03. Deskription, Klassifikation und Diagnostik Flashcards

1
Q

Psychische Störung (Stern et al., 2010)

A

Gruppe (Syndrom) abnormaler Verhaltens- und Erlebensweisen (Symptome)
– die mit außergewöhnlichem Leid und/oder Funktionsbeeinträchtigungen einhergehen
– und auf verhaltensmäßige, psychologische oder biologische Funktionsstörungen zurückzuführen sind.
– keine kulturspezifischen Verhaltens- und Erlebensweisen in Reaktion auf bestimmte Ereignisse
– keine kulturspezifisch sanktionierte (politische, sexuelle, religiöse) Verhaltens- und Erlebensweisen

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2
Q

Psychische Störung: Norm-Abweichung

A

Ideale Norm: Normal als vordefinierte Vollkommenheit
► Problem der Illusion von Gesundheit

Statistische Norm: Normal als Mittelwert
► Problem der Grenzwerte bei Abweichungen vom Mittelwert

Funktionale Norm: Normal als funktional definierter Wert
► Aktuelle Norm zur Definition von Störungen (ICD-10, DSM-IV/V)

Subjektive Norm: Normal als individuell definierter Wert
► Problem der Individuum-gebundenen Werte

Soziale Norm: Normal als kulturell definierter Wert
► Problem der kulturell-gebundenen Werte

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3
Q

Gesundheit und Krankheit Definition

A

Gesundheit WHO (1958):
Vollständige körperliche, seelische, geistige und soziale Wohlbefinden
Keine Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung
► Problem des „Vollständigen“
► Kontroverse Diskussion

Krankheit:
Beschwerden, Abweichungen körperlicher und seelischer Funktionen oder Verhaltensauffälligkeiten
Rückführbarkeit auf biologisch-spezifizierbaren Defekt oder Funktionsstörung
► Problem der biologischen Rückführbarkeit bei psychischen Störungen
► Nutzung des Begriffs psychische Störung anstelle von psychischer Krankheit (Titeländerung der Vorlesung!)

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4
Q

Medizinische Krankheit und Psychische Störung Definition

A

Medizinische Krankheit:
Beschwerden, Abweichungen körperlicher und seelischer Funktionen oder Verhaltensauffälligkeiten
Rückführbarkeit auf biologisch-spezifizierbaren Defekt oder Funktionsstörung
► Problem der biologischen Rückführbarkeit bei psychischen Störungen
► Nutzung des Begriffs psychische Störung anstelle von psychischer Krankheit

Psychische Störung:
Abnormale Verhaltens- und Erlebnisweisen mit Leid und Funktionseinschränkungen
Rückführbarkeit auf verhaltensmäßige, biologische, psychische oder soziale Funktionsstörung

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5
Q

Psychische Störung: Diagnostischer Prozess

A
  1. Verhaltens- und Erlebensweisen:
    Auffälligkeiten auf biologischer, behavioraler, kognitiver, emotionaler und sozialer Ebene

->

  1. Befunde/Symptome:
    Spezifische und definierte Beschwerden

->

  1. Syndrome:
    Überzufällig häufig, theoretisch und empirisch sinnvolle Gruppen von Symptomen

->

  1. Störung/Diagnose:
    Zusatzkritieren (Beginn, Verlauf, Ausschluss
  1. „Ich bin traurig, habe zu nichts mehr Lust und interessiere mich für nichts mehr“
    - >
  2. Niedergedrückte Stimmung, Interessensverlust, Lustlosigkeit
    - >
  3. Depressives Syndrom
    - >
4. Depressive Störung (mittelgradig)
F32.1 Depressive Episode
->
Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie (Beck)
Kognitive Umstrukturierung, Aktivitätsaufbau, Genusstraining
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6
Q

Nosologie

A

Deskription:
Zuweisung von Befunden zu Symptomen und Syndromen
Deskriptive Diagnostik (AMDP)

Klassifikation:
Zuweisung von Symptomen und Syndromen zu Störungen
Festlegung von Störungen
Klassifikatorische Diagnostik (ICD-10, DSM-IV/V)

Diagnostik:
Anwendung von Diagnostischen Verfahren und Prozeduren
Diagnostische Verfahren Diagnostische Prozeduren

D+K+D -> Diagnostischer Prozess

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7
Q

Diagnostischer Prozess: Gütekriterien

A
  1. Reliabilität:
    Genauigkeit der Messung

Geringe Genauigkeit = Geringe Gültigkeit
Hohe Genauigkeit =/ Hohe Gültigkeit

Inter-Rater, Test-Retest, Parallel- Test, Interne Konsistenz

  1. Validität:
    Gültigkeit der Messung

Geringe Genauigkeit = Geringe Gültigkeit
Hohe Genauigkeit =/ Hohe Gültigkeit

Inhalt, Kriterium (konvergent/divergent, prognostisch), Konstrukt

  1. Objektivität:
    Unabhängigkeit der Messung

Verfahren, Diagnostiker, Durchführung, Auswertung

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8
Q

Befunderhebung

A

Grundlage der Diagnostik
– Psychopathologischer Befund: Erfassung und Beschreibung psychischer Symptome
 Psychopathologie: Psychologie-Begriff  Pathopsychologie: Medizin-Begriff

Grundlage der Diagnostik
– Psychopathologischer Befund: Erfassung und Beschreibung psychischer Symptome
– Somatischer Befund: Erfassung und Beschreibung somatischer Symptome
– Anamneseerhebung: Erfassung und Beschreibung der Person und der Störung

► Notwendigkeit der Erhebung vielfältiger Informationen
► Erhebung mittels geeigneter Instrumente (AMDP)
► Notwendigkeit von eindeutigen Kriterien und Regeln bzgl. der Zuordnung von Symptomen zu Syndromen und Störungen
► Zuordnung mit Hilfe von Klassifikationssystemen anhand einer kriteriums- orientierten und operationalisierten Diagnostik (ICD-10, DSM-IV/V)

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9
Q

AMDP-System Ablauf, Aufbau

A

Aufbau
– Anamnese: Eigenanmnese (Biographie), Krankheitsanamnese (Entstehung, Verlauf, Behandlung, Suizidalität)
– Psychischer Befund: 100 Symptome
– Somatischer Befund: 40 Symptome

Ablauf
– Abfrage explizit definierter Symptome
– Kodierung der Informationsquelle (Selbst-, Fremd oder Selbst- und Fremdbeobachtung)
– Kodierung der Symptomschwerte (5-Punkte Skala)

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10
Q

AMDP Bereich, Merkmale

A
Bereich:
Psychosoziale Funktionen
Psychosoziale Integration, Interpersonelle Kompetenzen und Krankheitsverhalten
Merkmale:
Erscheinungsbild Verhalten
Sprechen und Sprache Intelligenz

Bereich:
Psychopathologie
Merkmale;
Bewusstseinsstörungen (quantitativ, qualitativ) Orientierungsstörungen
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen Denkstörungen (inhaltlich, formal) Sinnestäuschungen
Ich-Störungen
Störungen der Affektivität
Antriebs- und psychomotorische Störungen Zirkadiane Besonderheiten
Sonstige Auffälligkeiten

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11
Q

AMDP Psychosoziale Funktionen Merkmale

A

Erscheinungsbild:
Kleidung Körperpflege Gestik und Mimik

Verhalten:
Auskunftsbereitschaft Kooperation (Dis-)Simulation Interaktion

Sprechen und Sprache:
Klang und Modulation Sprechstörung Sprachverständnis Ausdrucksvermögen

Intelligenz:
Normale Intelligenz Intelligenzminderung

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12
Q

Psychopathologie AMDP

A
Bewusstseinsstörung
Orientierungsstörung
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörung
Denkstörung
Sinnestäuschungen
Ich-Störungen
Störungen der Affektivität
Antriebs- und psychomotorische Störungen
Zirkadiane Besonderheiten
Sonstige Merkmale
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13
Q

Psychopathologie: Bewusstseinsstörung1 (quantitativ)

A
Merkmale:
Bewusstseinsverminderung
– Benommenheit
– Somnolenz (schläfrig, aufweckbar)
– Sopor (schläfrig, schwer/kurz aufweckbar) 
– Koma (bewusstlos, nicht aufweckbar)
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14
Q

Psychopathologie: Bewusstseinsstörung1 (qualitativ)

A

Bewusstseinstrübung Bewusstseinseinengung Bewusstseinsverschiebung oder -erweiterung

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15
Q

Psychopathologie: Orientierungsstörungen2

A

Zeitliche Desorientierung Örtliche Desorientierung Situative Desorientierung Person Desorientierung

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16
Q

Psychopathologie: Aufmerksamkeitsstörung

A

Aufmerksamkeitsstörungen
– Konzentrationsstörung3
– Auffassungsstörung4 Merkfähigkeitsstörungen

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17
Q

Psychopathologie: Gedächtnisstörung

A
Amnesie (Ausfall)
– Retrograd (rückwirkend)
– Kongrad (akutwirkend)
– Anterograd (vorwirkend) Hyper-/Hypnomnesie (Steigerung/Minderung) Paramnesie (Täuschung, Illusion, Trug) Ekmnesie (Zeitverwechselung)
Konfabulation (Erfindung)
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18
Q

Psychopathologie: Denkstörungen (formal)

A

Verlangsamung / Hemmung Umständlichkeit
Einengung
Perseveration (Hängenbleiben) Grübeln und Drängen
Ideenflucht Vorbereden
Sperren / Reißen Inkohärenz (Zerfahren) Neologismen

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19
Q

Psychopathologie: Denkstörungen (inhaltlich)

A
Befürchtungen 
– Misstrauen
– Hypochondrie 
– Phobien Zwänge
– Gedanken
– Impulse und Handlungen Überwertige Ideen
Wahn
20
Q

Psychopathologie: Denkstörungen (inhaltlich)/ Wahn5 (inhaltlich)

A
Beziehungswahn
Beeinträchtigungs- und Verfolgungswahn Eifersuchtswahn
Schuldwahn
Verarmungswahn
Hypochondrischer Wahn
Größenwahn
Symbiontischer Wahn (folie e deux)
21
Q

Psychopathologie: Denkstörungen (inhaltlich)/ Wahn1 (formal)

A

Wahnstimmung (Anspannung, Erwartung) Wahnwahrnehmung (Fehlinterpretation) Wahneinfall / Wahngedanke
Wahnsystem
Wahndynamik (Affektive Involviertheit)

22
Q

Psychopathologie: Sinnestäuschungen6

A

Illusionen (Falsche Wahrnehmung einer Reizquelle) Halluzinationen (Wahrnehmung ohne Reizquelle)
– Akustisch: Phoneme (Stimmen), Akoasmen (Geräusche)
– Optisch (Sicht)
– Olfaktorisch (Geruch), Gustatorisch (Geschmack)
– Haptisch (Haut), Zönasthisch (Leib) Pseudo-Halluzination (Bewusstheit der Halluzination)

23
Q

Psychopathologie: Ich-Störungen7

A

Derealisation
Depersonalisation Gedankenausbreitung Gedankenentzug
Gedankeneingebung
Andere Fremdbeeinflussungserlebnisse

24
Q

Psychopathologie: Störungen der Affektivität

A
Ratlos
Affektarm / Gefühllos Gestörte Vitalgefühle Depressiv
Hoffnungslos
Ängstlich
Euphorisch
Dysphorisch
Gereizt
Innerlich unruhig
Klagsam
Insuffizienzgefühle Gesteigertes Selbstwertgefühl Schuldgefühle

Verarmungsgefühle Ambivalenz
Parathymie
Affektlabil (instabil) Affektinkontinent (unkon) Affektstarr

25
Q

Psychopathologie: Antriebs8- und motorische Störungen

A

Antriebsarm

Antriebsgehemmt Antriebsgesteigert

26
Q

Psychopathologie: Motorische Störungen

A
Motorisch unruhig
Manieriert (theatralisch), bizarr
Parakinesen
– Stereotypien (Verbigerationen, Katalepsie, Echolalie) 
– Befehlsautomatismus, Negativismus Hyper-/Hypokinese (Bewegungssteigerung/-minderung) Raptus (Bewegungsexplosion)
Stupor (Bewegungslosigkeit)
Mutistisch (wortkarg, stumm)
Logorrhoisch (wortreich)
27
Q

Psychopathologie: Zirkadiane Besonderheiten

A

Morgens schlechter
Abends schlechter
Abends besser

28
Q

Psychopathologie: Motorische Störungen

A
Sozialverhalten
– Sozialer Rückzug
– Soziale Umtriebigkeit Krankheitsverhalten
– Mangel an Krankheitsgefühl
– Mangel an Krankheitseinsicht
– Ablehnung der Behandlung Aggressives Erleben und Verhalten
– Aggressivität
– Suizidalität
– Para-Suizidalität (Selbstschädigung)
29
Q

AMDP Bereich Somatik

A
Symptome:
Schlaf- und Vigilanzstörung
– Einschlafstörung
– Durchschlafstörung
– Verkürzung der Schlafdauer
– Früherwachen
– Müdigkeit Appetenzsstörung
– Appetit vermindert
– Appetit vermehrt
– Sexualität vermindert
30
Q

Klassifikatorische Diagnostik

A

Traditionelle Systeme

Moderne Systeme

31
Q

Traditionelle Systeme

A

Unterschiedliche und inkompatible Systeme (ICD-8, DSM-II

Unterschiedliche Kriterien und Regeln
Betonung ätiologischer/pathogenetischer Ansätze (Schulen, Theorien)
Vernachlässigung deskriptiver Ansätze

► Minderung der Reliabilität und Validität
► Behinderung der Diagnosestellung und Behandlungsableitung
► Behinderung der Kommunikation in Praxis und Forschung
► Erhöhung der Stigmatisierung/ Etikettierung (Krankheit)

► Theorie-geleitete Klassifikation mit impliziten Kriterien und Regeln

32
Q

Moderne Systeme Beschreibung

A

Systeme (ICD-8, DSM-II)
Einheitliche und kompatible Systeme (ICD-10, DSM-IV/V)

Einheitliche Kriterien und Regeln
Vernachlässigung ätiologischer/patho- genetischer Ansätze (Schulen, Theorien)
Betonung deskriptiver Ansätze

► Erhöhung der Reliabilität und Validität
► Förderung der Diagnosestellung und Behandlungsableitung
► Förderung der Kommunikation in Praxis und Forschung
► Verringerung der Stigmatisierung / Etikettierung (Störung)

► Deskriptions-geleitete Klassifikation mit expliziten Kriterien und Regeln

33
Q

Moderne Systeme, Merkmale

A

Deskriptiv: Symptomatologische Beschreibungen der Störungen ohne ätiologische/pathogenetische Annahmen (theoriefrei)

Kriteriums-orientiert: Explizite Vorgabe von Kriterien: Ein- und Ausschlusskriterien und ggf. Zeit- und/oder Verlaufskriterien (Diagnose, Differentialdiagnose)

Operationalisiert: Explizite Vorgabe von Entscheidungs- und Verknüpfungsregeln für die Kriterien (Entscheidungsbäume)

Systematisch: Alpha-numerische Kodierung der Störungen auf mehreren Ebenen (Art, Schweregrad, Zeitpunkt/Verlauf)

Komorbität-orientiert: Berücksichtigung des gemeinsamen Auftretens mehrere psychischer (Komorbidität) oder somatischer (Multimorbidität) Störungen

Multi-axial: Berücksichtigung verschiedener Ebenen bei der Diagnostik

34
Q

Majore Depression + Diagnose-Kriterien (ICD-10)

A

Deskriptive und kriteriums-orientierte Beschreibung:
Vorgabe von 9 störungs-relevanten Kriterien (2 Haupt- und 7 Nebensymptome)
– Depressives Syndrom (Freud-, Lust- und Antriebslosigkeit, …) – Somatisches Syndrom (Gewichts- und Schlafveränderung, …) Vorgabe von funktions-relevantem Kriterium
– Leid und/oder Funktionsbeeinträchtigung
Vorgabe von Zeitkriterium
– Vorliegen über 2 Wochen
Vorgabe von Ausschlusskriterien (Differentialdiagose)
– Bedingung durch medizinischen Krankheitsfaktor oder Substanz – Bedingung durch andere psychische Störung

Operationalisierte Entscheidung:
Erfüllung von 5 störungs-relevanten Kriterien, u.a. 1 Hauptsymptom über 2 Wochen, und funktions-relevanten Kriterium

System-Kodierung:
F32.0 Majore Depression, einzelne Episode, leichtgradig

35
Q

DSM-IV-System Geschichte, Aufbau

A

Geschichte
– Klassifikationssystem der USA
– Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM)
– Paradigmenwechsel: Ablösung des DSM-II (theoretisch) durch das DSM-III (deskriptiv)
– Referenzsystem: Versorgung (national), Forschung (international)

Aufbau
– Kriteriums-orientierte und operationalisierte Diagnostik (deskriptiv)
– Lebenszeitperspektive
– Multiaxiale Struktur

36
Q

DSM-IV: Multiaxiale Diagnostik + Merkmale

A

Achse I
Klinische Syndrome
– Affektive Störung: Hypotherose mit depressiven Merkmalen(293.83)

Achse II
Persönlichkeitsstörungen
– Borderline Persönlichkeitsstörung (301.81)
Spezifische Entwicklungsstörungen
– Geistige Behinderung: Minimale Mentale Retardierung (317)

Achse III
Körperliche Störungen und Zustände
– Endokrine Störungen: Hypotherose (244.9)

Achse IV
Psychosoziale und umweltbedingte Probleme
– Partnerschaftsprobleme (V6110)

Achse V
Psychosoziale Funktionseinschränkung
– Global Assessment of Functioning (GAF): 60 (inverse Kodierung)

37
Q

Neuerungen DSM-V-System

A

Neuerungen
– Einführung neuer Störungen
– Zusammenfassung von Störungen (Gruppierung ähnlicher Störungen)
– Berücksichtigung der entwicklungs- psychologischer Dynamik von Störungen (Gruppierung ähnlicher Störungen, Betonung der Lebenszeitperspektive)
– Berücksichtigung der kulturspezifischen Dynamik von Störungen
(Einführung neuer Störungen)

38
Q

Neuerungen DSM-V-System + Beispiele

A

Einführung neuer Störungen:
Prämenstruelle dysphorische Störung (PMS) als neue (umstrittene) Störungsgruppe

Zusammenfassung von Störungen:
Keine separate Gruppierung von Autismus und Asperger-Syndrom
Gruppierung von Autismus und Asperger-Syndrom unter Autismus-Spektrum-Störung

Entwicklungspychologische Dynamik von Störungen:
Keine Gruppierung von Trennungsangst unter Störungen des Kinder und Jugendalters
Gruppierung von Trennungsangst unter Angststörungen

Kulturspezifische Dynamik von Störungen:
Geisterkrankheit (Angst vor Tod und Toten) bei Ureinwohnern Nordamerikas

39
Q

ICD-10-System Geschichte, Aufbau

A

Geschichte
– Klassifikationssystem der WHO
– International Classification of Diseases (ICD)
– Paradigmenwechsel: Ablösung der ICD-8 (theoretisch) durch die ICD-9/10 (deskriptiv)
– Referenzsystem: Versorgung (international)

Aufbau
– Kriteriums-orientierte und operationalisierte Diagnostik (deskriptiv)
– Verzeichnis somatischer und psychischer (Kapitel V, Abschnitt F) Störungen
– Multiaxiale Struktur (Kapitel)

40
Q

Multiaxiale Diagnostik: ICD-10

A

Kapitel V, Abschnitt F:
Psychische Störungen
(DSM-IV: Achse I: Klinische Syndrome, Achse II: Persönlichkeitsstörungen und Geistige Behinderungen)

Kapitel V, Abschnitt Z:
Faktoren mit Einfluss auf den Gesundheitszustand und die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens
(DSM-IV, Achse III: Psychosoziale und umweltbedingte Probleme)

WHODAS:
WHO Disability Assessment Schedule: Psychosoziale Funktionseinschränkung
(DSM-IV: Achse IV: Psychosoziale Funktionseinschränkung, GAF)

Kapitel V, Abschnitte ??:
Somatische Störungen

41
Q

ICD-10 Störungen + Merkmale

A

F0
Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen

F1
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen

F2
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen

F3
Affektive Störungen

F4
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen

F5
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren

F6
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen

F7
Intelligenzminderung

F8
Entwicklungsstörungen

F9
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend

42
Q

ICD und DSM

Reliabilität / Validität + Problem

A

Störungs-Reliabilität:
Gering aber vergleichbar mit medizinischen Störungen
► Problem der Validitäts-Minderung

Störungs-Vielfalt (Validität):
Störungen aufgrund Pathologisierung normaler Phänomene
► Problem der Stigmatisierung

Störungs-Schwelle (Validität):
Unklarheit bei Abgrenzung normaler und abnormaler Phänomene
► Problem der Klassifikation

Störungs-Inhalte (Validität):
Unterschiedliche Symptome bei einer Störung
► Problem der Heterogenität

Störungs-Grenze (Validität):
Ähnliche Symptome bei unterschiedlichen Störungen ► Problem der Komorbidität

Störungs-Biomarker (Validität:)
Unklarheit bzgl. neurobiologischer Korrelate bzw. Tests
► Problem der Biomarker

43
Q

Klassifikatorische und dimensionale Diagnostik

A

Klassifikatorische Diagnostik:
-Störung und Gesundheit als trennbare Entitäten
-Festlegung von Schwellenwerten zur Trennung von Störung und Gesundheit
► Klarheit bzgl. der Behandlungsbedürftigkeit und der Behandlungsform
► Gefahr von Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen

Dimensionale Diagnostik:
-Störung und Gesundheit als untrennbare Dimension
-Keine Festlegung von Schwellenwerten zu Trennung von Störung und Gesundheit
► Unklarheit bzgl. Behandlungsbedürftigkeit und der Behandlungsform
► Keine Gefahr von Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen

44
Q

Diagnostische Verfahren und Prozeduren

A

Diagnostische Verfahren
Erfassung von Symptomen, Syndromen und Störungen mit psychologischen und neurobiologischen Verfahren
– Förderung der Standardisierung und Strukturierung der Diagnostik auf der psychologischen und neurobiologischen Ebene
– Förderung der Objektivität, Reliabilität und Validität der psychologischen und neurobiologischen Diagnostik

► Einhaltung verfahrenstypischer Prozeduren

45
Q

Diagnostische Verfahren: Psychologische Verfahren + Merkmale + Beispiel

A

Interviews:
Standardisierte und/oder strukturierte Abfrage von Kriterien
Bestimmung der Störung über Antworten
Strukturiertes Interview für Achse I Störungen (SKID-I)

Checklisten:
Freie Abfrage von Kriterien
Bestimmung der Störung über Antworten
International Disease Checklist (ICDL)

Fragebögen:
Beantwortung von Fragen
Bestimmung der Syndrome über Antworten
Beck-Depression- Inventar (BDI)

Test:
Bearbeitung von Aufgaben
Bestimmung von behavorialen, kognitiven, emotionalen oder sozialen Merkmalen und/oder Fertigkeiten über Leistung bzw. Beobachtung
Big Five Inventar (BFI) Go-NoGo-Test (GNG) Strange Situation Test
Multifacetted Empathy Test (MET)

46
Q

Diagnostische Verfahren: Neurobiologische Verfahren + Merkmale + Beispiel

A

Neuro- physiologische Verfahren:
Erfassung neurophysiologischer Prozesse und Strukturen im zentralen Nervensystem
Bestimmung neurophysiologischer Aktivität und/oder Struktur
Elektroenzephalo- graphie (EEG)
Magnetresonanz- tomographie (MRT)

Peripher- physiologische Verfahren:
Erfassung physiologischer Prozesse im autonomen Nervensystem
Bestimmung physiologischer Aktivität
Elektrokardiographie (EKG)
Elektromyographie (EMG)

Endokrino- logische Verfahren:
Erfassung endokrinologischer Prozesse im autonomen und zentralen Nervensystem
Bestimmung von Hormonen und Neurotransmittern
Trierer Sozialer Stress Test (TSST)
Oxytocin-Challenge

47
Q

Diagnostische Prozeduren: Klassifikation

A

Beachtung von Symptom-, Zeit- und Verlaufskriterien
Beachtung von Ausschlusskriterien
Beachtung von Entscheidungsregeln
Berücksichtigung des Komorbiditätsprinzips
Vernachlässigung theoretischer Annahmen
Vernachlässigung stereotyper Annahmen
Vernachlässigung persönlicher Annahmen