3. Klinische Gesprächsführung Flashcards
Therapeutisches Gespräch vs. Alltagsgespräch
4 & 6 Punkte
Alltagsgespräch:
Bestimmte Normen und Konventionen gelten
Kommunikation muss keinem Ziel folgen
Gesprächsanteile sollten ausgewogen sein, reziproke Beziehung
Affektive Beteiligung auf beiden Seiten
Therapeut. Gespräch:
Soziale „Anstandsregeln“ sind nicht alle gültig
Kommunikation ist streng zielbezogen
Ungleiche Beziehung, Therapeut hat Auftrag vom Patienten
Therapeut spiegelt Affektivität des Pat.
Therapeut setzt spezifische Gesprächstechniken ein
Einschränkungen bzgl. Ort und Zeit
2 Hauptziele des therapeutischen Gesprächs
- Aufbau einer tragfähigen, vertrauensvollen Beziehung (Basisfertigkeiten psychologischer Gesprächsführung)
- Bearbeitung des inhaltlichen Problems des Patienten
Unterstützende Basis-Techniken (4)
- Offene Fragen – „was bedrückt Sie?“
- Gefühle aufnehmen – „das hat Sie traurig gemacht“
- Pausen von mehr als 2 sec Länge zulassen, damit Pat. sich sammeln kann
- Schwierige Themen von sich aus ansprechen
Häufige Fehler bei der Gesprächsführung
Voreilige Ratschläge geben/Diagnosen stellen, Fachausdrücke verwenden, Fachsimpeln, unverständliche Erklärungen abgehen (zu lange Sätze), Patienten nicht einbeziehen (Dozentenstil), Bagatellisieren, Distanzverlust, Plaudern, nicht einsichtiger Themenwechsel
10 Basisfertigkeiten der psychologischen Gesprächsführung
- Positive Wertschätzung
- Konstruktiv Feedback geben
- Formulieren von Ich-Botschaften
- Strukturieren durch Zusammenfassen
- Offene Fragen stellen
- Konkretisieren
- Reflektieren/Widerspiegeln
- Paraphrasieren
- Trennung von Wahrnehmung und Interpretation
- Empathie und Echtheit
- Positive Wertschätzung (bedingungsfreies Akzeptieren)
• Akzeptieren und Annehmen des anderen, unabhängig davon was er äußert oder wie er sich gerade gibt
• Wertschätzung wird nicht an Bedingung geknüpft (Karl Rogers, 1983)
o Zugewandte Körperhaltung
o Blickkontakt halten
o Kongruente Mimik und Gestik
o Nicken, mhms
o Paraphrasieren und spiegeln
o Loben
o Verstärken
• bedeutet aber nicht, dass man inhaltlich immer der gleichen Meinung sein muss
Soziale Verstärkung und Lob (@ 1.)
- selektives Lob ist wichtiger Aspekt der therapeutischen Beziehungsgestaltung
- zur Verstärkung des therapeutischen Fortschrittes
- vereinfacht die Etablierung von Selbstverstärkung
- Lob in Abhängigkeit von der Anstrengung, nicht von der Leistung
- Idealfall: flexible (intuitive) Mischung verbal und non-verbal (Nicken, Lächeln, etc.)
Entpathologisieren / Normalisieren (@ 1.)
- Unverständliche Verhaltensweisen sind nicht verrückt, es gibt gute Erklärungen und sogar Forschung dazu
- Situation des Pat. ist keine unüberwindbare Katastrophe, sondern einfach Bestandteil ihrer Lebenslage
- Sachliche Informationen über psychische Störungen
System-immanente Gesprächsführung (@ 1.)
- Annahmen und Befürchtungen des Pat. nicht durch Argumente zu widerlegen versuchen, sondern sie ernstnehmen
- Position des Patienten einnehmen: Schlussfolgerungen ziehen, die sich stringent aus dem Denksystem des Patienten ergeben
- Ergebnis: Pat. kommt nicht in Verteidigungshaltung, kann mit Therapeuten gemeinsam seine Haltung ad absurdum führen
- Ähnlich: sokratischer Dialog
Validieren (@ 1.)
- Achtsame, nicht bewertende aber wertschätzende Wahrnehmung der Patienten (Linehan, 1987 – DBT)
- Subjektives Empfunden des Patienten anerkennen
- Gleichzeitig: verdeutlichen, dass noch andere (hilfreichere) Verhaltens- und Erlebensweisen möglich wären
• Ebenen der Validierung nach M. Linehan:
o V1 präsent sein
o V2 akkurates Wiedergeben
o V3 Vermuten unausgedrückter Emotionen
o V4 validate in terms of past history
o V5 validate in terms of present events and the way most people would interact
o V6 radikale Echtheit (radical genuineness)
12 Kommunikationssperren nach Gordon (1970) (@ 1.)
- Befehlen, anordnen, auffordern
- Warnen, mahnen, drohen
- Moralisieren, predigen, beschwören
- Beraten, Vorschläge machen, Lösungen liefern
- (Ver-) urteilen, kritisiere, widersprechen, Vorwürfe machen, beschuldigen
- Belehren, durch Logik begründen
- Loben, zustimmen, schmeicheln
- Beschämen, beschimpfen, lächerlich machen
- Interpretieren, analysieren, diagnostizieren
- Beruhigen, Sympathie äußern, trösten, aufrichten
- Nachforschen, fragen, verhören
- Ablenken, ausweichen, aufziehen
- Konstruktiven Feedback geben
- Nur Feedback geben, wenn der Empfänger es auch möchte
- Feedback soll so ausführlich wie nötig und so konkret wie möglich sein
- Wahrnehmungen sollen als Wahrnehmungen, Interpretationen als Interpretationen und Gefühle als Gefühle ausgedrückt werden (kein Analysieren / Gedankenlesen)
- Empfänger nicht bedrängen und Aufnahmekapazität des anderen berücksichtigen – was sind seine Wünsche und Bedürfnisse?
- Feedback geben bedeutet Informationen zu geben und nicht den anderen ändern zu wollen
- „Sind Sie im Moment bereit Feedback aufzunehmen?“
- Zuhören, Feedback aufnehmen, Unklarheiten lösen
- Nicht argumentieren oder verteidigen
• Feedback „American Style“ – Burger-Technik
o Positiver Beginn (Ich-Botschaft)
o Kritikpunkte (konkrete Tatsache und Fakten)
o positives Ende (Anerkennung bei Einsicht, Lösungsmögl. sammeln)
• niemals Person, sondern nur ihr Verhalten kritisieren!!!
Gesichtspunkte für Empfangen von Feedback (@2.)
- Worüber möchten Sie Feedback haben?
- Vergewissern Sie sich
- Teilen Sie Ihre Reaktion auf das Feedback mit
- Akzeptieren Sie nicht unkritisch
- Ich-Botschaft
• Du-Botschaften
o Du-Botschaften des Senders mischen sich in das Verhalten, Fühlen oder Wollen des Empfängers ein. Offenbaren aber nur wenig über den Absender
o Werden vom Empfänger oft als Herabsetzung oder Ablehnung empfunden. Können Widerstand und Groll provozieren anstatt Bereitschaft für Veränderung
• Besser: Ich-Botschaften
o Gefühle, Wünsche und Einstellungen in der Ich-Form ausdrücken
o Gilt besonderen für Gespräche, die v.a. auf der Beziehungsebene ausgetragen werden
- Strukturieren durch Zusammenfassen
Zusammenfassen = wichtige Methode um als Zuhörer/Therapeut das Gespräch zu strukturieren
Ziele
o Signalisieren von Interesse
o Eigenes Verständnis prüfen
o Dem Sprecher Gelegenheit geben, sich zu sammeln
o Möglichkeit für Korrektur und Ergänzungen schaffen
o Kann signalisieren, dass bestimmter Gesprächsabschnitt nun beendet ist
Beim Zusammenfassen sollten Kernaspekte des Gesagten in eigenen Worten wiederholt werden
Auswahl nach Wichtigkeit
o Was hat Sprecher betont?
o Hat er im Zusammenhang mit dem Thema Gefühle geäußert?
Auch Pat. kann am Ende der Therapie stunde nochmal für ihn wesentliche/wichtige Aspekte benennen