6. Kommunikationspsychologie nach Schulz von Thun Flashcards

1
Q

Was ist Kommunikation?

A

Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs „Kommunikation“ gibt es nicht.
• lat. communicare = teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen

  • Kommunikation ist ein Vorgang, bei dem Informationen von einem Sender zu einem Empfänger übermittelt werden.
  • wechselseitiges Übermitteln von Daten oder von Signalen, die für den Beobachter einen festgelegten Bedeutungsinhalt haben
  • Kommunikation unter Menschen findet über Worte, Stimme, Berührung, Gefühle und Gedanken statt.
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2
Q

Ziel

A
  • Kommunikation gilt als ein wesentliches Mittel zum Erlangen von Wissen und Erkenntnis.
  • Erst Sammeln von Daten aus der Umgebung erlaubt es einem Individuum, ein Modell der Umgebung zu erstellen und neue Informationen in einen Kontext zu setzen, dass sie Bedeutung erlangen.
  • In diesem Sinne kann Lernen nur über das Medium der Kommunikation erfolgen, da jede Wahrnehmung Teil eines kommunikativen Vorganges ist.
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3
Q

Kategorien der Kommunikation in der Organisation

A

(1) nach dem Inhalt der Aufgabe, in deren Rahmen die Kommunikation durchgeführt wird: Einzelfallbezogene (individualisierte), sachfallbezogene und routinefallbezogene (programmierte) Kommunikation
(2) nach der formalen Regelung des Kommunikationsweges: Dienstweggebundene und ungebundene Kommunikation
(3) nach der organisatorischen Eingliederung der Kommunikationspartner: Innerorganisatorische und organisationsübergreifende Kommunikation
(4) nach dem auslösendem Kriterium: Formelle (d.h. durch den Organisationsplan bestimmte) und informelle (d.h. im Rahmen zwischenmenschlicher Kontakte stattfindende) Kommunikation
(5) nach dem Empfänger der zu übermittelnden Information: Individual- und Massenkommunikation
(6) nach der Richtung des Informationsflusses: Ein- und wechselseitige Kommunikation

(7) nach der zeitlichen Abstimmung der
Kommunikationspartner und des damit verbundenen Erfordernisses einer Zwischenspeicherung der übermittelten Informationen: Synchrone und asynchrone Kommunikation

(8) nach den organisatorischen Ebenen, denen die Kommunikationspartner zugeordnet sind: Horizontale und vertikale Kommunikation.

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4
Q

Verständlichkeit steht auf vier Säulen:

A

Das Hamburger Verständlichkeitskonzept wurde von Langer, Schulz von Thun, Tausch entwickelt und basierte auf der Frage:
Wie können Informationen verständlich vermittelt werden? (1981)

Verständlichkeit steht auf vier Säulen:

  1. Einfachheit (In der sprachlichen Formulierung)
  2. Gliederung-Ordnung (Im Aufbau des Textes)
  3. Kürze-Prägnanz (Statt Ausführlichkeit)
  4. Zusätzliche Stimulanz (anregender Stilmittel)
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5
Q

Grundlagen

A
  • Verschiedene Ansätze der Psychologie von Carl Rogers, Alfred Adler, Ruth Cohn, Fritz Perls und Paul Watzlawick „Unter einen Hut“ zu bringen um zwischen menschliche Kommunikation zu erleichtern.
  • Aspekte der Sprache von Karl Bühler (1934): Symbol, Symptom, Appell
  • Aus der Verbindung von individualpsychologischen, humanistischen und systemischen Theorien entstand in den 70er Jahren das bekannteste Modell, das Kommunikationsquadrat.
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6
Q

Ziele der Kommunikationspsychologie

A

Leitidee nach Schulz v. Thun:
„Von der Verhaltenskosmetik zur Entwicklung der Person“

Humanistische Psychologie:
→ zielt damit nicht auf eine neue Art zu reden ab, sondern sie will dazu beitragen, die inneren Voraussetzungen des Dialogs zu erweitern.

Frage: Hat die Kommunikationspsychologie dieses Ziel erreicht? Sind die Menschen ehrlicher, verstehender und dialogischer geworden?

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7
Q

Differenzierung

A
  1. Es ist notwendig, das Kommunikationsverhalten aus den Besonderheiten der Gesamtsituation ( Historie, Sinngehalt, Interpretation ) abzuleiten. Nicht in jedem Fall sind aktives Zuhören, Ich-Botschaften oder Metakommunikation angebracht.
  2. Nicht nur in situativer, sondern auch in personaler Hinsicht ist eine Differenzierung erforderlich. Die gleichen Empfehlungen und Übungen sind nicht für jede Persönlichkeit in gleichem Maße vordringlich. Es besteht die Gefahr, das „Richtige“ den „falschen“ Personen beizubringen.
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8
Q

Fazit

A

Wenn es darum geht, Fähigkeiten, die den Kern der Persönlichkeit berühren, in einer Person anzuregen oder anzulegen, so muss man sich speziell mit dieser Person beschäftigen und kann keine Standard Schulungen anwenden.

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9
Q

Botschaft ≠ Nachricht

A
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10
Q

Botschaft ≠ Nachricht

A
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11
Q

Kommunikationsquadrat

A
  • Die selbe Nachricht kann viele Botschaften gleichzeitig enthalten, somit muss der Empfänger auf alle innerlich reagieren
  • Die Seiten des Quadrats gleich lang sind, d.h. die vier Aspekte sind gleichrangig anzusehen (auch wenn in jeder einzelnen Situation der eine oder andere Aspekt im Vordergrund seht)
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12
Q

Die Ebenen des Quadrats

A
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13
Q

Die Ebenen des Quadrats

A
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14
Q

Sachebene

A

Auf der Sachebene des Gesprächs steht die Sachinformation im Vordergrund, hier geht es um Daten, Fakten und Sachverhalte. Dabei gelten drei Kriterien:
• wahr oder unwahr (zutreffend/nicht zutreffend)
• relevant oder irrelevant (sind die aufgeführten Sachverhalte für das anstehende Thema von Belang/nicht von Belang?)
• hinlänglich oder unzureichend (sind die angeführten Sachhinweise für das Thema ausreichend, oder muss vieles andere zusätzlich bedacht werden?)

Die Herausforderung für den Sender besteht auf der Sachebene darin, die Sachverhalte klar und verständlich auszudrücken. Der Empfänger kann auf dem Sachohr entsprechend der drei Kriterien reagieren.

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15
Q

Selbstoffenbarung

A
  • Für die Selbstoffenbarung gilt: Wenn jemand etwas von sich gibt, gibt er auch etwas von sich. Jede Äußerung enthält gewollt oder unfreiwillig eine Kostprobe der Persönlichkeit – der Gefühle, Werte, Eigenarten und Bedürfnisse. Dies kann explizit („Ich-Botschaft”) oder implizit geschehen.
  • Während der Sender mit dem Selbstoffenbarungs-Schnabel implizit oder explizit, bewusst oder unbewusst, Informationen über sich preis gibt, nimmt der Empfänger diese mit dem Selbstoffenbarungs-Ohr auf: Was ist das für einer? Wie ist er gestimmt? Was ist mit ihm? usw.
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16
Q

Beziehungsebene

A

• Auf der Beziehungsebene gebe ich zu erkennen, wie ich zum Anderen stehe und was ich von ihm halte.
Diese Beziehungshinweise werden durch Formulierung, Tonfall, Mimik und Gestik vermittelt.
• Der Sender transportiert diese Hinweise implizit oder explizit. Der Empfänger fühlt sich durch die auf dem Beziehungsohr eingehenden Informationen wertgeschätzt oder abgelehnt, missachtet oder geachtet, respektiert oder gedemütigt.

17
Q

Appellebene

A
  • Die Einflussnahme auf den Empfänger geschieht auf der Appellebene. Wenn jemand das Wort ergreift, möchte er in aller Regel etwas erreichen. Er äußert Wünsche, Appelle, Ratschläge oder Handlungsanweisungen.
  • Die Appelle werden offen oder verdeckt gesandt. Mit dem Appell- Ohr fragt sich der Empfänger: Was soll ich jetzt (nicht) machen, denken oder fühlen?
18
Q

Beispiel (Schulz von Thun, 2017):
• Der Mann sagt im Auto: „Du, da vorne ist grün!“ zu seiner Frau, die das Auto fährt.
• Sie entgegnet: „Fahre ich, oder fährst Du?

A

Sachebene: „Die Ampel ist Grün.“
Selbstkundgabe: Möglicherweise hat der Sender es eilig und weist
deshalb auf die grüne Ampel hin.
Beziehung: Möglicherweise hält der Mann seine Frau für eine schlechte Fahrerin und weist sie deshalb auf die Ampel hin.
Appell: „Fahr schnell weiter, bevor die Ampel rot wird.“

19
Q

Teufelskreisschema

A

Wenn Menschen in Konflikten befangen sind, neigen sie häufig die Schuld für den Konflikt allein bei den anderen zu suchen: „Dieser benimmt sich einfach unmöglich - und darum kann ich ja gar nicht anders, als mich so zu verhalten, wie ich es tue!“
Das eigene Verhalten wird als zwangsläufige und notwendige Reaktion auf das Verhalten des anderen Verstanden.
Das Teufelskreismodell richtet den Blick auf das Zusammenspiel der Beteiligten und macht deutlich, wie jeder durch sein Verhalten ungewollt und unbewusst des anderen geradezu provoziert- obwohl er doch mit größter Sicherheit glaubt lediglich darauf zu reagieren

20
Q

Beispiel Teufelskreis-Schema

A

Sohn lebt nach der Trennung seiner Eltern bei seinen Großeltern und frisst immer wieder etwas aus.
Wenn der Vater davon erfährt ist er entsetzt und reagiert mit Strenge.
Der Vater sagt: „Aus Dir wird ein Verbrecher. Wenn Du so weiter machst kommst du ins Heim.“
Der Sohn fühlt sich daraufhin nicht anerkannt, als Abschaum und abgestempelt als krimineller Problemfall und handelt in Folge dessen entsprechend (weiterhin negativ und problematisch).

21
Q

Teufelskreis-Schema (offen und verdeckt)

A
21
Q

Teufelskreis-Schema (offen und verdeckt)

A
22
Q

Beispiel: Berufsleben

A
23
Q

Beispiel: Berufsleben

A
24
Q

Kommunikationsstile

A
  • Jedes Individuum verbirgt sich hinter einer „Fassade“, um das wahre Selbst nicht zu zeigen. Die Maske gehört ebenso zum Individuum, wie die dahinter gestauten oder betäubten Gefühle, Wünsche und Ängste.
  • Die Kunst ist nicht „Weg mit der Fassade“ sondern lernen, zu verstehen, was dieser Stil ermöglicht, erspart und verbaut.
  • Seelische Axiome: Frühkindliche, eingefleischte Urbotschaften, Grunderfahrungen, entscheidende Erfahrungen in der Pubertät, im Erwachsenenalter und im Berufsleben.
  • Die Kommunikationsstile schließen einander nicht aus.
  • In der Regel fließen zwei oder mehr Strömungen zusammen.
  • Jeder Stil ist in jedem, doch jeder hat bevorzugte Muster
25
Q

8 Kommunikationsstile

A
26
Q

Bedürftig-abhängiger Stil

A

Seelisches Axiom: „Ich bin schwach und hilflos – alleine bin ich dem
Leben nicht gewachsen!“ (Schulz von Thun, 2014a) Zielt darauf ab, sich als hilflos oder überfordert darzustellen und dem anderen das Gefühl zu geben, er müsse helfen, entscheiden und verantworten-sonst wäre alles verloren.

27
Q

Helfender Stil

A

Seelisches Axiom: „Für mich ist es eine Katastrophe schwach und
bedürftig zu sein!“ (Schulz von Thun, 2014a) Menschen, die dem helfenden Stil zuneigen, ziehen Bedürftig-Abhängige wie ein Magnet an. -„Helfersyndrom“, -strahlen eine souveräne Stärke und Belastbarkeit aus, -Bereitschaft geduldig zuzuhören

28
Q

Selbstloser Stil

A

Seelisches Axiom: „Ich selbst bin unwichtig – nur im Einsatz für dich
und die anderen kann ich zu etwas nütze sein!“ (Schulz von Thun, 2014a)

  • Der Impuls, für andere da zu sein ist gleich. Doch der Helfer nimmt eine souveräne Pose ein, er kommt sozusagen „von oben“. Der Selbst-lose geht in die Unterwürfigkeit, die Hilfe kommt „von unten“.
  • tiefe Überzeugung von eigener Bedeutungs- und Wertlosigkeit, die nur durch den Einsatz für andere kompensiert werden kann
29
Q

Aggressiv-entwertender Stil

A

Seelisches Axiom: „Ich bin nicht in Ordnung, mache erbärmlich alles falsch. Weh, jemand merkt es! Dann werde ich untergebuttert und gnadenlos verachtet!“ (Schulz von Thun, 2014a)

  • Hier kommt jemand „von oben herab“. Hier wird im Gegenüber das Fehlerhafte und Erbärmliche gesucht und gefunden, was dann zur Herabsetzung führt.
  • Von dieser feindseligen Haltung erfasst, sind wir darauf aus, unserem Gegenüber offen oder verdeckt etwas anzutun, was ihn klein, schuldig oder wertlos erscheinen lässt.
  • äußerliche Aggressivität und Bösartigkeit haben meistens eine verletzliche und verzweifelte Innenseite
  • Entwertung durch: Unterbrechungen, mangelnden Blickkontakt, resonanzloses Übergehen von Gesprächsbeiträgen
30
Q

Sich beweisender Stil

A

Seelisches Axiom: „Ich selbst bin nicht (liebens-)wert – nur in dem
Maße, wie ich gut bin, verdiene ich Liebe und Anerkennung!“ (Schulz von Thun, 2014a)

  • In diesem Fall sichern wir unseren Selbstwert nicht durch die Herabsetzung des Gegenübers sondern durch unsere Anstrengung, uns selbst im besten Licht darzustellen.
  • ohne Fehl und Tadel: Diese Haltung wird umso dringender eingenommen, je stärker wir den Selbstzweifel in den Augen der Umwelt projiziert finden.
  • Um nicht als Versager zu gelten, kommt es zu unerklärlichen Arbeitsstörungen, z.B. Krankheiten
31
Q

Bestimmend-kontrollierender Stil

A

Seelisches Axiom: „Ich bin voll von chaotischen, sündhaften und unvernünftigen Impulsen - nur wenn ich mich an strenge Regeln halte, kann ich mich in der Gewalt haben und ein anständiger Mensch bleiben!“ (Schulz von Thun, 2014a)

  • Kontrolle behalten. Wir lenken und korrigieren Dinge wie Menschen. „Ich weiß was richtig ist!“
  • nervöses und zorniges Auftreten, wenn nicht alles so verläuft, wie geplant (innerliche Wahrnehmung: Angst; äußerliche Wahrnehmung: Wut)
32
Q

Sich distanzierender Stil

A

Seelisches Axiom: „Wenn ich mich öffne und jemand ganz an mich heranlasse, begebe ich mich in große Gefahr: ich könnte in eine solche Abhängigkeit geraten, dass ich jeder Verletzung preisgegeben bin und
mich selbst in die Gefangenschaft der Verschmelzung verliere!“ (Schulz von Thun, 2014a)

  • Mitmenschen werden auf “Abstand gehalten“. Wir bauen einen Sicherheitsabstand auf und lassen niemanden an uns heran.
  • Distanz schaffen. Der sich Distanzierende schafft um sich herum eine kühle Atmosphäre.
  • Menschen, die sich so verhalten, werden häufig als arrogant und abweisend wahrgenommen.
33
Q

Mitteilungsfreudig-dramatisierender Stil

A

Seelisches Axiom: „Ich bin unwichtig. Wie mir wirklich zumute ist
interessiert niemanden. Nur wenn ich mich geschickt oder mit starken
Mitteln in den Vordergrund spiele, werde ich beachtet!“ (Schulz von Thun, 2014a)

  • Ein hohes Mitteilungsbedürfnis und ein ausgeprägter Gefühlsausdruck. Sie genießen es, von Publikum umringt zu sein und es in ihren Bann zu ziehen, indem sie gleichsam ihr Selbst zur Aufführung bringen.
  • Die kommunikative Grundbotschaft hat ihre stärkst Betonung auf der Selbstkundgabe: Lebendigkeit, Spontanität, Erlebnisintensität
34
Q

Beispiel: bedürftig-abhängiger Stil mit helfendem Stil

A
35
Q

Beispiel im Teufelskreis-Schema

A