Vorlesung 3 Grundlagen psychischer Störungen + Vulnerabilitätsmodell Flashcards

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Q

Definition Epidemiologie

A

• Wissenschaft von der Verteilung von gesundheitsbezogenen Phänomenen in der Bevölkerung

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2
Q

Ziel der Epidemiologie

A

Kenntnisse über die Prävalenz, Inzidenz, das Lebenszeitrisiko sowie die Risikofaktoren einer Störungsentwicklung zu erhalten

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3
Q

Deskriptive vs. Analytische Epidemiologie

A

Deskriptive Epidemiologie:
- Beschreibt die Verbreitung
- Erfassung der räumlichen und zeitlichen Verteilung
psychischer Störungen in einer bestimmten
Bevölkerungsgruppe

*Analytische Epidemiologie:
- Erörtert Zusammenhänge und überschneidet sich somit mit der Ätiologie
- erfasst Risikofaktoren und weitere Determinanten psychischer Störungen.
- Bsp.: Zu-/Abnahme von Störungen nach der Wende

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4
Q

Prävalenz

A

• Anteil der Personen in einer definierten Population, die das interessierende Symptommuster aufweisen
• Wie viele Fälle gibt es zu einer bestimmten Zeit?
• Kritisch zu betrachten ist die Erfassung der Prävalenzen: behördlich erfasst, bei Behandlung erfasste Fälle, usw. versus „wahre“ Prävalenz

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5
Q

Punktprävalenz, Perioden-Prävalenz, Inzidenz und Komorbidität

A

• Punktprävalenz: entspricht der Prävalenz an einem definierten Zeitpunkt
• Perioden-Prävalenz: Anteil der betroffenen Personen innerhalb eines bestimmten Zeitraums
• Inzidenz: Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums
• Komorbidität: gleichzeitige Diagnose mehrerer Erkrankungen innerhalb eines definierten Zeitraumes

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6
Q

Definition Risikofaktoren

A

• Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Störung erhöhen.

  • Variabler Risikofaktor:
    ändert sich von selbst oder ist experimentell beeinflussbar (Bsp.: Alter)
  • Fester Marker:
    Risikofaktor, der nicht verändert werden kann (Bsp.: Geschlecht)
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7
Q

Definition Schutzfaktoren

A

• Faktoren, die das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken, senken
• Auch „protektive Faktoren“ genannt

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8
Q

Medizinisches Krankheitsmodell

A

• basiert auf der Annahme einer bestimmten und erkennbaren (somatischen) Erkrankung für Beschwerden und Symptome
• Bedingungen für kausale Zusammenhänge
1. Die Ursache kovariiert mit der Wirkung
2. Die Ursache geht der Wirkung voraus
3. Der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung ist nicht durch den Einfluss weiterer Faktoren bedingt
• Kausalzusammenhang ist bei psychischen Störungen aber nicht (eindeutig) gegeben -> Modell greift zu kurz für psychische Störungen

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9
Q

Erklärungsmodelle psychischer Störungen

A

Multifaktoriell:
-Faktoren die für die Entstehung verantwortlich sind, sind nicht unbedingt die, die die Krankheit aufrecht erhalten
-aktuell aufrechterhaltende Faktoren nur soweit therapeutische Ansatzpunkte, wie sie auch mit therapeutischen Methoden verändert werden können

-Viele Faktoren tragen zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen bei:
 Biologische Faktoren
 Psychologische Faktoren
 Soziale Faktoren
-> Bio-psycho-sozial

->VSM basiert hier drauf

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10
Q

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell

A
  • multifaktorielles Krankheitsmodell
  • erklärt Entstehung von Krankheiten aus dem Zusammenwirken von biologischen Vulnerabilitäten und umweltbedingten Stressoren
  • unspezifische Belastungen (z.B. Stress) führen in Abhängigkeit von spezifischen Vulnerabilitäten bei verschiedenen Personen zu verschiedenen psychischen Störungen
  • Überschreitet das Produkt aus Dispositionen und Stressoren unter Berücksichtigung vorhandener Risiko- und Schutzfaktoren einen bestimmten Schwellenwert, kommt es zur Symptombildung
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11
Q

Vulnerabilitäten Biologische Faktoren

A

• Genetische Prädisposition:
 genetische Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen
 Entwicklung psychischer Störungen nicht ausschließlich auf genetische Faktoren zurückgeführt werden

•Prä- und Perinatale Schädigungen:
 Bsp.: toxische Effekte schädlicher Substanzen (z.B. Alkohol) während der Schwangerschaft

• Geschlecht:
 Bsp.: Bei Kindern und alten Menschen gilt das männliche Geschlecht als Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen, in anderen Altersgruppen das weibliche Geschlecht

• Alter:
 Einige Störungen weisen eine zweigipfelige
Verteilung auf (Bsp.: bipolare affektive Störungen haben zu Beginn der zweiten Lebenshälfte noch einmal einen Anstieg der Erstmanifestationsrate)
 Andere „wachsen sich eher aus“(Bsp.: Borderline PS und Opiatabhängigkeit)

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12
Q

Vulnerabilitäten Psychologische Faktoren

A

•Persönlichkeit:
Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen sind:
- Hoher Neurotizismus bzw. Trait-Ängstlichkeit
- Introversion
- Sensation/Novelty-Seeking (speziell für
Substanzmissbrauch)
- geringes Selbstwertgefühl und
- Die Tendenz, aversive innere Erfahrungen zu vermeiden,
Angstreduktion durch Alkoholkonsum)

•Komorbidität und vorangegangene Störungen:
-Störungen sind Risikofaktoren für das Ausbilden
weiterer psychischer Störungen
-Die erfolgreiche Bewältigung einer psychischen Störung kann aber auch ein Schutzfaktor sein(Zuwachs an Bewältigungszuversicht und Kompetenzerwerb bei der Bewältigung)

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13
Q

Vulnerabilitäten Soziale Faktoren

A

Kultur:
- Kulturelle Unterschiede
- Unterschiede in den Prävalenzen im Kulturvergleich können aber auch auf die unterschiedlichen Erhebungsmethoden zurückzuführen sein

Sozioökonomischer Status:
- Sozioökonomischer Status setzt sich zusammen aus
 Sozialem Status (u.a. höchster Schulabschluss)
 Ökonomischem Status (u.a. Einkommen)
 Beruflichem Status (u.a. Ausbildung und aktuelle
Beschäftigung)
- Ein niedriger sozioökonomischen Status ist ein Risikofaktor
für die Entwicklung einer psychischen Störung

Elterliches Erziehungs- und Bindungsverhalten:
- Frühe Bindungserfahrungen eines Kindes sind maßgeblich für die Erwartungen, Haltungen und Gefühle gegenüber sich selbst und anderen
- Stabile Beziehungen (durch fürsorgliches und liebevolles
Bindungsverhalten) gelten als Schutzfaktor

Einfluss von Gleichaltrigen:
-Peers können „schlechte Vorbilder“ sein und Störungsverhalten (Drogenkonsum, übertriebene Diäten, etc.) attraktiv erscheinen lassen  Risikofaktor

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14
Q

Auslöser / Exposition VSM

A

Kritische Lebensereignisse:
- Auch „Life-Event-Ansatz“ genannt

Daily Hassels:
- Kumulation von kleinen Ärgernissen im Alltag (Streit mit dem Nachbarn, Stau, Auto springt nicht an, etc.)
- Besserer Prädiktor als Life-Event-Ansatz

Interpersonale Verletzungen, Verluste und Konflikte:

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15
Q

Modifizierende Variablen VSM Coping

A

Coping:
-dass eine Belastung zu einer psychischen Störung führt hängt von der Fähigkeit des Betroffenen, damit umzugehen ab

Transaktionales Stress-Modell:
 Primäre Bewertung: Bewertung der Situation
 Sekundäre Bewertung: Bewertung der Bewältigbarkeit mit den eigenen Ressourcen -> Stress

  • Problemorientiertes Coping: Situation selbst ändern
  • Emotionsorientiertes Coping: Bezug zur Situation ändern

-Neubewertung

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16
Q

Modifizierende Variablen VSM

A

Problemlösekompetenzen

Motivationale Kompetenzen
- Disengagement from incentives: Loslösen von vormals relevanten
Anreizen

Emotionale Kompetenzen:
- mit negativen Gefühlen konstruktiv umzugehen, die durch die Situation
ausgelöst werden

Soziale Kompetenzen und soziale Unterstützung

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Q

Aufrechterhaltende Faktoren VSM

A

Rückkopplungsprozesse innerhalb der Störung:
- Bsp.: Die dysphorische Stimmung bei Depression führt zu Passivität, wodurch die Wahrscheinlichkeit, angenehme Erfahrungen zu machen, reduziert wird und es an Ablenkungsmöglichkeiten von negativen Gedanken fehlt, was sich dann wieder auf die negative Stimmung auswirkt
- Teufelskreis

Operante (verstärkende) Faktoren:
- Positive Folgen eines Störungsverlaufs
- Bsp.: Empathische Unterstützung und Zuwendung durch das Umfeld, Entlastung dadurch, dass einem Aufgaben abgenommen werden, etc.

Belastende Folgen der Störung:
- Reduzierte Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit
- Ggf. Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Probleme

Verfügbarkeit therapeutischer Angebote:
- Für die Mehrheit der psychischen Störungen liegen relativ effektive therapeutische Angebote vor
- Die Verfügbarkeit der Angebote ist jedoch noch nicht ausreichend gewährleistet
 Informationsdefizite
 Stigmatisierungsängste
 Vorbehalte gegenüber psychotherapeutischen Behandlungen