Wahrnehmungsbasierte Kartengestaltung Flashcards
Kartographische Kommunikationsmodelle
Robinson (1952) „The Look of Maps“
→ Karten erfüllen einen Zweck bzw. Funktion
→ Ziel ist es den Inhalt so zu wählen und zu kommunizieren, das er dem gewählten Zweck folgt
1960er erste kartographische Kommunikationsmodelle
→ …reflektieren die Bestrebungen Karten und deren Interpretation zu verbessern
1969 Koláčný: Kommunikation als vorrangige Funktion von Karten
Wie also kartographische Kommunikation?
→ Wissen um Kommunikationsfilter
→ Berücksichtigung des Vorwissens der Kartenlesenden
→ Berücksichtigung der kognitiven Ressourcen und Grenzen der Informationsverarbeitung
→ Anpassung der kartographischen Sprache und Designan NutzerInnen und Nutzungskontext
Eine gute Karte…
- ist akkurat und aktuell
- zeigt nur relevante Information
- verwendet eine angemessene Symbolisierung
- ist klar und lesbar
- kommuniziert ihren Inhalt
- ist für einen bestimmten Zweck gestaltet
Eine schlechte Karte…
• kann verwirren und zu falschen Entscheidungen führen
Was ist Korrektheit bzgl. Karten?
• Ortskorrektheit: Objekte befinden sich an der richtigen Stelle
• Vollständigkeit: alle erwarteten Objekte sind auf der Karte
• Konsistenz: ähnliche Merkmale werden gleich behandelt
Aber: Alle Karten enthalten zumindest folgende „Fehler“:
• Vereinfachung durch Generalisierung
• Vereinfachung durch Klassifizierung
• Verzerrung durch die Projektion
Genau diese „Fehler“ machen Karten aber häufig erst verwendbar!
Datenqualität
Eine Karte wird immer schlecht sein, wenn die Datenqualität schlecht ist
• Eine inakkurate, unvollständige oder veraltete Karte kann nicht mit gutem Design oder
technischen Effekten wett gemacht werden.
• Die Angabe der Datenquelle ist extrem wichtig!
◦ lizenzrechtlichen Gründen
◦ Nachvollziehbarkeit (Reproduzierbarkeit)
◦ Um Vertrauen in die Karte zu erhöhen
Grundlegende Regeln der Kartengestaltung
1. Perzeptivität … Erkennbarkeit der Inhalte
- Lesbarkeit muss gegeben sein
- Visueller Kontrast ausreichen
- Keine Konflikte/Überlagerungen
- Visuell inhaltliche Hierarchien
Führen zu den relevanten Inhalten
Ziel: Führen der Aufmerksamkeit zu relevanten Inhalten + um Muster zu identifizieren
Thematische Karten:
• Thematik hervorheben, Basiskarten im Hintergrund
• Zusatzinformationen: Thematische Signaturen; Titel, Legende; Orientierungselemente (N↑,
Koordinatengitter), Datenquelle, Kartenrahmen
Wahrnehmung
Sehen → Wahrnehmen
→ Tendenz zur Gestaltwahrnehmung in der Kartographie:
Vervollständigung von Elementen→ über Scheinkonturen (amodale Ergänzung)
Über das Auge verarbeiten wir Einzelreize, die über den Wahrnehmungsprozess Bedeutung / Gestalt annehmen.
→ Wahrnehmung beinhaltet die Tendenz aus Einzelelementen ganzheitliche Gestalten zu erzeugen:
Gestaltwahrnehmung
→ Wahrnehmung von Gestalt folgt bestimmten Prinzipien, die in der Kartographie eingesetzt werden können: Gestaltprinzipien
Wie wird aus Einzelelementen Gestalt?
1. Prinzip der Nähe
Elemente mit geringen Abständen zueinander werden als zusammengehörig (als Gruppe)
wahrgenommen
in der Kartographie:
• Räumliche Nähe von Objekten schafft Regionen auf Karten
• Großer Abstand zwischen Kartenelementen vermittelt inhaltliche Distanz
• Nähe erleichtert die in-Bezug-Setzung
• Zeitliche Nähe: Elemente, die zeitgleich auftreten, werden als zusammengehörig
wahrgenommen
• Multimedia Kartographie: zeitgleiches Auftreten von visuellen (+ akustischen Reizen) →
eine zusammenhörige Gruppe
- Prinzip der Ähnlichkeit
Einander ähnliche Elemente werden eher als zusammengehörig erlebt als einander unähnliche
Beispiele: Gruppierung/Diskrimination nach Farbe, Form, Größe oder Orientierung
- Prinzip der guten Gestalt (Einfachheit)
Wahrgenommen werden bevorzugt Gestalten mit einprägsamer und einfachen Struktur
in der Kartographie:
• Informationsüberlappung
• Bsp.: Einfacher 2 überlappende Rechtecke wahrzunehmen als Ein L-förmiges Element und
ein Rechteck
- Prinzip der guten Fortsetzung/Kontinuität
Linien werden so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg
in der Kartographie:
• Informationsebenen/-überlappung
• Perzeptuelle Fortführung der Linien ermöglicht die Unterscheidung von Netzen/Raster
versus Gebietsgrenzen
• Objekte im Vordergrund verdecken jene im Hintergrund→ visuelle Unterbrechung→
perzeptuell jedoch Fortführung der unterbrochenen Linien
- Prinzip des gemeinsamen Schicksals
Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Elemente werden als eine Einheit oder Gestalt wahrgenommen.
in der Kartographie:
• Zur Visualisierung von raum-zeitlichen Clustern
Beispiele:
◦ Dynamische Blasendiagramme
◦ Animation von Import/Export
◦ Animierte Windkarten
- Prinzip der Geschlossenheit
Tendenz aus Einzelelementen geschlossene Figuren wahrzunehmen
• Geschlossene Strukturen werden eher als Figur wahrgenommen, als offene
→ geschlossene Figur tritt stärker in den Vordergrund als offene (siehe Figur-Grund
Unterschied)
• Geschlossenheit kann durch tatsächlich vorhandene Linienzüge oder durch Scheinkonturen entstehen