Vorlesung 1 Flashcards
Definition „Klinische Psychologie“
„Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten in der Forschung, der Diagnostik und Therapie beschäftigt.“
Zugehörige Bereiche der Klinischen Psych
• Der Ätiologie und Bedingungsanalyse • Der Klassifikation und Diagnostik • Der Prävention, Psychotherapie und Rehabilitation • Der Epidemiologie, Gesundheitsförderung und Evaluation
Sind „Psychische Störung“ definierbar?
- nicht eindeutig definiert
- vielmehr sinnvolle und nützliche Konstrukte, die dem aktuellen Forschungsstand entsprechen
- Klassifikationssysteme können sich ändern, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse verfügbar werden
Eine weitere Definition „Psychische Störung“
„…Beeinträchtigungen der normalen Funktionsfähigkeit des menschlichen Erlebens und Verhaltens, die sich in emotionalen, kognitiven, behavioralen, interpersonalen und/oder körperlichen Beeinträchtigungen äußern und von der betreffenden Person nicht oder nur begrenzt beeinflussbar sind.“
(Bastine, 1998)
Der Störungsbegriff
Relevante Kriterien und Normvorstellungen
Abweichungen von: • Statistische Norm • Soziale Norm • Subjektive Norm • Idealnorm • Funktionalen Norm
Abweichung von der sozialen Norm
− Gesellschaftlich festgelegte Normen
− Variieren mit gesellschaftlichen Entwicklungen und
Strukturen und mit dem Zeitgeist
− Gestörtes Verhalten ist jenes, welches die aktuell
vorherrschenden Regeln verletzt
− Ob Störung oder nicht hängt von gesell. Toleranz
ggü. der Abweichung ab
− Bsp.:Alkoholsucht,Esssucht,Arbeitssucht,
Umgangsformen; Kleidervorschriften; „Gesetz“,…
Abweichung von der statistischen Norm
− Methodischer Zugang
− Betrifft Häufigkeit eines Verhaltens oder Erlebens
− Abweichung = Sehr hohe bzw. häufige oder sehr
niedrige bzw. geringe Ausprägung eines Merkmals
− nicht zwangsläufig ein Störungshinweis
− Psychische Störungen besitzen häufig das Merkmal
einer statistische Abweichung
− Bsp.: Alkoholkonsum; IQ; Körpergröße und
-gewicht; Reaktionsgeschwindigkeit,…
Abweichungen von der subjektiven Norm
− Abweichung vom bisherigen individuellen
Empfinden d.h. dem typischen Befinden oder
Erleben einer Person
− Veränderungen in gewohnter Lebensführung
(Verhalten, Erleben, Bewertungen)
− Dauer ist relevant für Einschätzung als Störung
(Kurzzeitige oder langfristige Unfähigkeit, den
Alltagsanforderungen gerecht zu werden)
− Bsp.: „trauriger als sonst“
Abweichung von einer Idealnorm
− „allgemeingültig postulierter Zustand der
Vollkommenheit, der i.d.R. real nicht existiert“
− Idealbild der „vollständig gesunden und voll
funktionsfähigen Person“
Abweichungen von der funktionalen Norm
− kann jmd. die ihm zugetragenen Funktionen
erfüllen?
− Versagt ein Organ, besteht eine Dysfunktion im
Gehirn?
− Bsp.: Arbeiten gehen, Soziale Beziehungen
genießen, Lesen & Schreiben
Gemeinsame Merkmale der meisten Definitionen 4 Punkte
• Abweichung − Unterschiedliche Normen • Leidensdruck − Erkrankte/r selbst oder das Umfeld − Muss nicht gegeben sein • Beeinträchtigung − Einschränkende Faktoren − Arbeit nicht wahrnehmen können − Nicht zur Familie im Ausland fliegen können • Gefährdung − Selbst- und Fremdgefährdung − Bedrohte soziale Existenz
Definition „Gesundheit“
„Der Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und explizit nicht nur die Absenz von Krankheit und Gebrechen.“
(WHO, 1946)
Wie viele Menschen erfüllen diesen Zustand von Gesundheit und führt diese Definition nicht zu einem inflationären Gebrauch des Krankheitsbegriffes?