15. Dissoziative Störungen Flashcards
Symptome, Beschreibung
Unerklärliche Störungen des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Wahrnehmung, der Motorik und der Identität:
Dissoziative Symptome aufgrund einer Störungen der integrativen Funktionen des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Wahrnehmung, der Motorik und der Identität
– Psychische Ebene: Amnesie, Bewusstseinsveränderungen, Identitätsstörungen
– Körperliche Ebene: Motorik- und Sensorikstörungen
Keine Rückführbarkeit der dissoziativen Symptome auf organische Krankheit
Belastendes Ereignis oder Problem:
Zeitlicher Zusammenhang zwischen Auftreten der dissoziativen Symptome und belastenden Ereignissen oder Probelmen
Leid und Einschränkungen:
Leid und Einschränkungen imTprierbivbeafrtiednigu,nsgozialen und beruAflbiwceher n Bereich
Bereich, Symptome
Bewusstsein:
Bewusstseinsminderung, -einengung, -erweiterung
Identität:
Depersonalisation, Derealisation, Besessenheit, Identitätsspaltung
Gedächtnis:
Amnesie, Fugue, Flashback/Intrusion
Wahrnehmung:
Sinnestäuschung, Trance
Empfindung:
Affektveränderung, Sensibilitäts- und Sinnesstörung, Schmerzunempfindlichkeit,
Realitätsanpassung
Bewegung:
Lähmung, Krampfanfälle
► Kontinuum zwischen normaler und pathologischer Dissoziation
Dissoziative Störungen: Klassifikation
Dissoziative Störungen
-> Bewusstseinsstörungen
->
Konversionsstörungen
Bewusstseinsstörungen:
- Dissoziative Amnesie / Dissoziative Fugue
- Dissoziativer Stupor
- Dissoziative Trance- und Bewusstseinszustände
- Andere Dissoziative Störungen
Konversionsstörungen: -Dissoziative Bewegungsstörung -Dissoziative Krampfanfälle -Dissoziative Sensibilitätsempfindungsstörung -Dissoziative Störungen, gemischt
Dissoziative Störungen: Klassifikation:
Diagnosen (ICD-10)
Dissoziative Störungen – Amnesie (F44.0) – Fugue (F44.1) – Stupor (F44.2) – Trance und Bessenheitszustände (F44.3)
Dissoziative Störungen / Konversionsstörungen
– Bewegungsstörungen (F44.4)
– Krampfanfälle (F44.5)
– Sensibilitäts-/Empfindungsstörungen (F44.6)
Andere dissoziative Störungen
– Ganser-Syndrom (F44.80)
– Multiple Persönlichkeitsstörung (F44.81)
Sonstige neurotische Störungen
– Depersonalisations-/Derealisationssyndrom (F48.1)
Dissoziative Störungen: Klassifikation
Diagnosen (DSM-IV)
Dissoziative Störungen
– Amnesie (300.12)
– Amnesie mit dissoziativer Fugue (300.13)
– Andere dissoziative Störungen (300.15)
– Andere dissoziative Störungen (300.15) / DIS (300-14)
Somatoforme Störungen
– Konversionsstörungen (300.11)
– Konversionsstörungen (300.11)
– Konversionsstörungen (300.11)
Dissoziative Störungen
– Andere spezifische dissoziative Störungen (300.15)
– Dissoziative Identitätsstörung (DIS) (300.14)
Dissoziative Störungen
– Depersonalisations-/Derealisationsstörung (300.60)
Dissoziative Störungen: Diagnostik
Dissoziative Störungen: Allgemeine Kriterien (F44, ICD-10)
G1
Keine Erklärbarkeit/Nachweisbarkeit der dissoziativen Symptome durch körperliche Krankheit
G2
Zeitlicher Zusammenhang zwischen dissoziativen Symptomen und belastenden Ereignissen, Problemen oder Bedürfnissen
Dissoziative Störungen: Diagnostik
Dissoziative Amnesie (F44.0, ICD-10)
A
Allgemeine Kriterien für eine dissoziative Störung (F44)
B
Ausgeprägte und langanhaltende teilweise oder vollständige Amnesie für vergangene belastende/traumatische Ereignisse oder Probleme
F
Keine Erklärbarkeit der Amnesie mit normaler Vergesslichkeit oder Simulation
Dissoziative Amnesie (F44.0, ICD-10)
Generalisierte Amnesie:
Keine Erinnerung an alle Ereignisse in einem bestimmten Zeitraum
Lokalisierte Amnesie:
Keine Erinnerung an zeitlich umschriebene Ereignisse
Selektive Amnesie:
Keine Erinnerung an bestimmte Ereignisse in einen bestimmten Zeitraum
Systematische Amnesie:
Keine Erinnerung an bestimmte Kategorien von Ereignissen
Anterograde Amnesie:
Keine Erinnerung an Ereignisse nach einem bestimmten Zeitpunkt (keine Speicherung neuer Informationen)
Retrograde Amnesie:
Keine Erinnerung an Ereignisse vor einem bestimmten Zeitpunkt
Dissoziative Fugue (F44.1, ICD-10)
A
Allgemeine Kriterien für eine dissoziative Störung (F44)
B
Unerwartete, gleichwohl äußerlich normal organisierte Reise mit Entfernung vom normalen Umfeld Weitestgehender Erhalt der Selbstversorgung während der Reise
F
Teilweise oder vollständige Amnesie für die Reise gemäß Kriterium C der dissoziativen Amnesie (F44.0)
Dissoziativer Stupor (F44.2, ICD-10)
A
Allgemeine Kriterien für eine dissoziative Störung (F44)
B
Beträchtliche Verringerung oder Fehlen willkürlicher Bewegungen und der Sprache sowie normalen Reaktionen auf Licht, Geräusche und Berührung
C
Erhalt des normalen Muskeltonus, der aufrechten Haltung und der Atmung (sowie häufig eingeschränkte
Koordination der Augenbewegungen)
Dissoziative Trance und Bessenheitszustände (F44.3, ICD-10)
A
Allgemeine Kriterien für eine dissoziative Störung (F44)
B
Entweder B1 oder B2
B 1 Trance: vorrübergehende Bewusstseinsveränderung mit folgenden Merkmalen
– Verlust des Gefühls der persönlichen Identität
– Einengung des Bewusstseins auf unmittelbare Umgebung oder Stimuli in unmittelbarer Umgebung
– Einschränkung von Bewegung, Handlung und Gesprochenem auf die Wiederholung eines kleinen Repertoires
Realitätsanpassung
B 2 Besessenheitszustände: Überzeugung bzgl. der Beherrschung durch einen Geist, einer Macht, einer Gottheit oder einer anderen Person
C
Ungewolltes und belastendes Auftreten von B1 und B2, außerhalb von religiösen oder anderen kulturell
akzeptierten Situationen oder als Verlängerung von solchen Zuständen
D
Kein ausschließliches Auftreten der Störung während anderer psychischer Störungen: Schizophrenie oder schizophrenieforme Störung (F2), affektive Störung mit Halluzinationen oder Wahngedanken (F3)
Dissoziativer Störungen der Bewegung und Wahrnehmung: Dissoziative Bewegungsstörungen (F44.4, ICD-10)
A
Allgemeine Kriterien für eine dissoziative Störung (F44)
– Unbedingte Notwendigkeit des Ausschluss von körperlichen Erkrankungen (hohe Ähnlichkeit der Symptome mit persönlichen Konzepten über körperliche Erkrankungen)
– Kodierung von Störungen des Bewusstseins, andernfalls Kodierung von Somatoformen Störungen (F45)
B
Entweder B1 oder B2
B 1 Kompletter oder teilweiser Verlust der willkürlichen Bewegungs- oder Sprachfähigkeit
B 2 Verschiedene oder wechselnde Grade von Koordinationsstörungen, Ataxie oder Stehunsicherheit
Dissoziative Störungen der Bewegung und Wahrnehmung: Dissoziative Krampfanfälle (F44.5, ICD-10)
A
Allgemeine Kriterien für eine dissoziative Störung (F44)
– Unbedingte Notwendigkeit des Ausschluss von körperlichen Erkrankungen (hohe Ähnlichkeit der Symptome mit persönlichen Konzepten über körperliche Erkrankungen)
– Kodierung von Störungen des Bewusstseins, andernfalls Kodierung von Somatoformen Störungen (F45)
B
Plötzliche unerwartete krampfartige Bewegungen (ähnlich wie epileptische Anfälle) ohne Bewusstseinsverlust
C
Kein Zungenbiss, keine schweren Hämatome oder Verletzungen aufgrund eines Sturzes, keine Urininkontinenz bei B
Dissoziative Störungen der Bewegung und Wahrnehmung: Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen (F44.6, ICD-10)
A
Allgemeine Kriterien für eine dissoziative Störung (F44)
– Unbedingte Notwendigkeit des Ausschluss von körperlichen Erkrankungen (hohe Ähnlichkeit der Symptome mit persönlichen Konzepten über körperliche Erkrankungen)
– Kodierung von Störungen des Bewusstseins, andernfalls Kodierung von Somatoformen Störungen (F45)
B
Entweder B1 oder B2
B1 Teilweiser oder vollständiger Verlust einer oder aller normalen Hautempfindungen an Körperteilen oder am ganzen Körper
B2 Teilweiser oder vollständiger Seh-, Hör- oder Riechverlust
Andere dissoziative Störungen: Ganser-Syndrom (F44.81, ICD-10)
A
Vorbeiantworten zusammen mit mehreren anderen dissoziativen Symptomen
Andere dissoziative Störungen: Dissoziative/Multiple Persönlichkeit(sstörung) (F44.81, ICD-10)
A
Zwei oder mehrere unterschiedliche Persönlichkeiten
Auftreten jeweils einer Persönlichkeit zu bestimmten Zeitpunkten
B
Jede Persönlichkeit mit eigenem Gedächtnis, Vorlieben, Verhaltensweisen und vollständiger Verhaltenskontrolle beim Auftritt
C
Probleme bei der Erinnerung wichtiger persönlicher Informationen, außerhalb von normaler Vergesslichkeit
D
Kein ausschließliches Auftreten der Störung während anderer psychischer Störungen: organische psychische Störung (F06.5, F06.8), Störung durch psychotrope Substanzen (F1)
Andere neurotische Störungen: Derealisations/Depersonalisationssyndrom (F48.1, ICD- 10)
A
Entweder A1 oder A2
A1 Depersonalisation: Gefühl der Entfernung/Entfremdung von der eigenen Person („Schauspieler statt Person“)
A2 Derealisation: Gefühl der Unwirklichkeit der Umgebung („Bühne statt Wirklichkeit“)
B
Erhalt der Einsicht des fehlenden Einwirkens anderer Personen oder Kräfte von außen
Bewusstsein der Entfremdung/Unwirklichkeit bei gleichzeitig intakter Wahrnehmung und Sensorik
Kein ausschließliches Auftreten der Störung während anderer psychischer Störungen: organische psychische Störung (F05, F06), Störungen durch psychotrope Substanzen (F1x.0), Schizophrenie oder schizophrenieforme Störung (F2), affektive Störung (F3), Angststörung (F40, F41)
Kein ausschließliches Auftreten der Störung während Zuständen wie Müdigkeit, Hypoglykämie oder Epilepsie
Kodierung häufig als Zusatz bei anderen psychischen Störungen, selten als alleinige Störung
Dissoziative Störungen: Differentialdiagnostik
Dissoziative Amnesie:
Akute Belastungsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung Schädel-Hirn-Trauma
Epilepsie
Zerebrovaksuläre Erkrankungen und andere körperliche Erkrankungen Transiente globale Amnesie
Simulation
Dissoziative Fugue: Epilepsie Drogen Schizophrenie Demenz Bipolare affektive Störungen
Dissoziative Trance- und Besessenheitszustände:
Drogen
Delirante Syndrom
Dissoziative Identitätsstörung:
Borderline Persönlichkeitsstörung Schizophrenie
Dissoziativer Stupor:
Akute Belastungsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung Katatone Schizophrenie
Borderline Persönlichkeitsstörung Affektive Störungen (Depression) Drogen/Medikamente
Epilepsie
Dissoziative Störungen der Bewegung und der Wahrnehmung:
Somatoforme Störungen
Epilepsien
Zerebrovaskuläre Erkrankungen und andere körperliche Erkrankungen Simulation
Depersonalisation/ Derealisation:
Ermüdung Drogen/Medikamente Schizophrenie
Affektive Störungen Angststörungen Persönlichkeitsstörungen
Dissoziative Störungen: Diagnostische Verfahren
Interviews (spezifisch):
Strukturiertes Klinische Interview für DSM-IV Dissoziative Störungen (SKID-D, Gast et al., 2000, DSM-IV)
Heidelberger Dissoziationsinventar (HDI, Brunner et al., 1999, ICD-10)
Checklisten (spezifisch):
Clinican Administered Dissociative States Scale (CADSS, Bremner et al., 1998)
Fragebögen (spezifisch):
Dissociative Experience Scale (DES, Bernstein & Putnam,1986) Fragebogen zu dissoziativen Symptomen (FDS, Spitzer et al., 2005) Dissoziations-Spannungs-Skala (DSS, Stiglmayr et al., 2010) Somatoform Dissociation Questionnaire (SDQ, Nijenhuis, 2004)
Komorbide Störungen
Affektive Störungen:
Depressive Störung (70-90%)
Angststörungen:
Verschiedene Angststörungen (25-90%) Posttraumatische Belastungsstörung (33-50%)
Somatoforme Störungen:
Verschiedene Somatoforme Störungen (15%) Konversionsstörungen
Persönlichkeitsstörungen:
Persönlichkeitsstörungen (30%) Borderline Persönlichkeitsstörung (25%)
Substanzmittelmissbrauch- /abhängigkeit:
Substanzmittelmissbrauch-/abhängigkeit
Risikofaktoren
Geschlecht: Weibliches Geschlecht: Frauen > Männer (unklar)
Alter:
Frühes Jugendalter und junges Erwachsenenalter (17-30 Jahre)
Persönlichkeit:
Dissoziationsneigung
Trauma:
Stress und Belastung
Mangel an sozialer Unterstützung
Psychische Störungen:
Frühere psychische Störungen Psychische Störungen in der Familie
Dissoziative Störungen: Verlauf
Auftreten:
Auftreten im frühen Jugendalter und frühen Erwachsenenalter (17-30 Jahre) Auftreten nach Stress und Belastung, vor allem bei Traumatisierung Auftreten im Zusammenhang mit vielen psychischen Störungen
Behandlung:
Inanspruchnahme der allgemein-medizinischen/neurologischen Versorgung aufgrund von
Ähnlichkeit der pseudo-neurologischen Symptome mit somatischen Erkrankungen
Späte Inanspruchnahme fachspezifischer Behandlung
► Fehlbehandlung und Fehldiagnosen
► Chronifizierung der Störung
Verlauf:
Chronischer Verlauf bei Störungen mit schwerer Dissoziation (trotz rascher Symptomrückbildung)
– Dissoziative Fugue
– Dissoziative Krampfanfälle
– Dissoziative Identitätsstörung
Episodischer Verlauf bei Störungen mit leichter Dissoziation (trotz rascher Symptomrückbildung)
– Dissoziative Amnesie
– Dissoziative Bewegungsstörung, Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen
Negative Prognose:
Hohe Komorbidität
Späte Diagnosestellung Lange Erkrankungsdauer
Konsequenzen
Leid und Beeinträchtigung:
Persönliches Leid
Einschränkung der privaten, sozialen, familiären und schulischen/beruflichen Leistungsfähigkeit
– Private und soziale Probleme (Isolation, Trennung, Scheidung)
– Schulische/ausbildungsbezogenen Probleme (Noteneinbruch, Ausbildungsabbruch)
– Berufliche Probleme (Kündigung, Arbeitsplatzverlust)
Komorbidität:
Entwicklung komorbider psychischer Störungen
– Affektive Störungen (Depressive Störungen)
– Angststörungen (Spezifische Phobien, Soziale Phobie)
– Substanzmittelmissbrauch/abhängigkeit
– Persönlichkeitsstörungen
Neurobiologische Faktoren
Genetik:
(Unklare) Heritabilität normaler und pathologischer Dissoziation: 50%
Unklarer Beitrag bestimmter Gene auf genetische Disposition für normale und pathologische Dissoziation
Neuroendokrinologie:
(Unklare) Störung der HPA-Achse-Reagibilität: Stressreagibilität, Hypo-Arousal
– Hypo-Noradrenalin-Transmission
– Hypo-/Hyper-Cortisol-Transmission
Neurotransmission:
Störung des Glutamat-Systems: Derealisation, Depersonalisation, Wahrnehmungsstörung, Gedächtnisstörung
– NDMA-Rezeptor-Störung (Amygdala, Hippocampus), NDMA-Agonisten
(Phenylcyclidin, Ketamin)
Störung des Cannabinoniden-Systems: Derealisation, Depersonalisation,
Wahrnehmungsstörung, Stressreagibilität, Analgesie
– CB1-Rezeptor-Störung (Amygdala), CB-Hypotransmission
Neurotransmission:
Störung des Opioid-Systems: Schmerz- und Befindlichkeitsstörung, Wahrnehmungsstörung
– Opioid-Rezeptor-Störung (Amygdala, Hippocampus), Opioid-Antagonisten (Naloxon), Opioid-Agonisten (Ketocyclazocin, MR-2033, Enadolin)
Störung des Serotonin-Systems: Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen
– 5-HT2a/c-Rezeptor Störung, Serotonin-Agonisten (cMPP), serotonerge Halluzinogen (LSD, Mescalin, Psilocybin, Dimethyltryptamin)
Neurophysiologie:
Störung des Threat Imminence Defense Systems: Bewusstseins-, Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Motorik-Störung, Hypo-Arousal
– Hyperaktivierung des Präfrontalen Kortex (PFC) und des Anterioren Cingulären Kortex (ACC): Hyper-Regulation von emotionalen Reaktionen (emotional overmodulation)
Triebbefriedigung Abwehr
– Hypoaktivierung der Amygdala (AMY) und des ventrolateralen Periäquaduktalem Grau
(vlPAG) sowie der Insel (INS): Hypo-Reagibilität auf emotionale Reize (vermittelt über PFC-ACC-Konnektivität)
Psychophysiologie:
Störung autonomer Reagibilität (Herzrate, Hautleitfähigkeit): Hypo-Arousal
Psychologische Faktoren
Persönlichkeit:
Dissoziationsneigung Fantasieneigung Alexithymie Suggestibilität
Belastung:
Traumatisierung, vor allem frühkindliche Traumatisierung
Stress und Belastung
Bindung:
Unsichere/desorganisierte Bindung
Lebensstil:
Schlafmangel Fehlernährung Flüssigkeitsmangel
Lernen:
Klassische und operante Konditionierung (Zwei-Faktoren-Modell, Mowrer, 1947)
Behandlungsstrategien
Pharmakotherapie:
Keine Empfehlung als alleinige Behandlung
– Unklarheit bzgl. Verbesserung von Dissoziationsneigung und Dissoziationen
– Keine Verbesserung dissoziationsfördernder bzw. -hemmender Verhaltens- und Erlebensweisen / Lebensumstände
– Kein Kompetenzerwerb
Psychotherapie:
Empfehlung als alleinige Behandlung
– Verbesserung von Dissoziationsneigung und Dissoziationen
– Verbesserung dissoziationsfördernder bzw. -hemmender Verhaltens- und Erlebensweisen / Lebensumstände
– Kompetenzerwerb
Psycho- und Pharmakotherapie:
Möglichkeit der Kombination
– Verbesserung von Dissoziationsneigung und Dissoziationen
– Verbesserung dissoziationsfördernder bzw. -hemmender Verhaltens- und Erlebensweisen / Lebensumstände
– Kompetenzerwerb
Behandlungsphasen
Akutphase
Empfehlung von Psychotherapie
– Erreichen möglichst großer Remission1
Erhaltungsphase (Rückfallprophylaxe)
Empfehlung von Psychotherapie
– Erhalten der Remission und Abwenden eines Rückfalls2
Langzeitphase (Rezidivprophylaxe)
Empfehlung von Psychotherapie
– Erhalten der Remission und Abwenden eines Rezidivs3
► Psychotherapie in Akut-, Erhaltungs- und Langzeitphase (Rückfall- und Rezidivprophylaxe): Mittlere Wirksamkeit
Pharmakotherapie: Ablauf
Medikamente:
Geringe Bandbreite unterschiedlicher Medikamente – Antidepressiva (SSRI, DSA)
– NDMA-Antagonisten
– Opioid-Antagonisten
Auswahl:
Auswahl nach pragmatischen und evidenzbasierten Kriterien
– Wirk- und Nebenwirkungsprofil
– Präferenz/Expertise und Compliance des Patienten
Gabe:
Empfehlung bei Gabe
– 1. Wahl: NDMA-Antagonisten
– 2. Wahl: Antidepressiva (DSA)
► Mangelnde Evidenz für Empirie geleitetes Vorgehen bei Auswahl und Gabe
Pharmakotherapie: Antidepressiva, Opioid- und NDMA-Antagonisten
- Antidepressiva:
-Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI):
Fluvoxamin (Fevarin)
Fluoxetin (Fluctin)
Paroxetin (Seroxat)
-Dualserotonerge Antidepressiva:
Nefazodon (Nefadar) - Opioid-Antagonisten:
-Opioid-Antagonisten:
Naltrexon (Nemexin)
Naloxon (Naloxon) - NDMA-Antagonisten:
-NDMA-Antagonisten (Antiepileptika):
Lamotrigin (Lamotrigin)
Psychotherapie: Ablauf
Verfahren
Einsatz unterschiedlicher Verfahren der Kognitiven Verhaltenstherapie
– Psychoedukation
– Problem- und Verhaltensanalyse
– Kognitive Umstrukturierung
– Übungen: Diskriminationsübung, Exposition mit Reaktionsverhinderung, Kontingenzmanagement
– Kompetenztrainings: Stressregulation, Emotionsregulation, Achtsamkeit, Anti-Dissoziation
– Psychosoziale Beratung. Modifikation des Lebensstils und der Lebensumstände
Haltung
Unterstützung des Patienten bei Umsetzung der Verfahren
– Non-direktive Haltung (sokratischer Dialog, geleitetes Entdecken) und systematisches Vorgehen
– Vertrauensvolle und belastbare Beziehung
Durchführung
Pragmatisches und eklektisches Empfehlung bei Durchführung
– Phase I Dissoziationsbehandlung: Stabilisierung und Symptomreduktion
– Phase II Traumabehandlung: Auseinandersetzung mit belastenden und traumatischen Erlebnissen
► Mangelnde Evidenz für Empirie geleitetes Vorgehen bei Durchführung
Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie
Psychoedukation
Informationsvermittlung
– Information über Dissoziationen (Entlastung durch Entkatastrophisierung der Dissoziationen)
– Erarbeitung eines Diathese-Stress-Modells
Motivationale Klärung
Erhöhung der Veränderungsmotivation
– Aufbau eines psychosomatischen Störungskonzepts
– Auseinandersetzung mit kurz- und langfristigen Vor- und Nachteilen der Symptomatik
Problem und Verhaltensanalyse
Überblick über Symptomatik, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren von Dissoziationen
– Exploration der Art, Häufigkeit, Dauer und Krankheitsverlauf der Dissoziation über Symptomtagebücher
– Verhaltensanalyse zu einzelnen dissoziativen Zustanden: Erarbeitung von Auslösern,
Anfälligkeit, Reaktion und Konsequenzen
Diskriminations- training
Identifikation auslösender Faktoren von Dissoziationen / Erkennung von Anzeichen für Dissoziation (Warnsignale)
– Identifikation von Frühwarnzeichen (Körper, Gefühle, Wahrnehmung, Denken, Verhalten) über
Verhaltensanalysen und Symptomtagebücher/Spannungskurven
Kontingenz- management
Modifikation aufrechterhaltender Faktoren von Dissoziationen
– Erarbeitung von aktuellen kurz- und langfristigen Konsequenzen der Dissoziation
– Abbau von Dissoziationen über Verringerung der Verstärkung – Aufbau von alternativen Verhaltenweisen über Verstärkung
Kognitive Umstrukturierung
Abbau von dysfunktionalen und Aufbau von funktionalen Gedanken und Schemata
– Realitätstestungen, Gedankenprotokolle, Experimente
Anti-Dissoziations- Training
Training
Erhöhung der Kontrolle über dissoziative Zustände durch Skills-Training
– Realitätsprüfungen (Orientierung zu Ort, Zeit, Raum, Situation)
– Antidissoziation durch Sinnesreizung (scharfe Speisen, stechende Gerüche, laute Geräusche)
Kompetenz- training
Erhöhung der Kontrolle über emotional belastende / dissoziationsauslösende Zustände durch
Skills-Training (Emotionsregulation, Achtsamkeit, Problemlösen)
– Erkennen und Verstehen / Akzeptieren von Emotionen und emotionaler Erregung
– Regulieren von Emotionen mit alternativen Strategien / Achtsamkeit
– Lösen von Problemen
Modifikation des Lebensstils
Modifikation auslösender Faktoren / Erhöhung der Dissoziationsschwelle Veränderung des Lebensstils
– Veränderung von Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten
– Veränderung des Gesundheitsstatus (unbehandelte Krankheiten)
– Veränderung des Alkohol-, Medikamenten- und Drogenkonsums
Modifikation der Lebensumstände
Modifikation auslösender Faktoren von Dissoziationen / Erhöhung der Dissoziationsschwelle Aufbau günstiger Lebensbedingungen
– Beendigung gewaltvoller Beziehungen
– Modifikation ungünstiger Lebensbedingungen
Modifikation der Lebensqualität
Modifikation auslösender Faktoren von Dissoziationen / Erhöhung der Dissoziationsschwelle
Aufbau der Lebensqualität
– Klärung von Werten
– Aufbau von sozialten Kontakten
– Verbesserung sozialer Kompetenzen und Problemlösefähigkeiten
– Verbesserung des Körpererlebens und der Sexualität
Exposition
Modifikation auslösender und aufrechterhaltender Faktoren bei Exposition gegenüber objektiv nicht schädlichen Auslösern
– Abbau von Dissoziationen (Löschung, Habituation, korrigierende Lernerfahrung)
– Unterscheidung von früheren und aktuellen Auslösern
Therapie
Behandlung von traumatischen und belastenden Erlebnissen und Erfahrungen mittels
spezifischer Techniken und Methoden
Wirksamkeit
Pharmakotherapie
Eingeschränkte Wirksamkeit von NDMA-Antagonisten und Antidepressiva (SSRI, DSA)
Psychotherapie
Wirksamkeit von Kognitiver Verhaltenstherapie
– Überlegenheit der Kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber Wartekontroll- und Placebo- Kontrolle
– Unklarheit bzgl. der Wirksamkeit spezifischer Verfahren der Kognitiven Verhaltenstherapie
– Unklarheit bzgl. Überlegenheit der Kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber der Pharmakotherapie
– Unklarheit bzgl. Überlegenheit der Kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber anderen Therapieverfahren
Psycho- und Pharmakotherapie
Unklarheit bzgl. der Wirksamkeit der Kombination von Psycho- und Pharmakotherapie
► Überlegenheit der Psychotherapie gegenüber der Pharmakotherapie