13. Belastungsstörungen Flashcards

1
Q

Diagnosen (ICD-10)

A

Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43)
– Akute Belastungsreaktion (F43.0)
– Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
– Anpassungsstörung (F43.2)

Persönlichkeitsstörungen (F60)
– Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung (F62.0)
– Andauernde Persönlichkeitsänderung nach psychischer Krankheit (F62.1)

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2
Q

Diagnosen (DSM-IV)

A

Angststörungen

– Akute Belastungsstörung (308.3)
– Posttraumatische Belastungsstörung (309.81)

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3
Q

Leitsymptome von Belastungsstörungen

A
Leitsymptome laut ICD-10
– IntrusionenundWiedererleben
– VermeidungundTaubheit(Numbing) – Überrergung(Hyperarousal)
Leitsymptome laut DSM-V
– IntrusionenundWiedererleben
– VermeidungundTaubheit(Numbing)
– Überrergung(Hyperarousal)
– NegativekognitiveundemotionaleVeränderungen
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4
Q

Symptome

A

Intrusionen und Wiedererleben:
Aufdrängende Erinnerungen (blitzlichtartige Erinnerungsbilder mit „Hier-und-Jetzt“-Qualität, Flashbacks)
Wiedererleben in Bildern, Gedanken oder Wahrnehmungen
Physiologische und/oder emotionale Reaktivität (auch bei unbewusstem Erinnern oder Wiedererleben)
Belastende Träume oder Albträume

Vermeidung und Gefühlstaubheit (Numbing):
Gedanken- und Gefühlsvermeidung
Situations- und Aktivitätsvermeidung
Emotionale Erstarrung- oder Taubheitsgefühle Eingeschränkter Affektspielraum / Gestörte Affektregulation

Chronische Übererregung (Hyperarousal):
Reizbarkeit oder Wutausbrüche / Gestörte Affektregulation
Riskantes und selbstzerstörerisches Verhalten / Gestörte Affektregulation Konzentrationsschwierigkeiten
Schlafstörungen
Schreckhaftigkeit und Erregbarkeit / Wachsamkeit (Hypervigilanz)

Negative kognitive und emotionale Veränderungen:
(Dissoziative) Erinnerungsschwierigkeiten
Negative Einstellung gegenüber der eigenen Person, anderen Personen und der Welt Negative Grundstimmung/Gefühlslage
Interessensverlust
Scham- und Schuldgefühle, Versagensgefühle
Entfremdung

► ICD-10-PTBS: Intrusionen/Wiedererleben, Vermeidung/Gefühlstaubheit, Übererregung
► DSM-IV-PTBS: Intrusionen/Wiedererleben, Vermeidung/Gefühlstaubheit, Übererregung, Negative Veränderungen

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5
Q

Trauma, Objektives Kriterium, Subjektives Kriterium

A

Trauma: ICD-10
Objektives Kriterium: Konfrontation1 mit einem belastenden Ereignis oder einer Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes, das bei fast jedem eine tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde

Trauma: DSM-IV
Objektives Kriterium: Konfrontation1 mit einer potenziellen oder realen Todesbedrohung, ernsthaften Verletzung oder Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit bei sich oder anderen (inklusive unangemessene sexuelle Erfahrungen von Kindern)
Subjektives Kriterium: Erleben von intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder
Realitätsanpassung
Entsetzen (chaotisches oder agitiertes Verhalten bei Kindern)

Trauma: DSM-V
Objektives Kriterium: Konfrontation1 mit tatsächlichem oder drohenden Tod, ernsthafter Verletzung oder sexuelle Gewalt

► Klassifikation: Verursachung (akzidentell/interpersonell) und Erstreckung (einmalig/mehrmalig; Typ-I, Typ-II)

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6
Q

Klassifikation von Traumata hinsichtlich Verursachung und Erstreckung

A

Akzidentelle:
Einmalige / kurzdauernde:
Schwere Verkehrsunfälle
Berufsbedingte Traumen (z.B. Polizei, Feuerwehr, Rettungskräfte)
Kurzdauernde Katastrophen (z.B. Wirbelsturm, Brand)
► Geringe PTBS-Risiko

Akzidentelle:
Mehrmalige / lang anhaltende:
Langdauernde Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben, Überschwemmungen)
Technische Katastrophen (z.B. Giftgaskatastrophen)
► Mittleres PTBS-Risiko

Interpersonelle:
Einmalige / kurzdauernde:
Sexuelle Übergriffe (z.B. Vergewaltigung)
Kriminelle bzw. körperliche Gewalt
Ziviles Gewalterleben (z.B. Banküberfall)
► Mittleres PTBS-Risiko

Interpersonelle:
Mehrmalige / lang anhaltende:
Sexueller und körperlicher Missbrauch in der Kindheit bzw. im Erwachsenenalter
Kriegserleben
Geiselhaft
Folter, politische Inhaftierung (z.B. KZ-Haft)
► Hohes PTBS-Risiko

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7
Q

Akute Belastungsreaktion (F43.0, ICD-10)

A

A
Erleben einer außergewöhnlichen psychischen oder physischen Belastung

B
Unmittelbarer Beginn der Symptome nach Erleben der außergewöhnlichen Belastung (innerhalb einer Stunde)

C
Unterscheidung von zwei Symptomgruppen C1 und C2
– F43.00: leicht: Symptome aus C1
– F43.01: mittelgradig: Symptome aus C1 und zwei Symptome aus C2
– F43.02: schwer: Symptome aus C1 und vier Symptome aus C2 oder dissoziativer Stupor (F44.2)
Realitätsanpassung
C1 Symptome B, C, D der Generalisierten Angststörung (F41.1)
– Mindestens 4 Angstsymptome aus 6 Bereichen:
Vegetative Symptome, Thorax und Abdomen Symptome, Psychische Symptome, Allgemeine Symptome,
Anspannung Symptome, Unspezifische Symptome
– Keine Erfüllung der vollständigen Kriterien für eine Panikstörung, eine phobische Störung, eine Zwangsstörung oder eine hypochondrische Störung
– Symptome nicht aufgrund anderer Störungen (organische Krankheit, organische psychische Störung, Störungen durch psychotrope Substanzen)
C2 Symptome
– Rückzug von erwarteten sozialen Interaktionen
– Einengung von Aufmerksamkeit
– Offensichtlich Desorientierung
– Ärger oder verbale Aggressionen
– Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit
– Unangemessene oder sinnlose Hyperaktivität
– Unkontrollierbare und ungewöhnliche Trauer

D
Abklingen der Symptome nach spätestens 8 Stunden bei vorübergehender oder abmilderbarer Belastung
Nachlassen der Symptome nach spätestens 48 Stunden bei anhaltender Belastung

E
Kein Vorliegen einer anderen psychischen Störung (außer F41.1 Generalisierte Angststörung und F60 Persönlichkeitsstörungen)
Zurückliegen einer Krankheitsepisode einer anderen psychischen Störung für mehr als 3 Monate
Anmerkung: Kontroverse bzgl. Validität und Nutzen der ABS (Ausschluss aus ICD-11, Einschluss in DSM-V)

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8
Q

Generalisierte Angststörung (F41.1, ICD-10)

A

A
Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme über mindestens 6 Monate

B
Mindestens 4 Angstsymptome aus 6 Bereichen
– Vegetative Symptome (z.B. Schweißausbrüche)
– Thorax und Abdomen Symptome (z.B. Beklemmungsgefühle)
– Psychische Symptome (z.B. Angst vor Kontrollverlust)
– Allgemeine Symptome (z.B. Hitzegefühle oder Kälteschauer)
– Anspannung Symptome (z.B. Muskelverspannung)
– Unspezifische Symptome (z.B. Konzentrationsschwierigkeiten)

C
Keine Erfüllung der vollständigen Kriterien für eine Panikstörung, eine phobische Störung, eine Zwangsstörung
oder eine hypochondrische Störung

D
Symptome von A und B nicht aufgrund anderer Störungen (organische Krankheit, organische psychische Störung, Störungen durch psychotrope Substanzen)

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9
Q

Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1, ICD-10)

A

A
Erleben oder Beobachten eines belastenden Ereignis außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes, das bei fast jedem eine tiefgreifende Verzweiflung hervorrufen würde

B
Anhaltende Erinnerung oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen, lebendige Erinnerungen, sich wiederholende Träume oder durch innere Bedrängnis in Belastungs-assoziierten Situationen

C
(Erstmaliges) Vermeiden (soweit möglich) von Belastungs-ähnlichen oder Belastungs-assoziierten Situationen

D
Entweder Symptome aus D1 oder D2
D1 Teilweise oder vollständige eingeschränkte Erinnerung von wichtigen Aspekten des belastenden Ereignis
D2 Anhaltende Symptome einer (erstmaligen) erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung mit zwei oder mehr Merkmalen
– Ein- und Durchschlafstörungen
– Reizbarkeit oder Wutausbrüchen
– Konzentrationsschwierigkeiten
– Hypervigilanz
– Erhöhte Schreckhaftigkeit

E
Auftreten der Symptome B, C und D innerhalb von 6 Monaten nach dem belastenden Ereignis oder nach Ende einer Belastungsepisode (Möglichkeit eines späteren Beginns: verzögerte Posttraumatische Belastungsstörung)

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10
Q

Posttraumatische Belastungsstörung (309.81, DSM-V)

A

A
Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod, ernsthafter Verletzung oder sexueller Gewalt

B
Wiedererleben im Zusammenhang mit dem traumatischen Erlebnis, mindestens 1 von 5 Symptomen
– Wiederkehrende, unwillkürlich sich aufdrängende belastende Erinnerungen (Intrusionen)
– Wiederkehrende, belastende Träume mit trauma-bezogenem Inhalt und/oder Affekt
– Dissoziative Reaktionen
Realitätsanpassung
– Intensive oder anhaltende psychische Belastung bei der Konfrontation mit inneren oder äußeren Hinweisreizen
– Deutliche körperliche Reaktionen bei der Konfrontation mit inneren oder äußeren Hinweisreizen

C
Vermeidung Reizen im Zusammenhang mit dem traumatischen Erlebnis, mindestens 1 von 2 Symptomen
– Vermeidung oder Bemühungen zur Vermeidung von trauma-bezogenen belastende Erinnerungen, Gedanken
oder Gefühlen
– Vermeidung oder Bemühungen zur Vermeidung von Hinweisreizen trauma-bezogener belastender Erinnerungen, Gedanken oder Gefühle

D
Negative Veränderungen von Kognitionen und Affekten im Zusammenhang mit dem traumatischen Erlebnis, mindestens 2 von 7 Symptomen
– Unfähigkeit zur Erinnerung an einen wichtigen Aspekt des traumatischen Ereignis
– Anhaltende und übertriebene negative Überzeugungen oder Erwartungen
– Anhaltende verzerrte Kognitionen hinsichtlich der Ursache und Folgen des oder der traumatischen Erlebnisse
– Andauernder negativer emotionaler Zustand
– Deutlich vermindertes Interesse oder verminderte Teilnahme an wichtigen Aktivitäten
– Gefühle der Abgetrenntheit oder Entfremdung
– Anhaltende Unfähigkeit zur Empfindung positiver Gefühle

E
Deutliche Veränderungen des Erregungsniveaus oder Reaktivität im Zusammenhang mit dem traumatischen
Erlebnis, mindestens 2 von 6 Symptomen
– Reizbarkeit und Wutausbrüche
– Riskantes oder selbstzerstörerisches Verhalten
– Übertrieben Wachsamkeit (Hypervigilanz)
– Übertriebene Schreckreaktionen

E
Deutliche Veränderungen des Erregungsniveaus oder Reaktivität im Zusammenhang mit dem traumatischen Erlebnis, mindestens 2 von 6 Symptomen
– Konzentrationsschwierigkeiten – Schlafstörungen

F
Auftreten der Symptome B, C, D, und E über mindestens einen Monat

G
Leid oder Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen Funktionsbereichen

H
Symptome nicht aufgrund von Medikamenten, Substanzeinnahme oder anderen Krankheiten
Angabe des Typus: Posttraumatische Belastungsstörung mit oder ohne dissoziativen Symptomen (Derealisation, Depersonalisation)
Angabe des Krankheitsbeginns: Posttraumatische Belastungsstörung mit oder ohne verzögerten Beginn (keine vollständige Erfüllung der Kriterien innerhalb der ersten 6 Monate nach dem traumatischen Erlebnis)

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11
Q

Anpassungsstörung (F43.3, ICD-10)

A

A
Erleben eines belastenden Ereignisses nicht außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes Auftreten der Symptome innerhalb von 6 Monate nach dem belastenden Ereignis

B
Symptome und Verhaltensstörungen (außer Wahngedanken und Halluzinationen) wie bei affektiven Störungen (F3), neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (F4) und Störungen des Sozialverhaltens (F91)
Keine vollständige Erfüllung der Kriterien der Störungen / Variation der Art und Schwere der Symptome
– F43.20: kurze depressive Reaktion
– F43.21: längere depressive Reaktion
– F43.22: Angst und Depression gemischt
– F43.23 mit vorwiegender Störung von anderen Gefühlen
– F43.24 mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens
– F43.25 mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten
– F43.28 mit sonstigen näher bezeichneten vorherrschenden Symptomen
– F43.29 nicht näher bezeichnete Anpassungsstörung

C
Andauern der Symptome für maximal 6 Monate nach Ende des belastenden Ereignis und dessen Folgen außer
bei längeren depressiven Reaktion (F43.21)

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12
Q

Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung (F62.0, ICD-10)

A

A
Nachweis einer eindeutigen oder anhaltenden Änderung in der Wahrnehmung, in der Beziehung und im Denken der Betroffenen in Bezug auf ihre Umgebung und sich selbst nach einer Extrembelastung (z.B., Folter)

B
Ausgeprägte Persönlichkeitsänderung mit unflexiblen und unangepassten Verhalten, mindestens 2 Symptome
– (Erstmalig) Andauernde feindliche oder misstrauische Haltung gegenüber der Welt
– (Erstmalig) Sozialer Rückzug (nicht erklärbar durch eine andere Störung)
– (Erstmalig) Andauerndes Gefühl von Leere und/oder Hoffnungslosigkeit (nicht begrenzt auf Episode einer affektiven Störung), ggf. zusammen mit einer gesteigerten Abhängigkeit von anderen, einer Unfähigkeit, negative oder aggressive Gefühle zu äußern und einer anhaltenden depressiven Stimmung (nicht erklärbar durch vorherige depressive Störung)
– (Erstmalig) Andauernde Gefühl von innerer Anspannung oder von Bedrohung ohne äußere Ursache, ggf. mit Substanzmittelmissbrauch bzw. -abhängigkeit
– Andauernde Gefühl des Verändert/Anderseins (Entfremdung), ggf. mit emotionaler Betäubung

C
Störung der alltäglichen und sozialen Funktionsfähigkeit (Beeinträchtigung der sozialen Umgebung Persönliches Leid

D
Auftreten der Persönlichkeitsänderung nach der Extrembelastung
Auftreten der Persönlichkeitsänderung nicht erklärbar mit Persönlichkeitsstörungen oder akzentuierten Persönlichkeitseigenschaften des Erwachsenenalters
Auftreten der Persönlichkeitsänderung nicht erklärbar mit Persönlichkeits- und Entwicklungsstörungen des Kindes- oder Jugendalters

E
Bestehen der Persönlichkeitsänderung für mindestens zwei Jahre
Persönlichkeitsänderung nicht erklärbar mit anderer psychischer Störung (außer mit der Posttraumatischen Belastungsstörung) und Gehirnschädigung oder -krankheit

F
Oftmals Vorliegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung im Vorfeld der Persönlichkeitsänderung mit Möglichkeit der Symptomüberlappung
Persönlichkeitsänderung als Form einer chronischen Posttraumatischen Belastungsstörung bei mindestens zwei Jahre anhaltender Posttraumatischer Belastungsstörung und mindestens zwei Jahre anhaltender Persönlichkeitsänderung

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13
Q

Belastungsstörungen: Differentialdiagnostik:

Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1, ICD-10)

A

Psychische Störungen:
Normale Belastungsreaktion Belastungsstörungen
– Anpassungsstörung
– Akute Belastungsstörung
– Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung Affektive Störungen
– Depressive Störungen Persönlichkeitsstörungen
– Borderline Persönlichkeitsstörung Angststörungen
– Zwangsstörung

Andere Störungen:
Störungen durch somatische Störung und/oder Medikamente/Drogen

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14
Q

Differentialdiagnose, Überlappende Merkmale, Differenzierende Merkmale

A

Differentialdiagnose:
Trauerreaktion
Überlappende Merkmale:
Belastendes Ereignis
Angst und Depression Niedergeschlagenheit Emotionale Taubheit Konzentrationsschwierigkeiten Sozialer Rückzug
Differenzierende Merkmale:
Todesfall als belastendes, aber nicht traumatisches, Ereignis
Maximale Dauer von 6 Monaten Trauer und Niedergeschlagenheit
Keine PTBS-typische Symptome (Intrusionen/Wiedererleben, Vermeidung,
Realitätsanpassung
(partielle) Amnesie, Übererregung)

Differentialdiagnose:
Anpassungsstörung Überlappende Merkmale:
Belastendes Ereignis Angst und Depression Sozialer Rückzug
Differenzierende Merkmale:
Belastendes, meist weniger traumatisches, Ereignis
Maximale Dauer von 6 Monaten (innerhalb von max. 6 Monaten nach Ereignis)
Angst und Depression Sorgen und Grübeln
Keine PTBS-typische Symptome
(Intrusionen/Wiedererleben, Vermeidung,
(partielle) Amnesie, Übererregung)

Differentialdiagnose:
Akute Belastungsstörung
Überlappende Merkmale:
Traumatisches Ereignis
Reizbarkeit und Wutausbrüche Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit Sozialer Rückzug
Differenzierende Merkmale:
Belastendes, meist weniger traumatisches, Ereignis
Normale Belastungsreaktion (Problem der Pathlologisierung)
Rapides Auftreten (innerhalb von maximal 1 Stunde nach Ereignis)
Realitätsanpassung
Maximale Dauer von 48 Stunden Dissoziative Symptome (im Vordergrund)

Differentialdiagnose:
Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung
Überlappende Merkmale:
Traumatisches Ereignis
Reizbarkeit und Wutausbrüche Innere Leere und Hoffnungslosigkeit Anspannung und Hypervigilanz Entfremdung
Sozialer Rückzug
Differenzierende Merkmale:
Extremes traumatisches Ereignis
Minimale Dauer von 2 Jahren
Grundlegende und andauernde
Veränderung der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens, Verhaltens und des Umgangs mit anderen

Differentialdiagnose:
Depression
Überlappende Merkmale:
Belastendes, möglicherweise traumatisches, Ereignis
Angst und Depression
Traurigkeit und Niedergeschlagenheit Innere Leere
Reizbarkeit
Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit Sozialer Rückzug
Differenzierende Merkmale:
Belastendes, meist weniger traumatisches, Ereignis
Angst und Depression
Keine PTBS-typische Symptome
(Intrusionen/Wiedererleben, Vermeidung,
(partielle) Amnesie, Übererregung)

Differentialdiagnose:
Zwang
Überlappende Merkmale:
Intrusionen 
Vermeidung
Differenzierende Merkmale:
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen 
Keine PTBS-typische Symptome
((partielle) Amnesie, Übererregung)
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15
Q

Belastungsstörungen: Diagnostische Verfahren

A

Interviews und Checklisten (allgemein):
Strukturiertes Klinische Interview für DSM-IV (SKID-I, Wittchen et al., 1997; DSM-IV) Standardisiertes Interviewsystem (DIA-X-CIDI, Wittchen & Pfingster 1997; DSM-IV, ICD-10) Diagnostische Interview für psychische Störungen (DIPS, Margraf et al., 1994; DSM-IV) Internationale Diagnose Checkliste für ICD-10 (IDCL, Hiller et al. 1996; ICD-10)

Interviews (spezifisch):
Clinician Administered PTSD Scale (CAPS, Goodman et al., 1989)

Fragebögen (spezifisch):
Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS, Foa et al., 1997)
Impact of Event Scale - Revised (IES-R, Weiss & Marmar, 1997) Posttraumatic Cognitions Inventory (PTCI, Foa et al., 1999)
Childhood Trauma Questionnaire (CTQ, Bernstein et al., 1994)

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16
Q

Risikofaktoren

A

Geschlecht:
Weibliches Geschlecht: Frauen > Männer

Alter:
Kindheit und Jugendalter Höheres Erwachsenenalter

Ethnie:
Ethnische Minderheit

Sozioökonomischer Status:
Niedriger sozioökonomischer Status Niedriger Bildungsstand / Niedrige Intelligenz

Trauma:
Schwere, interpersonelle und wiederholte Traumatisierung
Frühere Traumatisierung (vor allem frühkindliche Traumatisierung wie Missbrauch)
Stress und Belastung
Mangel an sozialer Unterstützung

Psychische Störungen:
Frühere psychische Störungen Psychische Störungen in der Familie

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17
Q

Belastungsstörungen: Verlauf

A

Auftreten:
Auftreten nach Traumatisierung in allen Lebensaltern
Sofortiges Auftreten der Symptome (Übergang von ABS in PTBS Symptome): 85-100%
– Sofortige Spontanremission/Resilienz (Abklingen der Symptome): 35-65%
– Verzögerte Spontanremission/Erholung (Verstärken und späteres Abklingen der Symptome): 15- 25%
– Chronifizierung (Verstärken und spätere Chronifizierung der Symptome): 5-30% Verzögertes Auftreten der Symptome (Übergang von ABS in PTBS Symptome): 0-15%

Behandlung:
Verkürzung der Krankheitsdauer von 5 auf 3 Jahre bei Behandlung Remission nach 2 Jahren: 50%

Verlauf:
Chronischer Verlauf trotz Behandlung
– Remission innerhalb von 1 Jahr: 30%
– Remission innerhalb von 4 Jahren: 50%
– Remission nach 10 Jahren (unabhängig von Behandlung): 70%
– Teilremission nach 10 Jahren (unabhängig von Behandlung): 30%

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18
Q

Konsequenzen

A

Leid und Beeinträchtigung:
Persönliches Leid
Einschränkung der privaten, sozialen, familiären und schulischen/beruflichen Leistungsfähigkeit
– Private und soziale Probleme (Isolation, Trennung, Scheidung)
– Schulische/ausbildungsbezogenen Probleme (Noteneinbruch, Ausbildungsabbruch)
– Berufliche Probleme (Kündigung, Arbeitsplatzverlust)
► Kosten für Betroffene und Gesellschaft (Gesundheitssystem, Wirtschaft)

Komorbidität:
Entwicklung komorbider psychischer Störungen
– Affektive Störungen (Depressive Störungen)
– Angststörungen (Spezifische Phobien, Soziale Phobie)
– Substanzmittelmissbrauch/abhängigkeitTriebbefriedigung
Suizid:
(8-fach) Erhöhtes Suizidrisiko

19
Q

Multifaktorielles Diathese-Stress-Modell

A

Prätraumatische Faktoren:
Biologische Faktoren: Genetik
Soziale Faktoren: Soziodemographie, Erziehung, Entwicklung
Persönlichkeit: Coping
(Risiko- und Schutzfaktoren)
–>
Peritraumatische Faktoren:
Biologische Faktoren: Neurobiologische Reagibilität
Psychologische Faktoren: Bewältigung
Trauma Faktoren:
Art, Reaktion, Interpretation
(Ereignisfaktoren)
–>
Posttraumatische Faktoren:
Biologische Faktoren: Neurobiologische Reagibilität,
Psychologische Faktoren: Furchtstruktur, Trauma- Gedächtnis, Bedrohungsgefühl, Bewältigung, Grundannahmen
Soziale Faktoren: soziale Unterstützung, soziale Akzeptanz

20
Q

Prätraumatische Faktoren

A

Geschlecht:
Weibliches Geschlecht: Frauen > Männer

Alter:
Kindheit und Jugendalter Höheres Erwachsenenalter

Ethnie:
Ethnische Minderheit

Sozioökonomischer Status:
Niedriger sozioökonomischer Status Niedriger Bildungsstand / Niedrige Intelligenz

Trauma:
Frühere Traumatisierung (vor allem frühkindliche Traumatisierung wie Missbrauch) Stress und Belastung
Mangel an sozialer Unterstützung

Psychische Störungen:
Frühere psychische Störungen Psychische Störungen in der Familie

Persönlichkeit:
Resilienz
– Locus of control (innere Kontrollüberzeugung)
– Hardiness (Kontrollüberzeugung, Herausforderungsannahme, Änderungsmotivation)
– Sense of Coherence (Gefühl der Verstehbarkeit, Handbarkeit und Sinnhaftigkeit)
– Self-Efficacy (Selbstwirksamkeit)
– Optimismus
Bewältigungsstrategien (Coping, Emotionsregulation) Neurotizismus
Unsicherheitstoleranz
Ängstlichkeit / Angstsensitivität

Genetik:
Moderate Heritabilität: 35%
Unklarer Beitrag bestimmter Gene auf genetische Disposition für PTBS
Beitrag von bestimmten Genen auf genetische Disposition für allgemeine Ängstlichkeit Gen x Gen x Umwelt Interaktionen / Epigenetik

21
Q

Peritraumatische Faktoren

A

Neuro-physiologische Stressreagibilität:
HPA-Achse-Reagibilität
– Noradrenerge Hyperreagibilität (Überkonsolidierung traumatischer Informationen)
– Hyper-Cortisolismus bei akuter und Hypo-Cortisolismus bei chronischer Traumatisierung (Überkonsolidierung traumatischer Informationen)

Trauma:
Schwere des Traumas (dose-response-relationship)
– Anzahl, Dauer, Intensität/Schaden
– Intentionalität, Interpersonalität Verhalten während des Traumas
– Psychische Belastung
– Überraschung und Kontrollverlust
– Selbstaufgabe
– Dissoziationen
22
Q

Posttraumatische Faktoren

A

Endokrinologie:
HPA-Achse-Reagibilität
– Noradrenerge Hyperreagibilität (Überkonsolidierung traumatischer Informationen)
– Hyper-Cortisolismus bei akuter und Hypo-Cortisolismus bei chronischer Traumatisierung (Überkonsolidierung traumatischer Informationen)

Psychophysiologie:
Autonomer Hyperarousal (Herzrate, Blutdruck) im Ruhezustand (Hypervigilianz,
Übererregung)
Autonomer Hyperarousal (Herzratenvariabilität, Schreckreflex) bei der Verarbeitung trauma-relevanter und trauma-irrelevanter Reize (Hypervigilianz, Übererregung)

Neurophysiologie:
Hypokonnektivität zwischen präfrontalen und (para-)limbischen Hirnregionen im Ruhezustand
Hypokonnektivität zwischen präfrontalen und (para-)limbischen Hirnregionen im bei der Verarbeitung trauma-relevanter und trauma-irrelavanter Reize (Hypervigilianz, Übererregung, Negativer Affekt)
Hyperaktivität in (para-)limbischen und Hypoaktivität in präfrontalen Hirnarealen bei der Verarbeitung trauma-relevanter und trauma-irrelavanter Reize (Hypervigilianz, Übererregung, Negativer Affekt)

23
Q

Posttraumatische Faktoren

A
Neuroanatomie:
Hypovolumina in (para-)limbischen Hirnregionen, v.a. im Hippocampus (Intrusionen, Wiedererleben)

Psychologie:
Furchtstruktur/Trauma-Gedächtnis
– Desorganisierte/fragmentierte Speicherung ursprünglicher perzeptuell-sensorischer und (nicht-korrigierter) bedeutsamer Informationen (Intrusionen, Wiedererleben)
Andauerndes Bedrohungsgefühl Dysfunktionale Grundannahmen
– Schuld, Scham und (Selbst-)Stigmatisierung
– Negative Einstellung gegenüber der eigenen Person, anderen Personen und der Welt Dsyfunktionaler Bewältigungsstil
– Grübeln und Sorgen
– Gedankenunterdrückung und Gefühlsvermeidung
– Schweigen
– Substanzmissbrauch/abhängigkeit
– Rückzug

Soziales Umfeld:
Soziale Unterstützung
Soziale Ausgrenzung und Soziale Stigmatisierung Soziale Anerkennung

Psychophysiologische Hyperreagibilität:
Psychophysiologische Hyperreagibilität
– Autonome Hypersensitivität/Hyperarousal für trauma-relevante und trauma-irrelevante
Reize (Hypervigilianz, Übererregung)
Neurophysiologische Hyperreagibilität
– (Para-)limbische Hypersensitivität/Hyperarousal für trauma-relevante und trauma- irrelevante Reize (Hypervigilianz, Übererregung)
– (Para-)limbische Hypersensitivität/Hyperarousal für trauma-relevante und trauma- irrelevante Reize (Hypervigilianz, Übererregung)

24
Q

Biologische Faktoren: Genetik

A

Gen x Gen x Umwelt Interaktionen / Epigenetik
– ModerategenetischeHeritabilität:35%
– UnklarerBeitragbestimmterGeneaufgenetischeDispositionfürBelastungsstörungen
– Beitrag von bestimmten Genen auf genetische Disposition für allgemeine Ängstlichkeit
– Beitrag von bestimmten Genen auf genetische Disposition für Angst verwandte Traits

25
Q

Biologische Faktoren: Neurotransmitter und Neuroendokrinologie

A

Dysregulation in vielen (miteinander interagierenden) Neurotransmitter-Systemen
– Dysregulation im Noradrenalin, Serotonin, Dopamin, GABA, Glutamat und Opioid System
– Besondere Bedeutung der Dysregulation im Noradrenalin- und CRF-System aufgrund der Bedeutung von Noradrenalin/Cortisol für die Speicherung und Konsolidierung von trauma-relevanten Informationen
► Intrusionen, Wiedererleben, Emotionale Taubheit, Dissoziation, (partielle) Amnesie
Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA)
– Noradrenalin-Hyperaktivität: Mobilisierung CRF-Aktivität mit anschließendem Hypercortisolismus
– HypercortisolismusbeiinitialerTraumatisierungundHypocortisolismusbeichronischer Traumatisierung
► Intrusionen, Wiedererleben, Emotionale Taubheit, Dissoziation, (partielle) Amnesie
► PTBS aufgrund gestörter Neurotransmitter- und Neuroendokinologie-Systeme (Störung neurobiologischer Systeme)

26
Q

Neurotransmitter

A

Noradrenalin:
Dysregulation des Noradrenalin-Systems: Hypersensitivierung
– Erinnerung: Störung der Speicherung kontextualisierter Informationen (Hippocampus- Hemmung, PFC-Hemmung, Amygala-Aktivierung) / Intrusionen, Flashbacks
Dysregulation der HPA-Achse (Na ↑ → CRF↑ → CORT↑): Hypersensitivierung Dysregulation des Sympathikus: Sympathikusaktivierung (Kampf-Flucht)

Serotonin:
Dysregulation des Serotonin-Systems: Hypoaktivierung
– Informationsverarbeitung: Hyperirritabilität, Hypersensitivität, Hypervigilanz
– Wahrnehmung: Trance, Depersonalisation, Halluzination
– Impulskontrolle: Reizbarkeit, Wutausbrüche
– Antrieb: Schlafstörung, Apathie, Depression
Störung der Neurogenese in (para-)limibischen und präfrontalen Regionen

Dopamin:
Dysregulation des Dopamin-Systems: Hyperaktivierung
– Informationsverarbeitung: Hyperirritabilität, Hypersensitivität, Hypervigilanz
– Wahrnehmung: Produktiv-psychotische Symptome (“bizarre Bilderwelt”)
– Emotion: möglicherweise Apathie, Depression

GABA:
Dysregulation des GABA-Systems: Hypoaktivierung (Rezeptordesensitivierung, Rezeptordichteverminderung)
– Emotion: Angst, Übererregung

Glutamat:
Dysregulation des Glutamat-Systems: Hyperaktivierung
– Wahrnehmung: Dissoziation (NDMA-Antagonist: Ketamin)
– Lernen: erhöhte Konditionierung, verminderte Extinktion
Störung der Neurogenese in (para-)limbischen Regionen (Hippocampus)

Opiode:
Dysregulation des Opioid-Systems: Hyperaktivität
– Wahrnehmung/Emotion: Emotionale Taubheit (Numbing), Analgesie
– Motorik: psychomotorische Erstarrung (Freezing)
– Lernen/Erinnern: Beeinträchtigung der Speicherung kontextualisierter Informationen (Hippocampus-Dysfunktion) / Intrusionen, Flashbacks, Wiedererleben
– Verhalten: Sensation Seeking, Trauma Addiction, Reviktimisierung

27
Q

Neuroendokrinologie

A

HPA-Achse (CRF):
Dysregulaton des CRF-Systems (HPA-Achse): Noradrenalin-Hyperaktivität und Hyper-/- Hypocortisolismus
– Initialer Hypercortisolismus: Beeinträchtigung der Speicherung kontextualisierter Informationen (Hippocampus-Dysfunktion) / Intrusionen, Flashbacks, Wiedererleben
– Chronischer Hypocortisolismus: Mangende Inhibition der noradrenerg bedingten Beeinträchtigung der Speicherung kontextualisierter Informationen (Hippocampus-
Dysfunktion) / Intrusionen, Flashbacks, Wiedererleben
– Noradrenalin-Hyperaktivität: Beeinträchtigung der Speicherung kontextualisierter Informationen (Hippocampus-Dysfunktion) / Intrusionen, Flashbacks, Wiedererleben

HPA-Achse (CORT):
Dysregulation des CRF-Systems (HPA-Achse): Noradrenalin-Hyperaktivität und
Hypocortisolismus
– Störung des Immunsystems: Immunsuppression, Proinflammation (Mortalitätsrisiko)

28
Q

Biologische Faktoren: Psychophysiologie

A

Dysregulation von physiologischer Aktivität in Sympathikus-dominierten Regionen des Autonomen Nervensystems
– Erhöhte Aktivität des Sympathikus infolge von noradrenger Hyperaktivität
– Erhöhte Bereitschaft für eine Sympathikus-dominierten Kampf-Flucht-Reaktion
► Mobilisierung, Blutdruckerhöhung, Herzratenerhöhung, Pulserhöhung, Hyperventilation, metabolische Energiefreisetzung, Immunabwehrerhöhung
► PTBS aufgrund erhöhter psychophysiologischer Reagibilität (Hypervigilianz, Bedrohungserleben, Schreckhaftigkeit)

29
Q

Biologische Faktoren: Neurophysiologie und Neuroanatomie

A

Dysregulation von neuronaler Aktivität in (para-)limbischen (Amygdala, AMY, Hippocampus, HIP) und präfrontalen (PFC, Anterior Cingulärer Cortex, ACC) Hirnregionen
– Erhöhte(para-)limbischenundvermindertepräfrontalenAktivität/Vermindertepräfrontale- (para)limbische Konnektivität aufgrund noradrenger Hyperaktivität
► Störung der Verarbeitung emotional-salienter Informationen (AMY ↑) und Störung der Regulation emotionaler Reaktionen auf emotional-saliente Informationen (PFC ↓, ACC ↓)
► Störung der Speicherung und Konsolidierung kontextualisierter zu Gunsten perzeptuell-sensorischer Informationen (AMY ↑, HIP ↓, PFC ↓)
► PTBS aufgrund erhöhter neurophysiologischer Reagibilität (Intrusion, Wiedererleben, Bedrohungserleben, Schreckhaftigkeit, Konditionierbarkeit, Extinktionsresistenz)

30
Q

Psychologische Faktoren: Dysfunktionale Gedanken und Schemata / Attributionsstile

A

Dysfunktionale Gedanken und Schemata
– Überwertung negativer Informationen
– Vernachlässigungpositiver/realistischerInformationen
– Überschätzung von Bedrohlichkeit
– AblenkbarkeitundKonzentrationsschwierigkeiten
– Beeinträchtigung von Kontroll- und Problemlösungsmöglichkeiten
– BeeinträchtigungvonPerformanz
Negativer Attributionsstil (Beck, 1991) / Locus of Control (Rotter, 1967)
– Überschätzung von Bedrohlichkeit
– UnterschätzungvonKontrollmöglichkeiten
► PTBS aufgrund verzerrter Informationsverarbeitung (Bedrohungserleben, Entfremdung)

31
Q

Dysfunktionale Grundannahmen / Negative Gedanken

A

Negative Gedanken bzgl. der eigenen Person, anderer Personen und der Welt:
„Ich bin anderen Menschen unterlegen.“
„Ich bin anderen Menschen unterlegen.“
„Die Welt ist schlecht und ungerecht.“

Negative Gedanken bzgl. Trauma und der erlebten Folgen:
„Es ist meine Schuld.“ „Vielleicht werde ich verrückt.“
„Mein Leben ist ruiniert.“
„Ich werde nie darüber hinweg kommen.“
„Ich werde nicht lange leben.“

32
Q

Psychologische Faktoren: Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer et al., 1947)

A

Auslösung und Aufrechterhaltung von Verhaltensweisen über klassische und operante Konditionierung
Klassische Konditionierung
– VerknüpfungeinesReizesmiteinernegativenemotionalenReaktionwährendderTraumatisierung – Auslösung der negativen emotionalen Reaktion bei Konfrontation mit trauma-assoziierten Reiz
► Angst, Wiedererleben, Übererregung, Bedrohung
Operante Konditionierung
– AuflösungdernegativenemotionalenReaktiondurchVermeidung
– Verstärkung der Vermeidung durch Auflösung der negativen emotionalen Reaktion ► Vermeidung
► PTBS aufgrund klassischer und operanter Konditionierung
– Problem:MangelndeErklärbarkeitvonkognitivenSymptomen(Intrusionen,dysfunktionaleGedanken)

33
Q

Psychologische Faktoren: Emotional Processing Theorie (Fora & Rothenbaum, 1998)

A

Speicherung und Abruf von (traumatischen) Erinnerungen über assoziative Gedächtnis-Netzwerke (Furcht-Strukturen)
Repräsentation von traumatischen Erinnerungen in einer Furchtstruktur mit Reiz-, Reaktions- und Bedeutungselementen
– Verknüpfungvontrauma-relevantenReizenüberassoziative Lernprozesse mit behavioralen, und physiologischen Reaktionen
– Charakterisierung dieser Reiz-Reaktions-Verknüpfungen durch deren subjektive und emotionale Bedeutung („Ich werde sterben!“)

Abnormale Repräsentation der traumatischen Erinnerungen in der Furchtstruktur bei PTBS
– UnrealistischeVerknüpfungenvonnicht-trauma-relevantenReizenmit trauma-relevanten/bedrohungs-bezogenen Reizen, Reaktionselementen und Bedeutungselementen
– HoheAnzahlstarkerReaktionselemente
– HoheAnzahlvonReizelementen
► Intrusionen, Wiedererleben, Übererregung
► Vermeidung (kurzfristig adaptiv, langfristig maladaptiv aufgrund unveränderter Furchtstruktur)
► PTBS aufgrund überaktivierter und fragmentierter Furchtstruktur

Entstehung und Aufrechterhaltung einer abnormalen Repräsentation der traumatischen Erinnerungen in der Furchtstruktur bei PTBS
– Peri-traumatische fragmentierte/desorganisierte Speicherung (expliziter) Trauma-inhalte (Dissoziation)
– PrätraumatischeÜberzeugungenundSchemata
– Posttraumatische Überaktivierung der Reiz-Reaktions-Assoziationen (Priming)
– PosttraumatischeVermeidung

Veränderung der abnormalen Repräsentation der traumatischen Erinnerungen in der Furchtstruktur bei PTBS im Rahmen der Therapie
– AktivierungderFurchtstruktur
– IntegrationkorrektiverundinkompatiblerInformationen/Elemente kognitiver, behavioraler, emotionaler und physiologischer Art
– KorrekturdysfunktionalerundhyperaktiverReiz-Reaktions-Assoziationen (Habituation, korrektive Lernerfahrung, kognitive Umstrukturierung)
► Exposition ohne Sicherheits- und Vermeidungsverhalten (prolongierte Expositionstherapie)
► Kognitive Umstrukturierung

34
Q

Psychologische Faktoren: Duale Repräsentationstheorie (Brewin et al., 1997, 2010)

A

Speicherung und Abruf von (traumatischen) Erinnerungen über verschiedene Gedächtnissysteme
Verbally Accessible Memory (VAM)
– SpeicherungkontextualisierterInformationen(Ort,Zeit,Person) – BewussterintentionalerAbrufkontextualisierterInformationen: ► Normale Erinnerungen
Situationally Accessible Memory (SAM)
– Speicherung dekontextualisierter Informationen (Sensorik, Motorik, Physiologie)
– UnbewussterautomatisierterAbrufde-kontextualisierterInformationendurchtrauma-relevante Hinweisreize
► Flashbacks, Intrusionen, Wiedererleben
► PTBS aufgrund von SAM-Hyperaktivität und VAM-Hypoaktivität

Veränderung der SAM-Hyperaktivität und VAM-Hypoaktivität bei PTBS im Rahmen der Therapie
– AktivierungdesVAM-Systems:IntegrationneuerundfehlenderkontextualisierterInformationen
– AktivierungdesSAM-Systems:AbgleichdekontextualisierterInformationenmitneuen/fehlenden kontextualisierten Informationen
– ZusammenführungkontextualisierterunddekontextualisierterInformationen ► Exposition ohne Sicherheits- und Vermeidungsverhalten
► Kognitive Umstrukturierung

35
Q

Psychologische Faktoren: Kognitives Modell (Ehlers & Clark, 2000)

A

Initiale Wahrnehmung des Traumas und der Traumafolgen als gegenwärtige (nicht-vergangene) Bedrohung bei PTBS
– Negative Bewertung des traumatischen Ereignis, des peritraumatischen Verhaltens- und Erlebens und der posttraumatischen Symptome
– Dekontextualisierte Speicherung und Konsolidierung ursprünglicher perzeptuell-sensorischer und bedeutungshaltiger Informationen über das Trauma (losgelöst vom autobiographischen Kontext)
– DekontextualisierterAbrufdieserInformationenaufgrundassoziativerVerknüpfung(Priming) ► Intrusionen, Wiedererleben, Übererregung
Anhaltende Wahrnehmung des Traumas und der Traumafolgen als gegenwärtige Bedrohung bei PTBS
– Kurzfristig adaptive und langfristig maladaptives Sicherheits- und Vermeidungsverhalten zur Kontrolle
– Mangelnde Korrektur/Kontextualisierung ursprünglicher perzeptuell-sensorischer und bedeutungshaltiger Informationen
► Intrusionen, Wiedererleben, Übererregung

► PTBS aufgrund bedrohungsrelevanter Bewertung ursprünglicher (nicht-korrigierter) Informationen über Trauma und Traumafolgen

36
Q

Psychosoziale Faktoren: Familie und Gesellschaft

A
Familiärer Hintergrund
– Psychische Störungen der Eltern
– Mangelnde familiäre Bindung
– Mangelnde Unterstützung und Fürsorge – Vernachlässigung und Missbrauch
– StressundTraumatisierung
Gesellschaft
– SozialeUnterstützung
– SozialeAnerkennung
– SozialeAusgrenzungundStigmatisierung
► PTBS aufgrund erhöhter Trauma-Anfälligkeit bzw. verminderter Trauma-Bewältigung
37
Q

Behandlungsstrategien

A

Pharmakotherapie:
Keine Empfehlung als alleinige Behandlung
– Verbesserung von Angst, Depressivität, Intrusionen, Wiedererleben und Übererregung
– Kein Kompetenzerwerb

Psychotherapie:
Empfehlung als alleinige Behandlung
– Verbesserung von Angst, Intrusionen, Wiedererleben und Übererregung
– Verbesserung von Trauma-Integration – Kompetenzerwerb
Realitätsanpassung

Psycho- und Pharmakotherapie:
Möglichkeit der Kombination
– Verbesserung von Angst und Anspannung
– Verbesserung von Intrusionen, Wiedererleben und Übererregung
– Verbesserung von Trauma-Integration – Kompetenzerwerb

Weitere Therapie:
Alternative Psychopharmaka (D-Cyloserine, Oxyotcin), Eye Movement Desensitation and
Reprocessing (EMDR)

38
Q

Behandlungsphasen

A

Akutphase:
Empfehlung von Psychotherapie mit oder ohne Pharmakotherapie – Erreichen möglichst großer Remission1

Erhaltungsphase:
(Rückfallprophylaxe)
Empfehlung von Psychotherapie
– Erhalten der Remission und Abwenden eines Rückfalls2

Langzeitphase:
(Rezidivprophylaxe)
Empfehlung von Psychotherapie
– Erhalten der Remission und Abwenden eines Rezidivs3

► Psychotherapie in Akut-, Erhaltungs- und Langzeitphase (Rückfall- und Rezidivprophylaxe): höchste Wirksamkeit (v.a. von Expositionsverfahren im Rahmen der Kognitiven Verhaltenstherapie)

39
Q

Pharmakotherapie: Ablauf

A

Medikamente:
Bandbreite unterschiedlicher Medikamente
– Antidepressiva (SSRI, SNRI, SSNRI)
– Atypische Neuroleptika

Auswahl:
Auswahl nach pragmatischen und evidenzbasierten Kriterien
– Wirk- und Nebenwirkungsprofil
– Präferenz/Expertise und Compliance des Patienten
Realitätsanpassung

Gabe:
Empfehlung bei Gabe
– 1. Wahl: Antidepressiva (SSRI)
– 2. Wahl: Antidepressiva (SNRI, SSNRI) mit oder ohne atypische Neuroleptika Keine Empfehlung von Benzodiazepinen

► Evidenz für Empirie geleitetes Vorgehen bei Auswahl und Gabe

40
Q

Pharmakotherapie: Antidepressiva und Neuroleptika

A

Antidepressiva:
-Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI):
Fluvoxamin (Fevarin)
Fluoxetin (Fluctin)
Sertralin (Zoloft)
Citalopram (Cirpamil)
Paroxetin (Seroxat)
-Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI):
Venlafaxin (Trevilor)
-Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI):
Mirtazapin (Mirtazapin)

Neuroleptika:
Atypische Neuroleptika:
Risperidon (Riperdal)
Olanzapin (Zyprexa)

41
Q

Psychotherapie: Ablauf

A
Verfahren:
Bandbreite unterschiedlicher Verfahren der Kognitiven Verhaltenstherapie – Psychoedukation
– Kognitive Umstrukturierung
– Übungen: Exposition
– Kompetenztrainings

Haltung:
Unterstützung des Patienten bei Umsetzung der Verfahren
– Non-direktive Haltung (sokratischer Dialog, geleitetes Entdecken) und systematisches Vorgehen
– Vertrauensvolle und belastbare Beziehung (Voraussetzung für Behandlung und Übungen)

Durchführung:
Empfehlung bei Durchführung
– Psychoedukation
– Kognitiver Umstrukturierung (Fokus auf peri- und posttraumatischen Bewertungen)
– Exposition (Fokus auf imaginative Exposition: imagery rescripting/rehearsal, discrimination training)
– Kompetenztraining (optional)

► Evidenz für Empirie geleitetes Vorgehen bei Durchführung

42
Q

Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition

A

Psychoedukation:
Vermittlung von Basiswissen zur Störung
– Information über normale und pathologische Angst (Zweck, Form, Auslöser, Erscheinung)
– Information über Angststörung (Allgemeine Angststörungen, Spezifische Angststörung)
– Erstellung eines allgemeinen Diathese-Stress Modells
– Individualisierung des allgemeinen Diathese-Stress Modells
– Erarbeitung und Ermittlung des Behandlungsprinzips: Konfrontation ohne Sicherheits-und Vermeidungsverhalten zum Erleben von Habituation und zum Widerlegen der zentralen Befürchtung (korrigierende Lernerfahrung)

Kognitive Umstrukturierung:
Korrektur von dysfunktionalen Gedanken und Schemata (Fokus auf peri- und posttraumatischen Bewertungen)
– Identifikation dysfunktionaler Gedanken und Schemata
– Überprüfung der Plausibilität dysfunktionaler Gedanken und Schemata mittels Disputation und
Experimenten
– Ersetzung dysfunktionaler Gedanken und Schemata durch funktionale Gedanken und Schemata

43
Q

Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition

A

Exposition I:
Vorbereitung der Exposition
– Motivationale Klärung
– Regelfestlegung (Einhalten von Absprachen, Aufmerksamkeit auf Angst und Anspannung, Unterlassung von Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten)
– Expositionsplanung gemäß Angsthierarchie

Exposition II:
Auswahl der Exposition
– Expositionsart: in sensu/vivo/virtu, imaginativ: imagery rescripting/rehearsal, discrimination tr.
– Expositionsform: graduiert/massiert
Durchführung der Exposition
– Überprüfung des Angstverlaufs: Habituation innerhalb und zwischen Übungen
– Überprüfung der zentralen Befürchtung: Widerlegung innerhalb und zwischen Übungen Wiederholung der Exposition
– Konsolidierung der Lernerfahrung zur Rückfall- und Rezidivprophylaxe

Kompetenztraining:
Aufbau sozialer, emotionaler und kommunikativer Kompetenzen
Nutzung sozialer, emotionaler und kommunikativer Kompeten

44
Q

Therapiewirksamkeit

A

Pharmakotherapie:
Wirksamkeit von Antidepressiva (SSRI, SNRI)

Psychotherapie:
Hohe Wirksamkeit von Kognitiver Verhaltenstherapie
– Überlegenheit der Kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber Wartekontroll- und Placebo- Kontrolle
– Überlegenheit der Kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber der Pharmakotherapie

Psycho- und Pharmakotherapie:
Wirksamkeit der Kombination von Kognitiver Verhaltenstherapie mit Antidepressiva (SSRI, SNRI)
Antidepressiva (SSRI, SNRI) zur Unterstützung der Symptomkontrolle (Intrusion, Wiedererleben, Übererregung)

► Überlegenheit der Psychotherapie gegenüber der Pharmakotherapie