10. Trauer am Arbeitsplatz Flashcards

1
Q

Identität – Trauerbegleitung am Arbeitsplatz

A

Viele Arbeitgeber haben schon erkannt:
• dass Motivation, Mitarbeiterbindung und Erfolg nicht allein von guter Bezahlung und Gratifikationen abhängt.
• Sondern auch Angebote zur Gesundheitsförderung, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für den Bereich Pflege wichtig sind.
• Die beste Arbeitskraft eines Menschen ist dann gegeben, wenn alle Facetten des Lebens und der Persönlichkeit angenommen werden können und für ihr Wohlbefinden gesorgt wird.

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2
Q

Fehlzeiten-Report 2015 des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO):

A

➢ Im Jahr 2014 machten psychische Erkrankungen 9,7 Prozent aller Krankheitsfälle aus, bei steigender Tendenz.
➢ Das führt zu langen Ausfallzeiten, die mit etwa 25 Tagen je Fall mehr als doppelt so lange dauerten, wie der Durschnitt

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3
Q

Fehlzeiten-Report 2015 des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO):

A

➢ Im Jahr 2014 machten psychische Erkrankungen 9,7 Prozent aller Krankheitsfälle aus, bei steigender Tendenz.
➢ Das führt zu langen Ausfallzeiten, die mit etwa 25 Tagen je Fall mehr als doppelt so lange dauerten, wie der Durschnitt

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4
Q

Aktueller Bezug:

A
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5
Q

Aktueller Bezug:

A
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6
Q

Die fünf Säulen der Identität nach Hilarion G. Petzold

A
  • Bei einer Lebenskrise, Belastung oder Stress geraten eine oder mehrere Säulen der Identität stark ins wanken oder werden beschädigt.
  • Das Stabilisieren der Säulen kann den Betroffenen und deren Familien helfen.
  • Die Leiblichkeit – die Gesundheit, das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit, das Aussehen
  • Das Soziale Netzwerk – alle zwischenmenschlichen Beziehungen in Familie, Freundeskreis, Arbeitsplatz, Partnerschaft, Freizeit
  • Arbeit und Leistung – Art und Weise meines Tuns und Wirkens, Bewertung der Tätigkeit
  • Materielle Sicherheit – die durch Einkommen, Nahrung, Kleidung, Heimat, Bildung Gewährleistet
  • Werte – Normen, Moral, Ethik, Hoffnungen, Traditionen, Glauben, Sinnfragen
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7
Q

Identität

A

Bei einem schweren Verlust geraten eine oder mehrere Säulen der Identität stark ins wanken oder werden beschädigt.
Das Stabilisieren der Säulen kann helfen
z. B. am Arbeitsplatz:
➢ Reduzierung der Arbeitszeit,
➢ Mitarbeiter sorgen für Leiblichkeit in dem sie jeden Freitag Monate lang ein warmes Essen bringen,
➢ Unterstützung bei der Renovierung des Hauses,
➢ kleine Gesten: Wie geht es dir? Zeit für gemeinsamen Kantinenbesuch oder Kaffeepause.

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8
Q

Ist Trauer Privatsache?

A
  • Wir verbringen einen großen Teil unseres Lebens mit der Arbeit.
  • Belastungen, wie Trauer, nehmen wir überall hin mit, mit unterschiedlicher Intensität.
  • Deshalb begegnet sie uns auch am Arbeitsplatz.
  • Es ist kaum möglich sie draußen vor der Eingangstür des Unternehmens anzuketten.
  • Alle Gefühle und Gedanken der Trauer außen vor zu lassen und zu deckeln, ist eine sehr große Anstrengung, die in völliger Erschöpfung und damit langem Krankenstand enden kann.

Trauer ist der individuelle Prozess, der mit allen Facetten der Persönlichkeit im Innen und Außen gelebt werden darf, um Verluste und Veränderungen ins (Arbeits-) Leben zu integrieren.
Integration bedeutet dabei, schrittweise zu realisieren:
➢ Es ist passiert
➢ Es ist mir passiert
➢ Ich kann damit weiterleben

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9
Q

Was ist Trauer?

A
  • Trauer ist für jeden anders, denn persönliche Beziehungen und Lebensumstände, spezifische Ressourcen, individuelle Widerstandsfähigkeit und der soziale, kulturelle, religiöse Hintergrund sind bei jedem Menschen unterschiedlich.
  • Trauer dauert meistens länger, als wir denken. Zwei, drei oder mehrere Jahre sind möglich, dabei ist die Eingangsphase, die sogenannte „Schleusenzeit“, besonders wichtig und bleibt in der Rückschau wesentlich.
  • Trauer ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Gute und schlechte Zeiten können sich abrupt wechseln
  • Trauer ist ein großer Stressauslöser
  • Für einen gesunden Trauerprozess ist es entscheidend einen guten Mittelweg zwischen exzessivem Ausleben der Gefühle einerseits und dem absoluten Vermeiden andererseits zu finden.
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10
Q

Gesetzliche Regelung

A

▪ Der Anspruch auf Sonderurlaub ist in vielen Fällen im Arbeits- oder Tarifvertrag oder in der Betriebsvereinbarung festgehalten.

▪ Im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) ist der Anspruch auf Sonderurlaub definiert. Hier haben unverheiratete Angestellte keinen Anspruch auf Sonderurlaub, wenn ihr Partner stirbt. Die meisten Arbeitgeber dürfen in solchen Fällen allerdings Verständnis zeigen und Anträge wohlwollend prüfen.
▪ In der Verordnung über den Sonderurlaub für Bundesbeamtinnen und Bundesbeamte sowie für Richterinnen und Richter des Bundes (SUrlV) ist festgeschrieben, dass Beamte beim Tod des Kindes, der Eltern oder des Ehe- oder Lebenspartners Anspruch auf die bezahlte Freistellung haben.

Anspruch auf Sonderurlaub nach Verwandtschaftsgrad:
▪ Ob man Anspruch auf Sonderurlaub hat, richtet sich vor allem nach der verwandtschaftlichen Nähe zur verstorbenen Person. So besteht in erster Linie im Todesfall von Verwandten 1. Grades Anspruch auf Sonderurlaub.
▪ Zu Verwandten 1. Grades zählen Eltern, Kinder und Ehepartner, aber auch Pflege- und Adoptivkinder. Im Todesfall des Vaters oder der Mutter besteht also in jedem Fall Anspruch auf Sonderurlaub.

  • Geschwister sind Verwandte 2. Grades. Sie zählen aber dennoch zum engeren Familienkreis, weshalb der Sonderurlaub bei Todesfall hier in den meisten Fällen gewährt wird.
  • Bei den Schwiegereltern handelt es sich nur um entfernte Verwandte. Demnach besteht hier kein gesetzlicher Anspruch auf Sonderurlaub. In vielen Fällen zeigen sich die Arbeitgeber aber kulant und stellen den Arbeitnehmer dennoch frei.
  • Bei den Großeltern kann der Arbeitgeber den Sonderurlaub unter Umständen versagen und Arbeitnehmer sind auf die Kulanz des Arbeitgebers angewiesen. Wer keinen Sonderurlaub erhält, muss sich regulär Urlaub nehmen oder um eine unbezahlte Freistellung bitten.
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11
Q

Wie sich Trauer auswirkt

A
Bei einem trauernden Mitarbeiter:
Alle Reaktionen sind möglich dazu kommen
• Vergesslichkeit
• Konzentrationsschwierigkeiten
• Desorganisation
• Geringere Stressbelastbarkeit
• Motivationsmangel
• Müdigkeit
Die Bandbreite ist von gleichbleibender Qualität über leichte Beeinträchtigung oder schwere Fehlleistung sowie Gefährdungen des Gesamtergebnisses bis hin zu monatelanger Arbeitsunfähigkeit
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12
Q

Was sich Trauernde fragen

A

Wie soll ich denn weitermachen wie „vorher“? Wie kann ich in den Arbeitsalltag zurückkehren? Wie soll ich denn jetzt zu 100% funktionieren? Wie reagieren Kollegen und Vorgesetzte? Was soll ich sagen? Wie teile ich überhaupt mit, wie ich bezüglich der Trauer behandelt werden möchte? Kann ich mich ausreichend konzentrieren für meine Arbeit? Was, wenn ich Fehler mache? Wie stabil bin ich in schwierigen Situationen z. B. mit anstrengenden Kunden? Was, wenn mich eine Welle der Trauer übermannt? Was wenn mir die Tränen kommen? Bin ich arbeitsfähig? Wie soll ich normal weiterleben?
Kann ich vielleicht mit weniger Arbeitsstunden einsteigen? Kann ich Sonderurlaub bekommen? …ich sehne mich auch nach Ablenkung, Normalität, Struktur und (unbeschwerten) Kontakten…

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13
Q

Was sich Kollegen fragen

A

▪ Was sollen wir jetzt tun?
▪ Wer meldet sich beim Trauernden / Angehörigen? ▪ Was sagt man da?
▪ Schreiben wir eine Karte?
▪ Hoffentlich muss ich nicht mit ihm / ihr reden…
▪ Er / sie tut mir so leid…
▪ Wie hält er / sie das aus?
▪ Wie kann ich unterstützen?

▪ Soll ich etwas sagen?
▪ Ich fühle mich hilflos und
betroffen...
▪ Wie stemmen wir die Arbeitsbelastung durch einen Ausfall des Kollegen (durch Trauer oder Tod)? ...ich habe Angst etwas falsch zu machen...
▪ Wann ist die Beerdigung des verstorbenen Kollegen?
▪ Besorgen wir einen Kranz?
▪ ...so schnell kann es also gehen...
▪ Was, wenn mir das passiert?
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14
Q

Ein Krisenplan für das Unternehmen

A

Ein Krisenplan oder eine Notfallmappe gibt Sicherheit.
▪ Wer wird zuerst benachrichtigt? Wer ist zuständig? Gibt es ein Krisenteam? Geschäftsleitung? Vorgesetzte? Mitarbeiter? Reihenfolge?
▪ Nachrichten müssen genau geprüft werden und die wesentlichen Fakten erfragt werden.

▪ Wer ist firmenintern betroffen? Kollegen, Vorgesetzte? Mitarbeiter? Wer benötigt welche Informationen? Gestaltung einer Informationsstruktur.
▪ Wer ist außerhalb der Organisation betroffen? Angehörige? Wer benachrichtigt sie?

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15
Q

Ein Krisenplan

A

➢ Belastende Nachrichten möglichst in geschützten Rahmen und zu zweit überbringen!
➢ Wird Hilfe von außen benötigt? Wer entscheidet dies?
➢ Kontakt zu Presse und zu außerbetrieblichen Helfern suchen?

➢ Telefonnummern und Adressen der örtlichen Krisenintervention, Seelsorge, Beratungsstellen, Coaches, Therapeuten, Ärzte, Selbsthilfegruppen, Berater bereithalten.
➢ Koordination und Gestaltung der Innerbetrieblichen Maßnahme: Wer? Wie? Was? Zeitabläufe?

➢ Was ist konkret für den nächsten Tag nötig?
➢ Kontinuierlicher Ansprechpartner: Vorgesetzter? Trauerbeauftragter? Krisenbeauftragter? Gesundheitsmanagement? Personalabteilung?

➢ Gesprächsangebote für Betroffene schaffen: Erfahrungsaustausch, Gefühle ausdrücken, des Verstorbenen gedenken
➢ Möglichkeiten Trauerrituale einzuführen, wer organisiert?
➢ Struktur schaffen durch weiterhin geregelte Alltags und Arbeitsabläufe

➢ Gegebenenfalls Teilnahme an Beerdigung klären: Wer? Von Angehörigen gewünscht? Beitrag? Rede?
➢ Besuch der Angehörigen am Arbeitsplatz gestalten: Wer ist der Ansprechpartner? Wer begleitet?
➢ Platz der Erinnerung finden
➢ Erfahrungen mit der Krisensituation reflektieren

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16
Q

Rückkehr an den Arbeitsplatz

A

▪ Der Zeitraum, bis Trauernde nach einem belastenden Ereignis wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren kann, kann unterschiedlich lang sein
▪ Für Betroffene ist es wichtig, sich ganz genau der tatsächlichen Leistungsfähigkeit bewusst zu sein.
▪ Sind alle Bedürfnisse klar, dass sie realistisch mit den Anforderungen an den Arbeitsplatz vereinbar sind, kann man das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen.

➢ Begleitung am ersten Tag, Abholen am Eingang. Willkommensgruß, Raum für Gespräch, Tabuthemen respektieren, Größtmögliche Normalität herstellen
➢ Verständnis für besondere Sensibilität, Rückzug und Ruhebedürfnis zeigen, nette Gesten, liebevolle Zuwendung
➢ Individuelle Arbeitszeitmodelle, Finanzielle Unterstützung, Kur- und Rehamaßnahmen

➢ Feste Ansprechpartner
➢ Zeitdruck so gering wie möglich halten, Bewegung, Ruhe und
Nahrung für den Körper
➢ Wertschätzung für die Leistung, Rücksicht nehmen