05.05 Posttraumatische Belastungsstörung Flashcards

1
Q

Definition PTSD

A
  • Mögliche Folgereaktion auf ein traumatisches Ereignis

- Traumatisches Ereignis von Person selbst erlebt oder an fremden Personen beobachtet

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2
Q

Störungsbild

A
  • Gefühl der Hilflosigkeit und Erschütterung des Selbst- (verletzlich, schutzlos) und Weltverständnisses (gefährlich)
  • Charakteristischstes Symptom: Ungewolltes und lebendiges Wiedererleben von Aspekten des Traumas (Intrusionen: Bilder, Flashbacks, Alpträume)
  • Meidung traumaassoziierter Reize
  • Emotionale Taubheit und erhöhtes psychophysiologisches Erregungsniveau

Hauptmerkmale:

  • Wiedererleben des Traumas
  • Emotionale Abstumpfung
  • Erhöhte physiologische Erregung

Arten von Traumata:
- Typ-I-Traumen: Einmalig, kurzfristig
- Typ-II-Traumen: Mehrfach, langfristig
- Akzidentiell va. Interpersonell
• I + A: Verkehrsunfall, Kurze Naturkatastrophen
• II + A: Lange Natur- und technische Katastrophen
• I + I: Sexuelle Übergriffe, Körperliche Gewalt
• II + I: Missbrauch in Kindheit, Krieg, Geiselnahme, Folter, politische Haft

Traumagedächtnis:

  • Schlecht organisiert und elaboriert
  • Kontext- und Zeitperspektive fehlt teilweise -> Abspeicherung Fragmenten
  • Leichte Generalisierbarkeit auslösender Reize -> Priming
  • Störung des Traumagedächtnisses durch Dissoziation während Traumas ausgeprägter
  • Trauma sensorisch abgespeichert, aber nicht semantisch integriert -> Keine neuen Erinnerungen kommen hinzu, die bessere Erfahrung mit Reiz thematisieren
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3
Q

Klassifikation nach ICD-10

A

A. Betroffenen kurz-/langanhaltenden Ereignis außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das bei fast jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde

B. Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch
• Aufdringliche Nachhallerinnerungen
• Lebendige Erinnerungen
• Wiederholende Träume
• Innere Bedrängnis in Situationen, die Belastung ähneln oder in Zusammenhang stehen

C. Umstände, die Belastung ähneln oder im Zusammenhang werden gemieden (Verhalten nicht vor belastenden Erlebnis)

D. Entweder 1. oder 2.
1. Teilweise/vollständige Unfähigkeit, wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern
2. Anhaltende Symptome erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung (nicht vor Belastung) mit mind.
2 der Merkmale:
a) Ein- und Durchschlafstörungen
b) Reizbarkeit oder Wutausbrüche
c) Konzentrationsstörungen
d) Wachsamkeit
e) Erhöhte Schreckhaftigkeit

E. Kriterien B, C und D treten innerhalb 6 Monaten nach Belastungsereignis auf

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4
Q

Diagnostik

A
  1. Diagnosestellung:
    - Allgemeine klinische Interviews (SKID, DIPS)
    - Störrungsspezifische Interviews (CAPS)
    - Selbstbeurteilungsverfahren (IES-R, PTCI, PDS, PSS-SR, PSS-I)
  2. Differentialdiagnostische Abgrenzung:
    - Anpassungsstörungen
    - Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastungen
    - andere Angststörungen
    - Affektive Störungen
    - Akute Belastungsreaktion (F43.0): Vorrübergehende reaktion eines psychisch gesunden Menschen auf außergewöhnliche Belastungen (Symptome direkt nach Ereignis, zurückgehen nach Stunden/Tagen)
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5
Q

Epidemiologie

A
  1. Prävalenzen:
    - LP: 1-7%
    - LP Deutschland: Männer 5%, Frauen 10%
    - Prävalenz für PTSD, wenn Personen mit Trauma konfrontiert:
    • Irgendein Trauma: 25%
    • Physische Angriffe: 50%
    • Verkehrsunfall, schwere Organerkrankungen: 10%
  2. Komorbide Störungen: Sehr wahrscheinlich
    - Affektive Störungen
    - Angststörungen
    - Somatoforme Störungen
    - Substanzmissbrauch
    - 1/3: Risikokonstellation: Bestehende psychische Störung -> Vulnerabilität für traumatische Ereignisse erhöht
    - 2/3: Komorbide Störung als Reaktion auf Trauma
    - Zusammenhang frühkindlicher Traumatisierung und Borderline-Persönlichkeitsstörung
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6
Q

Verlauf

A
  • Nach Trauma PTSD in jedem Alter entwickelbar
  • Symptome meist direkt nach Trauma, 3-10% nach 6 Monaten oder später
  • Chronifizierungsprozess innerhalb 1. Jahres abgeschlossen
  • Mit Therapie Dauer 3 Jahre, ohne 5 Jahre

Chronifizierungsfaktoren:

  • Erneute Traumatisierung
  • Vermeidungsverhalten (!)
  • Mehr Hilfesuch-Verhalten
  • Somatoforme Störungen
  • Andere Angststörungen
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7
Q

Ätiologie

A
  1. Risikofaktoren:
    - Weibliches Geschlecht
    - Niedriger Bildungsstand und Intelligenz
    - Früher Beginn der Traumatisierung
    - Bedrohliche Typ-II-interpersonnelle Traumen
    - Anzahl zuvor erlebter Traumata
    - Fehlen sozialer Unterstützung
    - Eigene oder familiäre psychiatrische Vorgeschichte
    - Neurotizismus
  2. Biologische Komponenten:
    - Hippocampus-Volumenminderung (v.a. links) -> Folge einer Cortisol-Überstimulation? Aber Normalisierung des Volumens nach Normalisierung Cortisolspiegel
    - > Keine Volumenminderung NACH Trauma, eher Risiko wenn davor schon Volumenminderung
3. Multifaktorielles Rahmenmodell:
Auswirkungen auf Posttraumatischen Prozess:
- Ereignisfaktoren
- Risiko- und Schutzfaktoren
- Traumafolgen
  1. Behaviorale Perspektive: Furcht-Struktur-Modell (Foa&Kozak)
    - Erlebtes Trauma als Furchtstruktur im Gedächtnis gespeichert
    - Verhinderung der Aktivierung der Furchtstruktur und damit verbundenen Angstreaktion
    - > Vermeidung aller potenziell auslösenden Elemente
    - > Verhinderung korrigierender Erfahrungen
  2. Modell der kognitiven Bewertung (Janoff-Bulman)
    - Glaube an eigene Unverwundbarkeit zerstört
    - Keine Auffassung mehr, dass Welt verstehbar ist
    - Überzeugung, Selbst wertvoll weg
    - Annahme, keinem mehr vertrauen zu können
  3. Bildung ungünstiger Gedanken (Resick)
    a) Vergangenheitsbezogen:
    - Bsp.: Passiert, weil ich zu viel arbeite; hätte schneller reagieren müssen; usw.
    - Ziel: Aufrechterhaltung der “Just World Belief”
    - > Glaube an gerechte Welt, deshalb eigener Fehler (kognitive Dissonanz)
    b) Zukunftsbezogen:
    - Bsp.: Muss immer aufpassen, darf keinem Autofahrer trauen
    - Ziel: Verhinderung weiterer Traumata
  4. Kognitive Perspektive: Kognitiv-behaviorales Modell (Ehlers&Clark)
    - Vorbedingungen
    - Traumagedächtnis
    - Interpretationen des Traumas und seiner Konsequenzen
    - Auslöser
    - Eindruck der weiterbestehenden Bedrohung
    - Sicherheitsverhalten (kognitiv + behavioral)
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8
Q

Therapie:

Grundlagen

A
  • Sichere und geschützte Umgebung
  • Individuelles Störungsmodell eräutern
  • Beginn der Therapie: Psychoedukative Stabilisierungsphase wichtig -> Patient kann funktionalen Umgang mit Traumasymptomen erlernen
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9
Q

Therapie:

Kognitive Verhaltenstherapie

A
  1. Ziel:
    - Angsterfahrung erneut aktivieren und Habituation
    - Neubewertung und Bewältigung der Angst (Angstmanagement)
  2. Expositionsverfahren:
    a) In sensu:
    - Ziel: Auseinandersetzung mit internen, Angst auslösenden Reizen bis Habituation
    - Erstellung eines Drehbuchs/Autobiographie
    - Imaginatives Nacherleben
    b) In vivo:
    - Ziel: Konfrontation mit externen, Angst auslösenden Situationen bis Habituation
    - Vermiedene Situation mit Therapeut aufgesucht
    - Lernen, dass objektiv sichere Situation, die an Trauma erinnert keine Gefahr sind
  3. Angstmanagementtraining
  4. Stressimfpungstraining
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10
Q
Therapie:
Kognitive Therapie (Ehlers & Clark) und
A

Wichtig: Trennung von Erinnerung und Ereignis

  1. Verbesserung der Elaboration des Traumagedächtnisses und Diskriminierung auslösender Stimuli
    - Imaginatives Nacherleben
    - Details wieder erinnern und in Kontext stellen
    - Belastendstes identifizieren
    - Damals-vs-jetzt-Unterscheidung
  2. Veränderung exzessiver negativer Bewertungsprozesse
    a) zum Trauma
    b) zu PTSD-Symptomen
  3. Aufrechterhaltendes Verhalten/kognitive Strategien verändern; Auslöser identifizieren und bewältigen
  4. Das Leben zurückerobern (Stillstand nach Trauma beenden)
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11
Q

Therapie:

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) Shapiro

A
  • In Sensu-Exposition des Traumas
  • Kombiniert die Auseinandersetzung mit traumatischem Erlebnis mit rhythmischen Augenbewegungen
  • Verbesserte Verarbeitung des Traumas im Gehirn
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12
Q

Therapie:

Andere Kognitive Verfahren

A
  • Ziel: Identifikation und Modifikation dysfunktionaler Gedanken und Bewertungen bzgl. Traumas (Kognitive Umstrukturierung)
  • Übergeneralisierung von Gefahr: Korrektur überhöht eingeschätzter Auftretenswahrscheinlichkeiten von Gefahren
  • Häufig auftretende Schuld- und Schamgefühle durch die Diskussion verschiedener Ursachen für Ausgang des traumatischen Ereignisses bearbeitet
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13
Q

Therapie:

Pharmakotherapie

A
  • Nicht zur alleinigen Behandlung geeinigt
  • Verschiedene Psychopharmaka als zusätzliche Therapie bei PTSD kurzfristig wirksam -> Untersützung der Symptomkontrolle
    • Antidepressiva (SSRI)
    • MAO-Hemmer
    • Benzodiazepine
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14
Q

Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen

A
  • Bis zum Ende durchgeführte Behandlung: 67% der Patienten erfüllen nicht mehr Kriterien einer PTSD
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15
Q

Akute Belastungsstörung:

Frühe psychologische Interventionen

A
  1. Critical Incident Stress Debriefing (CISD):
    - Einführungsphase
    - Phase der Fakten
    - Phase der Gedanken
    - Phase der Emotionen (Betonung der Normalität)
    - Information über mögliche Reaktionen und Erlernen von Stress Management Techniken
    - Ritual (zum Abschluss der Ereignisse)
    - Zusammenfassung durch die Kursleiter und Abschluss
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