10. Lernpsychologische Grundlagen Flashcards
Grundlagen
- Lernen = eine auf Erfahrung basierende, dauerhafte Veränderung in der Verhaltensdisposition eines Individuums
- Kompetenz = was wir tun können
- Performanz = was wir tatsächlich tun
- Lernen bezieht sich auf Änderungen der Kompetenz und ist somit nicht direkt beobachtbar, sondern nur indirekt aus Performanz schließbar
- Behaviourismus mit Fokus auf Mechanismen des Lernens (Watson, Skinner)
Klassische Konditionierung
(= Signallernen), geprägt von Pawlow
o Unkonditionierter Stimulus und Reaktion – „unkonditioniert“ weil sie bereits vor Experiment/Veränderung bestanden
o Schlüsselfunktion zum Überleben da so Umwelt vorhersagbar wird > Überlebensvorteil
o Organismus hat keine Kontrolle über Verhalten (wird unbewusst beeinflusst)
o CS und US müssen meist mehrfach zusammen vorkommen,
ABER manchmal reicht eine einzige Kopplung, z.B. Nahrungsvermeidungslernen
Schnelle klassische Konditionerierung wenn
• US intensiv ist
• Neutraler S und US wiederholt zusammen kombiniert werden
• Kurzes Intervall zw. Neutraler S und US
• Wenn Neutraler S vor dem US auftritt (Vorhersage möglich)
• Wenn Neutraler S den US tatsächlich verlässlich ankündigt
• Wenn CS und UR funktional zusammenpassen
o Löschung/Extinktion = CR verschwindet allmählich, wenn CS längere Zeit allein (ohne US) dargeboten, ABER Reaktivierung auch wieder schneller möglich (Assoziation nicht gelöscht, sondern „überschrieben“ mit neuer Regel)
o Klassische Konditionierung kann auch zu Therapiezwecken eingesetzt werden, z. B. Gabe von Placebo anstatt Medikament mit starken NW
Operante bzw. instrumentelle Konditionierung
• Klassische Konditionierung kann Entstehen neuer Verhaltensweisen, die bisher nicht im Repertoire waren, von vorausgehenden Stimuli unabhängige Veränderungen, und optimale Lebenserhaltungsverhaltensweisen nicht erklären
> instrumentelle Konditionierung
• Law of effect = Verhalten, das zu einem befriedigen Ergebnis führt, wird in Zukunft häufiger auftreten und andersrum (Thorndike)
• Operante Konditionierung (Skinner)
o WICHTIG: nur Verhalten, das auch auftritt, kann verstärkt werden!!!
o Fokussiert mehr auf Konsequenz des Verhaltens, während klassische Konditionierung stärker auf Entstehungsbedingungen schaut
o Organismus entscheidet bewusst über sein Verhalten (Unterschied klass. K.!)
Verstärkung & Bestrafung
o Verstärkung: Wahrscheinlichkeit des Verhaltens wird erhöht
- Positive: angenehmes Ergebnis folgt
- Negative: Ausbleiben von unangenehmem Ereignis
o Bestrafung: macht Verhalten unwahrscheinlicher
- Direkte: unangenehmes Ereignis folgt
- Indirekte: angenehmes Ereignis entfällt
o Bestrafung: macht Verhalten unwahrscheinlicher
- Direkte: unangenehmes Ereignis folgt
- Indirekte: angenehmes Ereignis entfällt
Hinweisreiz
- Positiver diskriminativer Hinweisreiz: Verstärkung folgt
- Negativer diskriminativer Hinweisreiz: keine Verstärkung folgt
Shaping & Chaining
o Shaping = schrittweise Annäherung an ein Ziel verstärken, jede kleine Annäherung verstärken
o Chaining = einzelne bereits existierende Verhaltensweisen zu neuer Handlungskette verbinden (z.B. selber anziehen), immer letzten Schritt verstärken
Verstärkerpläne
- Zeitlicher Abstand: nahe Verstärkung/Bestrafung hat stärkeren Effekt
- Häufigkeit
• Kontinuierliche Verstärkung
• Intermittierende Verstärkung
o Fixierter Quotenplan: jedes 3. Mal wird verstärkt
o Variabler Quotenplan: im Schnitt jedes 3. Mal verstärkt
o Fixierter Intervalplan: in 3 min immer nur 1x verstärkt
o Variabler Intervalplan: im Schnitt wird alle 3 min 1x verstärkt
Löschung
o Löschung = Verhalten wird immer seltener oder gar nicht mehr gezeigt sobald es nicht mehr verstärkt wird (aktives Extinktionslernen, nicht passives Vergessen!)
- Kontinuierliche Verstärkung hilfreich beim Lernen
- Intermittierende Verstärkung wichtig um Verhalten löschungsresistent zu machen, d.h. variable Quoten- oder Intervalpläne hier besser
Habituation
o Habituation = Abnahme der Reaktionswahrscheinlichkeit und -stärke nach wiederholter Darbietung eines Stimulus, der Reaktion auslöst (Irrelevanz von Reizen wird erlernt)
Modelllernen (= Nachahmungslernen) - Bandura
• 4 Phasen: Aufmerksamkeit, Behalten, Reproduktion, Motivation
Kognitives Lernen
- Stellen geistige Leistung und Möglichkeiten des Gehirns in Vordergrund
- Bsp. psychophysiologische Angstmodell – Angst/Panik wird durch enge Verbindung von Stressoren, körperlichen Veränderungen und Assoziationsprozessen (veränderte Wahrnehmung, z.B. selektive Aufmerksamkeit!) ausgelöst
- Kognitive Therapien: Patienten wird vermittelt, Gedanken und Interpretationen zu erkennen, zu hinterfragen, zu beurteilen und zu ändern + dysfunktionale Gedanken und logische Fehler sollen abgebaut werden
Lernpsychologische Grundlagen der Verhaltenstherapie
• Verhaltenstherapie = auf der Grundlage der empirischen Psychologie basierende psychotherapeutische Grundorientierung, deren Maßnahmen konkrete und operationalisierte Ziele anstreben, setzen an prädisponierenden, auslösenden und/oder aufrechterhaltenden Problembedingungen an, Anspruch der empirischen Überprüfbarkeit
• Zentrale Merkmale
o Anwendung von Erkenntnissen aus empirisch-psychologischer Grundlagenforschung
o Annahme, dass Verhalten (ver-)lernbar ist
o Betonung auf empirischer Überprüfbarkeit
o Starker Einsatz übender Verfahren
• Systematische Desensibilisierung = Kopplung von aversivem Reiz mit inkompatibler Reaktion reduziert Angst
Bsp. für KK, OK, Modelllernen
Bsp. klassischer Konditionierungsverfahren
• Klingelmatte – gegen Enuresis (Einnässen)
• Aversionstherapie eg. Nikotin + Übelkeit
• Stimuluskontrolle eg. Nicht mehr im Bett Fernsehen
Bsp. operanter Konditionierungsverfahren
• Kontingenzmanagement – auf genau definiertes Verhalten hin folgt genau definierte Verstärkung
• Token- und Münzsysteme
Bsp. Modelllernen
• Am besten anwendbar bei Störungen, die menschliche Interaktion betreffen, z.B. Sozialphobie
• Konfrontationsverfahren, am Bsp. Flugangst
o Physiologische Reaktion – Angst nimmt langsam ab während Exposition
o Kognitive Neubewertung – neue Erfahrung, dassStimulus/Angst nicht schadet