation
- Kompetenzen
- Persönlichkeit
-> Suchverhalten beeinflusst wiederum das finden eines Arbeitsplatzes
Prädiktoren der Arbeitsplatzsuche
- Persönlichkeit (Big5 pos. Einfluss, ausser Neurotizismus)
- Locus of Control
- Selbstwertgefühl
- finanzielle Bedürftigkeit
- Commitment
- soziale Unterstützung
- Alter, Geschlecht und Ausbildung
Interventionen bei Arbeitslosigkeit
Gesellschaftliche/politische Massnahmen:
- Grundversorgung
- Arbeitsbeschaffungsprogramme
- Job-Sharing
- frühere Berentung
Psychologische Interventionen:
- Training
- Umschulung
- Outplacement
- soziale Unterstützungsgruppen
Interventionen bei Arbeitslosigkeit - Meyer (1995) zu US-amerikanischen Pilotprojekten
- finanzieller Bonus beschleunigt Wiederbeschäftigung (auf Kosten höheren Missbrauchs)
- Arbeitsbeschaffungsmassnahmen weniger wirksam
- gute Beratung entscheidend
Interventionen bei Arbeitslosigkeit - Training für Arbeitslose (Caplan, Vinokur und Price, 1989)
- Training in Arbeitssuche
- Motivation nach Stellen zu suchen sozial verstärkt
- Impfung gegen Rückschläge
-> Motivation bei Arbeitssuche höher
-> höhere Wiederbeschäftigung
-> höherwertige Beschäftigung
-> höhere Selbstwirksamkeitsüberzeugung bei noch Arbeitslosen
Verlust durch Arbeitslosigkeit
- physiologische und Sicherheitsbedürfnisse
- soziale Bedürfnisse
- Bedürfnis nach Status und Anerkennung