12. Zwangsstörung Flashcards
Diagnosen (ICD-10)
Phobische Störungen (F40) – Agoraphobie ohne Panikstörung (F40.00) – Agoraphobie mit Panikstörung (F40.01) – Soziale Phobie (F40.1) – Spezifische Phobie (F40.2)
Andere Angststörungen (F41)
– Panikstörung (F41.0)
– Generalisierte Angststörung (F41.1)
– Angst und depressive Störung gemischt (F41.2)
Zwangsstörung (F42)
– Zwangsstörung: Zwangsgedanken (F42.0)
– Zwangsstörung: Zwangshandlungen (F42.1)
– Zwangsstörung: Zwangsgedanken/-handlungen (F42.2
Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43)
– Akute Belastungsreaktion (F43.0)
– Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
– Anpassungsstörung (F43.2)
Diagnosen (DSM-IV)
Angststörungen
– Agoraphobie ohne Panikstörung (300.22)
– Generalisierte Angststörung/Soziale Angststörung (300.23)
– Spezifische Phobie (300.29)
– Panikstörung mit Agoraphobie (300.01)
– Panikstörung ohne Agoraphobie (300.21)
– Generalisierte Angststörung (300.02)
Angststörungen
– Zwangsstörung (300.3)
Angststörungen
– Akute Belastungsstörung (308.3)
– Posttraumatische Belastungsstörung (309.81)
Zwangsstörung: Deskription
Zwangsgedanken
Schuld Religiosität Versündigung Schmutz Verunreinigung Sexualität Aggressivität Tod
Zwangshandlungen
Definition
Normaler Zwang:
Zwanghafte Gedanken und zwanghafte Handlungen
– Zwang als Mittel der Kontrolle und Strukturierung
– Zwangs als Mittel zur Automatisierung
Pathologische Zwang (Angststörungen):
Unangemessene Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
– Ungewöhnliche Zwangsthemen
– Unangemessene Häufigkeit, Intensität und Dauer
– Automatische und generalisierte Auslösung
– Mangelnde Kontrollierbarkeit
– Vermeidung der Zwänge bzw. Rückversicherung oder Neutralisierung bei Zwängen
– Beeinträchtigung der privaten, sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit und
Lebensqualität
– Leid
► Kontinuum von normalen und pathologischen Zwängen
Zwangsthemen
Schuld:
„Ich befürchte, ich bin Schuld, dass meine Studenten ihre Abschluss nicht schaffen.“
„Ich muss alle Unterlagen mindestens 50 mal kontrollieren, bevor ich sie den Studenten zu Verfügung stelle.“
Religiosität/Versündigung:
„Ich befürchte, Gott wird mich für meine schmutzigen Gedanken mit Impotenz
bestrafen.“
„Ich muss mindestens einmal pro Stunde beten, um die Strafe abzuwenden.“
Schmutz/Verunreinigung:
„Ich befürchte, ich bekomme Corona, wenn ich die Türklinke berühre.“
„Ich muss die Türklinke dreimal desinfizieren und dann mit einem Stock öffnen.“
Sexualität:
„Ich befürchte, ich werde sexuell erregt und übergriffig, wenn ich mit meiner Tochter kuschle.“ Triebbefriedigung Abwehr
„Ich muss mich Gedichte aufsagen, um mich von der Erregung abzulenken.“
Aggressivität/Tod:
„Ich befürchte, ich werde meinen Mann erstechen, wenn ich ein Messer in der Hand habe.“
„Ich muss mit einem Löffel essen, um nicht in Versuchung zu geraten.“
Zwangsgedanken (obsession)
Art der Gedanken:
Unwillentlich wiederholte aufdrängende unangenehmer Gedanken, Vorstellungen oder innere Impulse bedrohlichen oder beunruhigenden Inhalts (Intrusionen)
– Bewusstheit bzgl. Übertriebenheit der Gedanken
– Klarheit bzgl. der Urheber der Gedanken (selbst/unwillentlich)
– Widerstand gegen Auftreten der Gedanken
Konsequenzen der Gedanken:
Beunruhigung bei Auftreten der Gedanken – Zunahme von Angst
– Zunahme von Ekel, Scham, Schuld, Zweifel, Unwohlsein
Kontrolle der Gedanken:
Kontrolle der Gedanken mit Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten sowie
Neutralisierungsverhalten
– Vermeidung: Meidung von auslösenden Situationen
– Rückversicherung: Verantwortungsabgabe
– Neutralisierung (offen/verdeckt): Ausgleich/Aufhebung der Befürchtung durch Unterdrückung, Ablenkung, Rituale (Gedanken/Handlungen)
Zwangshandlungen (compulsion)
Art der Handlungen:
Willentlich ausgeführte unangenehme ritualisierte Handlungen zum Abwenden einer Befürchtung oder Bedrohung und der damit einhergehenden Beunruhigung (Neutralisierung)
– Bewusstheit bzgl. Übertriebenheit der Handlungen
– Klarheit bzgl. der Urheber der Handlungen (selbst/willentlich)
– Widerstand gegen Ausübung der Handlungen
Konsequenzen der Handlungen:
Beruhigung bei Ausübung der Handlungen
– Abnahme von Angst
– Abnahme von Scham, Schuld, Zweifel, Unwohlsein
Kontrolle der Handlungen:
Kontrolle der Handlungen mit Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten sowie
Neutralisierungsverhalten
– Vermeidung: Meidung von auslösenden Situationen
– Rückversicherung: Verantwortungsabgabe
– Neutralisierung (offen/verdeckt): Ausgleich/Aufhebung der Befürchtung durch
Unterdrückung, Ablenkung, Rituale (Gedanken/Handlungen)
Art des Zwangs (Zwangsgedanken, Zwangshandlungen)
Waschen und Reinigen:
- Zwangsgedanken: Befürchtung von Verunreinigung oder Ansteckung mit einem Krankheitserreger
- Zwangshandlungen: Exzessives Händewaschen, ritualisiertes Duschen, übermäßiges Reinigen von Alltagsgegenständen
Kontrollieren:
-Zwangsgedanken: Befürchtung, durch eigene Nachlässigkeit für eine Katastrophe (Brand, Firmenpleite, Unfall) verantwortlich zu sein
-Zwangshandlungen: Kontrollieren von Elektrogeräten, Schlössern
oder der eigenen Arbeit
Ordnen und Symmetrie:
-Zwangsgedanken:
Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn Ordnung nicht hergestellt (magisches Denken)
-Zwangshandlungen: Drang, Gegenstände in einer bestimmten Anordnung oder Symmetrie zu arrangieren
Wiederholen und Zählen:
-Zwangsgedanken: Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn das Ritual nicht durchgeführt wird (magisches Denken)
-Zwangshandlungen: Verschiedene alltägliche Handlungen (z. B.
Schlucken) nur in einer bestimmten Anzahl
durchführen
Sammeln und Aufbewahren:
- Zwangsgedanken: Befürchtung, dass diese Gegenstände irgendwann wichtig werden könnten
- Zwangshandlungen: Horten von Zeitungen, Kassenzetteln und anderen Alltagsgegenständen
Waschen und Reinigen:
- Zwangsgedanken: Befürchtung von Verunreinigung oder Ansteckung mit einem Krankheitserreger
- Zwangshandlungen: Exzessives Händewaschen, ritualisiertes Duschen, übermäßiges Reinigen von Alltagsgegenständen
Kontrollieren und Ordnen:
-Zwangsgedanken:
Befürchtung, durch eigene Nachlässigkeit für eine Katastrophe (Brand, Firmenpleite, Unfall) verantwortlich zu sein
Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn Ordnung nicht hergestellt (magisches Denken)
Befürchtung, dass ein Unglück eintritt, wenn das Ritual nicht durchgeführt wird (magisches Denken)
Befürchtung, dass diese Gegenstände irgendwann wichtig werden könnten
-Zwangshandlungen:
Kontrollieren von Elektrogeräten, Schlössern
oder der eigenen Arbeit
Drang, Gegenstände in einer bestimmten Anordnung oder Symmetrie zu arrangieren
Verschiedene alltägliche Handlungen (z. B.
Schlucken) nur in einer bestimmten Anzahl
durchführen
Horten von Zeitungen, Kassenzetteln und anderen Alltagsgegenständen
Zwangsstörung
Angst/Ekel/Scham:
Beunruhigung bei Auftreten unwillentlich aufdrängender unangenehmer Gedanken, Vorstellungen oder innere Impulse bedrohlichen oder beunruhigenden Inhalts
Beruhigung beim Ausüben willentlicher unangenehmer Handlungen zum Abwenden einer beunruhigenden Befürchtung oder Bedrohung
Auslösung:
Auslösung bei tatsächlicher, vorgestellter und/oder erwartete Konfrontation mit zwangs-
bezogenen Gedanken oder Situationen
Vermeidung:
Vermeidungs-, Sicherheits- und Rückversicherungsverhalten bei tatsächlicher, vorgestellter und/oder erwarteter Konfrontation mit zwangs-bezogenen Gedanken oder Situationen
– Verhalten zum Verhindern, Verringern oder Vermeiden von Angst- bzw.
Beunruhigungssymptomen
► Kurzfristige Verbesserung aber langfristige Verschlechterung der Symptomatik
Einschränkungen:
Funktionale Einschränkungen der privaten, sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität
Leid:
Leid in Abhängigkeit vom Grad der Beunruhigung und Vermeidung bzw. der damit
einhergehenden Einschränkungen
Symptome
Affektive Symptome:
Angst, Ekel, Scham, Schuld, Unruhe, Anspannung, Zweifel, Sorge
Kognitive Symptome:
Zwangsideen, Zwangsgedanken, Zwangsvorstellungen, Intrusionen, Katastrophisierung, Grübeln, Sorgen, Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Denkprobleme,
Entscheidungsprobleme
Motivational- behaviorale Symptome:
Zwangshandlungen, Vermeidungsverhalten, Sicherheitsverhalten, Rückversicherungs- verhalten, Ruhelosigkeit, Anspannung
Somatisch-vizerale Symptome:
Unruhe, Verspannung, Übelkeit, Herzklopfen, Atemschwierigkeiten, Schwitzen
Zwangsspektrum (Hollander, 2013)
Zwanghaft / Risikovermeidend:
- Zwangsstörung
- Hypochondrie
- Körperdysmorphie Störung
- Anorexia nervosa
- Depersonalisationsstörung
Impulsiv / Risikosuchend:
- Borderline Persönlichkeitsstörung
- Paraphilien
- Pathologisches Spielen
- Trichotillomanie
- Tourette Syndrom
Diagnostik: Zwangsstörung (F42, ICD-10)
A:
Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen für mindestens 2 Wochen an den meisten Tagen
B:
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen mit folgenden Merkmalen
– Wahrnehmung als eigene Gedanken/Handlungen angesehen.
– Wiederholende, unangenehm erlebte und als übertrieben oder unsinnig angesehene Gedanken/Handlungen
– Widerstand gegen Ausführung (erfolglos bei mindestens einem Gedanken/einer Handlung)
– Unannehmlichkeit der Gedanken/Handlungen (Abgrenzung von vorübergehender Beruhigung/Erleichterung bei Ausführung)
C:
Leid und/oder Beeinträchtigung der sozialen und individuellen Leistungsfähigkeit (meist aufgrund von Zeitaufwand)
D:
Symptome von A und B nicht aufgrund anderer psychischer Störungen (Schizophrenie und schizophrenieforme
Störungen, affektive Störungen)
E:
Formen der Zwangsstörung: Zwangsstörung mit vorwiegenden Zwangsgedanken (F42.0), Zwangsstörung mit vorwiegenden Zwangshandlungen (F42.1), Zwangsstörung mit Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gemischt (F42.2)
Diagnostik: Zwangsstörung (303, DSM-V)
A:
Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen mit folgenden Merkmale
-A1: Zwangsgedanken mit folgenden Merkmalen
– Wiederkehrende und anhaltende, als aufdringlich und gewollt erlebte und Angst oder Unbehagen auslösende Gedanken
– Widerstand gegen Gedanken in Form von Ignorieren, Unterdrücken oder Neutralisieren
-A2: Zwangshandlungen mit folgenden Merkmalen
– Zwang zur wiederholten Ausübung realer oder mentaler Handlungen
– Ausübung realer oder mentaler Handlungen zur Verhinderung und Verringerung von Angst und Unbehagen oder zum Vorbeugen von gefürchteten Situationen und Ereignissen (ohne realistischen Bezug
B:
Leid oder Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen Funktionsbereichen (meist aufgrund von
Zeitaufwand, mindestens 1 h pro Tag)
C:
Angst und Sorgen nicht aufgrund einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors
D:
Keine Erklärbarkeit der Angst und Sorgen durch die Symptome anderer psychischer Störungen
Diagnostik: Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (F60.2, ICD-10)
G:
Allgemeine Kriterien für Persönlichkeitsstörungen
B:
Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen
– Gefühle von starkem Zweifel und übermäßiger Vorsicht
– Ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen
– Übermäßige Gewissenhaftigkeit und Skrupelhaftigkeit
– Unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung bis zum Verzicht von Vergnügen und
zwischenmenschliche Beziehungen
– Übertriebene Pedanterie und Befolgung soziale Konventionen
– Rigidität und Eigensinn
– Unbegründetes Bestehen auf der exakten Befolgung/Einhaltung der eigenen Gewohnheiten oder unbegründete Abneigung gegenüber Abweichungen von den eigenen Gewohnheiten
Diagnostik: Allgemeine Kriterien für Persönlichkeitsstörung (F60, ICD-10)
A:
Deutliche Unausgeglichenheit in Einstellungen und Verhalten in mehreren Funktionsbereichen (z.
B:
Affekt, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmen, Denken, zwischenmenschliche Beziehungen)
B:
Anhaltende nicht auf Episoden psychischer Krankheiten begrenztes Verhaltensmuster
C:
Tiefgreifend gestörtes, in vielen persönlichen und sozialen Situationen eindeutig unpassendes abnormes
Verhaltensmuster
D:
Beginn des Verhaltensmuster in Kindheit/Jugend und dauernde Manifestation des Verhaltensmuster im Erwachsenenalter
E:
Deutliches subjektives Leid (manchmal auch erst im späteren Verlauf) aufgrund des Verhaltensmuster
F:
Deutliche Einschränkung der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit aufgrund des Verhaltensmuster
G:
Keine Rückführbarkeit der Störung auf ausgeprägte Hirnschädigung, Hirnerkrankungen oder andere psychische
Störungen
Zwangsstörung: Differentialdiagnostik: Zwangsstörung (F42)
Psychische Störungen: Normale Zwänge Angststörungen – Generalisierte Angststörungen – Spezifische Phobien – Soziale Phobie Affektive Störungen – Depressive Störungen Somatisierungsstörungen – Hypochondrie – Köperdysmorphe Störung Essstörungen Schizophrenie und schizophrenieforme Störungen
Andere Störungen:
Störungen durch somatische Störung und/oder Medikamente/Drogen