12. Zwangsstörung Flashcards
Diagnosen (ICD-10)
Phobische Störungen (F40) – Agoraphobie ohne Panikstörung (F40.00) – Agoraphobie mit Panikstörung (F40.01) – Soziale Phobie (F40.1) – Spezifische Phobie (F40.2)
Andere Angststörungen (F41)
– Panikstörung (F41.0)
– Generalisierte Angststörung (F41.1)
– Angst und depressive Störung gemischt (F41.2)
Zwangsstörung (F42)
– Zwangsstörung: Zwangsgedanken (F42.0)
– Zwangsstörung: Zwangshandlungen (F42.1)
– Zwangsstörung: Zwangsgedanken/-handlungen (F42.2
Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43)
– Akute Belastungsreaktion (F43.0)
– Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
– Anpassungsstörung (F43.2)
Diagnosen (DSM-IV)
Angststörungen
– Agoraphobie ohne Panikstörung (300.22)
– Generalisierte Angststörung/Soziale Angststörung (300.23)
– Spezifische Phobie (300.29)
– Panikstörung mit Agoraphobie (300.01)
– Panikstörung ohne Agoraphobie (300.21)
– Generalisierte Angststörung (300.02)
Angststörungen
– Zwangsstörung (300.3)
Angststörungen
– Akute Belastungsstörung (308.3)
– Posttraumatische Belastungsstörung (309.81)
Zwangsstörung: Deskription
Zwangsgedanken
Schuld Religiosität Versündigung Schmutz Verunreinigung Sexualität Aggressivität Tod
Zwangshandlungen
Definition
Normaler Zwang:
Zwanghafte Gedanken und zwanghafte Handlungen
– Zwang als Mittel der Kontrolle und Strukturierung
– Zwangs als Mittel zur Automatisierung
Pathologische Zwang (Angststörungen):
Unangemessene Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
– Ungewöhnliche Zwangsthemen
– Unangemessene Häufigkeit, Intensität und Dauer
– Automatische und generalisierte Auslösung
– Mangelnde Kontrollierbarkeit
– Vermeidung der Zwänge bzw. Rückversicherung oder Neutralisierung bei Zwängen
– Beeinträchtigung der privaten, sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit und
Lebensqualität
– Leid
► Kontinuum von normalen und pathologischen Zwängen
Zwangsthemen
Schuld:
„Ich befürchte, ich bin Schuld, dass meine Studenten ihre Abschluss nicht schaffen.“
„Ich muss alle Unterlagen mindestens 50 mal kontrollieren, bevor ich sie den Studenten zu Verfügung stelle.“
Religiosität/Versündigung:
„Ich befürchte, Gott wird mich für meine schmutzigen Gedanken mit Impotenz
bestrafen.“
„Ich muss mindestens einmal pro Stunde beten, um die Strafe abzuwenden.“
Schmutz/Verunreinigung:
„Ich befürchte, ich bekomme Corona, wenn ich die Türklinke berühre.“
„Ich muss die Türklinke dreimal desinfizieren und dann mit einem Stock öffnen.“
Sexualität:
„Ich befürchte, ich werde sexuell erregt und übergriffig, wenn ich mit meiner Tochter kuschle.“ Triebbefriedigung Abwehr
„Ich muss mich Gedichte aufsagen, um mich von der Erregung abzulenken.“
Aggressivität/Tod:
„Ich befürchte, ich werde meinen Mann erstechen, wenn ich ein Messer in der Hand habe.“
„Ich muss mit einem Löffel essen, um nicht in Versuchung zu geraten.“
Zwangsgedanken (obsession)
Art der Gedanken:
Unwillentlich wiederholte aufdrängende unangenehmer Gedanken, Vorstellungen oder innere Impulse bedrohlichen oder beunruhigenden Inhalts (Intrusionen)
– Bewusstheit bzgl. Übertriebenheit der Gedanken
– Klarheit bzgl. der Urheber der Gedanken (selbst/unwillentlich)
– Widerstand gegen Auftreten der Gedanken
Konsequenzen der Gedanken:
Beunruhigung bei Auftreten der Gedanken – Zunahme von Angst
– Zunahme von Ekel, Scham, Schuld, Zweifel, Unwohlsein
Kontrolle der Gedanken:
Kontrolle der Gedanken mit Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten sowie
Neutralisierungsverhalten
– Vermeidung: Meidung von auslösenden Situationen
– Rückversicherung: Verantwortungsabgabe
– Neutralisierung (offen/verdeckt): Ausgleich/Aufhebung der Befürchtung durch Unterdrückung, Ablenkung, Rituale (Gedanken/Handlungen)
Zwangshandlungen (compulsion)
Art der Handlungen:
Willentlich ausgeführte unangenehme ritualisierte Handlungen zum Abwenden einer Befürchtung oder Bedrohung und der damit einhergehenden Beunruhigung (Neutralisierung)
– Bewusstheit bzgl. Übertriebenheit der Handlungen
– Klarheit bzgl. der Urheber der Handlungen (selbst/willentlich)
– Widerstand gegen Ausübung der Handlungen
Konsequenzen der Handlungen:
Beruhigung bei Ausübung der Handlungen
– Abnahme von Angst
– Abnahme von Scham, Schuld, Zweifel, Unwohlsein
Kontrolle der Handlungen:
Kontrolle der Handlungen mit Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten sowie
Neutralisierungsverhalten
– Vermeidung: Meidung von auslösenden Situationen
– Rückversicherung: Verantwortungsabgabe
– Neutralisierung (offen/verdeckt): Ausgleich/Aufhebung der Befürchtung durch
Unterdrückung, Ablenkung, Rituale (Gedanken/Handlungen)
Art des Zwangs (Zwangsgedanken, Zwangshandlungen)
Waschen und Reinigen:
- Zwangsgedanken: Befürchtung von Verunreinigung oder Ansteckung mit einem Krankheitserreger
- Zwangshandlungen: Exzessives Händewaschen, ritualisiertes Duschen, übermäßiges Reinigen von Alltagsgegenständen
Kontrollieren:
-Zwangsgedanken: Befürchtung, durch eigene Nachlässigkeit für eine Katastrophe (Brand, Firmenpleite, Unfall) verantwortlich zu sein
-Zwangshandlungen: Kontrollieren von Elektrogeräten, Schlössern
oder der eigenen Arbeit
Ordnen und Symmetrie:
-Zwangsgedanken:
Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn Ordnung nicht hergestellt (magisches Denken)
-Zwangshandlungen: Drang, Gegenstände in einer bestimmten Anordnung oder Symmetrie zu arrangieren
Wiederholen und Zählen:
-Zwangsgedanken: Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn das Ritual nicht durchgeführt wird (magisches Denken)
-Zwangshandlungen: Verschiedene alltägliche Handlungen (z. B.
Schlucken) nur in einer bestimmten Anzahl
durchführen
Sammeln und Aufbewahren:
- Zwangsgedanken: Befürchtung, dass diese Gegenstände irgendwann wichtig werden könnten
- Zwangshandlungen: Horten von Zeitungen, Kassenzetteln und anderen Alltagsgegenständen
Waschen und Reinigen:
- Zwangsgedanken: Befürchtung von Verunreinigung oder Ansteckung mit einem Krankheitserreger
- Zwangshandlungen: Exzessives Händewaschen, ritualisiertes Duschen, übermäßiges Reinigen von Alltagsgegenständen
Kontrollieren und Ordnen:
-Zwangsgedanken:
Befürchtung, durch eigene Nachlässigkeit für eine Katastrophe (Brand, Firmenpleite, Unfall) verantwortlich zu sein
Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn Ordnung nicht hergestellt (magisches Denken)
Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn das Ritual nicht durchgeführt wird (magisches Denken)
Befürchtung, dass diese Gegenstände irgendwann wichtig werden könnten
-Zwangshandlungen:
Kontrollieren von Elektrogeräten, Schlössern
oder der eigenen Arbeit
Drang, Gegenstände in einer bestimmten Anordnung oder Symmetrie zu arrangieren
Verschiedene alltägliche Handlungen (z. B.
Schlucken) nur in einer bestimmten Anzahl
durchführen
Horten von Zeitungen, Kassenzetteln und anderen Alltagsgegenständen
Zwangsstörung
Angst/Ekel/Scham:
Beunruhigung bei Auftreten unwillentlich aufdrängender unangenehmer Gedanken, Vorstellungen oder innere Impulse bedrohlichen oder beunruhigenden Inhalts
Beruhigung beim Ausüben willentlicher unangenehmer Handlungen zum Abwenden einer beunruhigenden Befürchtung oder Bedrohung
Auslösung:
Auslösung bei tatsächlicher, vorgestellter und/oder erwartete Konfrontation mit zwangs-
bezogenen Gedanken oder Situationen
Vermeidung:
Vermeidungs-, Sicherheits- und Rückversicherungsverhalten bei tatsächlicher, vorgestellter und/oder erwarteter Konfrontation mit zwangs-bezogenen Gedanken oder Situationen
– Verhalten zum Verhindern, Verringern oder Vermeiden von Angst- bzw.
Beunruhigungssymptomen
► Kurzfristige Verbesserung aber langfristige Verschlechterung der Symptomatik
Einschränkungen:
Funktionale Einschränkungen der privaten, sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität
Leid:
Leid in Abhängigkeit vom Grad der Beunruhigung und Vermeidung bzw. der damit
einhergehenden Einschränkungen
Symptome
Affektive Symptome:
Angst, Ekel, Scham, Schuld, Unruhe, Anspannung, Zweifel, Sorge
Kognitive Symptome:
Zwangsideen, Zwangsgedanken, Zwangsvorstellungen, Intrusionen, Katastrophisierung, Grübeln, Sorgen, Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Denkprobleme,
Entscheidungsprobleme
Motivational- behaviorale Symptome:
Zwangshandlungen, Vermeidungsverhalten, Sicherheitsverhalten, Rückversicherungs- verhalten, Ruhelosigkeit, Anspannung
Somatisch-vizerale Symptome:
Unruhe, Verspannung, Übelkeit, Herzklopfen, Atemschwierigkeiten, Schwitzen
Zwangsspektrum (Hollander, 2013)
Zwanghaft / Risikovermeidend:
- Zwangsstörung
- Hypochondrie
- Körperdysmorphie Störung
- Anorexia nervosa
- Depersonalisationsstörung
Impulsiv / Risikosuchend:
- Borderline Persönlichkeitsstörung
- Paraphilien
- Pathologisches Spielen
- Trichotillomanie
- Tourette Syndrom
Diagnostik: Zwangsstörung (F42, ICD-10)
A:
Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen für mindestens 2 Wochen an den meisten Tagen
B:
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen mit folgenden Merkmalen
– Wahrnehmung als eigene Gedanken/Handlungen angesehen.
– Wiederholende, unangenehm erlebte und als übertrieben oder unsinnig angesehene Gedanken/Handlungen
– Widerstand gegen Ausführung (erfolglos bei mindestens einem Gedanken/einer Handlung)
– Unannehmlichkeit der Gedanken/Handlungen (Abgrenzung von vorübergehender Beruhigung/Erleichterung bei Ausführung)
C:
Leid und/oder Beeinträchtigung der sozialen und individuellen Leistungsfähigkeit (meist aufgrund von Zeitaufwand)
D:
Symptome von A und B nicht aufgrund anderer psychischer Störungen (Schizophrenie und schizophrenieforme
Störungen, affektive Störungen)
E:
Formen der Zwangsstörung: Zwangsstörung mit vorwiegenden Zwangsgedanken (F42.0), Zwangsstörung mit vorwiegenden Zwangshandlungen (F42.1), Zwangsstörung mit Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gemischt (F42.2)
Diagnostik: Zwangsstörung (303, DSM-V)
A:
Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen mit folgenden Merkmale
-A1: Zwangsgedanken mit folgenden Merkmalen
– Wiederkehrende und anhaltende, als aufdringlich und gewollt erlebte und Angst oder Unbehagen auslösende Gedanken
– Widerstand gegen Gedanken in Form von Ignorieren, Unterdrücken oder Neutralisieren
-A2: Zwangshandlungen mit folgenden Merkmalen
– Zwang zur wiederholten Ausübung realer oder mentaler Handlungen
– Ausübung realer oder mentaler Handlungen zur Verhinderung und Verringerung von Angst und Unbehagen oder zum Vorbeugen von gefürchteten Situationen und Ereignissen (ohne realistischen Bezug
B:
Leid oder Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen Funktionsbereichen (meist aufgrund von
Zeitaufwand, mindestens 1 h pro Tag)
C:
Angst und Sorgen nicht aufgrund einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors
D:
Keine Erklärbarkeit der Angst und Sorgen durch die Symptome anderer psychischer Störungen
Diagnostik: Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (F60.2, ICD-10)
G:
Allgemeine Kriterien für Persönlichkeitsstörungen
B:
Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen
– Gefühle von starkem Zweifel und übermäßiger Vorsicht
– Ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen
– Übermäßige Gewissenhaftigkeit und Skrupelhaftigkeit
– Unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung bis zum Verzicht von Vergnügen und
zwischenmenschliche Beziehungen
– Übertriebene Pedanterie und Befolgung soziale Konventionen
– Rigidität und Eigensinn
– Unbegründetes Bestehen auf der exakten Befolgung/Einhaltung der eigenen Gewohnheiten oder unbegründete Abneigung gegenüber Abweichungen von den eigenen Gewohnheiten
Diagnostik: Allgemeine Kriterien für Persönlichkeitsstörung (F60, ICD-10)
A:
Deutliche Unausgeglichenheit in Einstellungen und Verhalten in mehreren Funktionsbereichen (z.
B:
Affekt, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmen, Denken, zwischenmenschliche Beziehungen)
B:
Anhaltende nicht auf Episoden psychischer Krankheiten begrenztes Verhaltensmuster
C:
Tiefgreifend gestörtes, in vielen persönlichen und sozialen Situationen eindeutig unpassendes abnormes
Verhaltensmuster
D:
Beginn des Verhaltensmuster in Kindheit/Jugend und dauernde Manifestation des Verhaltensmuster im Erwachsenenalter
E:
Deutliches subjektives Leid (manchmal auch erst im späteren Verlauf) aufgrund des Verhaltensmuster
F:
Deutliche Einschränkung der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit aufgrund des Verhaltensmuster
G:
Keine Rückführbarkeit der Störung auf ausgeprägte Hirnschädigung, Hirnerkrankungen oder andere psychische
Störungen
Zwangsstörung: Differentialdiagnostik: Zwangsstörung (F42)
Psychische Störungen: Normale Zwänge Angststörungen – Generalisierte Angststörungen – Spezifische Phobien – Soziale Phobie Affektive Störungen – Depressive Störungen Somatisierungsstörungen – Hypochondrie – Köperdysmorphe Störung Essstörungen Schizophrenie und schizophrenieforme Störungen
Andere Störungen:
Störungen durch somatische Störung und/oder Medikamente/Drogen
Differentialdiagnose,
Überlappende Merkmale,
Differenzierende Merkmale
-Differentialdiagnose: Generalisierte Angststörung
-Überlappende Merkmale:
Negative Gedanken, Sorgen, Angst
-Differenzierende Merkmale:
Alltägliche Sorgen, Realitätsbezogene Sorgen, Keine ritualisierten Handlungen
-Differentialdiagnose:
Depressive Störung
-Überlappende Merkmale:
Negative Gedanken, Grübeln, Niedergeschlagenheit
-Differenzierende Merkmale:
Niedergeschlagenheit, Interessenslosigkeit Depressivität
Realitätsanpassung
Grübeln über Vergangenes
Grübeln über Versagen, Schuld, Tod Keine ritualisierten Handlungen
-Differentialdiagnose: Hypochondrie -Überlappende Merkmale: Krankheits- und Kontaminationsängste -Differenzierende Merkmale: Überzeugung krank zu sein Sorgen bzgl. eines Bereichs Sorgen bzgl. Gesundheit und Krankheit Wiederholte Arztbesuche Kurzanhaltende Beruhigung nach Arztbesuch Keine ritualisierten Handlungen
-Differentialdiagnose: Körperdysmorphe Störung -Überlappende Merkmale: Andauernde Beschäftigung mit Körper oder Körpermerkmalen Kontrolle und Suche nach Beruhigung -Differenzierende Merkmale: Kognitive Verzerrungen Checking mit kurzfristiger Beruhigung und langfristiger Beunruhigung Geringe Einsicht Gedankenkreisen um eigene Person (nicht Verantwortung für andere Personen)
-Differentialdiagnose:
Essstörung
-Überlappende Merkmale:
Andauernde Beschäftigung mit Essen
-Differenzierende Merkmale:
Kognitive Verzerrungen Somatische Folgeschäden
Essen als (zumindest kurzfristige) Belohnung
-Differentialdiagnose: Impulskontrollstörungen (Dermatillomanie, Trichotillomanie) -Überlappende Merkmale: Stereotype Handlungen -Differenzierende Merkmale: Subjektives Wohlempfinden bei Ausübung der stereotypen Handlungen
-Differentialdiagnose: Schizophrenie -Überlappende Merkmale: Andauernde Beschäftigung mit bestimmten Themen Stereotype Handlungen -Differenzierende Merkmale: Bizarrer Inhalt der Themen (Wahnsystem) Stereotype Handlungen ohne Funktion Ich-Störung Halluzination Wahn Soziale Desintegration
Komorbide Störungen
Psychische Störung (90%):
Irgendeine psychische Störung (90%)
Affektive Störungen (63%):
Affektive Störungen (63%)
Depressive Störungen (30%)
Angststörungen (76%):
Irgendeine Angststörungen (76%) Soziale Phobie
Panikstörung
Impulskontrollstörungen (56%):
Impulskontrollstörungen (56%)
Substanzmittelmissbrauch und – abhängigkeit (39%):
Substanzmittelmissbrauch und -abhängigkeit (39%)
► Zwangsstörung meist später als komorbide Störungen
Zwangsstörung: Diagnostische Verfahren
Interviews und Checklisten (allgemein):
Strukturiere Klinische Interview für DSM-IV (SKID-I, Wittchen et al., 1997; DSM-IV) Standardisiertes Interviewsystem (DIA-X-CIDI, Wittchen & Pfingster 1997; DSM-IV, ICD-10) Diagnostische Interview für psychische Störungen (DIPS, Margraf et al., 1994; DSM-IV) Internationale Diagnose Checkliste für ICD-10 (IDCL, Hiller et al. 1996; ICD-10)
Interviews (spezifisch):
Yale Brown Obessive-Compulsive Rating Scale (Y-BOCS, Goodman et al., 1989)
Fragebögen (allgemein):
Symptom Check List (SCL-90-R, Franke, 2002) Brief Symptom Inventory (BSI, Franke, 2000)
Fragebögen (spezifisch):
Obsessive-Compulsive Inventory – Revised (OCI-R, Foa et al., 2002)
Obsessive Beliefs Questionnaire (OBQ, Ertle et al., 2008)
Hamburger Zwangsinventar – Kurzform (HZI-K, Klepsch et al., 1993)
Risikofaktoren
Geschlecht:
Weibliches Geschlecht: Frauen > Männer (kein statistischer Unterschied!)
Alter:
Adoleszenz und jungem Erwachsenenalter: 20-35 Jahre
– Zwangsgedanken und Zwangshandlungen in der Kindheit: 80%
Familienstand:
Alleinlebend (Ursache-Wirkung?)
Zwangsstörung: Verlauf
Erstauftreten:
Erstauftreten in Adoleszenz und jungem Erwachsenenalter: 20-35 Jahre
– Erstauftreten (schleichender Beginn): 20-35 Jahre (Männer: 19 Jahre, Frauen: 22 Jahre)
– Erstauftreten vor 25 Jahre: 60%
– Erstauftreten nach 35 Jahre: 15%
– Erstauftreten häufig in Reaktion auf belastende Lebensereignisse (z.B. Schwangerschaft)
– Erstauftreten abhängig von Zwang: Waschen (rapide), Kontrollieren (schleichend)
Erstbehandlung:
Behandlung meist 10 Jahre nach Erstauftreten (mit hohen Abbruchraten)
– Mangelnde Behandlungsmotivation aufgrund von Scham (Selbstbehandlung)
– Mangelnde Diagnose der Störung und mangelnde fachspezifische Behandlung
► Fehldiagnosen und Fehlbehandlung
► Erhöhtes Risiko für Chronifizierung und Komorbiditäten
Weiterer Verlauf:
Chronischer Verlauf (9-10 Jahre) mit seltenen Spontanremissionen
– Remission: 25%, Teilremission: 25%, Chronifizierung: 50%
Verbesserung mit steigendem Lebensalter
Konsequenzen
Leid und Beeinträchtigung:
Persönliches Leid
Einschränkung der privaten, sozialen, familiären und schulischen/beruflichen Leistungsfähigkeit (vor allem im Bereich der Partnerschaft)
► Kosten für Betroffene und Gesellschaft (Gesundheitssystem, Wirtschaft)
Behandlung: Späte Behandlung in der fachspezifischen Versorgung ► Fehldiagnosen und Fehlbehandlung ► Belastung des Gesundheitssystems ► Chronifizierung der Störung
Komorbidität:
Entwicklung komorbider psychischer Störungen
– Affektive Störungen (Depressive Störungen)
– Angststörungen (Spezifische Phobien, Soziale Phobie)
– Substanzmittelmissbrauch und -abhängigkeit
Suizid:
Erhöhtes Suizidrisiko
Biologische Faktoren: Gene
Heritabilität:
Variabilität in der moderaten Heritabilität:
– Konkordanzrate bei dizygoten Zwillingen: 21%
– Konkordanzrate bei monozygoten Zwillingen: 52%
Gen x Umwelt-Interaktion: Gleichstarker Beitrag von Umwelt und Genen auf Vulnerabilität
– Gen-Varianz: 48%, Umwelt-Varianz: 52%
– Bedeutsame Umweltereignisse: Infektionen, kritische Lebensereignisse (Schwangerschaft), Geburtskomplikationen
Gene:
Unklarer Beitrag bestimmter Gene auf genetische Disposition für Angststörungen
– SLC6A4, MAO-A, COMT, Chromosom 5, Chromosom 9p24, ECCA-1/SLC1A1, OLIG2, …
Beitrag von bestimmten Genen auf genetische Disposition für allgemeine Ängstlichkeit
– 5-HTTPLR, Neuropeptid Y, Chormosom 4q21, Glutaminsäuredekarboxylase-Gen1, …
► Aktive und passive Gen x Gen x Umwelt-Interaktionen / Epigenetik
► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Informationsverarbeitung, Stressreagibilität) über Veränderung neurobiologischer Systeme (Neurotransmitter, Hormone, Neuroanatomie, Neurophysiologie)
Biologische Faktoren: Neurotransmission
GABA/ Glutamat:
GABA und Glutamat: GABA -Glutamat Transmission-Dysbalance – Störung des cortico-striato-thalamo-corticalen Regelkreises
► Nachweis mittels Benzodiazepine
Zwang ↑
Serotonin:
Serotonin: Serotonin Transmission-Dysbalance
– Störung des Serotonin-Rezeptors
– Störung eher im orbitofrono-cingulo-strialen als mesotelenzephalen
Projektionssystem
► Nachweis mittels Antidepressiva (SSRI)
► Nachweis mittels Stimulationstests (Meta-Chlorphenyl-Piperazin, mCPP)
Zwang ↑ Ich-Dystonizität ↑
Dopamin/ Serotonoin:
Dopamin und Serotonin: Dopamin-Serotonin Transmission-Dysbalance
– Störung des Dopamin-Rezeptor
► Nachweis mittels Antidepressiva (SSRI) und Neuroleptika Kombination
Zwang ↑
► Komplexe Dysbalancen in Neurotransmitter-Systemen (Konzentration, Rezeptordichte/-affinität, Signalkaskaden)
► Beeinflussung bestimmter Funktionen (Informationsverarbeitung, Kontrolle) über Veränderung neurobiologischer
Systeme (Neuroanatomie, Neurophysiologie)