08. Spezifische Phobien Flashcards

1
Q

Angststörungen: Klassifikation

A

Normale Angst:
Angemessene Reaktion (Besorgnis, Unlust) auf tatsächliche, erwartete oder vorgestellte Bedrohung (Auslöser) der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes
► Angst: Allgemeines Gefühl bei erwarteter oder vorgestellter bzw. unklarer/entfernter Bedrohung
► Furcht: Spezifisches Gefühl bei tatsächlicher bzw. klarer/unmittelbarer Bedrohung

Pathologische Angst (Angststörungen):
Unangemessene Reaktion (Besorgnis, Unlust) auf tatsächliche, erwartete oder vorgestellte Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes
– Unangemessene Auslöser, Häufigkeit, Intensität, Dauer / Vermeidungsverhalten
– Schwerwiegende Beeinträchtigung der privaten, sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit
und Lebensqualität
– Leid

► Kontinuum von normaler und pathologischer Angst

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2
Q

Angst Syndrom (Mehr-Ebenen-Modell)

A

Emotionale Ebene:
Bedrohung, Angst, Furcht, Panik, Unruhe, Beunruhigung,…

Kognitive Ebene:
Befürchtungen, Vorstellungen, Sorgen, Grübelei, …

Motorische Ebene:
Flucht/Kampf (Mobilisierung/Aktivierung) Totstellen (Immobilisierung/Deaktivierung)

Physiologische Ebene:
Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Schwindel, Atemnot, Beklemmung, …

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3
Q

Angst Syndrom (3-Ebenen-Modell)

A

Emotionale Ebene:
Bedrohung, Angst, Furcht, Panik, Unruhe, Beunruhigung, …
Kognitive Ebene:
Befürchtungen, Vorstellungen, Sorgen, Grübelei, …

Motorische Ebene:
Flucht, Kampf, Hilfesuchen, …

Physiologische Ebene:
Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Schwindel, Atemnot, Beklemmung, …

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4
Q

Angst unterschieden in Pathologische Angst und normale angst

A

Pathologische Angst:

  • Angststörungen
  • Andere psychische Störungen
  • Somatische Störungen / Substanzen

Angststörungen:

  • Objekt- und situations- unabhängige Ängste
  • Objekt- und situations- abhängige Phobien
  • Andere Ängste

Normale Angst:

  • Angst
  • Furcht
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5
Q

Angststörungen

A

Objekt- und situations- unabhängige Ängste

  • Panikstörung
  • Generalisierte Angststörung

Objekt- und situations- abhängige Phobien

  • Spezifische Phobien
  • Agoraphobie
  • Soziale Phobie

Andere Ängste

  • Zwangsstörung
  • Posttraumatische Belastungsstörungen
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6
Q

Diagnosen (ICD-10),

A
Phobische Störungen (F40)
– Agoraphobie ohne Panikstörung (F40.00)
– Agoraphobie mit Panikstörung (F40.01)
– Soziale Phobie (F40.1)
– Spezifische Phobie (F40.2)
[Tier Typus (F40.21), Umwelt Typus (F40.22

Andere Angststörungen (F41)
– Panikstörung (F41.0)
– Generalisierte Angststörung (F41.1)
– Angst und depressive Störung gemischt (F41.2)

Zwangsstörung (F42)
– Zwangsstörung: Zwangsgedanken (F42.0)
– Zwangsstörung: Zwangshandlungen (F42.1)
– Zwangsstörung: Zwangsgedanken/-handlungen (F42.2)

Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43)
– Akute Belastungsreaktion (F43.0)
– Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
– Anpassungsstörung (F43.2)

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7
Q

Diagnosen (DSM-IV)

A

Angststörungen
– Agoraphobie ohne Panikstörung (300.22)
– Soziale Phobie/Soziale Angststörung (300.23)
– Spezifische Phobie (300.29)

– Panikstörung mit Agoraphobie (300.01)
– Panikstörung ohne Agoraphobie (300.21)
– Generalisierte Angststörung (300.02)

Angststörungen
– Zwangsstörung (300.3)

Angststörungen
– Akute Belastungsstörung (308.3)
– Posttraumatische Belastungsstörung (309.81)

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8
Q

Spezifische Phobien: Deskription

A

Furcht:
Ausgeprägte anhaltende und übertriebene oder unbegründete Furcht vor Objekt oder Situation

Auslösung:
Auslösung bei tatsächlicher, vorgestellter und/oder erwartete Konfrontation mit Objekt oder Situation
– Möglichkeit der Generalisierung: Objektklassen und Situationsklassen
– Typische Objekt- und Situationsklassen: Tiere, Umwelt, Situationen, Blut-Spritzen,
Verletzungen

Vermeidung:
Vermeidung der tatsächlichen, vorgestellten und/oder erwarteten Konfrontation mit Objekt oder Situation

Einschränkungen:
Funktionale Einschränkungen der privaten, sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit und
Lebensqualität aufgrund von Angst und Vermeidung

Leid:
Leid in Abhängigkeit vom Grad der Angst und Vermeidung bzw. der damit einhergehenden Einschränkungen
► Variabilität der Behandlungsbedürftigkeit und Behandlungsnotwendigkeit

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9
Q

Typus, Objekte / Situationen, Reaktion

A

Typus: Tier Typus
Objekte/Situationen: Spinnen, Schlangen, Vögel, Hunde
Reaktion: Furcht mit Kampf-Flucht-Reaktionsmuster
– Panik, Flucht, Sympathikus-Aktivierung (Blutdruck- und Herzrate-Anstieg)
– Furcht vor Kontrollverlust

Typus: Situativer Typus
Objekte/Situationen: Höhe, Enge, Flugzeuge
Reaktion: Furcht mit Kampf-Flucht-Reaktionsmuster
– Panik, Flucht, Sympathikus-Aktivierung (RBelaulitädtsraunpcakss-unugnd Herzrate-Anstieg)
– Furcht vor Kontrollverlust und Erstickungstod

Typus: Umwelt Typus
Objekte/Situationen: Gewitter, Wasser, Dunkelheit
Reaktion: Furcht mit Kampf-Flucht-Reaktionsmuster
– Angst, Schwindel, Vermeidung
– Furcht vor Umweltereignis

Typus: Blut-Spritzen- Verletzungen Typus
Objekte/Situationen: Blut, Spritzen, Verletzungen
Reaktion: Furcht mit Totstell-Reaktionsmuster
– Übelkeit, Schwindel, Angst, Sympathikus-Aktivierung-Deaktivierung (Blutdruck- und Herzrate-Anstieg – Blutdruck- und Herzrate-Abfall)
– Furcht vor Ohnmacht

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10
Q

Spezifische Phobien (F40.2, ICD-10)

A

A
Entweder A1 oder A2
– A1: Deutliche Furcht vor einem spezifischen Objekt oder einer spezifischen Situation (außer Agoraphobie oder Sozialer Phobie)
– A2: Deutliche Vermeidung von einem spezifischen Objekt einer spezifischen Situation (außer Agoraphobie oder Sozialer Phobie)

B
Angst bei der Konfrontation mit dem spezifischen Objekt oder der spezifischen Situation in Form von Symptomen wie bei anderen Angststörungen (z.B. Agoraphobie)

C
Deutliche emotionale Belastung durch die Angst oder die Vermeidung
Einsicht bzgl. der Übertriebenheit und Unvernünftigkeit der Angst und Vermeidung

D
Beschränkung der Angst und Vermeidung auf das spezifische Objekt oder die spezifische Situation

Kodierung des Typus: Tier Typus (F40.21), Umwelt Typus (F40.22), Blut-Spritzen-Verletzungen Typus (F40.23), Situativer Typus (F40.24), und Andere Spezifische Phobien (F.40.29)

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11
Q

Spezifische Phobien (300.29, DSM-V)

A

A
Ausgeprägte Furcht oder Angst vor einem spezifischen Objekt oder einer spezifischen Situation

B
Hervorrufen einer unmittelbaren Angst- oder Furchtreaktion durch das spezifischen Objekt bzw. die spezifische Situation in den meisten Fällen

C
Aktives Vermeiden des spezifischen Objekts oder der spezifischen Situation soweit wie möglich
Ertragen des spezifischen Objekts oder der spezifischen Situation unter starker Angst oder Furcht

D
Übertriebenes oder unverhältnismäßiges Ausmaß der Angst und Furcht vor dem spezifischen Objekt oder der spezifischen Situation

E
Anhalten der Angst, Furcht und Vermeidung über mehr als 6 Monate

F
Leid oder Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen Funktionsbereichen aufgrund der Angst, Furcht
und Vermeidung

G
Keine Erklärbarkeit des Störungsbildes durch die Symptome anderer psychischer Störungen (Agoraphobie, Zwangsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung, Störung mit Trennungsangst, Soziale Angststörung)

Kodierung des Typus: Tier Typus, Umwelt Typus, Blut-Spritzen-Verletzungen Typus, Situativer Typus und Andere Spezifische Phobien

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12
Q

Spezifische Phobien (40.2)

A

Psychische Störungen:

Normale Angst Angststörungen
– Andere Phobien (Agoraphobie, Soziale Phobie)
– Andere Angststörungen (Generalisierte Angststörung, Zwangsstörung)
– Posttraumatische Belastungsstörung
Essstörungen
Somatoforme Störungen
Depressive Störungen
Schizoaffektive und schizophrene Störungen Persönlichkeitsstörung Substanzmittelmissbrauch/-abhängigkeiten (Intoxikation, Entzug)

Körperliche Erkrankungen:

Kardiovaskuläre Erkrankungen (Agina Pectoris, Arrhythmie etc.), Endokrinologische Erkrankungen (Hyperkortisolismus, Hyper-/Hypothyreodismus etc.), Metabolische Erkrankungen (Hyperkaliämie, Hyperthermie, etc.), Neurologische Erkrankungen (Akathisie, etc.), Gastrointestinale Erkrankungen (Ulucus Pepticum), Respiratorische Erkrankungen (Asthma, etc.), Immunlogische Erkrankungen (Anaphylaxie, etc.), …

Medikamente:

Anästhetika/Analgetika, Antcholinergica, Antidepressiva (TZA, SSRI), Anithistaminika, Antihypertensiva,
Neuroleptika, Koffein, Sedativa, Schilddrüsenhormone, Muskelrelaxantien, Östrogen, …

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13
Q

Komorbide Störungen

A

Angststörungen:
Soziale Phobie (44%) Agoraphobie (23%)
Generalisierte Angststörung (16%) Panikstörung (15%) Zwangsstörung
Posttraumatische Belastungsstörung

Affektive Störungen:
Depressive Störungen (eher nach als vor Spezifischen Phobien)

Substanzmittelmissbrauch/- abhängigkeit:
Substanzmittelmissbrauch/-abhängigkeit (eher nach als vor Spezifischen Phobien)

Somatoforme Störungen:
Somatoforme Störungen

Somatische Störungen:
Somatische Störungen

► Behandlungsbedürftigkeit häufiger aufgrund komorbider Störungen als aufgrund von Spezifischer Phobie!

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14
Q

Spezifische Phobien: Diagnostische Verfahren

A

Interviews und Checklisten (kategorial):
Strukturiere Klinische Interview für DSM-IV (SKID-I, Wittchen et al., 1997; DSM-IV) Standardisiertes Interviewsystem (DIA-X-CIDI, Wittchen & Pfingster 1997; DSM-IV, ICD-10) Diagnostische Interview für psychische Störungen (DIPS, Margraf et al., 1994; DSM-IV) Internationale Diagnose Checkliste für ICD-10 (IDCL, Hiller et al. 1996; ICD-10)

Interviews (dimensional):
Manifest Anxiety Scale (MAS, Taylor, 1953) Hamilton Anxiety Scale (HAMA, Hamilton, 1969)

Fragebögen (dimensional):
Symptom Check List (SCL-90-R, Franke, 2002)
Brief Symptom Inventory (BSI, Franke, 2000)
Beck Anxiety Scale (BAI, Beck et al., 1988)
State-Trait Angstinventar (STAI, Spielberger eTrtieabble.fr1ie9dig7u0ng)

Fragebögen (dimensional):
Fear Survey Schedule (FSS, Wolpe & Lang, 1964)
Spider Phobia Questionnaire (SPQ, Watts & Sharrock, 1984)

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15
Q

Risikofaktoren

A

Geschlecht:
Weibliches Geschlecht: Frauen > Männer (2:1)
– Stärkster Geschlechtseffekt: Spezifische Phobie
– Schwächster Geschlechtseffekt: Soziale Phobie

Alter:
Panikstörung
– 20-30 Jahre
Generalisierte Angststörung
– Späte Adoleszenz und junges Erwachsenenalter sowie 40. Lebensjahr Soziale Phobie
– Pubertät und Adoleszenz
Spezifische Phobien
– Kindheit und frühe Adoleszenz

Familienstand:
Panikstörung, Agoraphobie, soziale Phobie und spezifische Phobien – Getrennt, geschieden, verwitwet

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16
Q

Spezifische Phobien: Phase Erstauftreten, Verlauf

A

Erstauftreten:
Erstauftreten in der Kindheit (≈ 10 Jahre) oder frühe Adoleszenz und junges Erwachsenenalter
– Tier-Typus und Blut-Spritzen-Verletzungs-Typus: Beginn zwischen 5-9 Jahre
– Umwelt Typus: Beginn Kindheit (selten im Erwachsenenalter)
– Situativer Typus: Beginn Kindheit, Häufung Kindheit und 20 Jahre

Verlauf:
Chronifizierung ohne zunehmende Behandlungsbedürftigkeit bei fehlenden Komorbiditäten
Chronifizierung mit zunehmender Behandlungsbedürftigkeit bei vorhandenen Komorbiditäten

17
Q

Spezifische Phobien: Verlauf

A

Frühes Säuglingsalter (0-6 Monate):
Intensive sensorische Reize

Spätes Säuglingsalter (6-12 Monate):
Trennung
Fremde

Kleinkinder (2-4 Jahre):
Phantasiegestalten 
gruselige Filme, 
Dunkelheit 
Einbrecher

Frühe Kindheit (5-7 Jahre):
Umwelt (Gewitter)
Tiere

Mittlere Kindheit (8-11 Jahre) und Adoleszenz:
Soziale Abwertung und soziale Demütigung (Sport, Schule, Äußeres)

► Fehlende Bewältigung kindlicher Ängste als Risikofaktor für spezifische Phobien

18
Q

Konsequenzen

A

Leid und Beeinträchtigung:
Persönliches Leid
Einschränkung der privaten, sozialen, familiären und schulischen/beruflichen Leistungsfähigkeit
– Private und soziale Probleme (Isolation, Trennung, Scheidung)
–Schulische/ausbildungsbezogenen Probleme (Noteneinbruch, Ausbildungsabbruch)
– Berufliche Probleme (Kündigung, Arbeitsplatzverlust, Fehlzeiten)
► Kosten für Betroffene und Gesellschaft (Gesundheitssystem, Wirtschaft)

Suizidalität
Suizidgedanken und Suizidhandlungen – Verdopplung des Suizidrisikos

Morbidität
Somatische Störungen

19
Q

Biologische Faktoren: Gene

A

Heritabilität:
Variabilität in der moderaten Heritabilität (20-40%)
– Blut-Spritzen-Verletzung Typus: 33%
– Tier Typus: 32%
– Situativer Typus: 24%
Variabilität genetischer Einflüsse im Laufe der Entwicklung (kritische Phasen?)
Gen x Umwelt-Interaktion: Stärkerer Beitrag von Umwelt als von Genen auf Vulnerabilität – Gen-Varianz: 23%, Gen-Varianz: 77%

Gene:
Unklarer Beitrag bestimmter Gene auf genetische Disposition für Angststörungen
Beitrag von bestimmten Genen auf genetische Disposition für allgemeine Ängstlichkeit
– 5-HTTPLR, Neuropeptid Y, Chormosom 4q21, Glutaminsäuredekarboxylase-Gen1, …

► Aktive und passive Gen x Gen x Umwelt-Interaktionen / Epigenetik
► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Informationsverarbeitung, Stressreagibilität) über Veränderung neurobiologischer Systeme (Neurotransmitter, Hormone, NeuroanatoTrmiebibee,friNedeigunrgophysiologie)

20
Q

Biologische Faktoren: Neurotransmission

A

GABA:

GABA (in Interaktion Noradrenalin): GABA Transmision-Dysbalance – Störung des Benzodiapzin-GABA-Rezeptor-Komplexes
► Nachweis mittels Benzodiazepine

Angst ↑ Löschung ↓

Glutamat:

Glutamat (in Interaktion Noradrenalin): Glutamat-Transmission-Dysbalance
– Störung des N-Methyl-Asparat (NMDA)-Rezeptor
► Nachweis mittels Glutatmat-Antagonisten (D-Cyloserin)

Angst ↑ Konditionierung ↑ Löschung ↓

Noradrenalin:

Noradrenalin (Locus coerulus): Noradrenalin Transmission-Dysbalance – Störung des Noradrenalin-Rezeptors
► Nachweis mittels Noradrenalin-Agonisten und -Antagonisten

Angst ↑ Konditionierung ↑ Sympathikus ↑

Serotonin:

Serotonin: Serotonin Transmission-Dysbalance
– Störung des Serotonin-Rezeptors
► Nachweis mittels Antidepressiva (SSRI, TZA, MAOI)

Angst ↑ Konditionierung ↑ Sympathikus ↑

► Komplexe Dysbalancen in Neurotransmitter-Systemen (Konzentration, Rezeptordichte/-affinität, Signalkaskaden)
► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Informationsverarbeitung, Stressreagibilität) über Veränderung neurobiologischer Systeme (Neuroanatomie, NeuPrrofp.hDyr.sAi.oLlioscghikee)| Störungslehre

21
Q

Biologische Faktoren: Neuroendokrinologie

A

HPA-Achsen:

Störung der HPA-Achse bei Stress im Sinne eines Hypercortisolismus nur bei Panikstörung
– Gestörte Rückkopplungsprozesse (CRH ↑ → ACTH ↑ → COR ↑)
Störung der HPA-Achse bei Stress im Sinne einer Hyper-Transmission von Noradrenalin und Serotonin
– Gestörte Rückkopplungsprozesse (CRH ↑ → ACTH ↑ → COR ↑; CRH ↑ → NA ↑ / 5-HT ↑), teilweise in Interaktion mit AVP
► Nachweis über CRH-Antagonisten

Stress- reagibilität ↑
Angst ↑↓

► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Informationsverarbeitung, Stressreagibilität) über Veränderung neurobiologischer Systeme (Neuroanatomie, Neurophysiologie)

22
Q

Biologische Faktoren: Neuropathologie

A

Amygdala:

Hyperaktivität
– Laterale Amygdala-Kern (LA): Konditionierung der Furchtreaktion unter Noradenalin-Einfluss und Konsolidierung der konditionierten Furchtreaktion über Glutamat (NMDA-Rezeptoren, Long Term Potentation, LTP)
– Zentrale Amygdala Kern (CA): Auslösung der physiologischen, endokrinologischen und behavioralen Furchtreaktion

Angst ↑ Konditionierung ↑ Kampft/Flucht ↑ Totstellen ↑ Regulation ↓

Präfrontaler Cortex:

Hypoaktivität
– Rechter mediale Präfrontale Cortex (mPFC): Hemmung der Amygdala- Aktivität und damit Regulation bzw. Löschung der konditionierten Furchtreaktion (in Interaktion mit Hippocampus)

Angst ↑ Regulation ↓ Konditionierung ↑ Löschung ↓

Hippocampus:

Hypoaktivität
– Löschung der konditionierten Furchtreaktion
– Emotionales Lernen

Angst ↑ Löschung ↓

Insel:

Hyperaktivität
– Physiologische Furchtreaktion
– Interozeptive Wahrnehmung

Angst ↑

Anterior Cinguläre Cortex:

Hypoaktivität
– Regulation der Intensität der Furchtreaktion

Angst ↑

► Dysregulation cortico-limbischer Systeme (PFC ↓ → AMY ↑): Störung der Verarbeitung (AMY ↑) emotional-salienter Reize und Störung der Regulation (PFC ↓) emotional Reaktionen
► Dysregulation limbischer Systeme (AMY ↑, HIP↓): Störung des emotionalen und nicht-emotionalen Lernens
► Dysregulation cortico-limbischer Systeme (PFC ↓, HIP↓ → AMY ↑): Störung der Konditionierung und Löschung
► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Informationsverarbeitung, Stressreagibilität) über Veränderung neurobiologischer Systeme (Neuroanatomie, Neurophysiologie)

23
Q

Biologische Faktoren: Neuropathologie 2

A

Amygdala- Präfrontaler Kortex:

Aktivierung von lateralem Amygdala-Kern (LA) und Präfrontalem Kortex (PFC) bei distaler oder uneindeutiger Bedrohung
► LA-PFC (Vigilanz): Angst und Vermeidung / Hypervigilanz

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

Amygdala- Periäquaduktale Grau:

Aktivierung von zentralem Amygdala-Kern (CA) und Periäquaduktalem Grau (PAG) bei proximaler oder eindeutiger Bedrohung
► CA-vlPAG (Aktion): Furcht und Totstellen (Freezing)
► CA-dPAG (Aktion): Furcht und Kampf/Flucht

Furcht ↑ Kampf/Flucht ↑ Totstellen ↑

► Threat Imminence Defensive System (Proximal: PFC ↑ → LA ↑: Vigilanz; Distal: PFC ↓, PAG↑ → CA ↑: Aktion): Angst und Vermeidung / Hypervigilanz oder Furcht und Kampf/Flucht/Totstellen
► Sensitivierung des Threat Imminence Defensive System durch Genetik- und Umweltfaktoren

24
Q

Psychologische Faktoren: Persönlichkeit

A

Ängstlichkeit:

Allgemeine Ängstlichkeit (Laux, 1966)
– Erhöhte State-Angst
– Erhöhte Trait-Angst

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

Neurotizismus:

Dominanz neurotischer und introvertierter Persönlichkeitsmerkmale (Eysenck, 1967)
– Erhöhter Neurotizismus
– Erhöhte Introversion

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

Behavioral Activation / Inhibition System (BAS/BIS):

Dysbalance des BAS-BIS Systems (Gray,1970)
– Dominanz des BIS-Systems bzw. BAS-Hypoaktivität

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

Temperament:

Verhaltenshemmung (Kogan, 1967)
Spezifische Phobien: Schadensvermeidung (Cloninger, 1987)

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

Angstsensitivität:

Furcht vor Symptomen der Angst (Taylor et al. 2007), Angst vor der Angst – Angst vor somatischen, kognitiven und sozial auffälligen Symptomen

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

Reaktions- dispositionen:

Erhöhte emotionale und physiologische Reaktivität
– Erhöhte autonome Labilität
– Erhöhte Ekelsensitivität

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Informationsverarbeitung, Stressreagibilität) möglicherweise aufgrund neurobiologisch veränderterer Systeme (Neurotransmitter, Hormone, Neuroanatomie, Neurophysiologie)

25
Q

Psychologische Faktoren: Lernen

A

Zwei-Faktoren- Modell (Mowrer, 1947):

Angsterwerb: Lernen durch negative Erfahrungen
– Konditionierungslernen: Klassische Konditionierung vor allem von evolutionär relevanten Reizen (Preparedness Theorie, Seligman, 1971)
– Konditionierungslernen: Operante Konditionierung

Angst ↑ Vermeidung ↑

Three-Pathway- Modell (Rachman, 1977):

Angsterwerb: Lernen durch Erfahrungen, Beobachtung und Instruktionen – Konditionierungslernen
– Modelllernen
– Instruktionslernen

Angst ↑ Vermeidung ↑

Fourth-Pathway- Modell (Poulin & Menzies, 2002):

Angstimmunisierung: Lernen durch Bewältigung negativer Erfahrungen
– Konditionierungslernen: Bewältigung negativer Erfahrungen als Immunisierung gegen genetisch erworbene Furchtdisposition

Angst ↓ Vermeidung ↓

► Beeinflussung möglicherweise aufgrund neurobiologisch veränderterer Systeme (Neurotransmitter, Hormone, Neuroanatomie, Neurophysiologie)

26
Q

Psychologische Faktoren: Kognition

A

Schemata:

Negative Informationsverarbeitung, v.a. in Form eines negativen Aufmerksamkeits-, Interpretations- und Erinnerungsbias
– Überwertung negativer Informationen
– Vernachlässigung positiver / realistischer Informationen
– Überschätzung von Bedrohlichkeit
– Ablenkbarkeit und Unaufmerksamkeit

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

Attributionsstil:

Negativer Attributionstil (Beck, 1991) / Locus of Control (Rotter, 1967)
– Überschätzung von Bedrohlichkeit
– Unterschätzung von Kontrollmöglickeiten

Angst ↑ Vermeidung ↑ Vigilanz ↑

► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Erinnern, Denken, Planen, Entscheiden, Schlussfolgern) möglicherweise aufgrund neurobiologisch veränderterer Systeme (Neurotransmitter, Hormone, Neuroanatomie, Neurophysiologie)

27
Q

Soziale Faktoren: Soziodemographie und Soziale Interaktion

A

Soziodemographie:
Weibliches Geschlecht Kindheit und Adoleszenz Traumatisierung und Stress

Soziale Interaktion aufgrund von Persönlichkeit:
Interaktionsmuster aufgrund von Persönlichkeit
– Neurotizismus
– Introversion
– Verhaltenshemmung
– Ängstlichkeit / Angstsensitivität

Soziale Interaktion aufgrund von Entwicklung:
Interaktionsstörungen in der Entwicklung
– Angststörung der Eltern
– Mangelnde Reagibilität und Fürsorge
– Frühe Traumatisierung v.a. körperlicher/sexueller Missbrauch

Soziale Isolation:
Fehlen von sozialer Unterstützung

► Allgemeine soziale Faktoren: Unklarheit bzgl. Relevanz für Spezifische Phobien

28
Q

Behandlungsstrategien

A

Psychotherapie:
Basisbehandlung bei Spezifischen Phobien

Pharmakotherapie:
Keine alleinige Behandlung bei Spezifischen Phobien
Keine Alternativbehandlung bei mangelnder Ansprechbarkeit oder Bereitschaft auf Psychotherapie

Psychotherapie und Pharmakotherapie (Kombinationsbehandlung):
Keine Kombination von Psychotherapie mit Psychopharmaka bei Spezifischen Phobien

►Behandlung mit Ziel der Linderung der Symptom schwere und des damit verbundenen Leids und Einschränkungen ►Behandlungswahl in Abhängigkeit von Schweregrad ,Verlauf und Patientenpräferenz

Weitere Therapie: Kombination von Psychotherapie mit alternativen Psychopharmaka (D-Cyloserin, Oxytocin, etc.)

29
Q

Behandlungsphasen

A

Akutphase:
Psychotherapie zum Erreichen möglichst großer Remission8

Erhaltungsphase (Rückfallprophylaxe):
Psychotherapie zum Erhalten der Remission und zum Abwenden eines Rückfalls9

Langzeitphase (Rezidivprophylaxe):
Psychotherapie, zum Erhalten der Remission und zum Abwenden eines Rezidivs10

► PsychotherapieinAkut-,Erhaltungs-undLangzeitphase(Rückfall-undRezidivprophylaxe):höchsteWirksamkeit(v.a.von
Expositionsverfahren im Rahmen der Kognitiven Verhaltenstherapie)

30
Q

Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie

A

Psychoedukation:
Vermittlung von Basiswissen zur Störung

Kognitive Vorbereitung:
Erarbeitung eines Störungsmodells aufgrund von Verhaltensbeobachtungen und -analysen (Tagebücher) Erfassung des Zusammenhangs zwischen Befürchtung, Vermeidung und Angst (Tagebücher)
Ableitung des Behandlungsrationals durch Patienten – nicht Therapeuten (sokratischer Dialog, geleitetes Entdecken): Überprüfen bzw. Widerlegen der zentralen Befürchtung durch Exposition ohne Vermeidung
Aufstellung von Expositionen gemäß Angst-Hierarchie
– Exposition in sensu / Exposition in vivo
– Exposition in graduierter / massierter Form
– Kontrolle von Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten (keine Medikamente!)
Festlegung der Regeln der Expositionsdurchführung (Freiwilligkeit, Informiertheit, Mündigkeit)

Konfrontation:
Durchführung der Exposition gemäß der Angst-Hierarchie mit und ohne Therapeut: Herbeiführung der
korrigierenden Lernerfahrung
– Kein unendliches Steigen der Angst während Übungen: Erreichen eines Angst-Plateaus
– Langsameres und geringeres Steigen der Angst zwischen wiederholten Übungen
– Abnahme der tatsächlichen und der Erwartungsangst nachwiederholten Übungen
– Widerlegung der zentralen Befürchtung

Rückfallprophylaxe:
Durchführung weiterer Übungen bei Bedarf zur Konsolidierung bzw. Reaktivierung der Lernerfahrung Identifikation von Risikosituationen und Erarbeitung von Notfallplänen

Kompetenzaufbau:
Aufbau von sozialen, kommunikativen, emotionalen und interpersonellen Kompetenzen (Kompetenztraining) Nutzung von sozialen, emotionalen und interpersonellen Ressourcen

►Notwendigkeit eines strukturierten und systematischen Vorgehens
►Notwendigkeit einer tragbaren therapeutischen Beziehung und Aufbau von Compliance