06.03 Binge Eating Disorder Flashcards
1
Q
Störungsbild und Kennzeichen
A
- Wiederkehrende Essanfälle mit erlebtem Kontrollverlust
- Keine unangemessenen kompensatorischen Maßnahmen
- Wenig gezügeltes Essverhalten mit figur- oder gewichtskontrollierender Absicht
- Häufig in Verbindung mit Übergewicht und Adipositas, aber auch bei Normalgewichtigen
- Negatives Körperbild (Figur- und Gewichtssorgen)
- Sorgen um Essen: Angst vor Kontrollverlust, Schuldgefühle nach Essen
- ICD-10: „Nicht näher bezeichnete Essstörung“
2
Q
Abgrenzung BN und BES
A
- Erschwert, wenn Betroffene Gewichtszunahme mit Fasten entgegensteuert -> BN Non-Purging oder BES?
- Detaillierte Erfassung kompensatorischer Verhaltensweisen und Merkmalen gezügelten Essverhaltens wichtig (stärkere Ausprägung bei BN)
- > Einschätzung der Unangemessenheit
3
Q
Epidemiologie und Verlauf
A
- Prävalenzen:
- LP: 3-5%
- Frauen: ca. 60 %
- Sozioökonomischer Status: Meist gering - Zusätzliche Komorbiditäten:
- Medizinische Komplikationen:
• Diabetes mellitus Typ II
• Koronare Herzerkrankungen
• Hypertonie - Verlauf:
- Störungsbeginn meist 20-30 Jahre, Hauptrisikoalter Frühes Erwachsenenalter
- 50% Essanfälle ohne vorheriges Diäthalten
- Verlauf fluktuierend oder chronisch
- Bessere Chancen zur vollständigen Remission als BN
4
Q
Ätiologie
A
- Spezifische Risikofaktoren:
- Genetische Prädisposition von Essanfällen
- Figur- und gewichtsbezogene Kritik
- Adipositas in Kindheit - Teufelskreis der BES:
- Aufrechterhaltung der BES: Negatives Körperbild, moderate Zügelung des Essverhaltens, negative Stimmung
- Perfektionismus und Versuch Diät zu halten schwach
- Negatives Selbstwertgefühl (Perfektionismus) -> Negatives Körperbild -> (Versuch, Diät zu halten) -> Essanfall (bedingt durch: Negative Stimmung, Affektregulationsdefizite, Interpersonelle Probleme) -> Schuldgefühle -> Negatives Körperbild, usw.
5
Q
Therapie
A
- Kognitive Verhaltenstherapie:
Behandlung spez. Aufrechterhaltungsfaktoren
- Phase 1: Aufbau regelmäßiges, gesundes Essverhalten
- Phase 2: Umstrukturierung dysfunktionaler Gedanken
- Phase 3: Aufrechterhaltung des Gelernten, Rückfallprophylaxe - Interpersonelle Psychotherapie:
- Behandlung interpersoneller Probleme, in deren Kontext BES auftritt
- Techniken:
• Exploration
• Klärung
• Förderung von Affektausdruck - Dialektisch-behaviorale Therapie:
- Behandlung von Störungen der Affektregulation
- Ausbalancierung akzeptanz- und veränderungsfördernder Strategien - Adipositas-VT zur Gewichtsreduktion
- i.d.R. Anschluss an Essstörungsbehandlung
- Einsatz behavioraler Strategien (Self-Monitoring, Problemlösen) zur Reduktion der Energieaufnahme
- Gleichzeitige Erhöhung des Energieverbrauchs - Selbsthilfe-Programme
6
Q
Bewährung der Therapie
A
- Kognitive Verhaltenstherapie:
- KVT und KG: Verbesserung von
• Essanfallsymptomatik
• Assoziierter Essstörungs- + allg. Psychopathologie
- KVT und IPT:
• Kurz- und langfristig gleichermaßen wirksam
• Keine Wirksamkeitssteigerung durch erweiterte Therapieformate
• Adipöse Patienten: Langfristige Gewichtsstabilisierung - Psychopharmakologische Behandlung: Antidepressiva (z.B. SSRI)
- Effekte auf Reduktion von Essanfällen, Essstörungs- und allgemeine Psychopathologie
- Vergleichsweise weniger substantiell - Weitere Wirksamkeitsbelege für:
- Kognitiv-behaviorale Selbsthilfe-Gruppen
- Dialektisch-behaviorale PT (vielversprechende Erstbefunde)
- Adipositas-VT (bzgl. Gewichtsreduktion anderen kurzfristig überlegen)